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Ab- und Umbauten seit 1990

3.3. Inhalte

In der Kernphase des Umbruchs – Oktober 1989 bis zu den Wahlen im Mai 1990  – gab es auch zahlreiche Initiativen aus dem akademischen Raum, gesellschaft‐

liche  Reformaktivitäten  anzustoßen  (insbesondere  bei  der  Formulierung  eines  Dritten Weges der Integration von Plan‐ und Marktwirtschaft) oder mit Exper‐

tise zu stärken (etwa bei der Schulbildungsreform oder der Neuausrichtung des  Umwelt‐ und Naturschutzes). Die Resonanz auf solche Angebote war in dieser  kurzen, aber extrem ereignisverdichteten Phase beträchtlich. Doch sank sie als‐

bald gegen Null, nachdem die inhaltliche Richtung des Wandels von der Idee ei‐

nes  verbesserten  Sozialismus  zur  deutschen  Einheit  umgeschwenkt  war.  Für  diese Situation gab es im akademischen Bereich – ähnlich wie in den Bürgerbe‐

wegungen – weder den Willen noch Vorarbeiten, noch spontan zu mobilisieren‐

de intellektuelle Ressourcen, um den Prozess aktiv mit eigenen Beiträgen mitzu‐

gestalten. 

3.3.1. Wissenschaftsratsempfehlungen und ihre Umsetzung Der Wissenschaftsrat hatte 1991 die sozial‐ und geisteswissenschaftlichen Insti‐

tute der Akademie der Wissenschaften, der Bauakademie und die Forschungs‐ 

und Editionsabteilungen der Akademie der Künste zu Berlin (Ost) systematisch  evaluiert. Für die geistes‐ und sozialwissenschaftlichen Hochschuleinrichtungen  war eine Arbeitsgruppe eingesetzt worden, deren Beratungen „in weitgehender  Abstimmung  mit  den  Landeshochschulstrukturkommissionen“  erfolgt  seien  (Wissenschaftsrat  1992c:  7).  Die  sozial‐,  wirtschafts‐  und  rechtswissenschaftli‐

chen  Institute  der  AdW  wurden  komplett  zur  Auflösung  empfohlen.  Für  den  Neuaufbau  der  ostdeutschen  Geisteswissenschaften  formulierte  der  Wissen‐

schaftsrat folgende Zielgrößen:88 

 Schaffung  einer  in  sich  verträglichen  Wissenschaftsstruktur  in  Deutschland  bei gleichzeitiger Aufnahme von identifizierten innovativen Ansätzen in den  ostdeutschen Instituten und Universitäten; 

 Nutzung der Chance, „erkennbare Schwachstellen und Fehlentwicklungen in  den Geisteswissenschaften in den alten Ländern zu vermeiden und Innova‐

tionen einzuführen“; 

 Wiederherstellung der Einheit von Lehre und Forschung; 

 Wiederherstellung der notwendigen disziplinären Vielfalt; 

 Schaffung  regional  abgestimmter  Schwerpunkte  über  länderübergreifende  Koordinierung der Universitäten; 

 Beachtung  der  „inneren  Vielfalt  der  Zugriffe,  Fragestellungen  und  Metho‐

den“ bei den Berufungen in den einzelnen Fächern; 

 Aufnahme  von  31  Forschungs‐  und  Editionsvorhaben  in  die  gemeinsame  Förderung  des  von  der  Konferenz  der  Akademie  der  Wissenschaften  koor‐

dinierten Programms; 

 Erhaltung  des  Instituts  für  sorbische  Volksforschung  Bautzen  „als  selbstän‐

diges Forschungsinstitut besonderer Art“; 

 Gründung von sieben geisteswissenschaftlichen Zentren: für Zeitgeschichte  (besonders  von  SBZ  und  DDR),  zur  Wissenschaftsgeschichte  und  ‐theorie,        

88Kompiliert aus „Perspektiven für Wissenschaft und Forschung auf dem Weg zur deutschen  Einheit.  Zwölf  Empfehlungen.  Vom  Juli  1990“  (Wissenschaftsrat  1990),  „Stellungnahmen  zu  den  außeruniversitären  Forschungseinrichtungen  in  den  neuen  Ländern  und  in  Berlin.  Allge‐

meiner  Teil“  (Wissenschaftsrat  1992c),  „Stellungnahmen  zu  den  außeruniversitären  For‐

schungseinrichtungen der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR auf dem Gebiet  der Geisteswissenschaften und zu den Forschungs‐ und Editionsabteilungen der Akademie der  Künste zu Berlin“ (Wissenschaftsrat 1992a), „Empfehlungen zu den Geisteswissenschaften an 

zur  Aufklärungsforschung,  zur  Erforschung  des  modernen  Orients,  zur  All‐

gemeinen  Sprachwissenschaft,  zur  Literaturforschung  und  zur  Kultur  und  Geschichte Ostmitteleuropas; 

