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Statik und Dynamik im Wirtschaftsleben.
Die Produktivität einer Wirtschaft ist kein Problem der Statiksondern derDynamik. Es istdeshalbzuprüfen,welche Tendenzen im deutschenWirtschaftslebenbestehen, dieauf Er-höhungderProduktionhinzielen.
Da
istzuersteinetechnisch-organisatorischeBewegung be-merkbar, die Tendenz zurNormalisierung und Typisierung der Arbeit, die nur ermöglicht wird durchSyndizierungund Kartel-lierungen in den einzelnenBranchen. Syndizierungen mitdem
ausgesprochenenZweck zutypisieren sind neuerdings in vielen Branchen vollzogenworden, so imAutomobil-und Waggonbau.Typisierte Arbeit verursacht eineProduktionserhöhung. L. Gold-berger berichtetüberdieamerikanischeWirkungder Typisierung folgendes: „UnsereArbeiter bleiben inder gleichen Werkstätte, an derselben Drehbank, an demselben Kran, an derselben Ma-schine, so gewinnen sie an derStelle, an dersie stehen, eine anssergewöhnliche Fertigkeit; sie werdenSpezialisten in ihrem Fach,in
dem
Bereiche ihrerArbeitund leisten durchdie jahre-lange betätigteUebung
quantitativund qualitativin 8 Stunden vielleichtmehr, alseinArbeiter drübeninderdoppeltenZeit.“EinDreher der an einer ßevolverbank nur Typenarbeit ver-richtet, leistet zwei bisdreimal mehr alsein Arbeiter, der an-dauernd verschiedene Sachen dreht. BeitypisierterDreharbeit fälltdas Ein- undAussetzenderverschiedenen Bohrerund Werk-zeugeweg. Ebenfallsbraucht der Arbeiter nichtandauernd zu disponierenundzu überlegen. Die psychischenLeistungen des Arbeiters sind aber einseitiger und ermüden deshalb stärker.
Eine Automatisierung der Körperarbeitistmeistens nicht möglich.
Die Mannigfaltigkeit und Abwechslungbei der Arbeitfälltweg.
Ebenso diepersönlichenBeziehungendes Arbeiters zu seiner Ar-beit. DieFreudean seinerArbeitistbeimArbeiterverringert.
Wegen
der einseitigenBeanspruchung desArbeiters und wegeni
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104-i
der Schablonenarbeitdrängt typisierteArbeitanfVerkürzungder Arbeitszeit.
r. .^ Selbstbei starkmechanisierten Arbeitenz. B.Arbeiten in einem Walzwerkistdurch TypisierungeineErhöhungder Leistung zuerzielen. Die Erhöhung der Produktion ineinemdeutschen Stahlwelk,Abt.Walzwerk durchTypisierungalsFolge des gleich-artigenKriegsbedarfesistaus folgender Tabelleersichtlich.
Walzwerk Verdienst Produktion
Vor
dem
Kriege1914 M.0.60 proStd. Ko.300pro Schichtb.10Std.Während
d. „1916/18„0 94„ „ 370 „ „ „ „ « Es trat somit eine Erhöhung derProduktion von 23,1/o ein.Die Leistungist
umso
höherzu bewerten,da währenddes Krieges die QualitätderArbeiterinfolgeEinberufung gesunkenwar.Zugleich tritt durch Typisierung eine Verringerung der geistigenArbeitder TechnikerundIngenieure ein. Es brauchen nicht andauernd neueProfile ausgemessen zuwerden.
