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3. Material und Methoden

3.1. Studienpopulation

In die Studie wurden Hunde aus Privatbesitz eingeschlossen, die zwischen Dezember 2011 und Mai 2018 zur Abklärung neurologischer oder systemischer Symptome in der Klinik für Kleintiere der Tierärztlichen Hochschule vorgestellt wurden.

Die Kontrollgruppe bestand zum einen aus Patienten mit orthopädischen Erkrankungen, welche in dem oben genannten Zeitraum eine neurologische Aufarbeitung als Ausschlussdiagnostik erhielten, zum anderen aus gesunden Beagles aus der klinikeigenen Haltung, denen bereits Blut- und Liquorproben im Rahmen einer vorangegangenen Studie entnommen worden waren (Tierversuchsnummer 33.9-42502-05-14A453).

Voraussetzung zur retrospektiven Aufnahme der Patienten in die Studie waren das Vorhandensein einer vollständigen diagnostischen Aufarbeitung inklusive allgemeiner klinischer und spezieller neurologischer Untersuchung und dokumentierter Anamnese sowie das Vorliegen asservierter, gepaarter Serum- und CSF-Proben.

Die diagnostische Aufarbeitung bestand aus Blutbild, Blutchemie-Profil, IgA-Messung im Serum, Liquoranalyse (Zellzahl, Zelldifferenzierung mittels Zytospin, IgA-Konzentration mittels ELISA (TIPOLD et al. 1994) und einer jeweils an das Krankheitsbild angepassten Kombination aus spezifischen Tests. Diese weiterführenden Untersuchungen bestanden je nach Symptomatik des individuellen Patienten aus Urinanalyse, orthopädischer Untersuchung, Röntgenaufnahmen, Ausschluss von Infektionserregern mittels Liquor- und/oder Blutuntersuchung, MRT oder CT der betroffenen Region, abdominaler und/oder kardialer Ultraschalluntersuchung, Elektrodiagnostik wie Elektromyografie oder Nervenleitgeschwindigkeitsmessung, explorativer oder kurativer chirurgischer Eingriffe (z. B. Hemilaminektomie bei Bandscheibenvorfall), gegebenenfalls erfolgte

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zudem eine histopathologische Untersuchung, um eine definitive oder sehr wahrscheinliche Diagnose zu erhalten.

Die Informationen zu Signalement, klinischen Symptomen, Krankheitsdauer, Blut- und Liquoranalysen sowie die Ergebnisse der bildgebenden Diagnostik und/oder der pathologischen Untersuchungen wurden aus der Patientendatenbank easyvet (easyvet, VetZ GmbH, Isernhagen, Germany) extrahiert. Falls möglich, wurde mittels persönlicher oder telefonischer Nachfrage beim Patientenbesitzer oder dem betreuenden Tierarzt der weitere Verlauf der Erkrankung erfragt.

(In der Tabelle 2 im Anhang findet sich eine Auflistung des Signalements sowie der Urin- und Nierenparameter.)

Die Hunde wurden entsprechend der in der Literatur beschriebenen Diagnosekriterien retrospektiv folgenden Gruppen zugeordnet:

Akute SRMA („acute SRMA“) , SRMA in Remission (unter Therapie mit Prednisolon;

„SRMA in remission“), SRMA Rezidive („SRMA recurrence“), MUO (Einschluss histopathologisch nachgewiesener und hoch verdächtiger Fälle), intrakranielle Neoplasie, kompressive Myelopathie (Bandscheibenvorfall/Intervertebral disc herniation (IVDH) oder Spondylomyelopathie), idiopathische Epilepsie (IE), andere Erkankungen (beinhaltet Verhaltensänderung, idiopathisches Vestibularsyndrom, bakterielle Meningoenzephalitis). Die Kontrollgruppe bestand aus gesunden Beagles und Patienten mit orthopädischer Problematik nach neurologischer Ausschlussdiagnostik.

Patienten wurden in die Gruppe mit akuter SRMA aufgenommen, wenn sie zervikale und/oder thorakolumbale Hyperästhesie, Fieber, eine neutrophile Leukozytose des Blutes und eine Pleozytose sowie erhöhte IgA-Werte in Serum und CSF zeigten (TIPOLD et al. 1994; TIPOLD u. SCHATZBERG 2010; VITALE u. FOSS 2019).