 Erhaltung  des  Zusammenhangs  der  an  der  Akademie  der  Künste  zu  Berlin  [Ost] praktizierten archivalischen Sammlungstätigkeit, editorischen Bearbei‐

tung  und  kunstwissenschaftlichen  Forschung  in  der  Form  einer  Stiftung,  wobei der Forschungsbereich über ca. 30 Stellen, davon etwa 15 bis 20 für  Wissenschaftler/innen, verfügen sollte; 

 an den Universitäten Erneuerung und Konsolidierung der einzelnen jeweils  vorhandenen  Fächer  sowie  Wiederaufbau  von  auf  Restformen  reduzierten  Fächern vor einem Bestreben nach Komplettierung des Fächerkanons durch  ungenügend arbeitsfähige Einzelprofessuren; 

 Neuaufbau  von  Fächern  nur  dann,  wenn  von  Beginn  an  wenigstens  eine  Mindestausstattung gesichert ist; 

 quer zur disziplinären Situierung der Fächer fachübergreifende, flexible Or‐

ganisationsformen („inneruniversitäre Zentren“), „um die Kooperation zwi‐

schen  den  Fächern  zu  erleichtern  und  die  kulturwissenschaftliche  Öffnung  der Geisteswissenschaften zu fördern“; 

 in den einzelnen Fächern Verbindung der jeweiligen Grunderfordernisse mit  verschiedenen Spezialisierungen, die disziplinären Weiterentwicklungsmög‐

lichkeiten Rechnung tragen; 

 Um‐  und  Neustrukturierung  nicht  allein  mit  Orientierung  an  den  Einzelfä‐

chern, sondern vor allem auch mit Blick auf günstige Bedingungen für deren  Kooperation,  zu  diesem  Zwecke  unterschiedliche  Schwerpunktbildungen,  insbesondere:  Berlin: Wissenschaftsgeschichte, „Alte Welt“;  Potsdam: Zeit‐

geschichte (besonders DDR‐Geschichte); Greifswald: Interdisziplinäres Zent‐

rum  für  Nordistik/Baltistik;  Rostock:  Interdisziplinäres  Zentrum  zur  Erfor‐

schung  der  indigenen  Kulturen  Amerikas;  Leipzig:  Geschichte  und  Kultur  Ostmitteleuropas,    Afrika,    Zentralasien;    Halle/S.:    Aufklärungsforschung,  Orientarchäologie; Jena: Weimarer Klassik und Deutscher Idealismus. 

Ein disziplinär breites geisteswissenschaftliches Angebot im gesamten ostdeut‐

schen Siedlungsgebiet konnte in der Folge als flächendeckend wiederhergestellt  gelten.  Insgesamt  war  durch  zahlreiche  Neu‐  oder  Wiedereinrichtungen  bzw. 

Anhebungen  einzelner  Fächer  auf  lebensfähige  Ausstattungsgrößen  die  für  Volluniversitäten notwendige  Fächerbreite wieder gegeben. Hinzu traten Neu‐

gründungen von Universitäten und der Fachhochschulen sowie der sozial‐ und  geisteswissenschaftliche Ausbau der TUs. 

Schwerpunkte  an  den  einzelnen  Universitäten,  wie  sie  der  Wissenschaftsrat  empfohlen  hatte,  sind  in  der  Tat  entstanden,  häufig  auch  institutionell  durch  die  angeregten  fächerübergreifenden  inneruniversitären  Zentren  gerahmt  (Übersicht 9). 

Übersicht 9: Geistes‐ und sozialwissenschaftliche Forschungsschwerpunkte der  ostdeutschen Universitäten 

Universität  Forschungsschwerpunkte 

Greifswald 

Der Ostseeraum unter historischen,   sozial‐ und naturwissenschaftlichen  Gesichtspunkten incl. nordeuropäische/ 

baltische Studien, Hanseforschung 

Kultur des Mittelalters  Computerphilologie 

Rostock  Nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume  Marine Systeme  und Prozesse   Demographische Wandel: Ursachen & Konsequenzen 

HU Berlin 

Antikeforschung  Die großen Transformationen von  Mensch‐Umwelt‐Systemen  Metropolenforschung 

Bildungsforschung  Arbeit und Lebenslauf in global‐

geschichtlicher Perspektive  Bildwissenschaften 

Potsdam  Erziehungswissenschaften  Kulturen im Vergleich  Cottbus‐Senftenb.  Stadtumbau und Stadtrückbau 

Frankfurt/Oder 

Transformationsprozes‐

se bei der Annäherung  Ost‐Europas an das  übrige Europa 

Aufgaben und Bedeutungsveränderungen in‐

ternationaler Beziehungen und Institutionen  Funktionswandel der Geisteswissenschaften zu  Handlungs‐ und Gestaltungswissenschaften  Halle‐Wittenberg  Ethnologie  Aufklärung und Pietismusforschung 

