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Stratigraphie und Fazies des Belecker Sattels

Ca. 2'A km nördlich des Warsteiner Sattels taucht aus den Arnsberger Schichten der Belecker Sattel auf, dessen Stratigraphie und Tektonik vor allem bei H. SCHMIDT (1922,1926 a, b), SCHINDEWOLF (1927), PAECKELMANN & RICHTER (1938), STASCHEN (1968) sowie STRUCKMEIER (1974) behandelt wird.

Der Belecker Sattel besteht aus zwei Abschnitten, dem westlichen und östlichen Teilsattel.

Der westliche Teilsattel ist ca. 1,5 km lang und reicht von Schloß Welschenbeck auf Blatt Hirschberg bis zur Straße Drewer - Belecke auf Blatt Warstein. Die nördliche Sattelflanke ist in mehreren aufgelassenen Brüchen vorzüglich aufgeschlossen (vgl. CLAUSEN & LEUTERITZ

C.-D. CLAUSEN, K. LEUTERITZ: Übersicht über die Geologie des Warsteiner Sattels 13 1979: 260 ff.). Die südliche Sattelflanke liegt unter Möhneschottern begraben. Der westliche Teilsattel umfaßt an seiner breitesten Stelle ca. 750 m.

Der östliche Teilsattel ist kulissenartig etwas nach Norden verschoben und kann nicht als die direkte Fortsetzung des westlichen angesehen werden. Auch er ist durch zwei Steinbrüche ganz vorzüglich erschlossen, den westlichen und den östlichen Provinzialsteinbruch Drewer. Der östliche Teilsattel ist ca. 1200 m lang und max. 450 m breit. Er taucht ostwärts am Eichenberg unter Plänerkalke der Oberkreide ab.

Auf der unteren Sohle des östlichen Provinzialsteinbruches wurde im Frühjahr 1976 vom Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung eine insgesamt 148,7 m tiefe Bohrung abgeteuft, die bis 109 m das tiefere Oberdevon (Kalksteine, Bändertonsteine und Tonsteine mit Riffdetritus) und sodann bis zur Endteufe Riffkalk, Riffschuttkalk und Schwarzschiefer des tieferen Oberdevons und der Mittel/Oberdevon-Grenze erbrachte (Exkursionsführer Subkom-mission Karbonstratigraphie 1977: 11).

Damit wurde nachgewiesen, daß die im Steinbruch erschlossenen Sedimente von Massen-kalk unterlagert werden.

Nach KREBS (frdl. schriftl. Mitt. v. 29.1.76) hat hier ein echtes Riff vorgelegen. Man kann es als „Belecker Riff" bezeichnen. Die Massenkalke gehören der Dorp-Fazies an und sind als

„Riff-Außenseite" einzustufen. Nach Süden zu, in Richtung auf die Warsteiner Carbonatplatt-form, keilte das Belecker Riff schnell aus und verzahnte sich mit den die Riff-Flanken überkleidenden Flinzschichten. Eine Verbindung zwischen Warsteiner und Belecker Riff hat es daher nicht gegeben. Zwischen beiden Schwellen befand sich ein Becken, in dem sich während des höheren Mitteldevons und des gesamten Oberdevons silikatisch-karbonatische Trogsedi-mente anreicherten.

Die Wände des östlichen Drewer Bruches werden in ihren tieferen Abschnitten von teils unverkieselten (Nord- und Nordwestwand), teils verkieselten (Ostwand) grauen, graubraunen und rötlichbraunen Kalkknotenschiefern und Knollenkalksteinen in Schwellenfazies aufgebaut, die von der höchsten Adorf-Stufe (do I 8) bis zur Gattendorfia-Sluit (cu I) reichen (H.

SCHMIDT 1922: Taf. 13, Fig. 2). Ihre Gesamtmächtigkeit beträgt etwa 30 m. Im höheren Oberdevon treten zunehmend Schwarzschieferlagen hinzu. Die mächtigste dieser Lagen erreicht 30 cm und tritt in der Wocklum-Stufe auf. Auch sie spiegelt wie der Kellwasserkalk (vgl. S. 6) und der annu/afa-Horizont (vgl. S. 7) euxinische Bedingungen am Meeresboden wider. Das höchste Oberdevon zeichnet sich hier überhaupt durch sehr wechselhafte Sedimente wie Alaunschiefer, kalkhaltige splitterige Tonsteine, Sandsteine und Tonsteine mit Kalkknollen und Kalksteinbänken aus.

