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Tektonik des Warsteiner Sattels und seiner Umgebung

Der Warsteiner Sattel liegt in etwa in der nordöstlichen Verlängerung des Remscheid -Altenaer Sattels, ohne daß sich in den dazwischenliegenden Arnsberger Schichten deutliche Beziehungen zwischen beiden Antiklinen zu erkennen gäben.

Seine tektonische Prägung erhielt der Warsteiner Sattel während der asturischen Orogenese im Oberkarbon. Die Gesteine wurden geschiefert, geklüftet, gefaltet, geschuppt, zerbrochen und verschoben.

Die Schichten streichen fast West - Ost (80° bis 100°), das Streichen der parallel zur Achsenebene der Falten orientierten Schieferung schwankt zwischen 60° und 110°. Der Faltenbau ist durch lange, ziemlich flache Südflügel und kurze steile, zum Teil auch überkippte oder unterdrückte Nordflügel gekennzeichnet. Die kleineren Falten sind meistens nordwestver-gent, jedoch sind auch mehrere gewölbeartige Aufbiegungen ohne erkennbare Vergenz erschlossen (einige Sättel im nördlichen Massenkalkzug; Sättel in den Steinbrüchen Kattensie-pen und Eulenspiegel, Abb. 4). Die Gestalt der Falten ist also recht unterschiedlich. Sie hängt nicht allein von der Anzahl und Mächtigkeit der am jeweiligen Aufschluß beteiligten faltungskompetenten (Sandsteine, Lydite, Quarzite, Kalksteine) und inkompetenten Bänke (Tonsteine, zum Teil Schiuffsteine) ab, sondern bei den größeren Gewölben auch von der präorogenen Vorgeschichte (frühe synsedimentäre schwellenartige Vorzeichnungen). Über-kippte Lagerung trifft man vor allem in den oberdevonischen Kramenzelkalksteinen, den Kieselschiefern und den Oberen Arnsberger Schichten an. Die Amplitudenweiten der hier auftretenden Spezialfällen schwanken vom Zentimeter- bis Dekameterbereich.

Querstörungen, streichende Auf- und Abschiebungen unterbrechen und überprägen den Faltenverlauf. Die Querstörungen entsprechen der im Warsteiner Gebiet vorherrschenden Hauptkluftrichtung (160° bis 180°). Sie sind jünger als die streichenden Störungen, da sie diese in Teiläste zerlegen.

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Abb. 4. Aufgelassener Steinbruch Eulenspiegel (R 61 370, H 04 120). Weitgespannter Sattel in Kalk-knotenschiefern und Knollenkalksteinen des Oberdevons mit dem in Aufschlußmitte durch eine deutliche Fuge erkennbaren annulata - Horizont (vgl. CLAUSEN & LEUTERiTZ 1979: 261, Aufschluss 18).

Der aus Massenkalk bestehende Kern des Warsteiner Sattels tritt in zwei Zügen, einem schmäleren nördlichen und einem breiten, durch Querstörungen, Überschiebungen und Faltungen mannigfach veränderten südlichen Zug zutage.

Der nördliche Kalksteinzug reicht von der alten Warsteiner Stadtkirche, wo er nach Westen axial unter Flinzschichten abtaucht, bis zur Lörmecke im Osten, wo er an einer Querstörung unvermittelt abbricht. Er ist ca. 3,6 km lang und spaltet östlich des aufgelassenen Steinbruches Risse an der Warsteiner Hauptstraße in zwei Teilzüge auf.

Hiervon stellt der nördliche kleinere, ca. 500 m lange Teilzug, einen Spezialsattel dar. Er endet im Osten an einer Querstörung am westlichen Ortseingang Suttrop. An seiner nördlichen Stirn grenzt er mit einer streichenden Aufschiebung an Flinzschichten; fast der gesamte Nordflügel ist nicht oder nur teilweise erhalten, da an der erwähnten streichenden Störung Schichtenunterdrückungen stattfanden. Dagegen weist der südliche Teilzug (mit Ausnahme des östlichen Abschnittes im Forst Körtlinghausen, welcher an der Nordflanke gestört ist) eine bereichsweise spezialgefaltete, sonst weit gespannte Sattelwölbung mit gut ausgebildetem Nord-und Südflügel auf. Der Nordflügel fällt steil nach Norden ein, ist stellenweise auch überkippt.