Die Typisierung findet eineGrenze in
dem
individuellen Bedürfnis desKonsumenten. Soweitdasindividuelle Bedürfnis desKonsumenten einerLaune oder derMode entspringt, kann'einkartellierter Produzentdeninländischen Käuferzwingen nor-malisierte
Ware
zu kaufen. DieBefür.htung einerausländischen Konkurrenzkommt
nichtinBetracht, da Deutschlandgemessen anderNormalisierung der Arbeit anderer Industriestaatenam
wenigsten Typenarbeit leistet. Entspringt dagegen das indivi-duelle BedürfniswirtschaftlichenZweckmässigkeitserwagungen, so ist es zu berücksichtigen. In diesemFaHe darfdie deutsche Volkswirtschaft trotz typisierterArbeit nicht die Fähigkeit ver-lieren individuelleBedürfnisse zu befriedigen.Dem
Verfassersin mehrereFällebekannt,wodeutsche Maschinenfabrikendieamen
a-nische Konkurrenz schlugen trotz erheblich höhererVerkaufs-preise,weil
man
individuelleArbeitleistete,z.B.eine Maschine herstellte, die den Grössenverhältnisseneinesschon bestehenden MaschinenhausesinUehersee angepasst war.Eine weitere Produktionserhöhung istdurch
Anwendung
des Taylorsjstems auerreichen. Die Bergwerkszeituugschreibt hier-über;') „Dasseinebeträchtliche Steigerungder Produktiondurch1)DeutscheBergwerkszeitungNr. 133,1919.
'l
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diesesSystem erzielt werdenkann, steht nach
dem
bisher Be-kanntgewordenenausserFrage.** DasauswärtigeAmt
*) sagtdas über Taylorsystem: „DieBewegung stiessinnerhalbder kapital-istischenWirtschaftsordnung bei denArbeitnehmernauf Wider-stand. Die Arbeiterschaftbefürchtete,dass nichtsie,sonderndie Kapitalisten die Früchte der veränderten Arbeitsweise ernten würden.Nachdem
dieDemokratisierung Deutschlands einen aus-reichenden wirtschaftlichen Einfluss sichergestellt hat, werden dieseEinwände nicht nur hinfällig, sondern esvewandeln sich alle Rationalisierungsmöglichkeiten einschliesslich der für die menschliche ArbeitineigensterAngelegenheitenauchder Arbeiter-schaft“.Dem
Grundgedanken kannman
zustimmen. Aberes besteht auch heute bei derArbeitslosigkeit abgesehen von ein-zelnenBrancheneine gewisseAbneigung inArbeiterkreisen gegen das Taylorsystem. Diese*Abneigungwirdzweifellussinken,wenn
diedeutsche Volkswirtschaftinnormalem
Umfang
mit Rohstoffen versorgtistund hierdurch eingrössererBedarfan Arbeitskräfte entsteht Ein andererGrundfürdieAbneigunggegen das Taylor-system ist die weitere Mechanisierung derArbeit. Die Arbeit wird durch dasTaylorsystem noch toteralsbisher. Trotzdem muss durchweitere volkswirtschaftlicheBelehrung desArbeiters derWeg
für dieAnwendung
desTaylorsystemsgebahnt werden.Ein Ausgleich gegen die weitere Mechanisierung der Arbeit be-steht inder grösseren AnzahlvonBeamten,(Meistern)die beim Taylorsystem notwendigsind. „DasVerhältnisvon Arbeitern zu Beamten in Maschinenfabrikenistgewöhnlich 1:7, stellenweise sogar 1:12. In den nach
dem
Taylorsystem arbeitenden Be-trieben dagegen1:3“.^) 14,2%
der Arbeiter könnensomitaus einer Stellung,die exekutive Arbeitverlangt, in eine Stellung mit dispositiverArbeit aufrücken. DasStreben einesTeils der Arbeiter nach einerArbeit, die auch geistigerNatur ist, wird hierdurcherfüllt.Ebenfalls eineErhöhungderProduktionlässtsicherzielen durch
Anwendung
einerwissenschaftlichen Betriebsführung,durch Betriebskontrolle undBetriebsorganisation. Hier hatleiderder‘)Aussenhandelsstelle auswärtigesAmt,BlattNr.1645.
*)AuswärtigesAmt,AussenhandelsstelleBlattTaylorsystem.
I
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106Kriegbei kleinerenund mittlerenFirmenRückschritteverursacht Besonders beiFirmen,dienach
dem
Kriegeexportierten ist eine sparsameBetriebsführung vernachlässigt worden.Man
hatte einfach nichtnotwendigbeider damaligen Valuta sparsam zuwirtschaften.'
Nicht nur die Produktivität, auch die Rentabilität kann gehobenwerden.
