Ab- und Umbauten seit 1990
3.1. Strukturen
Im Grundsatz wurde die Notwendigkeit eines Umbaus der Wissenschaft von niemandem streitig gestellt: „Es war zumindest öffentlich keine Stimme ver‐
nehmbar, die für den Erhalt des Status quo der Jahre 1989/90 plädierte. Inso‐
fern gab es über die sich bildenden Lager hinweg einen gemeinsamen Aus‐
gangspunkt“ (Neidhardt 1994: 34).
Das gilt auch entgegen der Außenwahrnehmung mancher Bestrebung als res‐
taurativer. Denn war die Neustrukturierung innerhalb der Einrichtungen im Grundsatz auch nicht strittig, so musste doch die Einschätzung ihrer notwen‐
digen Gründlichkeit naturgemäß sehr unterschiedlich ausfallen: nämlich abhän‐
gig von der jeweiligen Prognose individueller sozialer Betroffenheit. Der Reform‐
eifer der „management‐ und politikerfahrenen alten Kader“ bspw. musste „da‐
durch gebremst sein, daß sich nicht wenige von ihnen selber hätten abschaffen müssen, wenn sie mit der Selbsterneuerung ernst gemacht hätten“ (ebd.: 38).
Zugleich bestritt keiner der beteiligten Akteure, dass es bei diesem Umbau um eine demokratische Erneuerung gehen müsse. In aller analytischen Unterkühlt‐
heit: Auch wer in der DDR im Interesse staatssozialistischer Herrschaftssi‐
cherung demokratische Entscheidungserzeugung und Machtkontrolle für ent‐
behrlich gehalten hatte, musste nun keineswegs heucheln, wenn er jetzt de‐
mokratische Prozesse als situationsadäquat betonte. Schließlich, so das schwer zu widerlegende Argument, seien ja veränderte Rahmenbedingungen gegeben.
Gleichwohl: Interne Reforminitiativen zeichneten sich eher durch Gebremstheit aus. Betrachten wir es am Beispiel der Hochschulen (in der außeruniversitären Forschung waren die Vorgänge auf Grund externer Umstände sehr viel verwi‐
ckelter), so lassen sich folgende Gründe dafür finden:
Erstens ist auf die prinzipiell begrenzten Eigenreformpotenziale von Hoch‐
schulen überhaupt hinzuweisen. Doch gab bzw. gibt es eine Differenz zwischen ost‐ und westdeutschen Hochschulen, die deren Reformschwächen unter‐
schiedlich begründete: Wo in der westdeutschen Beamtenwissenschaft die Ab‐
sicherung der individuellen Positionen dazu führt, dass Flexibilität und Innovati‐
on nicht erzwungen werden, da lähmte in Ostdeutschland die Unsicherheit der Perspektive eine flächendeckende Ausbreitung der Reformneigung.
Zweitens offenbart eine soziologisch informierte Erklärung ein Dilemma für die Akteure in den Einrichtungen: Es wurde von politischer Seite eine solche Selbsterneuerung verlangt, die eine soziale, berufliche, akademische Perspek‐
tive für die potenziellen Erneuerer weder garantierte noch kalkulierbare Prog‐
nosen darüber ermöglichte. Vielmehr wurden alsbald deutlich, dass die Wissen‐
schaftler mehr zu verlieren hatten als ihre Ketten. Nicht allein der Gewinn wis‐
senschaftlicher Freiheit stand ins Haus. Es drohte auch, zumindest für einen Großteil der wissenschaftlich Tätigen, der Verlust des Arbeitsplatzes.
Drittens schließlich wurden die Aktionskapazitäten der hochschulischen Ak‐
teure in dieser Zeit durch zweierlei absorbiert: Zum einen galt es, die Arbeits‐
fähigkeit der Einrichtungen aufrecht zu erhalten. Zum anderen wurden neue (nämlich demokratische sowie akademische Selbstverwaltungs‐)Strukturen und Verfahren zunächst mit großem Aufwand debattiert, waren dann gegen Wider‐
stände umzusetzen und hernach – da neu – auch erst zu trainieren.