Das tiefste Unterkarbon (cu I) setzt sich aus grauen Knollenkalken (mit Dechenella-Bank nach H. SCHMIDT 1922: 294) mit zwischenlagernden Tonsteinen zusammen. Eine dünne Folge grauer Tonsteine (H. SCHMIDT 1922: Splitterschiefer, Taf. 13, Fig. 3; STASCHEN 1968: 15, Ubergangsbank) leitet zu den Liegenden Alaunschiefern (Hauptphosphorit-Lage;

cu II a) über. Von nun an kennzeichnet ebenso wie im Warsteiner Sattel ein deutlicher Umschlag in den Farbtönen (schwarz, schwarzgrau) den Beginn der Kulmfazies. Die Hauptphosphorit-Lage, bestehend aus schwarzen, zum Teil kieseligen Tonsteinen, enthält viele, in den einzelnen Lagen unterschiedlich große Phosphatknollen. Eine dachziegelartige Lagerung dieser Knollen deutete STRUCKMEIER (1974: 7) als Aufbereitungshorizont. Die Hauptphos-phorit-Lage ist bis zu 85 cm mächtig und keilt noch im Steinbruch an der Nordostwand aus.

Darüber folgt der bis zu 1 m mächtige Erdbacher Kalk (H. SCHMIDT 1922: 296 Phillipsien-Bank; cu II ß/y), der dann zum Hangenden hin bis zum cu II 6 von Tonsteinen, Lyditen, Kieselschiefern und Kieselkalken abgelöst wird. Die Mächtigkeit der an der Nordwand

14 C.-D. CLAUSEN, K. LEUTERITZ: Übersicht über die Geologie des Warsteiner Sattels erschlossenen Schichten beträgt ca. 32 m. Für alle Schichten zusammen gibt H. SCHMIDT (1926a: 3) die Gesamtmächtigkeit von 56 m an.

Im westlichen Steinbruch Drewer stehen ähnliche Sedimente wie im östlichen an. Die stratigraphisch tiefsten Schichten, die hier erschlossen sind, bestehen aus plattigen Kalksteinen der Adorf-Stufe. Sie wechsellagern mit schwarzen Tonsteinen, in welche Kalksteinlinsen eingeschaltet sind (STRUCKMEIER 1974: 3). Es handelt sich hierbei um Äquivalente des Kellwasserkalkes (H. SCHMIDT 1922: 268; Taf. 13, Fig. 1). Die höheren Schichtenglieder sind wie im östlichen Steinbruch entwickelt, weichen jedoch auch hier trotz kurzer Entfernungen zum Teil in ihren Mächtigkeiten erheblich ab.

In den Steinbrüchen des westlichen Teilsattels beginnen die erschlossenen Einzelprofile ebenfalls mit verkieselten plattigen Kalksteinen der Adorf-Stufe. DENCKMANN (1894: 482;

1895: 36) und H. SCHMIDT (1922: 267-268) haben an mehreren Stellen die Einstufung in die Adorf-Stufe durch Funde von Manticoceras und Crickites gesichert. Es folgen unterschiedlich verkieselte Knollenkalke und Kalkknotenschiefer des höheren Oberdevons. Die Hauptphos-phorit-Lage schwillt an der Nordwand des Bruches „Kaiser-Heinrich-Quelle" auf 4,6 m an (STRUCKMEIER 1974: Abb. 5), der Erdbacher Kalk erreicht 1,5 m.

Zum Hangenden hin werden beide Teilsättel von 10 bis 30 m mächtigen Kieseligen Ubergangsschichten umgeben. Sie bestehen ähnlich wie im Warsteiner Sattel aus grauen bis graugrünen Ton- und Schiuffsteinen, welche stellenweise verkieselt sind. Ein dünnes Band von Kulm-Tonschiefern leitet dann zu den Unteren und Oberen Arnsberger Schichten über.

Belecker und Warsteiner Sattel weisen viele paläogeographische Parallelen auf: Ähnlich wie für große Bereiche im Warsteiner Sattel östlich der Linie Kuckucks-Berg - Suttrop herrschte auch im Belecker Sattel während des gesamten Oberdevons und im tiefsten Unterkarbon über dem abgestorbenen Belecker Riff Schwellencharakter. Karbonatische Sedimente überwiegen. Sie werden nur wenige Dekameter mächtig. Erst im mittleren Unterkarbon wurde der Einfluß der Belecker Schwelle zurückgedrängt; als faziessteuerndes Hochgebiet verlor sie ihre Rolle, sank ab, wurde in die Beckensedimentation einbezogen und zunehmend von zunächst fein-, dann grobklastischen Ablagerungen eingedeckt.