Für die Erhöhung der Rentabilität der Exportbranchen
kommt
die QualifizierungderArbeiter, einpersonalesMoment, in Betracht. BessereQualitäten bringen höheren Gewinn und be-festigen die Lage derdeutschen Volkswirtschaft. Die deutsche Kleineisenindustrie hat sich in der Weltwirtschaft nur durch QualifizierungderArbeiter behauptet. AuchFrankreich hat das technische„Wissen“, dienotwendigenIngenieure, abernicht dag„Können“ der Arbeiter. Bei verkürzterArbeitszeit besteht die Möglichkeit, dass sich derArbeiterin Fachschulen weiter aus-bildet. Auch inderTextilindustrieliegen solche Möglichkeiten vor. DerArbeiter kann durch praktisch -theoretischeArbeit in Abendfachschulen befähigt werden, schwierigereundbessere
Web-waren herzustellen. Voraussetzung hierfür istabereine bessere Bezahlungderqualifizierten Arbeiter. Auf GrundeinesRahmen-tarifes einerIndustriestadt erhielten
:
gelernteHandwerkervon
21-25
Jahren:Mk.3.
—
bis Mk. 3 20 im Februar 1920// 3.20 „ „ 3.40 „ März 1920
„
4.—
„ „ 4.30„ April 1920 Hülfshandwerker(sindsolcheArbeiter, dieaufGrundeiner vielseitigen undlangjährigen, derLehrzeitpraktisch gleichzuachtenden Aus-bildung,nachAnhörung der Betriebsleitung und eines Fachaus-schusses derbetr.Abteilungin dieGruppeder gelernten Arbeiter autrückt) von
21—25
Jahren:Mk. 2.90 bisMk. 3.10 im Februar1920
„ 3.10 „ „ 3.30 „ März 1920
„ 4.10 „ „ 4.30 „ April 1920 ungelernteArbeiterüber21 Jahre:
Mk. 2.80 bisMk. 3.
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imFebruar 1920„ 3.10 „ „ 3.30 „ März 1920
„ 3.80 „ „ 4.10 „ April 1920
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Die Differenz im Lohn der gelernten und ungelernten Arbeiter schwankte somit:
zwischen
6,6%
bis6,2%
imFebruar„
3,1%
„2,9%
„ März„ 5
%
„2,3%
„ AprilHierausist die Tendenz eines vollständigen Sich-Näherns der Löhne der gelernten und ungelernten Arbeiterersichtlich;
mitunterwerden direkt gleiche Lohnsätzeverlangt.
Am
11. Juni 1920verlangtenbei KruppdieArbeiter bei ihrerersten Forde-rungeinen Stundenlohn von Mk. 8.20ohneUnterschied, obes sichum
hochqualifizierte oderum
Platzarbeiterhandelt.Eine QualifizierungderArbeiter und auchdas Lehrlings-wesen wird hierdurch untergraben. So sind heute die Unter-nehmervielfach gezwungen,den Lehrlingen dasselbe Entgelt aus-züzahlen wieden ungelerntenArbeitern, wenndie Unternehmer sicheinen qualifiziertenArbeiterstammheranziehenwollen.
Für andere Industriegruppendagegen wirddieVerkürzung derArbeitszeit ein Zurückgehen der Qualität der Arbeiterzur Folge habenwiein derchemischen Industrie. Hierberuht die Qualifizierunsrder Arbeiterlediglich aufGrund der praktischen Tätigkeit. Eine VerkürzungderArbeitszeitwird dieseErfahrung verringern. Dasgiltauchfür andere Industriezweige z. B. im Mühlenbetrieblür die Müller.
Bei rein körperlichen Arbeiten hat Qualifizierung des ArbeitersaufdieLeistungnaturgemässkeinenEinfluss.
Nichtalleindurch eine Produktionserhöhung und Qualitäts-veibesserung infolge technisch-organisatorischer Reformen und infolgeeinerweiterenQualifizierung desArbeiterskann ein ge-wisserAusgleichgegen dieWirkung des Achtstundentages her-beigeführtwerden, sondern auch durch Abwälzungder Selbst-kostenerhöhung auf dasAuslandkann die Wirkung des Acht-stundentages unter Umständen
zum
Teil füreineVolkswirtschaft latentgemachtwerden.Gilt diesauchfürdiedeutsche Volkswirtschaft?