3.1.1. Hochschulen
Die strukturell wesentlichen positiven Elemente der Neuordnung der ostdeut‐
schen Hochschullandschaft waren dreierlei:
Mit dem Zusammenbruch der DDR im Herbst 1989 hatte eine zunächst spontane Entwicklung eingesetzt, die zur Auflösung der SED‐ und FDJ‐Struktu‐
ren an den Hochschulen sowie zur Entsorgung ideologischer und (para‐)militäri‐
scher Studienanteile führte, die studentische Selbstverwaltung wiederherstellte sowie formale Beschränkungen der Wissenschaftsfreiheit aufhob.
Die Herstellung des freien Studienzugangs war eine befreiende Erfahrung nach 40 Jahren rigider Zulassungspolitik auf der Grundlage permanent unzutref‐
fender Bedarfsprognosen (vgl. Köhler/Stock 2004) und einer Auslese, die sich an politischen Kriterien wie (bis in die siebziger Jahre) sozialer Schichtzugehörigkeit orientierte.
Zahlreiche Hochschulen wurden in der Fläche neugegründet und viele Fä‐
cher wiederbelebt, die im Zuge planwirtschaftlicher Konzentrationsanstrengun‐
gen nur noch an einzelnen Standorten vertreten waren. Hierdurch gab es dann ein weitgehend flächendeckendes Angebot sämtlicher Fächer.
Im übrigen war die Strukturreform vorrangig eine Anpassung an die westdeut‐
schen Gegebenheiten: Die westdeutsche Institutionenordnung wurde über‐
nommen, sowohl hinsichtlich des Verhältnisses von Hochschulen und außeruni‐
versitärer Forschung als auch der Gliederung des Hochschulsystems in Universi‐
täten und Fachhochschulen. Drei wesentliche Strukturbrüche wurden 1990 bis 1992 erzeugt:
Im Mai 1990 waren durch Abberufung der Hochschullehrer/innen der (vor‐
maligen) Sektionen Marxismus‐Leninismus deren Nachfolgeeinrichtungen auf‐
gelöst worden. Dies ließ sich vergleichsweise leicht begründen, da die wesentli‐
che Funktion der Einrichtungen nicht mehr bestand: Das marxistisch‐leninisti‐
sche Grundlagenstudium (MLG) war mit dem Ende des Staatssozialismus obso‐
let geworden.
Um die Jahreswende 1990/1991 wurden Institute und Fächer abgewickelt, die inhaltlich eng mit der DDR‐Gesellschaftsordnung verbunden waren, also Philosophie, Geschichte, Soziologie usw. (vgl. Köhler/Winter 1991, 1991a). Ab‐
wicklung bedeutete die Schließung der Einrichtungen und Fortdauer der Bezah‐
lung ihrer Mitarbeiter/innen in einer Warteschleife von sechs bzw. (bei Älteren) neun Monaten; sobald die Warteschleife ausgelaufen war, endeten alle weite‐
ren Verpflichtungen des öffentlichen Arbeitgebers. Für einen Großteil der ab‐
gewickelten Fächer wurden anschließend Gründungskommissionen eingesetzt, die Neugründungen ins Werk setzten.
In den meisten Bundesländern bestimmten schließlich gesetzliche Neurege‐
lungen, dass Neubesetzungsverfahren für alle Professuren, also auch die in nichtabgewickelten Instituten, durchzuführen waren.
