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Stimmhygiene

Im Dokument Gut bei Stimme bleiben (Seite 22-25)

Die Heilung bereits eingetretener Stimmschäden kann mühsam und lang-wierig werden. Daher ist ein hygienischer Umgang mit der Stimme überaus wichtig und empfehlenswert.

«Die Stimmhygiene beschäftigt sich mit Maßnahmen zur Verhütung von Stimmkrankheiten, die z. B. durch unzweckmäßige Gewohnheiten der pri-vaten Lebensführung und besondere Lebens- und Arbeitsbedingungen her-vorgerufen werden können. Ebenso dient die Stimmhygiene der Erhaltung der Stimmgesundheit, durch Vermeiden alles Ungesunden und der Be-wusstmachung von Schädlichkeiten aller Art.» (Klinik am Osterbach, kein Datum)

Grundsätzlich gilt, dass eine gesunde Stimme einen gesunden Körper braucht. Dies beinhaltet unter anderem eine gesunde, ausgewogene Ernährung sowie genügend Schlaf. «Bestimmte Ess- und Trinkgewohnhei-ten, wie Alkohol, Kaffee, Tee können für die Stimme schädlich sein. Saure und stark gewürzte Speisen können zu Sodbrennen, Magen-oder Hals-schmerzen führen und somit eine Stimmstörung oder gar eine Schädigung hervorrufen.» (Woltersdorf, kein Datum) Grundsätzlich kann zu den Essge-wohnheiten gesagt werden, dass die individuelle Verträglichkeit der Speisen

23 ausschlaggebend für den Nutzen oder Schaden für die Stimme ist. Alkohol-konsum oder scharfe Speisen haben nicht zwingend bei jeder Person schäd-liche Auswirkungen auf die Stimme (vgl. Schiwowa, 2008, S. 135f.). Proble-matisch wird es, wenn die Magensäure in die Luftröhre fliesst. Dies kann eine Entzündung im Stimmapparat bewirken, welche sich negativ auf die Stimmgebung auswirkt.

Es wird als sinnvoll erachtet, die Stimme auf Sprechleistungen vorzubereiten. Dies kann mit Spitzensportlern- und sportlerinnen verglichen werden, welche sich vor Hauptleistungen zunächst aufwärmen.

Haupt empfiehlt in diesem Sinne, jeden Tag mit einem Aufwärmen für die Stimme zu beginnen. Dabei sollen zuerst alle Körperfunktionen wachgerufen werden und anschliessend mit Übungen für die Feinansprache der Stimmlippen ergänzt werden (vgl. Haupt, 2006, S.27f.). Als gute Beispiele nennt sie Summ- und Glissandoübungen, da diese den überflüssigen Schleim auf der Stimme durch die feinen Vibrationen gut wegtransportieren. Weiter sind Übungen auf o und u empfehlenswert, weil sie die Randstimme ansprechen und eine weiche Stimmgebung ermöglichen (vgl. von Bergen, 2006, S.99). Nach einer Sprechleistung wird zudem ein stimmliches Abkühlen empfohlen. Das heisst, «keinesfalls durch rasche Abkühlung oder kalte Getränke, jedoch weiche Seufzertöne, Beruhigung des Atemrhythmus durch verlängerte Ausatmung» die Stimme lockern und enntspannen (Haupt, 2004, S. 39).

Doch auch während dem Sprechakt selber gibt es einiges zu beobachten. Die Indifferenzlage, die Tonlage, welche ein minimaler Energieaufwand für alle an der Stimmgebung beteiligten Muskeln ermöglicht, ist zwingend einzuhalten. Sie liegt im unteren Drittel des absoluten Tonumfanges der Stimme, ungefähr eine Quarte über dem tiefsten Ton (vgl. Petzenburg, 2013, S. 261).