‘)FrankfurterZeitungNr. 425,12.Juni1920
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ll
Auf denerstenBlick sollte
man
esvermuten, davonallen Seiten dasDumping
derDeutschenangefeindet wordenist.Die Prüfung kann
am
bestenbei einemGrenzfall erfolgen bei der deutschen Farbenfabrikation. Dieser Industriezweig hat wohldiestärkste monopolistische Stellungundhat zudem eine grosse Bedeutungfür diedeutsche Volkswirtschaft. Es ist also zu untersuchen,obdiechemische Industriein derLage ist, eine Selbstkostenerhöhung auf den ausländischenKonsum
abzuwälzen.Die Monopolstellung der deutschen Auilinfarbenfabrikation wurde umsomehr erschüttert, jelänger derKriegdauerte. Zu-erstverursachte der Mangel an deutschen Farbstoffen auf
dem
Weltmarkt ein starkes Steigen der Preise. 1915 wurde das 26fache des Friedenspreises (in englischer Währung) erzielt,i)Man
richtete dasAugenmerk, daman
zur Herstellung der Anilin-farbenindem
gewünschten Masse nicht fähigwar, auf Ersatz-farben. So steigertenzahlreicheWerkedieProduktion vegetabi-lischer Farbstoffe, namentlich aus Farbhölzern(Quebracho), aus Cochenille usw.*) Die englische Regierung suchte dieGründung einer Farbstoffabrikdurchsofortzahlbare Unterstützungen, durch Zeichnung vonM 770000
herbeizuführen. Auch inAmerika beschäftigteman
sichmit der Möglichkeit der Beschaffung einer Farbstoffindustrie. Der Vorsitzende eines zur Prüfung dieser Frageeingesetzten Ausschusses, Dr. Bernhard Hesse, erstattete einen Bericht,dessen Wortlaut in der New-Yorker Zeitschrift j^Metallurgicaland Chemical Engineeryng“ veröffentlichtwurde.Indiesem Berichtheisstes:
„Wenn
die Fabrikation auf Nitro-sprengkörper, organische Zwischenprodukte und fertige Farben ausgedehnt wird, ist eine Abänderung der bestehenden Zollge-setzeunvermeidlich unddasganzeVolk muss diemit der Aus-dehnung der chemischen Industrie verbundenen Lasten tragen.Privatunternehmungslustund privatesKapitalhabenauf diesem GebietedieGrenzeihrerLeistungsfähigkeit erreicht.“
Von
der RentabilitätderVerpflanzung derFarbenindustrie sagt derBe-F. Z. 23. September1916.
*)B.T. 17. Juli 1915.
*)F.Z. 21.Januar1916.
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109-rieht „DerfinanzielleErfolgwird nicht die damit verbundenen Ausgaben,
Mühen
undRisikenaufwiegen“.' Sopessimistischdachten dieAmerikaner noch 1915 über die Schaffung einerFarbenindustrie. 1919 warihreAnschauung schon optimistischer. Prof. Dr. Grinell Jones, der chemische Sachverständigeeineramerikanischen Tarifkommission behauptet:
„In kurzer Zeit wird die amerikanische Farbenfabrikationweit genug fortgeschrittensein,
um
den hiesigen Markt versorgen zu können,i)Im
letztenJahrsind 20®/© mehr Farbenhergestellt wordenals1914eingeführtworden sind. Nur mit den wasch-echtenFarbenfürBaumwolle hapertesnoch“.DieamerikanischeKonkurrenz hatalsomit derDauer des Kriegeszugenommen. Führend in deramerikanischen Industrie istdie Firma Schöllkopf (ehern. Deutscher) in Buffalo.*) In England sindführendeFirmenLevinstein (ehern.Deutscher)und die FirmaClayton, beidein Manchester. DieFirmenfabrizieren hauptsächlich Standardfarbstoff. In denletzten 10 Jahren haben sichmancheFarbstoffe stabilisiert, sie könnenalsdauernd absatz-fähiggelten. Bei diesenFarbenhatdieaus'ändischeKonkurrenz eingesetzt. Diese Standardfarben, die Massenfabrikation ermög-lichen, werdenbeiderPsyche deramerikanischenUnternehmer, diemit VorliebeMassen.^Fabrikation treiben, guteAufnahmefinden.