Eine aus Flinzschichten, Tentaculitenschiefern und zum Teil auch Kalkknollenschiefern aufgebaute, morphologisch gut in Erscheinung tretende Mulde trennt den nördlichen Kalkstein-zug vom südlichen. Die Mulde erhält hiermit den Namen Suttroper Mulde.

Der südliche Kalksteinzug zieht von seinen westlichen Ausläufern, die bis zur Bilstein-Höhle auf Blatt Hirschberg reichen, über eine Strecke von ca. 8,5 km bis zum östlichen

Glenne-C.-D. CLAUSEN, K. LEUTERITZ: Übersicht über die Geologie des Warsteiner Sattels 17 Ufer östlich Kallenhardt. Fast seine ganze Nordstirn ist auf die Suttroper Mulde überschoben, die dadurch ein geologisch asymmetrisches Bild erhält (Verlust fast der gesamten südlichen Muldenflanke). 200 m südlich folgt eine zweite Überschiebung. Der zwischen beiden Überschie-bungen befindliche Massenkalk ist zu einem nordvergenten Sattel zusammengepreßt (MUCHOW 1965 a: 41). An diesen Massenkalksattel schließt sich noch südwärts eine schmale aus Flinzschichten aufgebaute Doppelmulde an, welche an der südlicheren Überschiebung wiederum von Massenkalk überfahren wird. Die Uberschiebungsbahn liegt in etwa parallel zur Faltenachsenebene der Flinzmulde (Abb. 5). Dann folgt weiter nach Süden wieder Massenkalk mit einer Ausstrichbreite von 1200 m. Der Kalkstein fällt jedoch nicht einsinnig nach Südosten ein; der bemerkenswert breite Ausstrich kommt vielmehr durch Faltung und Schichtenrepetitio-nen infolge Schuppung zustande. Die Nordflügel sind reduziert, ausgequetscht oder überscho-ben, daher überwiegt das Südfallen.

Die Kalksteine sind allenthalben stark geklüftet, eng geschiefert und erstaunlich gut gefaltet, oft im Meterrhythmus. Eine gut ausgeprägte Kleinfaltung ist an den Klippen des dreizackigen Bilstein-Felsens oberhalb der Tropfsteinhöhle zu sehen (vgl. RICHTER-BERN-BURG 1953: 95, Abb. 2, Taf. 4). Entlang den Schieferungsebenen haben sich Kalkspat und vor allem Tonpartikel rekristallisiert und bilden millimeterdünne, sich vom graublauen Kalkstein deutlich abhebende Leistchen. Sie täuschen eine Schichtung vor. Die Bioklasten sind in die

Abb. 5. Zugang zum Hauptbruch der Firma Hartsteinwerke F. Köster (R 56 600, H 01 020). Eine in Massenkalk eingemuldete Abfolge von Flinzschichten (dünngebankte plattige bituminöse Kalksteine mit zwischengeschalteten Schwarzschiefern) ist innerhalb des Zuganges etwas spitzwinklig zum Streichen angefahren. Der südliche Muldenschenkel ist überkippt und von Massenkalk überschoben, wobei die Überschiebungsbahn in etwa parallel zur Faltenachsenebene der Spitzmulde liegt. Die Muldenachse streicht ca. 85° und fällt mit 10° nach Ostnordosten ein [vgl. auch Titelbild des Bandes und S. 46, sowie CLAUSEN &

LEUTERITZ 1979: 259, Bl. 4516; Aufschluss 3].

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Abb. 6. Aufgelassener Massenkalk-Steinbruch Risse an der Warsteiner Hauptstraße, südliche Sattelflanke, Ostwand, mittlere Sohle (R 55 450, H 01 720). Massenkalk, Schwelm-Fazies. - In die Schieferungsfläche eingelenkte und bis auf ca. 25 cm Länge schnurartig ausgezogene Stringocephalen. Nicht-orientierter Block.

Abgebildeter Maßstab = 17 cm.

Schieferungsebene eingeregelt und ausgelängt. Besonders deutlich ist dies an den verspäteten Querschnitten von Stringocephalen zu sehen, die bis zum Zehnfachen ihrer ursprünglichen Länge in der Schieferungsebene schnurartig ausgezogen sind (Abb. 6, 7: RICHTER-BERN-BURG 1953: 97, Taf. 5; MUCHOW 1965 a: 43-44, Abb. 3).