Orientwissenschaften  Bildungsforschung 

Leipzig  Globale Verflechtungen und Vergleiche  Riskante Ordnungen  Sprache und Kultur im Digitalen Zeitalter  Kognitionswissenschaften  Dresden  Bevölkerung, Infrastruktur und Verkehr 

Chemnitz  Kundenorientierte Gestaltung von vernetzten Wertschöpfungsketten  Kommunikation – Medien – Technik 

Freiberg  Innovationsforschung  wirtschaftliche Transformation  Jena  Profillinie LIBERTY: Sozialer Wandel, Aufklärung, Romantik und  

Zeitgeschichte 

Ilmenau  Unternehmen, Märkte und Ordnungen im Wandel – Innovative Produkte  und Prozesse 

Weimar  Medienforschung  Urbanistik 

Erfurt  Language & Mind  empirische Wirtschafts‐ und Sozialforschung  Interdisziplinäres Forum Religion  Kommunikation und digitale Medien  Quellen: Pasternack (2007: 50‐55) und aktualisierende Internetrecherchen 11/2015 

 

Auch  die  Schaffung  einer  „in  sich  verträglichen  Wissenschaftsstruktur  in  Deutschland“  kann  konstatiert  werden.  Doch  deren  empfohlene  Verbindung  mit der „gleichzeitigen Aufnahme von identifizierten innovativen Ansätzen“ an  ostdeutschen Einrichtungen blieb marginal und der Bedienung von Partikularin‐

teressen  einzelner  Fraktionen  in  den  Fachgemeinschaften  nachgeordnet.  Pro‐

filbildung  wurde  fast  überall  erfolgreich  versucht:  durch  bestimmte  fachliche  Kombinationen, speziell denominierte Professuren usw. Die Wissenschaftsrats‐

Aufforderung, „erkennbare Schwachstellen und Fehlentwicklungen in den Geis‐

teswissenschaften in den alten Ländern zu vermeiden und Innovationen einzu‐

führen“,89 blieb, im ganzen betrachtet, unbeachtet. 

Die  geforderte  „Wiederherstellung  der  Einheit  von  Forschung  und  Lehre“  war  im vom Wissenschaftsrat gemeinten Sinne nicht notwendig, da Forschung und  Lehre  nicht  so  wie  unterstellt  getrennt  gewesen  waren.  Die  dauerhafte  Stär‐

kung des Forschungspotenzials der Hochschulen durch Akademiewissenschaft‐

lerInnen  wurde  mit  dem  Wissenschaftler‐Integrations‐Programm  versucht  und  zugleich  ein  seminaristisch  höchst  geeignetes  Beispiel  für  politische  Problem‐

verschiebung.90  

Die „Wiederherstellung der notwendigen disziplinären Vielfalt“ wurde zunächst  weitgehend  erreicht.  Die  in  der  der  DDR  „auf  Restformen  reduzierten  Fächer“ 

fanden sich großteils wieder auf arbeitsfähige Größen ausgebaut. Einige Beson‐

derheiten  konnten  dabei  erhalten  werden:  Kulturwissenschaften  an  der  Hum‐

boldt‐Universität  und  in  Leipzig,  der  Schwerpunkt  Buch/Verlage/Archive/  Mu‐

seum  an  der  HTWK  (FH)  Leipzig,  die  Journalistikausbildung  in  Leipzig,  die  Ge‐

schlechterforschung an der Humboldt‐Universität. Mit dem Deutschen Literatu‐

rinstitut  zur  Ausbildung  von  (potenziellen)  Schriftstellern  verfügt  Leipzig  über  eine  deutschlandweite  Singularität.  Trotz  aller  Abbau‐  und  Konzentrationsvor‐

gänge  konnte  an  den  ostdeutschen  Universitäten  die  in  der  DDR  praktizierte  Differenzierung  der  Slawistik  in  Einzelslawinen  beibehalten  werden.  An  der  Humboldt‐Universität wurde ein Nordeuropa‐Institut neu gegründet, wobei die  vormalige HU‐Nordistik und die FU‐Skandinavistik integriert worden sind. 

Anderes war anfangs der 90er Jahre final abgewickelt worden, obgleich es An‐

sätze repräsentierte, die in anderen Zusammenhängen als notwendig bezeich‐

net wurden. Das betraf etwa im Bereich der Regional Studies die Lateinamerika‐

wissenschaften in Rostock und die Afrika‐ und Nahostwissenschaften in Leipzig. 