Im Zuge des Umbaus wurden dann Fächer neu begründet oder erweitert, die zuvor nicht bestanden oder marginalisiert waren. In der Wissenschaftsplanwirt‐
schaft der DDR hatten zahlreiche Fächer nur an jeweils einer oder wenigen Hochschulen bestanden, was nun korrigiert wurde. Auch durch die Neugrün‐
dungen und den Ausbau von Universitäten wurden die geistes‐ und sozialwis‐
senschaftlichen Forschungspotenziale und Studienangebote erheblich erwei‐
tert. Dies betraf die Universität Potsdam (aus Vorläufer‐Hochschulen heraus), die Europa‐Universität Viadrina in Frankfurt/O. und die Universität Erfurt als
Magdeburg zur Universität Magdeburg sowie den disziplinären Ausbau der TU Dresden und der TU Chemnitz.64
Durch die Neugründung von Fachhochschulen – in der Regel aus Vorgängerein‐
richtungen heraus – fand gleichfalls eine Verbreiterung geistes‐ und sozialwis‐
senschaftlicher Angebote statt. Am auffälligsten ist dies im Bereich Sozialarbeit/
Sozialpädagogik, die es in der DDR überhaupt nur an einem Ort – der Hum‐
boldt‐Universität – gegeben hatte (vgl. Mannschatz 2002). Daneben sind an den Fachhochschulen auch im GSW‐Bereich einige Schwerpunkte aus Vorgängerein‐
richtungen übernommen worden, etwa in Leipzig Buch/Archiv/Museum oder in Potsdam Archivwesen.
Nicht von selbst versteht es sich hingegen, dass in Ostdeutschland auch acht Verwaltungsfachhochschulen gegründet wurden: Just in die Gründungszeit die‐
ser Einrichtungen fielen in Westdeutschland die Bemühungen, diese (den In‐
nenressorts zugeordneten) Hochschulen in den allgemeinen Hochschulbereich zu integrieren. Hier war im Osten nicht nur eine nahe liegende Innovations‐
chance explizit nicht genutzt worden. Es ist auch bemerkenswert, dass sich dies im Zuge einer Hochschulerneuerung vollzog, die im Zeichen der Entpolitisierung von Forschung und Lehre stand. Für die Ausbildung der Staatsbeamten aber wollte man sich lieber doch nicht auf die solcherart erneuerten allgemeinen Hochschulen verlassen, sondern setzte auf verwaltungsinterne Einrichtungen.
3.1.2. Außeruniversitäre Forschung
Für die vergleichsweise großen DDR‐Wissenschaftsakademien realisierte der Wissenschaftsrat ein groß angelegtes Evaluierungsprogramm.65 Im geistes‐ und sozialwissenschaftlichen Bereich waren die Empfehlungen zwar differenzierter, als gemeinhin angenommen wird (vgl. Wissenschaftsrat 1992a), doch folgten daraus kaum institutionelle Fortführungen. Zwei direkte Ausnahmen waren das Institut für sorbische Volksforschung, dessen Weiterführung empfohlen worden war (Wissenschaftsrat 1992b: 185) – es arbeitet heute als von Sachsen und Brandenburg getragenes Sorbisches Institut/Serbski institut mit Sitz in Bautzen und einer Arbeitsstelle in Cottbus –, sowie das Institut für Länderkunde Leipzig (früher AdW‐Institut für Geographie und Geoökologie, nunmehr Leibniz‐Ge‐
meinschaft).
Ein Teil der positiv evaluierten Forscher/innen wurde in das sog. Wissenschaft‐
ler‐Integrations‐Programm (WIP) übernommen.66 Eine kleinere Anzahl wurde Teil der Gründungsbelegschaften von sog. Forschungsschwerpunkten (FSP), die zunächst die Max‐Planck‐Gesellschaft administrierte und die dann zu sechs Gei‐
steswissenschaftlichen Zentren (in Berlin, Potsdam und Leipzig) wurden, von
64 zu weiteren Details der Entwicklungen s.a. unten A. 3.3. Inhalte, vor allem A. 3.3.1. Wissen‐
schaftsratsempfehlungen und ihre Umsetzung
65 Betreffend die Akademie der Wissenschaften, Akademie der Landwirtschaftswissenschaften und Bauakademie sowie die Forschungsabteilungen der Akademie der Künste (vgl. Wissen‐
schaftsrat 1992). Nicht einbezogen wurde die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften.