Die oberdevonischen Schichten, welche den Nordflügel des Warsteiner Sattels aufbauen, sind stark spezialgefaltet, was sich an den Ausstrichverbreiterungen mancher Einheiten und ihrem umlaufenden Streichen deutlich zu erkennen gibt. Der Nordflügel sinkt erst nach wiederholten Aufsattelungen unter karbonische Schichten ab, besitzt also einen generell nordwärts abtauchenden Faltenspiegel (vgl. STASCHEN 1968: 79). Streichende Aufschiebun-gen mit Fortfall oder Reduktion der nächst jüngeren Sedimente beherrschen das Bild. So ist zwischen dem Romecke-Tal und dem Kuckucks-Berg nördlich Suttrop das schmale Band oberdevonischer Cephalopodenkalke durch die Überschiebung von zur Nehden-Stufe gehören-den Gesteinen weitgehend unterdrückt. Auch die Kieselschiefer haben beiderseits des Wester-bach-Tales die Kieseligen Ubergangsschichten überfahren. Zahlreiche Querstörungen zer-schneiden diese streichenden Aufschiebungen.

Das Westende des Warsteiner Sattels ist im Gelände durch ein normales umlaufendes Streichen, welches sich im Landschaftsbild plastisch durch den Nord-Süd verlaufenden Querriegel der Kahlenbergs-Köpfe zu erkennen gibt, mit relativ ungestörtem Bau gekennzeich-net. Der Bereich umlaufenden Streichens ist in mehrere Einzelfalten aufgelöst, welche vorzugsweise an West —Ost, sonst Nordwest — Südost gerichteten, quer bis spitzwinklig die

C.-D. CLAUSEN, K. LEUTERITZ: Übersicht über die Geologie des Warsteiner Sattels 19 Gesteinsfolgen (oberdevonische Kalkknollenschiefer bis Kieselschiefer) durchsetzenden Stö-rungen zerteilt, verschoben und unterdrückt sind. Die Deltaachsen fallen entsprechend dem generellen Achsenabtauchen mit 9° bis 12° nach Westen bis Südwesten ein (Abb. 8).

Ähnlich wie hier vollzieht sich westlich Hirschberg an mehreren Nord —Süd aufgereihten Einzelfalten der Übergang der Unteren in die Oberen Arnsberger Schichten. Wegen der beiden sich petrographisch einander angleichenden Schichtenfolgen und der mäßigen Aufschlußver-hältnisse lassen sich hier jedoch nicht wie im Bereich der Kahlenbergs-Köpfe einige die Faltenformen überprägende und verändernde Störungen ausscheiden.

Die Anhöhe, auf welcher die Ortschaft Hirschberg liegt, besteht vorwiegend aus Oberen Arnsberger Schichten und stellt eine gegenüber den weicheren Unteren Arnsberger Schichten und Kulm-Tonschiefern morphologisch herauspräparierte Mulde dar. Sie hebt ostwärts nicht normal aus, sondern grenzt mittels einer quer die Schichten durchsetzenden Störung an Kulm-Tonschiefer. Die Mulde ist in sich spezialgefaltet, wie ein vom Ortsteil „In der Bache" bis zur Hirschberger Kirche sich erstreckender, aus Unteren Arnsberger Schichten bestehender Sattel deutlich ergibt.

Die am Ostrand des Warsteiner Sattels anstehenden Schichten umfassen Ablagerungen von der Givet-Stufe bis zum Unterkarbon II. Das älteste hier ausstreichende Gestein ist der Massenkalk, der südlich und östlich bei Kallenhardt von Flinzschichten, Tentaculitenschiefern, der Schlagwasser-Brekzie, oberdevonischen Cephalopodenkalken und unterkarbonischen Gesteinen überlagert wird.

Die Faltenachsen der tektonisch deformierten Gesteine tauchen hier nach Osten bis Ostnordosten ab.

Besonders eindrucksvoll ist das Abtauchen der Kernschichten des Warsteiner Sattels am Campingplatz von Kallenhardt aufgeschlossen (vgl. CLAUSEN & LEUTERITZ 1979: 262, Bl.