Für  die  regionalwissenschaftlichen  Fächer  an  allen  ostdeutschen  Universitäten  muss konstatiert werden: Deren in der DDR prägendes Element, die enge Ver‐

bindung von geistes‐ und sozialwissenschaftlichen Arbeiten – also Sprache und  Kultur,  Literatur  und  Gesellschaft,  Geschichte  und  Ökonomie  –  hatte  den  Um‐

bau  nicht  überlebt.  An  der  Humboldt‐Universität  war  die  Wissenschaftsfor‐

schung abgewickelt worden – 15 Jahre später begann man, sie neu aufzubauen.  

Infolge von Sparauflagen seit Beginn der 2000er Jahre sind allerdings auch eini‐

ge der neu auf‐ bzw. ausgebauten Fächer inzwischen wieder verschwunden. In  Leipzig  wurden  etwa  der  Bereich  Logik  und  Wissenschaftstheorie  geschlossen,  die Niederlandistik, Onomastik und Rumänistik nicht neu besetzt. In Greifswald  stehen Ukrainistik und Baltistik auf der Kippe. 

Eine,  wie  vom  Wissenschaftsrat  gefordert,  „Schaffung  regional  abgestimmter  Schwerpunkte“ erfolgte innerhalb der einzelnen Bundesländer, nicht aber dar‐

über  hinaus.  Die  Warnung  „vor  einem  Bestreben  nach  Komplettierung  des  Fächerkanons  durch  ungenügend  arbeitsfähige  Einzelprofessuren“  fand  nicht        

89  vgl.  dazu  die  Zusammenfassung  der  Problem‐  und  daraus  abgeleiteten  Zieldefinitionen  in 

„Geisteswissenschaften heute" (Frühwald et al. 1991: 10‐13) 

90 genauer unten A. 3.4.4. Netzwerktätige: Die Zweite Wissenschaftskultur 

überall Gehör. Dem stand bisweilen das – nicht unverständliche – Streben ent‐

gegen, das zu sichern, was nur in der Aufbausituation gesichert werden kann. 

Eine  Pluralisierung  des  Wissenschaftsbetriebs  nach  der  marxistisch‐leninisti‐

schen  Monokultur  der  DDR  ist  zwar  hergestellt  worden.  Doch  die  geforderte  Beachtung  der  „inneren  Vielfalt  der  Zugriffe,  Fragestellungen  und  Methoden“ 

gelang nicht überall in der nötigen Breite. Diesbezüglich verfügt die ostdeutsche  Neustrukturierung  über  ein  bemerkenswert  eindeutiges  Image:  „In  Germanis‐

tik,  der  Literaturwissenschaft  und  der  Philosophie  werden  die  Lehrstühle  mit  ganz, ganz wenigen Ausnahmen konservativ besetzt“, war eine hierfür typische  Einschätzung91 – wenngleich sich die Situation zumindest mittlerweile an die all‐

gemeinen Üblichkeiten (incl. deren Einseitigkeiten) angepasst haben dürfte.  

Die  archivalische  Sammlungstätigkeit  und  editorischen  Arbeiten  Forschungs‐

gruppen,  die  bei  der  DDR‐Akademie  der  Künste  angesiedelt  gewesen  waren,  sind, wie empfohlen, durch die Gründung einer Stiftung gesichert worden. 

1994–1997 hatte ein aufwändiges Forschungsprogramm an der Berlin‐Branden‐

burgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) nach den „kognitiven Dimen‐

sionen der Wissenschaften im Vereinigungsprozeß“ gefragt (Kocka 1998a:  10). 

Der Berliner Linguist Manfred Bierwisch bemühte sich um eine Zusammenschau  der  Projektergebnisse:  Was  ist  ihnen  zum  Wandel  des  inhaltlichen  Charakters  der  Wissenschaft  im  Zuge  der  Transformation  zu  entnehmen?  Er  resümierte  vier Punkte:  

 Der Wegfall von inneren und äußeren Barrieren habe die Rückkehr zu „all‐

gemeiner wissenschaftlicher Normalität“ bedeutet.  

 Themen  und  Methoden,  „die  im  Prinzip  immer  schon  den  Kriterien  und  Orientierungen  allgemeiner  Wissenschaftsentwicklung  gehorcht  haben“,  würden  weitergeführt,  „sofern  nicht  institutionelle  Änderungen  die  Konti‐

nuität einschränken oder aufheben“. 

 Themen und Verfahren, „die Wissenschaft nur in politikabhängig deformier‐

ter Weise darstellen“, seien weggefallen. 

 Themen  und  Entwicklungen,  die  zur  genuin  marxistischen  Tradition  gehö‐

ren, „verlieren aufgrund kompromittierender Deformationen ihre Geltungs‐

kraft und werden weitgehend suspendiert“. (Bierwisch 1998: 502) 

Letztgenanntes  sagte  Bierwisch  im  übrigen  nicht  mit  Begeisterung:  Eigentlich  ginge  es  darum,  Marx  von  seinen  falschen  Freunden  zu  befreien  und  den  Grundimpetus marxistischer Geschichts‐ und Wissenschaftsauffassung von Ver‐

krustungen und Verzerrungen zu befreien (ebd.: 501).  