66 dazu unten A. 3.2. Personal
denen heute noch fünf existieren. Ein anderer ursprünglicher FSP namens „Wis‐
senschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie“ wurde zur Keimzelle des Berli‐
ner Max‐Planck‐Instituts für Wissenschaftsgeschichte.
Drei der Geisteswissenschaftlichen Zentren sind in Berlin angesiedelt: das Zent‐
rum für Allgemeine Sprachwissenschaft, das Zentrum Moderner Orient und das Zentrum für Literaturforschung. Die anderen sind das Zentrum für Zeithistori‐
sche Forschung in Potsdam (ZZF, inzwischen Leibniz‐Institut) und das Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas in Leipzig (GWZO). Solche Zentren waren 1991 vom Wissenschaftsrat empfohlen worden, und letztlich gingen sie auf die Denkschrift „Geisteswissenschaften heute“ zurück.67
Der Wissenschaftsrat hatte „die Förderung geisteswissenschaftlicher Zentren in den neuen Ländern ausdrücklich mit der Lage und den Problemen der geistes‐
wissenschaftlichen Forschung in ganz Deutschland verknüpft und betont, daß die Zentren als ein neuartiges Instrument der Förderung geisteswissenschaftli‐
cher Forschung konzipiert sind“ (Wissenschaftsrat 1994a: 56). Hier wurde also die Vereinigungssituation tatsächlich für die Etablierung einer institutionellen Innovation genutzt.
Die Zentren hatten zwei Gründungsaufträge: zum einen die Erzeugung von In‐
novationen in den Geisteswissenschaften, zum anderen die Integration erhal‐
tenswerter Potenziale aus der früheren DDR‐Akademie der Wissenschaften (AdW):
„Unter fachlichen Gesichtspunkten sollen durch ihre Einrichtung zukunftsorien‐
tierte Schwerpunktsetzungen der geisteswissenschaftlichen Forschung und der forschungsintensiven Lehre ermöglicht werden, die der interdisziplinären Zu‐
sammenarbeit neue Perspektiven eröffnen. Unter organisatorischen Gesichts‐
punkten eignen sie sich in besonderer Weise zur Aufnahme gerade solcher posi‐
tiv begutachteten Arbeitsgruppen aus AdW‐Instituten, die wegen der Besonder‐
heit ihrer Thematik oder ihrer fächerübergreifenden Zusammensetzung in ei‐
nem koordinierten Arbeitsverbund erhalten bleiben sollten.“ (Wissenschaftsrat 1992b: 46)
Von Interesse ist im Kontext der hiesigen Betrachtung vor allem: Wie ist der zweite Gründungsauftrag – die Integration von früherem Akademie‐Personal – erfüllt worden? Laut Auskunft des Vorstands des Geisteswissenschaftliche Zen‐
tren Berlin e.V. hatte sich das Thema bereits 2002 erledigt, „da mit den beste‐
henden GWZ eine erfolgreiche Integration zwischen den Wissenskulturen von Ost und West erreicht wurde“ (GWZ Berlin 2002: 3).
Gänzlich problemlos gingen die Dinge gleichwohl auch dort nicht vonstatten, wie sich etwa dem Vereins‐Jahresbericht 2001 entnehmen ließ: So habe es im Berichtsjahr zwei Arbeitsgerichtsverfahren gegeben, „und zwar als Folge der
67 Wenngleich einer der Autoren darauf hinweist, dass die Konstruktion der Zentren im eigent‐
lichen nicht das ist, „was die Denkschrift ‚Geisteswissenschaften heute‘ gewollt hat. Sie wollte ein Zentrum, ein Kolleg in der Universität, weil geisteswissenschaftliche Forschungsergebnisse ohne Studenten die Tendenz haben, sich zu verselbständigen und ihre Basis zu verlieren“
(Frühwald 1995). Der schließlich formulierte Auftrag, die Zentren sollten in „engem Zusam‐
menwirken“ mit der jeweils ortsansässigen Universität entstehen und arbeiten, dürfte darauf
Ablehnung eines größeren Forschungsprojekts, in dem mehrere Mitarbeiter aus der ehemaligen Akademie beschäftigt waren, durch die DFG“. Dies sei eine Fol‐
ge der Gründungskonstruktion der Zentren, „da die Struktur einer projektbezo‐
genen, jeweils befristeten Förderung der doppelten Zielsetzung der Zentren, einerseits interdisziplinäre kulturwissenschaftliche Forschung zu entwickeln und andererseits den Wissenschaftlern, die aus der Akademie der Wissenschaften kommen, institutionelle Voraussetzungen für ihre Arbeit zu bieten, teilweise wi‐
derspricht“. (GWZ Berlin 2001: 12f.)
