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Oberes Höhlenstockwerk

Unteres Höhlenstockwerk

Vertikalabstieg, Schacht

Abb. 19. Liet-Höhle, unteres Stockwerk, Tropfstein-Röhrchen mit aufsitzenden Excentriques (ca. 0,3 nat.

Größe).

P. MEIBURG, D. STOFFELS: Die Höhlen im Warsteiner Massenkalk 167

- Integration in ein Karstsystem, in d e m tektonische, geomorphologische u n d hydrogeologi-sche G e g e b e n h e i t e n modellhaft aufeinander abgestimmt sind u n d z u s a m m e n w i r k e n ; - Stockwerkgliederung mit divergierenden Fließrichtungen verschiedener Paläo-Höhlenflüsse

und einem strengen räumlich-zeitlichen Wechsel zwischen extremen Schmal- u n d Flachprofil-strecken;

- A u ß e r o r d e n t l i c h e Vielfalt der Sinterbildungen, d a r u n t e r M a s s e n v o r k o m m e n verschiedener Excentriques-Typen, Sinterbecken etc., die sich auch nach der E n t d e c k u n g der zuvor von Mensch u n d Tier u n b e r ü h r t e n H ö h l e weiterentwickeln ( N a t u r l a b o r a t o r i u m ) . (1961), W. SÖNNECKEN (1966), H. STREICH (1967), F. LANGEMANN & J. SPETTMANN (1968 und 1971), F. A. ROTERS (1969), KREIS ARNSBERG (1974), P. MEIBURG, P. HÜGEL, C. MARZELA &

F. A. ROTERS (1977), G. EBHARDT, P. MEIBURG & G. TIETZ (1979).

5.2 Liet-Schachthöhle (Kat.-Nr. 4516/8)

D i e Schachthöhle liegt westlich der L i e t - H ö h l e . D e r ehemalige Zugang, nur 30 m vom Eingang 1 der Liet-Höhle entfernt, ist h e u t e verschüttet. E i n e einfache Planskizze liegt von F. L O T Z E (in : W. L O T Z E 1961 : A b b . 3) vor. Die H ö h l e ist in zwei E t a g e n gegliedert. Die Streckenlänge beträgt r u n d 60 m .

A n der Westwand des unter Schutz stehenden Steinbruches befinden sich ü b e r der Höhle spaltenförmige H ö h l e n r ä u m e , die mit schwach zementierten Brekzien verfüllt sind (Speläolyse-Stadium der Schachthöhle). In diesen Füllungen sind häufig umgelagerte Knochen und Z ä h n e pleistozäner Wirbeltiere gefunden worden. südöstlich der Liet-Höhle (R 34 45 9 7 , H 56 99 92). Bemerkenswerterweise zeigt die am äußersten Südrand des Massenkalkes gelegene Bachschwinde nur u n b e d e u t e n d e Korrosionser-scheinungen, obwohl in ihr ein aus den A r n s b e r g e r Schichten k o m m e n d e s karbonatuntersättig-tes Wasser versinkt. Die H ö h l e besteht im wesentlichen aus einem spaltenförmigen R a u m (A. R I T Z E L 1972: A b b . 36), der durch große und wenig v e r r u n d e t e Massenkalk-Blöcke verengt ist. In Trockenperioden ist die H ö h l e etwa 15 m weit befahrbar. Ein Plan existiert nicht.

L i t e r a t u r : E. CARTHAUS (1890), G. RICHTER (1944), A. RITZEL (1972), M. KOCH, G. MICHEL

& H. SCHRÖTER (1974), P. MEIBURG, P. HÜGEL, C. MARZELA & F. A. ROTERS (1977), M. KOCH

& G . MICHEL (1979).

168 P. MEIBURG, D. STOFFELS: Die Höhlen im Warsteiner Massenkalk 6. Das Lörmecke-Höhlensystem (Höhlen im Lörmecke-Tal)

Die Lörmecke quert zwischen Warstein und Kallenhardt den südlichen Warsteiner Massenkalk-Zug am Ostrand einer Zone, in der der Massenkalk, tektonisch bedingt, nur noch in einem schmalen Streifen zutage ausstreicht. Längs des nach Westen exponierten Massenkalk-Randes des Kallenhardter Teilkomplexes sind von Süden nach Norden am rechten Bachufer der Lörmecke insgesamt sechs überwiegend kleinere Höhlen aufgereiht. Sie gehören hydrogeolo-gisch und speläogenetisch einem Karst- und Höhlensystem an, das als Lörmecke-Höhlensystem bezeichnet werden soll.