3.3.2. Leistungsbilanz

Mit  dem  ostdeutschen  Wissenschaftsumbau  sollten  die  Voraussetzungen  ge‐

schaffen  werden,  dass  sich  eine  konkurrenzfähige  Wissenschaft  auch  in  Ost‐

deutschland entfalten könne.  Ob dies gelungen ist, lässt sich inzwischen über‐

      

prüfen.  Kriterien  dessen  sind  nicht  Gerechtigkeit  oder  Effizienz  des  Prozesses,  sondern das Maß des wissenschaftlichen Erfolgs, also Effektivität. Aus Gründen  der  Vergleichbarkeit  bietet  es  sich  an,  dafür  auf  quantifizierende  Leistungs‐

kennziffern  zurückzugreifen.  Diese  geben  zwar  keine  letztgültigen  Auskünfte  über  die  Qualität  der  wissenschaftlichen  Arbeit,  aber  sie  lassen  sich  als  Symp‐

tome der Qualität lesen. Für deren Aussagekraft wiederum ist es wichtig, eine  gute Mischung der Kennziffern herzustellen und Größeneffekte zu eliminieren.  

An dieser Stelle soll eine Begrenzung auf zwei Kennziffern genügen: zum einen  die Einwerbungserfolge der ostdeutschen Geistes‐ und Sozialwissenschaften bei  der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), zum anderen die Häufigkeit, mit  der  ostdeutsche  Hochschulen  von  ausländischen  Geistes‐  und  Sozialwissen‐

schaftlerInnen  als  Gasthochschulen  gewählt  werden.  Aus  Gründen  der  Daten‐

verfügbarkeit muss sich die Betrachtung auf die Universitäten beschränken.  

Die  DFG‐Bewilligungen  sind  deshalb  aussagestark  für  die  Leistungsfähigkeit,  weil es sich beim DFG‐Auswahlverfahren um ein themenoffenes handelt, das in  Deutschland  die  am  stärksten  strukturierte  und  qualitätsorientierte  Peer‐Re‐

view‐gebundene Auswahl realisiert.92 Die Wahl der Gasthochschulen durch aus‐

ländische  Wissenschaftler/innen  dagegen  ist  aussagekräftig  für  die  internatio‐

nale  Reputation  der  Universitäten.  Die  jüngsten  vorliegenden  Daten  dazu  ent‐

hält der „Förderatlas 2012“ der DFG (2012). 

Für die DFG‐Bewilligungen weist der Förderatlas mit den Rängen 1‐40 die obere  Hälfte  aller  staatlichen  Universitäten  aus.  Die  16  in  Ostdeutschland  bestehen‐

den Universitäten (incl. HU Berlin) machen ein Fünftel aller 81 deutschen Uni‐

versitäten aus. Damit beträgt der statistische Erwartungswert für deren Präsenz  unter den ersten 40 Rängen acht. Tatsächlich finden sich die Geistes‐ und Sozi‐

alwissenschaften von sieben ostdeutschen Universitäten dort, d.h. der Erwar‐ 

 

Übersicht 10: DFG‐Bewilligungen in den Geistes‐ und Sozialwissenschaften  (2008–2010): Ostdeutsche Hochschulen unter den Rängen 1–40 

Rang*  Universität  Absolut (Mio €)  Tausend € je Professor/in 

HU Berlin  56  196 

11  FSU Jena  21  135 

19  U Potsdam  12  105 

22  MLU Halle‐Wittenberg  14  97 

24  TU Dresden  12  85,5 

31  U Leipzig  14  69 

36  U Erfurt  6,5  60 

Durchschnitt Rang 1‐40 aller staatlichen 

Universitäten in Deutschland    127 

Durchschnitt alle 81 staatlichen  

Universitäten in Deutschland    96 

* bezogen auf Bewilligungen je Professor/in  Quelle: DFG (2012: 115) 

      

92 ohne an dieser Stelle auf berechtigte Kritiken auch an diesem Verfahren eingehen zu können 

tungswert wird nur knapp verfehlt. Von diesen sieben Universitäten übertreffen  vier zudem den Durchschnittswert der DFG‐Einwerbungen aller geistes‐ und so‐

zialwissenschaftlichen Universitätsprofessoren in Deutschland. (Übersicht 10)  Durchwachsener  ist  das  Bild  bei  der  internationalen  Attraktivität  der  ostdeut‐

schen Universitäten, gemessen anhand der Häufigkeit, mit der sie von ausländi‐

schen  Geistes‐  und  SozialwissenschaftlerInnen  als  Gasthochschulen  gewählt  werden.  Hier  weist  der  Förderatlas  die  Ränge  1‐20  aus.  Unter  diesen  sind  nur  vier ostdeutsche Universitäten (von 16)  gelistet.  