Auch die Atmung muss beim Sprechen beachtet werden. Es empfiehlt sich, aufgrund der Anwärmung und Befeuchtung der Luft durch die Nase einzuatmen. Ebenfalls muss zur Atmung gesagt werden, dass sie möglichst in den Bauch- und unteren Brustraum hinein gehen soll. Ebenfalls von stimmhygienischer Bedeutung ist die Art und Weise, wie die Laute im Mund- und Rachenraum geformt werden. Denn wird die Sprache weit vorne im Mundraum geformt, ermöglicht dies ein optimales Kiefer-und Lippenspiel (vgl. Woltersdorf, kein Datum).

24 Ein weiterer stimmhygienischer Aspekt ist es, das Räuspern zu vermeiden.

Räuspern wird wie Husten angewandt, um Schleim von den Stimmlippen wegzutransportieren. Dabei führt häufiges Räuspern meistens zu einer Symptomveschlimmerung. Ein bildliches Beispiel liefern Gutzeit und Neubauer: «Räuspern ist, als würden Sie Schnee schippen und dabei die Asphaltdecke mit wegräumen. Die Schleimhäute werden zusätzlich gereitzt und es kommt zu viel Spannung ins Muskelsystem.» (Gutzeit & Neubauer, 2010, S. 36) Nach dem Räuspern fehlt den Stimmlippen oft der für die Feuchtigkeit und Geschmeidigkeit nötige Schleim, weshalb neuer produziert wird. Ein leichtes, weiches Abhusten des Schleimes wird daher empfohlen (vgl. Gutzeit & Neubauer, 2010, S. 37).

Für die Stimmhygiene spielt auch die Erkältungsprophylaxe eine wichtige Rolle. Denn eine Erkältung kann schwerwiegende Folgen, zum Beispiel eine funktionelle Stimmstörung, nach sich ziehen. Dies kann insbesondere geschehen, wenn die Stimme trotz Heiserkeit stark beansprucht wird, oder nach einer Krankheit nicht genügend Zeit zum ausheilen hatte (vgl. von Bergen, 2006, S. 207). Eine Erkältung «wird durch unvorbereitete Abküh-lung und immunschwächende Stresssituationen begünstigt und durch Viren ausgelöst » (Erkältung: Ursachen; Risikofaktoren, 2014). Auch bakterielle Entzündungen können vorkommen. Die betroffene Person leidet dabei oft an Symptomen wie Husten, Heiserkeit, Kopf,- Hals- und Gliedeschmerzen, Müdigkeit und weiterem. Eine übermässig starke Schleimproduktion tritt in den unteren Atemwegen aufgrund der Entzündung ein (vgl. Raether-Buscham & Dr. Med. Schäffler, 2016). Dieser Schleim wird durch Husten und manchmal auch Räuspern aus dem Körper herausbefördert. Da der grösste Teil der Atemwege mit einer Schleimhaut überzogen ist, ist die Bil-dung von Schleim jedoch nichts Aussergewöhnliches, im Gegenteil, sie ist sogar notwendig für den Schutz der Atemwege vor eindringenden Schadstof-fen sowie zur Feuchthaltung der Schleimhäute.

Prophylaxe im Bezug auf eine Erkältung beinhalten laut Habermann (1978, S. 229) sowie von Begen (2006, S. 209) die Abhärtung des Körpers durch abwechselnde Wärme- und Kältebäder. Auch regelmässige Saunabesuche werden empfohlen. Die Regulierung der Luftfeuchtigkeit und Temperatur ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt der Erkältungsvorbeugung. Doch häufig ist eine Erkältung im Anmarsch, wenn sie überhaupt nicht erwünscht ist.

Beispielsweise während einer anstrengenden Arbeitsphase, in welcher die betroffene Person sowieso unter Druck steht. Der Spruch «jetzt bloss nicht noch krank werden!» erzeugt dabei oft das Gegenteil des gewünschten, denn

25 Stress gilt neben Kälteeinwirkung als eine Hauptursache für ein geschwächtes Immunsystem (vgl. Clasen, 2016). Daher ist das Vermeiden von Stresssituationen sinnvoll und nützlich für die Prophylaxe von Erkältungen und Krankheiten.

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