1932 und 1933 führte W. GRIEPENBURG in allen Höhlen des Lörmecke-Tales faunistische Untersuchungen durch (W. GRIEPENBURG 1933, 1939, 1973).

6.1 Der Hohle Stein (Kat.-Nr. 4516/3)

Die Höhle im Hohlen Stein, 2,5 km südwestlich Kallenhardt (R 34 58 53, H 57 00 40), gehört zu den bekanntesten Kulturhöhlen des Sauerlandes.

H ö h l e n p l a n und M o r p h o l o g i e

Die Höhle wird im Abstand von etwa 30 m von der Lörmecke in einem Halbbogen umflossen, der ziemlich korrekt der nach Südwesten exponierten Massenkalk-Grenze folgt. Der Haupteingang (im Westen) liegt rund 8 m, der Nebeneingang (im Süden) rund 3 m über dem

Abb. 20. Der Hohle Stein im Lörmecke-Tal.

P. MEIBURG, D. STOFFELS. Die Höhlen im Warsteiner Massenkalk 169 Normalwasserspiegel des Flüßchens (Abb. 20). Die Höhle bleibt auch bei Hochwasserabfluß im Niveau der trockenen Zone.

Eine einfache Planskizze liegt von E. HENNEBÖLE (1963) vor (Abb. 21). Die Strecken-länge beträgt insgesamt 49 m. Der Haupteingang ist 12 m breit und 7 m hoch. Die Firstlinie liegt fast horizontal. Der Höhlenboden steigt dagegen an. Jedoch ist das heutige Bodenrelief erst in den Jahren 1929-1934 im Zuge planmäßiger Grabungen des Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte Münster entstanden, wobei über 1 500 m3 Lockersedimente und Gesteinsbrok-ken aus der Höhle entfernt wurden. Vom südlichen Eingang führt eine flachere Nebenstrecke schräg aufwärts zum Hauptraum.

Abb. 21. Planskizze der Kultur-höhle im Hohlen Stein bei Kal-lenhardt (nach E. HENNEBÖLE 1963: Abb. 22). In einem Neben-gang Trockenmauern, Totenkam-mer und Fundstelle eines menschlichen Skelettes der La-tene-Zeit.

S p e l ä o g e n e s e und B e z i e h u n g e n zur T e k t o n i k

Die Achse der Höhle liegt in Richtung der bc-orientierten Klüfte (65775° "NW) und im Streichen der halbsteil nach Süden einfallenden Schichtflächen (80740° SE). Dieses unter einem Winkel von 65° aufeinanderstehende Trennflächenpaar bestimmt die Gestalt der dachförmig abgeschrägten, sich in der Firstlinie treffenden Wandflächen und mithin das Querprofil des Haupthöhlenraumes. Eine dritte für die Hohlraumbildung bedeutsame Komponente stellen steile Querklüfte (150785° NE) dar. Sie bewirken mit den Längsklüften treppenstufenartige Abbruche. In Abb. 22 wird versucht, den Zusammenhang zwischen Tektonik und Höhlenmor-phologie prinzipiell darzustellen.

Über die primäre, im Schwankungsbereich des Karstwasserspiegels korrosiv oder erosiv gebildete Höhle sind kaum noch Aussagen möglich. Im wesentlichen entwickelte und vergrößerte sich der Hohlraum durch Deckenverbruch an vorgegebenen tektonischen Flächen.

Noch während des Speläogenese-Stadiums muß der größte Teil des Versturzmaterials fluviatil

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abtransportiert worden sein. Unübersehbar ist aber auch, daß in der trockenen Höhle (Speläostase-Stadium) noch in jüngerer Zeit größere Nachbrüche erfolgt sind. E. HENNE-BÖLE (1963) berichtete, gestützt auf ältere Zeugnisse, daß nach 1800 an der Westseite des Hohlen Steins ein bedeutender Teil der Höhle einstürzte, so daß die große Halle über lange Zeit nur über einen flachen Schluf von der Südseite her zu befahren war. Die Schutthalde, die den Abhang an der Westseite bedeckte, wurde in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts für Wegebauzwecke und zur Gewinnung von Baukalk abgefahren, wobei der große Eingang wieder freigelegt wurde. Gegenwärtig werden Maßnahmen zur Felssicherung ausgeführt (vgl. S. 112).