Für  diese  entschieden  sich  zwar  18,5  (Alexander  von  Humboldt‐Stiftung)  bzw. 

23,5  (DAAD)  Prozent  der  ausländischen  GastwissenschaftlerInnen,  d.h.  der  statistische Erwartungswert von 20 Prozent wird insofern erreicht – zumal noch  einzelne  Aufenthalte  an  solchen  Hochschulen  hinzutreten  dürften,  die  nicht  unter  den  ersten  20  gelistet  sind.  Doch  ist  hier  auf  den  hohen  Anteil,  den  die  Humboldt‐Universität  dazu  beiträgt,  zu  verweisen.  Die  HU  lässt  sich  nur  noch  bedingt  als  ostdeutsche  Universität  betrachten;  überdies  profitiert  sie  bei  Gastortwünschen von der Attraktivität Berlins.  

Werden die Zahlen der Gastaufenthalte nur für die Universitäten der ostdeut‐

schen Flächenländer betrachtet, ergeben sich Anteile am Gesamt von lediglich  vier  (AvH)  bzw.  9,5  (DAAD)  Prozent.  Dies  dürfte  sich  auch  durch  einzelne  Auf‐

enthalte an Universitäten, die nicht unter den ersten 20 sind, nicht wesentlich  ändern. (Übersicht 11) 

 

Übersicht 11: Die Häufigkeit der Wahl von ostdeutschen Gasthochschulen durch  ausländische Geistes‐ und Sozialwissenschaftler/innen (2006–2010): Ränge 1–20  der deutschen Universitäten 

  Rang  A. v. Humboldt‐Stiftung  DAAD 

Universität  Aufenthalte  Universität Aufenthalte 

Ostdeutsche  Universitäten 

HU Berlin  161  HU Berlin  214 

    U Leipzig  96 

14  U Leipzig  27  U Potsdam  49 

20  MLU Halle‐W.  16     

Anzahl der einbezogenen Hochschulen 

Gesamt‐Deutschland  78    52   

Anteil der ostdeutschen Universitäten 

an allen Aufenthalten der Ränge 1‐20    18,5 %    23,5 % 

Anteil der ostdeutschen Universitäten  an allen Aufenthalten der Ränge 1‐20  ohne HU Berlin 

  4 %    9,5 % 

Durchschnittliche Zahl der Aufenthalte 

aller einbezogenen Hochschulen    18    39 

Quelle: DFG (2012: 118), eigene Berechnungen 

 

Deuten lassen sich die Zahlen in der Gesamtschau so, dass die Geistes‐ und So‐

satisfaktionsfähig in der Forschung sind, dies sich aber noch nicht in ihrer inter‐

nationalen Sichtbarkeit widerspiegelt. Ersteres heißt auch, dass die z.T. qualita‐

tiv problematischen Stellenbesetzungen der 90er Jahre inzwischen überwunden  werden konnten.  

Letzteres dürfte auf dreierlei verweisen: Zwei Jahrzehnte genügen nicht, um in‐

ternationale  Auffälligkeit  von  Hochschulen  herzustellen.  Die  ostdeutschen  Re‐

gionen haben überwiegend nach wie vor ein – empirisch begründetes – proble‐

matisches  Image  hinsichtlich  der  Akzeptanz  Nichteinheimischer.  Und  die  ost‐

deutschen  Hochschulen  sind  in  Teilen  Erstberufungshochschulen,  welche  also  eher  jüngere  Wissenschaftler/innen  berufen,  die  sich  dann  durch  Wegbewer‐

bung zu verbessern suchen – und im Erfolgsfall auch ihre internationalen Kon‐

takte mitnehmen. 

3.3.3. Wissenschaft und Gesellschaft: Sozialwissenschaft und ostdeutsche Gesellschaft

Eine  Leistungsbilanz  lässt  sich  selbstredend  auch  anders  angehen,  jenseits  quantitativer  Symptome  für  wissenschaftliche  Qualität.  Es  ließe  sich  auch  fra‐

gen, welches Maß an Aussage‐ und Erklärungsfähigkeit die ostdeutschen Geis‐

tes‐  und  Sozialwissenschaften  mittlerweile  erlangt  haben.  Richtet  man  diese  Frage an die empirische Sozialforschung und bezieht sie auf deren unmittelba‐

res Umfeld – die ostdeutsche Teilgesellschaft –, so geht es zunächst um subtile  Beobachtungen, die in diesem Umfeld zu machen sind und allenthalben irritie‐

ren.  