4516: Aufschluss 23). Dort wird dickbankiger Massenkalk von oberdevonischem Cephalopo-denkalk, der Schlagwasser-Brekzie, unterkarbonischen Kieselschiefern, Ton- und Schiuffsteinen sowie Arnsberger Schichten überlagert.

Weiter nördlich von hier (zwischen Kallenhardt und Eulenspiegel) streichen die oberde-vonischen und unterkarbonischen Schichten ohne größere vertikale und horizontale Verwürfe bis zum Kruhberg (vgl. CLAUSEN & LEUTERITZ 1979: 261, Bl. 4516: Aufschluss 19) und werden dort ebenfalls von Arnsberger Schichten überlagert.

Auf Übersichtskarten und in der Literatur ist oft davon berichtet worden, daß der Warsteiner Massenkalk-Sattel entlang einer Störung gegen Arnsberger Schichten im Osten angrenzt.

Diese Störung, auch Altenbiirener Störung genannt, ist außerhalb von Blatt 4516 Warstein schon synsedimentär vom Unteren Mitteldevon bis zum Karbon als Faziesscheide bekannt.

Nach PAECKELMANN (1926, 1934) entstand die Altenbürener Störung durch eine prädiaba-sische Faltung, wobei ihre endgültige Ausgestaltung als Blattverschiebung während der variscischen Hauptfaltung geschah.

Andere Autoren (PILGER 1953, KREBS 1968) deuteten die Altenbürener Störung als Lineament, das heißt als Grenze zwischen zwei Schollen, die epirogene Bewegungen gegenein-ander ausführten (vgl. S. 22).

Nach dem bisherigen Stand der geologischen Landesaufnahme konnte eine Störung im Sinne einer Blattverschiebung nicht nachgewiesen werden. Das bedeutet, daß auf der Übersichtskarte (Karte in der Anlage) eine Störung am Ostrand des Warsteiner Sattels entfällt.

20 C.-D. CLAUSEN, K. LEUTERITZ: Übersicht über die Geologie des Warsteiner Sattels Der Südrand des Warsteiner Sattels grenzt abschnittsweise mit streichenden Störungen an die Arnsberger Schichten (vgl. S. 10). Eine Übersicht über die bisherigen Auffassungen (Aufschiebung oder Abschiebung, Größe des Versatzes, ungestörte Abfolge oder Lücken) befinden sich bei UFFENORDE (1976: 94-97). UFFENORDE selber lehnte, sich auf eine inzwischen revidierte Umdatierung von Massenkalkanteilen in das Unterkarbon II stützend, eine Längsstörung, sei es Aufschiebung oder Abschiebung, generell ab (1976: 95-97, Abb. 5, 4).

Dem kann insofern beigepflichtet werden, als daß sich die Annahme einer streichenden Störung entlang des gesamten Südrandes heute nicht mehr aufrechterhalten läßt. An zu vielen Stellen ist hier der normale stratigraphische Verband nachweisbar. Es ist aber auch falsch, eine Südrandstörung vollständig zu negieren. Denn es sind mehrere Bereiche vorhanden, wo Schichtenunterdrückungen stattgefunden haben und zum Teil Massenkalk und Obere Arnsber-ger Schichten direkt nebeneinander liegen (vgl. S. 10). Die Bohrung Warstein 1 des GLA NW sowie einige weitere, von der Brauerei Warstein abgeteufte Bohrungen haben ergeben, daß Massenkalk an der Störungslinie von Arnsberger Schichten überlagert wird.

Die südliche Warsteiner Carbonatplattform ist durch zahlreiche Querstörungen in mehrere Schollen aufgegliedert. Bei der Heraushebung des gesamten Warsteiner Sattels kam es bei einigen Schollen zu einer tektonischen Gleitung zwischen Carbonat- und Silikatfazies mit Unterdrückung und Ausquetschung des geringmächtigen Oberdevons und Unterkarbons. Das ist vor allem am westlichen Südrand des Warsteiner Sattels der Fall. Weitere tektonische

Abb. 7. Aufgelassener Massenkalk-Steinbruch Risse an der Warsteiner Hauptstraße, südliche Sattelflanke, Ostwand, mittlere Sohle (R 55 450, H Ol 720). Massenkalk, Schwelm-Fazies. - In die Schieferungsfläche eingelenkte und länglich ausgezogene Stringocephalen. Schichtung 45°, Schieferung 70° nach Südosten einfallend. Abgebildeter Maßstab = 17 cm.

