Stratigraphie, Fazies und Paläogeographie der „Mittel'-Kreide zwischen Ruthen und Erwitte
4. Fazies und Paläogeographie
Die Grünsand-Fazies des Alb (Rüthener Grünsand) zeigt in ihrer Mächtigkeits-Entwick-lung einen einheitlichen Trend von 0 m in Drewer (Abb. 5) bis zur Bohrung „Eilern-Friedrichsgrund" zwischen Fürstenberg und Blankenrode auf ca. 17 m. Auffallend ist in diesem Zusammenhang die Mächtigkeit des mittel- bis fraglich ober-albischen Gault-Sandsteins des südlichen Egge-Gebirges, die sich mit annähernd 40 m an die Mächtigkeits-Zunahme des Rüthener Grünsandes anschließt (Abb. 5). Da gerade auch im südlichen Verbreitungsgebiet des Gault-Sandsteins stellenweise grünsandige Einschaltungen vorkommen (z.B. „Altenbekener
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M.-E. SEIBERTZ: Stratigraphie, Fazies und Paläogeographie der „Mittel"-Kreide 9 1
Ausstrich des Rüthener Grünsandsteins . . Ausstrich des glaukonitischen Mergels ^ J Isopache, Grünsandstein vorhanden
Isopache, Grünsandstein abgetragen Südrand des Gault-Sandsteins nach STILLE
Südrand des Rüthener Grünsandsteins * • • • • .
Abb. 5. Ausstrich und Isopachen des Rüthener Grünsandes. Verändert und zusammengestellt nach SPEETZEN, EL-ARNAUTI & KAEVER (1974), HEITFELD (1957) und STILLE (1909); (aus VOIGT &
SEIBERTZ 1978).
Grünsand" des Ober-Alb, STILLE 1909), sind engere Beziehungen zwischen beiden Sandstein-Körpern wahrscheinlich.
Der Verlauf der Grünsand-Isopachen in Abb. 5 zeigt, daß wir uns hier am S-Rand einer Bucht befinden, die zur Alb-Zeit bis Warstein reichte (vgl. auch Beitrag CLAUSEN 1979) und die sich zwischen Brilon und Marsberg nach S öffnete. Hier muß also auch südlich Marsberg -vermutlich schon prä-albisch vorgeprägt - ebenfalls eine Bucht bestanden haben, die sich dann durch Cenoman und Turon erhalten und erweitert hat (vgl. SEIBERTZ 1977 : Abb.14 und 1978 a : Abb. 2).
Zur Wende Alb/Cenoman war die flache „Warsteiner Bucht" („Egge-Bucht" bei SPEETZEN 1970) weitgehend zusedimentiert und es ist anzunehmen, daß die tieferen Teile des Unter-Cenoman gar nicht erst abgelagert wurden.
Während des höheren Unter-Cenoman kam es zu einem stärkeren Senkungs-Vorgang des paläozoischen Untergrundes, wodurch das Cenoman-Meer transgredierte (Phosphorit-Knollen-lage, Abb. 6) und auch den bis dahin festländischen Teil des Münsterlandes überflutete. Von nun an gab es einen stetigen Wechsel von kurzfristigen Regressionen (Abb. 6: Grünsande, Konglomerat) mit länger andauernden Transgressionen, der sich durch das ganze Cenoman und Turon hinzog und erst in der zwar unruhigen, aber stetigen Kalkschlamm-Sedimentation im küstenfernen flacheren Schelf-Milieu des Coniac endete.
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