Der Osten wählt anders als der Westen, vor allem unberechenbarer, man findet  dort Kindergärten wichtig, glaubt weniger an Gott, badet FKK, bringt es fertig,  Konventionalismus und obrigkeitliche Orientierung mit Aufsässigkeit gegenüber  staatlicher  Autorität  zu  verbinden,  weist  ein  anderes  Geburtenverhalten  auf,  verfügt über eine eigene politische Partei, die zwar nur ein Fünftel der Wähler  wählt, aber eine Mehrheit für wichtig hält, hat zwar selbstbewusste, aber völlig  unfeministische Frauen, findet mehrheitlich eine Berufsausbildung immer noch  attraktiver als ein Studium, ist zwar weniger antisemitisch, doch fremdenfeind‐

licher als der Rest der Republik, hat im Westen völlig unbekannte Idole wie Er‐

win Strittmatter oder Achim Menzel, kurz: Der Osten tickt anders, und keine et‐

ablierte Sozialwissenschaft vermag dies so recht zu erklären. Gleichzeitig klappt  es mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nicht so richtig, und auch hier hat bis‐

lang noch keine Politikberatungsagentur oder Expertenkommission durchschla‐

gende Auswege aus der Misere weisen können. 

Wenn sich die Deutungen einer Situation und daraus abgeleitete Handlungsem‐

pfehlungen als wirkungslos erweisen, dann liegt das meist nicht an der Situati‐

on. Es liegt an den Deutern und Empfehlenden. Hier nun dürfte das langfristige  Hauptproblem  der  Ost‐West‐Verteilung  innerhalb  des  Deutungs‐  und  Gestal‐

tungspersonals zu verorten sein: Die Mischung muss stimmen. Außen‐ und In‐

nenperspektiven  können  sich  nur  dort  verbinden,  wo  sie  durch  Personen  prä‐

sent sind.  

Zwei Beispiele, ein trivial anmutendes aus dem Alltag und eines aus dem Hoch‐

schulbereich, das erst dann verstörend wirkt, wenn es explizit formuliert wird: 

Als in Berlin in den 2000er Jahren neue Buslinien eingerichtet und – abgeleitet  von Metropole – „Metro‐Linien“ genannt wurden, wurde unwissentlich in Kauf  genommen, dass 15 Millionen potenzielle Berlin‐Besucher, nämlich die aus Ost‐

deutschland,  in  die  U‐Bahn‐Schächte  laufen,  um  zur  Metro‐Linie  zu  gelangen. 

Denn  in  Ostdeutschland  ist  „Metro“  als  Name  der  Moskauer  U‐Bahn  geläufig,  und niemand käme auf die Idee, dahinter einen Bus zu vermuten. 

Das  Beispiel  aus  dem  Hochschulbereich:  Im  Jahre  2000  verfügte  der  Fachbe‐

reich Sozialwesen der Fachhochschule Erfurt über die eindrucksvolle Anzahl von  23  Professuren.  Diese  waren  ausschließlich  durch  Personal  mit  westdeutscher  Biografie und Prägung besetzt. Das legte zumindest eine Frage nahe: Mögen die  dort  ausgebildeten  Sozialarbeiterinnen  und  Sozialpädagogen  –  dereinst  zu  ei‐

nem größeren Teil an sozialen Problempunkten in Thüringen eingesetzt – wirk‐

lich alle relevanten Facetten auf ihren Weg mitbekommen haben, um die regio‐

nal spezifischen Problemlagen erfolgreich bearbeiten zu können? 

Durch die unzulängliche Ost‐West‐Mischung in den ostdeutschen Sozialwissen‐

schaften  wird  der  (notwendige)  quasi‐ethnologische  Außenblick  nur  unzuläng‐

lich ergänzt durch den (ebenso notwendigen) Innenblick von Beobachtern, die  gesellschaftliche  Codes  ohne  mühsame  Übersetzungsanstrengungen  zu  ent‐

schlüsseln  vermögen.  Daraus  ergeben  sich  immer  einmal  wieder  Interpretati‐

onshavarien, die eigentlich vermeidbar wären. 

Ein  Beispiel:  1999  hatte  der  Hannoveraner  Kriminologe  Christian  Pfeiffer  ein  Thesenpapier über die Ursachen von Fremdenhass in Ostdeutschland veröffent‐

licht.  Er  verband  dies  mit  der  Präsentation  eines  Fotos  aus  einem  DDR‐Kindergarten:  Ei‐

ne  Kindergruppe  sitzt  in  Reih  und  Glied  auf  Nachttöpfen  und  ver‐

richtet  gemeinschaft‐

lich die Notdurft – das  alsbald  sogenannte  Töpfchenfoto.  Pfeiffer  erläuterte, dies sei ein  Beweis  für  die  aber‐

witzige  kollektivisti‐

sche  Zurichtung  in  der  DDR,  die  alle  Lebens‐

bereiche  umfasst  ha‐

be: Nicht einmal Pinkelngehen sei individuell möglich, sondern an feste Termine  und normierte Gruppenabläufe gebunden gewesen. Die Botschaft: Wer so von  Kindheit an aufgewachsen sei, müsse zwar nicht zwingend ein Neonazi werden  und  Ausländer  überfallen.  Aber  wundern  jedenfalls  brauche  man  sich  nicht  Übersicht 12: Das Töpfchenfoto 