An den drei nichtberliner GWZ hingegen war es gelungen, die Probleme der Gründungskonstruktion ohne arbeitsgerichtliche Auseinandersetzungen zu be‐
wältigen. Auch die Ost‐West‐Durchmischung ist dort, insbesondere am ZFF in Potsdam und am GWZO in Leipzig, ausgewogener. An den Berliner Zentren wa‐
ren 2002 von den 141 MitarbeiterInnen 15 bereits an der AdW beschäftigt ge‐
wesen (Bloch/Pasternack 2004: 46). Das heißt: Insgesamt waren die Berliner GWZ alsbald personell angeglichen, indem Wissenschaftler/innen westdeut‐
scher Herkunft sie weitgehend dominierten.
Auch neben den GWZ und jenseits der früheren AdW gibt es vereinzelte institu‐
tionelle Kontinuitäten. Dabei fanden in der Regel keine direkten Umgründungen statt, so dass sich die institutionellen Anschlüsse nur über mehrere Stufen re‐
konstruieren lassen. Die Mehrstufigkeit der Anschlusslösungen führte auch da‐
zu, dass meist nur sehr geringe Bestände des ursprünglichen Personals eine Weiterbeschäftigung in den neuen Einrichtungen fanden.
Solche institutionelle Nachfolgen waren im gesellschaftswissenschaftlichen Be‐
reich: das frühere Institut für Städtebau und Architektur der Bauakademie und das heutige Leibniz‐Institut für Regional‐ und Strukturentwicklung Erkner (IRS), das frühere Zentralinstitut für Hochschulbildung Berlin (ZHB) und das heutige Institut für Hochschulforschung Halle‐Wittenberg (HoF), der Bereich Bildungs‐
geschichte der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften und die heutige Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung Berlin (BBF), Dresdner Institute der DDR‐Bauakademie und das heutige Leibniz‐Institut für Ökologische Raum‐
entwicklung (IÖR).
Ursprünglich gab es auch einzelne weitere (Teil‐)Fortsetzungen von gesell‐
schaftswissenschaftlichen DDR‐Instituten. Nicht alle davon konnten sich konso‐
lidieren, und gleiches gilt auch für einzelne nach‐1990er Neugründungen ohne Vorgängereinrichtung. So fiel das Brandenburgische Entwicklungspolitische Institut, 1991 auf Basis des früheren DDR‐Instituts für Internationale Beziehun‐
gen (IBB) gegründet, 2001 Haushaltseinsparungen des Landes zum Opfer. Eines der sechs Geisteswissenschaftlichen Zentren in Berlin, Potsdam und Leipzig, das Forschungszentrum Europäische Aufklärung in Potsdam, war 2007 wieder auf‐
gelöst worden. 2014 entschloss sich die Max‐Planck‐Gesellschaft, ihr 1993 ge‐
gründetes MPI für Ökonomik in Jena nicht fortzuführen.