C.-D. CLAUSEN, K. LEUTERITZ: Übersicht über die Geologie des Warsteiner Sattels 21 Indizien für die Existenz von Randstörungen sind bei CLAUSEN et al. (in Vorb.) aufgeführt.

Der Versatz war nicht allzu groß und erreicht keinesfalls die bei HOYER et al. (1974: Taf. 1) angegebenen Ausmaße.

Das Areal der Arnsberger Schichten südlich des Warsteiner Sattels gehört dem Nordflügel der Nuttlarer Hauptmulde an. Die Schichten sind zwar, wie neu geschaffene Aufschlüsse erkennen lassen, spezialgefaltet (Abb. 9), jedoch herrscht nach Südosten gerichtetes Einfallen vor.

Eine aus Arnsberger Schichten bestehende Mulde trennt den Warsteiner vom Belecker Sattel. Auch hier sind die Schichten intensiv spezialgefaltet mit zum Teil überkippter Lagerung.

Von der Drewerheide, nördlich der Mohne, reicht quer durch diese Mulde über Bohnenburg und StillenbergsKopf hinweg bis zum Warsteiner Landeskrankenhaus eine D e l t a a c h s e n -k u l m i n a t i o n . Westlich der Kulminationslinie fallen die Deltaachsen entsprechend dem generellen Achsenabtauchen zwischen 2° und 20° nach Westen ein, östlich dieser Linie mit ähnlichen Werten nach Osten.

Die Antiklinalstruktur des Belecker Sattels ist besonders schön an der hinteren Westwand des westlichen Provinzialsteinbruches Drewer sichtbar. Am Nordflügel fallen die Schichten nach Norden ein, am Südflügel sind an einer steil südfallenden Abschiebung Kieselkalke und Kieselschiefer des cu II y/6 gegen oberdevonische Knollenkalke versetzt. Diese Abschiebung zieht sich an der gesamten Südwand des westlichen Bruches entlang und lenkt vom Scheitelbe-reich der Falte (Bruch Drewer West) auf den südlichen Sattelschenkel über (Bruch Drewer Ost;

vgl. STASCHEN 1968: 72, 84).

Die unterkarbonischen Gesteine bilden in beiden Brüchen einen weitgespannten Sattel, unter dem die oberdevonischen Sedimente mit zum Teil starker Verfaltung und mit diskordant abgeschnittenen Faltenköpfen auftreten. Am Badehaus der Kaiser-Heinrich-Quelle stoßen steil aufgerichtete Schichten der Adorf-Stufe diskordant an flachlagerndes Unterkarbon (H.

SCHMIDT 1922: 310-311, Abb. 3; PAECKELMANN & RICHTER 1938: 267-268, Abb. 3).

Somit sind zwei tektonische „Stockwerke" ausgebildet (STRUCKMEIER 1974: 45). Das Streichen der oberdevonischen Falten pendelt zwischen 20° und 140°, während die unterkarbo-nischen Achsen nur wenig streuen (70°-90°; vgl. STRUCKMEIER 1974: 35-36). Im östlichen Steinbruch Drewer treten vor allem an der Nord- und Nordostwand in oberdevonischen Knollenkalken Kleinfalten mit relativ steilen Schenkeln und zum Teil überkippter Lagerung auf.

Vormalige Bearbeiter gaben den Falten eine tektonische Deutung und sahen in ihnen Zeugen einer frühen Gebirgsbildung (marsische Phase der bretonischen Faltung an der Wende Devon/

Karbon; Näheres hierzu vgl. CLAUSEN et al. 1979). Heute erklärt man die Falten als intraformationale, synsedimentär angelegte Rutschfalten. Nach STRUCKMEIER (1974: 46) glitten auf den Flanken der aufgewölbten Belecker Struktur während des Oberdevons Sedimentstapel unter Bildung subaquatischer Rutschfalten ab. Auch an der Südwestflanke des Warsteiner Sattels bei der Lokalität „am Alten Schießstand" gibt es solche Rutschfalten (vgl.

CLAUSEN et al. 1979).