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5.4 Ergebnisse

6.1.2 Studiendesign

Die Patienten, die die Studie durchliefen, wurden zunächst testdiagnostisch erfasst, über die Studie aufgeklärt und einer Interventionsgruppe randomisiert zugeordnet (Testzeitpunkte t1 bis t2). Danach erfolgte an zehn aufeinanderfolgenden Zeit-punkten die Intervention während der intravenösen Chemotherapie (Testzeitpunk-te t3 bis t12), entsprechend dem medizinisch vorgegebenen Rhythmus. Während der chemotherapeutischen Behandlung und nach Abschluss (Testzeitpunkt t13) wurden die Patienten kontinuierlich testdiagnostisch untersucht, um die Entwick-lung ihres psychoonkologischen Betreuungsbedarfs sowie ihrer Angst- und De-pressionswerte zu beurteilen. Während der Intervention wurden in jeder Sitzung fortlaufend die Pulsfrequenzwerte der Gesprächs- und Entspannungstherapiepati-enten aufgezeichnet. Nach durchschnittlich 16,9 Monaten wurde eine katamnes-tische Befragung durchgeführt (tkat). In Abbildung 12 ist der Studienablauf darge-stellt.

6.1.3 Beschreibung der psychoonkologischen Interventionsverfahren Eine psychische Begleitung der Tumorpatienten ist ethisch geboten, in den S3-Leitlinien der Psychoonkologie empfohlen und für die zertifizierten Darm- und Pankreaszentren vorgeschrieben. Aus der in den Leitlinien der Psychoonkologie vorgegeben Methodenvielfallt wurden die Verfahren der kognitiven verhaltensthe-rapeutischen Intervention und der Entspannungstherapie gewählt, weil diese am häufigsten eingesetzt wurden (Leitlinienprogramm Onkologie, 2014a). Als Kontrol-le im VergKontrol-leich zur psychotherapeutischen Intervention wurde auf Empfehlung des Ethikrats die Informationsübergabe psychoonkologischen Materials vorgenom-men. Eine Gruppenbehandlung war aufgrund des chemotherapeutischen Behand-lungsablaufs nicht möglich. Die verschiedenen Interventionsverfahren wurden in Einzelsitzungen durchführt.

92 VERGLEICH VERSCHIEDENER PSYCHOONKOLOGISCHER INTERVENTIONSFORMEN

PO-Bado = Psychoonkologische Basisdokumentation Gespräch=Einzelsitzung kognitive Verhaltenstherapie PMR = Progressive Muskelrelaxation

t1-t13=Testzeitpunkte Abbildung 12 Studienablauf

6.1.3.1 Informationsgruppe

Die einfachste Form der psychoonkologischen Intervention ist die Übergabe tu-morspezifischen schriftlichen Aufklärungsmaterials (vgl. Anhang 8.4.11). Dafür stehen sieben Hefte der deutsche Krebshilfe in Form der „Blauen Reihe“, ein Patien-tenratgeber zu Fragen der Nebenwirkung der Chemotherapie vom Tumorzentrum der UNI Freiburg, eine Vorlage „Aktiv werden und Genießen“ (eigene Zusammen-stellung 2010, vgl. Anhang 8.4.12) und eine Vorlage „Soziale Kompetenz bei Krebs-kranken“ (eigene Zusammenstellung 2010, vgl. Anlage 8.4.13) zur Verfügung. Ne-ben dem individuellen Aufklärungsgespräch, insbesondere zu den medizinischen Fragen, liefert diese Reihe Informationen über die Unterstützungsmöglichkeiten seitens verschiedener Institutionen. Der Inhalt dieser Hefte hat psychoedukativen Charakter und ist leicht verständlich dargestellt. Die Patienten dieser Gruppe er-hielten inhaltlich dieselben Informationen wie die Patienten der Gesprächsgruppe.

Das Informationsmaterial wurde zeitgleich zur Intervention der Patienten in der Gesprächsgruppe verteilt und orientiert sich an der vorgegebenen randomisierten Themenabfolge (vgl. Abschnitt 6.1.3.2).

Zusätzliche Gespräche zu den angeschnittenen Themen wurden diesen Patienten in der Interventionsgruppe nicht direkt angeboten. Rückfragen dazu gegenüber dem medizinischen Personal und im Internet konnten nicht ausgeschlossen wer-den. Die Patienten hatten während der Studie die Möglichkeit, die entsprechenden Texte durchzuarbeiten und für sich die wichtigsten Informationen herauszulesen (Aktivität) oder die Broschüren einfach beiseite zu legen (Passivität).

Im Folgenden wird die Gruppe mit dieser Form der psychoonkologischen Interven-tion als InformaInterven-tionsgruppe (Info) bezeichnet.

6.1.3.2 Gesprächsgruppe

Der Informationsgruppe als Gruppe ohne besonderen psychotherapeutischen Kon-takt (Kontrollgruppe) wird eine Gesprächsgruppe gegenübergestellt, bei der es während der Chemotherapie zu einem zehnmaligen Einzelgesprächskontakt mit einer Psychotherapeutin kommt (10 Kurzzeittherapiesitzungen à 20 Minuten). Die Gesprächsthemen sind inhaltlich vorgegeben und an das Manual zur psychoonko-logischen Behandlung von Brustkrebspatienten von Dorn (2007) angelehnt. Aus den Ergebnissen der zweiten Voruntersuchung geht hervor, dass besonders die psychischen Störungen bei den Krebspatienten gesprächspsychologisch zu bear-beiten sind.