Übersicht 7: Die außeruniversitäre geistes‐ und sozialwissenschaftliche Forschungslandschaft in Ostdeutschland (2015)
Trägerschaft / Finanzierung Gemein‐
schafts‐
finanzierung Ressort‐
for‐
schung
Mitfinanzie‐
rung Bund (und Sitzort)
Landes‐
einrich‐
tung Berlin (nur einigungsbedingte Neugründungen)
MPI für Wissenschaftsgeschichte
GESIS Außenstelle Berlin
Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF)
Berlin‐Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(BBAW)
Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft, Typologie
und Universalienforschung (ZAS)
Zentrum für Literatur‐ und Kulturforschung (ZfL)
Zentrum Moderner Orient (ZMO)
Brandenburg
Leibniz‐Institut für Regionalentwicklung und Struktur‐
forschung (IRS), Erkner
Leibniz‐Institut Zentrum für Zeithistorische Forschung
Potsdam (ZZF)
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften
der Bundeswehr, Potsdam
Einstein Forum Potsdam
Moses Mendelssohn Zentrum
Mecklenburg‐Vorpommern
MPI für Demografische Forschung Rostock
Institut für Volkskunde in Mecklenburg‐Vorpommern
(Wossidlo‐Archiv)
Sachsen
MPI für Kognitions‐ und Neurowissenschaften Leipzig
MPI für Evolutionäre Anthropologie Leipzig
Leibniz‐Institut für Länderkunde (IfL) Leipzig
Leibniz‐Institut für Ökologische Raumentwicklung (IÖR)
Dresden
Fraunhofer‐Zentrum für Internationales Management und
Wissensökonomie, Leipzig
Leibniz‐Institut für ökologische Raumentwicklung Dresden
(IÖR)
Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden
Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur
Ostmitteleuropas, Leipzig
Sächsische Akademie der Wissenschaften
Sorbisches Institut / Serbski institut, Bautzen
Simon‐Dubnow‐Institut für jüdische Geschichte und
Kultur, Leipzig
Hannah‐Arendt‐Institut für Totalitarismusforschung
(HAIT), Dresden
Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde
Dresden
Trägerschaft / Finanzierung Gemein‐
schafts‐
finanzierung Ressort‐
for‐
schung
Mitfinanzie‐
rung Bund (und Sitzort)
Landes‐
einrich‐
tung
Sachsen‐Anhalt
MPI für ethnologische Forschung, Halle (Saale)
Leibniz‐Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften,
Halle (Saale)
Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg
Franckesche Stiftungen Halle/Saale
Stiftung Bauhaus Dessau
Institut für Hochschulforschung Halle‐Wittenberg (HoF)
Stiftung LEUCOREA, Lutherstadt Wittenberg
Thüringen
MPI für Menschheitsgeschichte Jena
Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie
Weimar (WGL)
Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen
Daneben gibt es einige (weitere) Forschungsmuseen, d.h. Museen mit überre‐
gional bedeutenden Sammlungen, die an diesen Sammlungen – neben ihren sonstigen Aufgaben der Bestandspflege und ‐erweiterung sowie der Ausstel‐
lungsgestaltung – eigene, überregional bedeutsame Forschungen durchführen.
Eine systematische Erfassung der Forschungsmuseen gibt es nicht. Die Zuord‐
nung muss daher anhand der genannten Kriterien plausibilitätsgestützt erfol‐
gen. Nicht berücksichtigt sind Museen, die institutioneller Teil einer der o.g.
Forschungseinrichtungen sind. (Übersicht 8)
Übersicht 8: Geisteswissenschaftliche Forschungsmuseen in Ostdeutschland
Land Forschungsmuseen Anzahl
Brandenburg Kleist Museum Frankfurt/Oder 1
Sachsen
Deutsche Hygiene‐Museum Dresden
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden
Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden
Verkehrsmuseum Dresden
Museum für Völkerkunde zu Leipzig 6
Sachsen‐Anhalt
Kulturhistorisches Museum Magdeburg
Gleimhaus Halberstadt
Forschungsstätte für Frühromantik und Novalis‐
Museum Schloss Oberwiederstedt
Händel‐Haus Halle
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle
Winckelmann‐Museum Stendal 6
Thüringen
Schloss Friedenstein Gotha
Heinrich‐Schütz‐Haus Bad Köstritz
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau‐
Dora (Weimar und Nordhausen) 3
Summe 16