Die ausländische Konkurrenzz. B.Japanhatauchmit längeren Arbeitszeiten und billigeren Löhnen zu rechnen.®)
Zudem
ist die Intensität der Arbeit unabhängig von derKulturstufe des Arbeiters. Das BrasseyscheGesetzder gleichenArbeitsleistung bei verschiedener Arbeitsdauer und verschiedener Kulturstufe verursachtdurch eine unterschiedliche Arbeitsintensität, ist für diechemische Industrie nichtzutreffend. Eine verschiedene Kultur-stufe hatlediglicheine Differenzierung der ProduktionzurFolge.*)K.Z.Nr.1016,1919.
*) In der elektrochemischen, inder anorganischenChemie warAmerikaschon vor
dem
Kriege Deutschland ebenbürtig,wenn nichtsogar überlegen,denndieanorganischeChemieisteigentlich nur eineFrageder Technik.®)Sohat Japan einen beträchtlichenTeilder
Malachitfabrika-j tionansichgerissen. Ein japanischer Arbeitererhält für einen 12Stunden-Tag genau so viel Lohn wie inEuropaein Arbeiter für1Stunde. Bergw Ztg.21.Oktober1919.
r
l-Die ausländische Konkurrenz in Standardfarbstoffen und die UnabhängigkeitderArbeitsintensität von derKulturstufe des Arbeitersdrängendeshalbdiedeutsche Fabrikation zurSpezialisation, zurFabrikationvonchlor- und lichtechten Spezialitäten.
FörderndaufdieEntwicklungderausländischenKonkurrenz wirddernationale Ehrgeiz von Japan, England und Amerika wirken, der keineKostenscheut. Begünstigend muss auch die Ausdehnung des Chemiestudiums in England und Amerika während und nach
dem
Kriege zurGeltung kommen.Eine Gefahrfürdie deutscheFarbenIndustrie liegt in der üeberfüllung des CheriRestudiumsinDeutschland, diein2Jahren zur Wirkung
kommen
wird. Wirddie sozialeLagederChemiker erschüttert, soliegt dieGefahr vor,dass chemisches Wissenins Ausland abwandert.*)Trotzallemistbei derheutigen Lage allerdingsbei licht-und chlorechten Spezialitäten eine Abwälzung der Selbstkosten möglich. AberdieseAbwälzungbirgt auf die Dauer eine Ge-fahr in sich. Eine Preissteigerung hat automatischeine Ein-schrumpfung des Bedarfs zur Folge. Hierdurch findet unter Umständenin Krisenzeiten die volle Produktion keinen Absatz, sodassdieProduktion eingeschränkt werden muss. Mit Recht sagt Prof.Liefmann deshalbüber das Gegenteil einerAbwälzung der Selbstkostenerhöhung über das
Dumping:
„Heute wird meist zugegeben, dass esinderRegelbesser ist,wennins Aus-land billigexportiert wird, als dassdie überschüssige Produktion im Inland Preisdruck und Krisen herbeiführt oder aberdie*)TeilweiseistdieVerschiebung inder Produktion infolge der ausländischen Konkurrenz derartig stark, dass ganze neue Produktionsgebiete aufgegiiffen wurden. So fabriziert die Firma BayeranWerten mehrpharmazeutische Produkte und Produkte fürSchädlingsbekämpfungalsWerteanFarbstoffen. Casella da-gegenistnochreineFarbenfabrik. Die Möglichkeit derAufnahme neuer Produktionen wird
gehemmt
durch die heutigen hohen Kohlenpreise. Beiderartighohen Kohlenpreisen istesderehern.Industrie nicht möglich, mit Kunstprodukten gegen organische Produkte zu konkurrieren,z. B.mit derStapelfaser.