Die Gruppe der Patienten mit SRMA in Remission bestand aus Hunden, bei denen zuvor eine SRMA diagnostiziert worden war (siehe oben) und die unter Therapie mit

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Prednisolon eine klinische Remission zeigten (unauffällige klinische und neurologische Untersuchung, Abklingen der Pleozytose und Eiweißerhöhung im CSF).

Eine Zuordnung zur Gruppe der SRMA Rezidive erfolgte, wenn die Hunde nach SRMA-Diagnose (siehe oben) bei Reduktion der Prednisolontherapie oder Absetzen der immunsupprimierenden Medikamente einen Rückfall zeigten und andere Grundursachen ausgeschlossen worden waren.

Die Gruppe der Patienten mit MUO bestand aus Hunden, die den von Granger et al.

postulierten Einschlusskriterien entsprachen (GRANGER et al. 2010), siehe Auflistung im Literaturteil (Seite 20). Bei der Auswahl der analysierten Proben wurden die von Patienten mit postmortaler pathologischer Untersuchung bevorzugt eingeschlossen, jedoch war nicht bei jedem Patienten eine histopathologische Untersuchung möglich.

Eine Übersicht mit den eingeschlossenen Patienten und pathologischen Untersuchungsbefunden befindet sich im Anhang (Tabelle 5).

Bei vier von den 17 eingeschlossenen Patienten mit MUO erfolgte eine histopathologische Untersuchung des Gehirns. Bei einem weiteren Patienten wurde mittels Gentest ein erhöhtes Risiko, an der nekrotisierenden Enzephalitis des Mopses (Pug dog encephalitis, PDE) zu erkranken, nachgewiesen (PEDERSEN et al. 2011).

Bei den übrigen Patienten (n = 13/17) handelt es sich um eine hochwahrscheinliche Diagnose einer MUO, die anhand der Kriterien von Granger et al. (GRANGER et al.

2010) gestellt wurde.

Patienten mit kompressiver Myelopathie zeigten klinische Zeichen (Hyperästhesie und/oder Lähmungserscheinungen, Ataxie, propriozeptive Defizite), die einer zervikalen oder thorakolumbalen Myelopathie entsprachen und entsprechende Befunde in CT/MRT und Liquoranalysen aufwiesen (DA COSTA 2010; JEFFERY et al. 2013).

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Die Diagnosestellung der idiopathischen Epilepsie (IE) Konfidenzlevel Tier II folgte den Kriterien der International veterinary epilepsy task force (DE RISIO et al. 2015):

• Auftreten zweier oder mehr unprovozierter Anfälle mit 24 Stunden Abstand

• Alter beim ersten Auftreten der Anfälle zwischen 6 Monaten und 6 Jahren

• Unauffällige interiktale klinische und neurologische Untersuchung

• Unauffällige Blut- und Urinuntersuchungen inkl. Gallensäurestimulationstest oder Ammoniakwerte

• Unauffälliges MRT des Schädels

• Unauffällige Liquoranalyse

Patienten mit intrakranieller Neoplasie wurden anhand der Kriterien von Dickinson et al. eingeschlossen (DICKINSON 2014), wenn sie klinische Symptome, sowie MRT-und LiquorbefMRT-unde MRT-und nach Möglichkeit pathologische UntersuchungsbefMRT-unde passend zu einer primären oder sekundären Tumorerkankung des ZNS aufwiesen.

Bei der Auswahl der analysierten Proben wurden die von Patienten mit pathologischer Untersuchung post mortem bevorzugt inkludiert, jedoch war nicht bei jedem Patienten eine histopathologische Untersuchung möglich.

Bei acht von 21 in dieser Gruppe eingeschlossenen Patienten lag ein histopathologisches Untersuchungsergebnis mit der Diagnose einer Neoplasie vor, während bei den anderen Patienten eine Neoplasie als hoch wahrscheinlich diagnostiziert wurden, ohne dass Biopsie- oder Sektionsbefunde vorlagen.

In die Gruppe mit „anderen“ Erkrankungen wurden via Ausschlussdiagnostik ein Patient mit Verhaltensstörung (FRANK 2013), ein weiterer mit idiopathischem Vestibularsyndrom (LOWRIE 2012) und ein Patient mit bakterieller Meningoenzephalitis nach Otitis media-interna (diagnostiziert mittels Anzucht von

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Bakterien in verschiedenen Proben, neutrophiler Pleozytose und MRT (RADAELLI u.

PLATT 2002)) aufgenommen.