Entsprechend der Informationsgruppe erhalten die Patienten der Gesprächsgrup-pe am Ende der jeweiligen Interventionssitzung das Informationsmaterial zum betreffenden Thema als Ergänzung (vgl. Anhang, 8.4.11):

1. Diagnostik und allgemeines Krankheitsverständnis der jeweiligen Tumor-erkrankung: Wissen über die individuelle Diagnose und den Krankheitsver-lauf; emotionale Reaktionen; Erfahrungen mit Krebs

2. Symptome der Erkrankungen und Nebenwirkungen der Chemotherapie:

Entscheidungen bzgl. Chemotherapie oder alternativer

Behandlungsmög-94 VERGLEICH VERSCHIEDENER PSYCHOONKOLOGISCHER INTERVENTIONSFORMEN

lichkeiten; Umgang und Erfahrungen mit körperlichen Beschwerden;

Fatique

3. soziale Unterstützung der Tumorpatienten und deren Angehörigen: Defini-tion der sozialen Unterstützung; Familie, Freunde, Bekannte, Gesellschaft;

Belastung vs. Erleichterung der Unterstützung

4. Bewältigungsstrategien: Krisen in der Vergangenheit; Strategien, die gehol-fen haben; Übertragung auf aktuelle Situation

5. Patientenkompetenz: eigene Fähigkeiten und Einschränkungen; Umgang mit Kommunikation; Selbstwertsteigerung; Arzt-Patienten-Beziehung Jedes dieser fünf Themen wurde in zwei Therapiesitzungen hintereinander bei jedem einzelnen Patienten dieser Gruppe angesprochen. Diese Themen sind um-fassend für die psychoonkologische Betreuung der Patienten. Unsere Patienten befanden sich während der Intervention in der Chemotherapiephase, d.h. die Diag-nostik war abgeschlossen und der Behandlungsplan den Patienten bekannt. Sie hatten den ersten Diagnoseschock bereits durchlaufen und daher konnten die wei-teren Krankheitsschritte bearbeitet werden.

Die psychoonkologische Intervention beinhaltet viele Therapieaspekte: psychoedu-katives informierendes Angebot in einer auf Augenhöhe auszubauenden Patienten-Therapeuten-Beziehung, verbalisierte emotionale Gesprächsinhalte mit suppor-tiver Verarbeitung von traumatischen Gefühlen, von Angst- und Depressionssymp-tomen und Stärkung des Selbstbewusstseins des Patienten in Richtung eines opti-mierten Krankheitsverlaufs. Jede Intervention ist eine kognitive supportive Reflexion der krankheitsbezogenen Themen. Aus diesem Grund kam es bei der psychoonkologischen Intervention in der Gesprächsgruppe nicht darauf an, eine bestimmte Reihenfolge der Gesprächsthemen vorzugeben. Die fünf unabhängigen Themengruppen wurden für die Patienten der Gesprächsgruppe in ihrer Reihen-folge zufällig zugeordnet, so dass ein Effekt der ThemenabReihen-folge am Ende der Inter-vention ausgeschlossen ist.

6.1.3.3 Entspannungstherapie

Relaxation ist emotionaler Ausdruck der inneren Sicherheit und Geborgenheit. Das will man im Krankheitsfall erreichen. Durch die Entspannung werden

krankheits-bedingte Gefahren wie Schmerzen weniger wahrgenommen und unbewusst abge-wertet. Entspannung kann man nicht immer kognitiv herbeiführen. Sie ist schwer zu erzeugen, wenn die kognitive Wertung eines emotional gefärbten Ereignisses in Kontrast zu angestrebten entspannten Ausdrucksformen des Patienten steht. Die Entspannung ist im Gegensatz zur Gesprächsintervention nicht selektiv, sondern unspezifisch. Nichtsdestoweniger kann Entspannungstherapie der progressiven Muskelrelaxation (PMR) einen wichtigen Beitrag zur Krankheitsbewältigung leis-ten, vor allem dann, wenn das Entspannungsverfahren aktiv eingeübt wird (Cheung et al., 2003). Dabei werden die Patienten vom Therapeuten aufgefordert nacheinander verschiedene Muskelgruppen für etwa 7 Sekunden anzuspannen und danach für etwa 20-30 Sekunden zu entspannen. Es wird eine bestimmte Reihen-folge eingehalten: Finger, Hand, Arm, Gesicht, Schulter, Rücken, Bauch, Oberschen-kel, Unterschenkel und Fuß.

Die PMR wurde als Einzelübung während der Chemotherapie mit einer Sitzungs-dauer von ca. 20 Minuten so durchgeführt, dass dadurch die intravenöse Medika-mentengabe nicht gestört wurde (vgl. Anhang, 8.4.3) (Bernstein & Brokovec, 2004).