Daraufhin hieß das, was Pfeiffer sagen wollte, nur noch die „Töpfchenthese“. Es  herrschte  in  Ostdeutschland  allgemeine  Empörung  über  „den  Wessi“,  der  sich  da eine Deutungshoheit angemaßt und so überdeutlich daneben gelegen habe. 

Denn jeder, der in der DDR gelebt hatte, wusste: Zwar wurden im Kindergarten  Kollektivnormen eingeübt, aber dennoch durfte bedürfnisabhängig auf Toilette  gegangen  werden.  Die  allgemeine  Empörung  war  unabhängig  davon,  wie  die  einzelnen  Empörten  seinerzeit  zur  DDR  gestanden  hatten.  Pfeiffer  hatte  mit  dem Foto eine geradezu grandiose Kommunikationshavarie produziert, und die‐

se war weniger spaßig, als es der Anlass nahe legen könnte. Denn über das ei‐

gentliche  Problem,  zu  dessen  Erklärung  Pfeiffers  Text  etwas  hatte  beitragen  wollen,  wurde  anschließend  nicht  mehr  diskutiert:  das  im  gesamtdeutschen  Vergleich  überproportionale  Ausmaß  der  Fremdenfeindlichkeit  in  Ostdeutsch‐

land. 

Umgekehrt  lässt  sich  darauf  verweisen,  dass  die  instruktiven  und  erklärungs‐

starken  Thesen  und  Texte  zur  Gesellschaftsgeschichte  der  DDR  und  Post‐DDR  überwiegend von Sozialwissenschaftlern und Historikern ostdeutscher Proveni‐

enz  stammen:  so  etwa  die  Deutung  der  DDR‐Gesellschaft  als  arbeiterliche  Ge‐

sellschaft durch Wolfgang Engler (1999) oder als Organisations‐ bzw. funktional  entdifferenzierte Gesellschaft durch Detlef Pollack (1994; 2003), die Darstellun‐

gen ihres Alltags von Stefan Wolle (2011‐2013) und der Geschichte ihrer Intelli‐

genz von Werner Mittenzwei (2001). Diese Studien beziehen ihre Einsichten aus  einer internalisierten Kenntnis der systemspezifischen Kodierungen. 

Die gleichwohl insgesamt mangelnde Präsenz ostdeutscher Sprecher und Spre‐

cherinnen  in  öffentlichen  Debatten  des  vereinten  Deutschlands  hat  eine  we‐

sentliche  Ursache:  Die  Ostdeutschen  waren  und  sind  dort  marginalisiert,  wo  durch öffentliche Finanzierung das Nachdenken professionell betrieben werden  kann und dessen Ergebnisse verstetigt in die öffentliche Meinungsbildung ein‐

gespeist werden: im Wissenschaftsbetrieb. Sie saßen nach dem Umbau an den  Hochschulen  typischerweise  auf  C3‐  statt  C4‐Stellen,  waren  häufiger  an  Fach‐

hochschulen  als  an  Universitäten  anzutreffen  oder  im  außeruniversitären  Be‐

reich  eher  Abteilungsleiter  als  Institutsdirektoren,  eher  Stellvertreter  denn  Chefs (vgl. Nature 1994; Meske 2001: 259). Das setzte sich fort bei hochschul‐

politischen Entscheider‐Positionen, also in Rektoratskollegien, in Ministerialap‐

paraten  und  bei  der  Vertretung  in  Wissenschaftsorganisationen  oder  Gut‐

achterstrukturen.93 

Insofern  war  die  weitgehende  Exklusion  der  ostdeutschen  Sozialwissenschaft‐

ler/innen nicht  allein ein Umstand, der sich politisch oder moralisch entweder  begrüßen oder bedauern lässt. Sie hat auch sehr praktische Probleme erzeugt. 

Mit  der  geringen  Integration  ostdeutscher  Sozialwissenschaft  war  auf  Deu‐

tungskompetenz verzichtet worden, die genuin ostspezifisch ist: Deutungskom‐

petenz  in  Bezug  auf  die  Geschichte  des  sozialistischen  Systems  und  der  so‐

zialistisch durchherrschten Gesellschaften, auf die aktuelle ostdeutsche Teilge‐

      

93  zur  Gesamtproblematik  des  Elitenwechsels  im  Zusammenhang  mit  gesellschaftlicher  Mei‐

nungsführerschaft vgl. Angelow (2015)