Die Morphogenese der Höhle am Hohlen Stein ist mit keiner anderen Höhle des Warsteiner Massenkalk-Gebietes zu vergleichen. Der Hauptgrund dafür dürfte in der an dieser Stelle ungewöhnlich gut ausgebildeten Schichtung bzw. schichtparallelen Trennflächenbildung des Massenkalkes zu sehen sein, die sowohl durch wasserwegsame Fugen als auch durch mechanische Ablöseflächen wirksam in Erscheinung tritt. Auf den Schichtflächen und den Querklüften am Hohlen Stein sind zahlreiche Korrosionsspuren vorhanden. Die Längsklüfte sind dagegen überwiegend dicht.

Abb. 22. Hohlraumbildung und Tektonik, Strukturschema des Hohlen Steins.

Die geringe Sinterbildung in der Höhle, beschränkt auf einige unbedeutende Deckensinter, kann auf die äußerst spärliche Bodendecke über der Höhle, die sehr kurzen Sickerwasserwege und den weit geöffneten Hohlraum zurückgeführt werden.

Etwa 100 m nordöstlich der Höhle deuten mehrere Dolinen und schmale eingestürzte Spalten eine nicht mehr begehbare Fortsetzung an.

V o r - u n d f r ü h g e s c h i c h t l i c h e B e d e u t u n g

Nach E. HENNEBÖLE (1963: 13) trugen die Grabungen in der Kulturhöhle am Hohlen Stein „wesentlich zur Kenntnis der Entwicklung der Kulturen in der Nacheiszeit, der Mittelsteinzeit, in Westfalen und im ganzen deutschen Raum" bei.

In der großen Halle konnten zwei Kulturschichten nachgewiesen werden, eine untere früh-mesolithische, die Kallenhardter Kulturstufe, und eine obere, die der Latene-Zeit angehört.

P. MEIBURG, D. STOFFELS: Die Höhlen im Warsteiner Massenkalk 171 Systematische Grabungen förderten aus der älteren Kulturschicht große Mengen von Stein- und

Knochenwerkzeugen, menschliche Skelettreste und zerschlagene Tierknochen von Beutetieren der ausgehenden Weichsel-Kaltzeit, teilweise mit Brandspuren (J. ANDREE 1931, E.

HENNEBÖLE 1963).

In die jüngere Kulturperiode (Latene) gehören neben umfangreichem Fundgut zwei Trockenmauern, die zur Verschließung des südlichen Höhlenteiles errichtet worden waren (Abb. 21). In der Kammer zwischen diesen Mauern wurden Skelettreste eines Mannes geborgen, der reichen Schmuck trug und nach den Fundumständen gewaltsam eingeschlossen worden war. Einen Hinweis auf die mögliche Identität des Toten aus vorchristlicher Zeit gibt E. HENNEBÖLE (1963: 38), indem er schreibt: „Nach der Soester Quelle der Nibelungensage wurde der böse König Attila von Susat - das ist der alte Name für Soest - von Hagens Sohn Aldrian, als er die den Nibelungen angetane Schmach rächen wollte, lebendig in einer Felsenkammer eingesperrt. Als Ort des Geschehens nennt die Heldensage einen „Hohlen Stein" im Lürwald, wenige Wegstunden von Susat".

Heldengesänge sind keine Geschichtsquelle, dienen aber der Verherrlichung großer Persönlichkeiten aus der Frühgeschichte unseres Landes und knüpfen vielfach an historische, mündlich überlieferte Ereignisse an.

L i t e r a t u r : E. CARTHAUS (1890), E. HENNEBÖLE (1928, 1936, 1963, 1964), J. ANDREE (1931), W. GRIEPENBURG (1939), W. SÖNNECKEN (1966), H. STREICH (1967), A. RITZEL (1972).

6.2 Lörmecke-Bachhöhle (Kat.-Nr. 4516/1)

Der Höhlenzugang, 1,3 m breit und 0,8 m hoch, liegt im anstehenden Massenkalk ca. 50 m westlich des Hohlen Steins, unmittelbar am rechten Bachufer. In dieser Spaltenhöhle (Ponor-höhle) versinkt ein Teil der Lörmecke. Eine Befahrung ist nur nach langer Trockenheit und erst nach Beseitigung eingeschwemmten Materials (Zweige, Laub, Sand) möglich. H. STREICH (1967) gibt die Länge der Höhle mit 28 m an. Ein Plan ist nicht vorhanden.

Nach E. HENNEBÖLE (1936) soll eine hydraulische Verbindung zu den Quellen im Westerbach-Tal bei Warstein bestehen.

L i t e r a t u r : W. GRIEPENBURG (1933, 1939, 1973), E. HENNEBÖLE (1936), H. STREICH (1967), M. KOCH & G. MICHEL (1979).