*)Schonheute bestehteinUeberfluss an Chemikern2.und
3.Qualität.
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Werke
ungenügend beschäftigt sind und zahlreiche Arbeiter brotloswerden,i)GesteigertePreiselassenauch dieausländischeKonkurrenz erstarken, soweitsie keinen Achtstundentag hat. Die auslän-dische Konkurrenz kann infolge der grösseren Rentabilität der bisherigenBetriebe mehr Gelder fürVersuche auswerfen. Die Preiserhöhung wirkt wieein der ausländischen Konkurrenz ge-währter Schutzzoll. Hierdurch kann sich dasAusland inder Farbenfabrikationemporarbeiten
Das Monopol derdeutschen Farbenindustrie in chlor- und lichtechten Spezialitäten, infeineren Farbnuancen, ist also kein absolutes Monopol wieein Monopol auf Grund eines unersetz-barenRohstoffbesitzes.
Das Farbenmonopol ist bedingt durch verhältnismässig niedrigeVerkaufspreise. Werden die Preise zustarkgesteigert, dannschwindet das Monopol.
Immerhin sind einzelne Produkte vor
dem
Kriege zu Schleuderpreisen verkauft worden, die volkswirtschaftlich nicht berechtigtsind. Hier ist aber durchdieJ. G. eine Besserung eingetreten.Ein Ausgleich gegendie MinderungderProduktioninfolge der8ständigen Arbeitszeitim Hauptberuf kanndurchBenutzung derfreienZeit zurNebenarbeiterfolgen.
Wo
die Arbeiter, be-sondersältereArbeiter Gelegenheit haben Gartenarbeit zu ver-richten,tun siedas. Aber die Möglichkeit hierzuist nicht all-gemein vorhanden, zumal nicht bei grosstädtischen Arbeitern.DerEin wand, dass der Arbeiter vonder Landwirtschaftnichts verstände, ist nicht berechtigt.
Wenn
er die Kenntnissezum
Gemüseanbau nochnicht hat, sowirder siezweifellosim Laufe der Zeit erwerben. Anders ist es dagegenzubeurteilen,wenn Holzarbeiter zu Hause Schreinerarbeiten verrichten oderaber Arbeiter einer Maschinenfabrik zu Hause Schlosserarbeiten ver-richten. Hier gehen volkswirtschaftliche W^erte verloren. Die Vorteile,die derGrossbetriebbietet, werdennicht benutzt,man
‘)Liefmann:CartelleundTrustsS.123.
*) Fachleute behaupten, dass in zehn Jahrendie englisch-amerikanischeFarbenkonkurrenzder deutschen ebenbürtigsei.
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I*kehrt zuextensivenArbeitsmethoden zurück. Eine Aufgabeder Spezialisation der Arbeitundhierdurcheine geringere Produktion erfolgt, wenneinSchlosserinseinerfreienZeit schustert, tapeziert und schneidert. AlsSchlosser,in seinem gelernten Berufwürde erbei Verrichtung von Schlosserarbeiten mit der aufgewandten Arbeit und in derselben Zeit grössere Werte schaffen können.
Die Sstündige Arbeitszeit und die hohen Löhne der Arbeitermachten auchdie Menschenarbeitwervoller.
Man
ging deshalb sparsamer mit der Arbeitskraftum
und verschwendete nichtArbeitskraft, wie das zu Friedenszeiten vorkam, als die Arbeitsstunde 33Pfg. kostete. Heute ist es z. B. unrentabel für die chemische Industrie-einen erwachsenen Arbeiter als Rührer einzustellen,eineArbf itsverrichfung die heute meistens mitgeringem Kapitalaufwand mechanisch erfolgt.Ein weiterer dynamischer Ausgleich vollzieht sichdurch das Bestreben allerVolksschichtennichtin ihrerLebenshaltung beeinflusst zuwerden. Kämpfen die unteren Schichten gegen die oberen Schichten an, so suchen die oberenSchichtenden Einkommensverlust durchintensiveresArbeiten, durchAuffindung neuerErwerbsquellen, wiederwettzu machen.
Insoweit diese Produktion-Erhöhung