6.3 Simonhöhle (Kat.-Nr. 4516/6)

Der Höhleneingang liegt 110 m nordwestlich des Hohlen Steins, 20 m vom rechten Ufer der Lörmecke entfernt, in einer spaltenförmigen Einsenkung (ca. 355 m ü. NN). Die Höhle wurde 1932 durch A. RISSE (Dortmund) entdeckt. Sie ist ca. 50 m lang und endet in einer 12 m hohen Versturzhalle. Ein tiefziehender Spalt im westlichen Höhlenteil reicht bis auf den unterirdischen Lörmecke-Abfluß hinunter.

Es sind nur geringe Sinterbildungen entwickelt.

L i t e r a t u r : W. GRIEPENBURG (1933, 1939, 1973), E. HENNEBÖLE (1936), H. STREICH (1967).

6.4 Schnöpers Hol (Kat.-Nr. 4516/5)

Der Höhleneingang liegt etwa 300 m nordwestlich des Hohlen Steins, 25 m vom rechten Lörmecke-Ufer entfernt (ca. 350 m ü. NN). Eine Planskizze liegt nicht vor. Nach W.

GRIEPENBURG (1973) beträgt die Länge der Höhle 40-50 m. Sie ist in zwei Etagen

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gegliedert, deren untere 7 m unter die Eingangshöhe bis in das Abflußniveau der Lörmecke hinabreicht. Die Höhle ist überwiegend mit Versturzblöcken ausgefüllt.

Im oberen Höhlenteil wurden früh-mesolithische Funde gemacht, die mit denen aus der unteren Kulturschicht im Hohlen Stein vergleichbar sind (E. HENNEBÖLE 1928).

L i t e r a t u r : E. HENNEBÖLE (1928, 1936), W. GRIEPENBURG (1933, 1939, 1973), H. STREICH (1967).

6.5 Hundehöhle (Kat.-Nr. 4516/2)

Die Hundehöhle liegt am Fuß einer Felswand unterhalb des Hohen Steins, vom rechten Ufer der Lörmecke etwa 4 m entfernt (ca. 350 m ü. NN). Sie ist nur etwa 10 m lang und stark verstürzt. Bisher liegt kein Höhlenplan vor.

L i t e r a t u r : W. GRIEPENBURG (1933, 1973), H. STREICH (1967).

6.6 Rissehöhle (Kat.-Nr. 4516/4)

Die Rissehöhle ist die nördlichste der Kleinhöhlen im Lörmecke-Tal. Der Eingang liegt direkt am rechten Bachufer, 1 m über Bachniveau, 200 m nördlich des Hohen Steins (ca. 345 m ü. NN). Ein Plan liegt nicht vor. Die Höhle soll mit Nebengängen etwa 65 m lang und nur kriechend zu passieren sein (W. GRIEPENBURG 1933, 1973). Sie liegt im Niveau des Hochwasserabflusses der Lörmecke. Für Befahrungen muß der Eingangsschluf aufgegraben werden.

L i t e r a t u r : W. GRIEPENBURG (1933, 1939, 1973), E. HENNEBÖLE (1963), H. STREICH (1967).

7. Höhle am Kattenstein (Kat.-Nr. 4516/12)

Die Höhle am Kattenstein gehört keinem erkennbaren größeren Höhlensystem an. Der Höhleneingang liegt am Fuß des Kattensteins am östlichen Ortsausgang von Kallenhardt (ca.

370 m ü. NN). Die Planaufnahme erfolgte 1975 durch die Stammgruppe der Arbeitsgemein-schaft Höhle und Karst Sauerland (Abb. 23). Die Länge der Höhlenstrecken beträgt 147 m. Der Hauptteil der Höhle, der durch einen schräg aufwärts führenden Gang mit der Einstiegsöffnung verbunden ist, besteht aus einer überwiegend flachen Halle von 22 X 16 m Grundfläche. Der Boden wird, wie auch der in den anschließenden Seitengängen, von Blockschutt und/oder Höhlenlehm bedeckt. Die Versinterung ist gering. Eine Besonderheit stellen Lehm-Stalagmiten in einem Gang im Südteil der Höhle dar.

E. HENNEBÖLE (1936) berichtete von (heute nicht mehr sichtbaren) Dohnen östlich der Straße Kallenhardt - Ruthen, die auf eine verstürzte Fortsetzung der Höhle hindeuten.

Die rezente Invertebraten-Fauna wurde von W. GRIEPENBURG (1939, 1973) unter-sucht.

L i t e r a t u r : W. GRIEPENBURG (1933, 1939, 1973), E. HENNEBÖLE (1936, 1963), H.STREICH (1967).

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