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der achtstündigen Arbeitszeit

Im Dokument BIBLIOGRAPHIC MICROFORM TARGET (Seite 23-26)

In

der

Anilinfarbenfabrikation

und

bei

der Chromofenarbeit.

Wohl

keineIndustrie hatsich soscharf gegen den Acht-stundentag gewandt wie die chemische Branche. Chemische Produktionen können ebennichtinjedem Stadiumunterbrochen werden, was wohl in Industrien der Fall ist, die einerein physikalisch-mechanische

Umwandlung

des Materials bewirken.

Wegen

derUnmöglichkeit derUnterbrechung derProduktionin jedem beliebigen Stadium werden die nichtkontinuierlichen Be-triebederchemischenIndustrie stärkerdurch den Achtstunden-tag belastetals die kontinuierlichen Betriebe. Die chemischen Prozesse lassen sich auch nicht kommandieren. Die Intensität der Arbeitist also imallgemeinenunabhängigvon

dem

Arbeiter»

zumal der chemische Betrieb ein geschlossenes Ganzesbildet und dieNebenarbeiten zeitliche Punktion der eigentlichen Pro-zessesind. Fülltein chemischer Prozess nichtdieganze Schicht aus,sokanndie überbleibendeZeit meistensnicht mit Neben-arbeitenausgefüllt werden. Bei Prozessen, die sichin 8 Stun-den erledigenlassen, wirktdeshalbin nichtkontinuierlichen Be-trieben eine 10 Stundenschicht extensiv, eine 8 Stundenschicht intensiv. Ein solcherAusnahmefall besteht bei derFabrikation vonGoldorange oder Naphtolorange. InFolgendem seikurz die zeitliche Aufeinanderfolge der Produktionsstufen des Naphtol-orange-Prozesses geschildert^):

Am

ersten Tage werden die

D

FabrikationvonGoldorange. Dieser Azofarbstoff istdie KombinationvonSulfanilsäure mit ß-Naphtol. DerProzesszerfällt infolgende Stufen:

” Anilinwird zu Sulfanilsäure

1.durchBehandelnmit Schwefelsäure umgewandelt.

2.ß-Naphtol wirdinNatronlaugegelöst.

3.Sulfanilsäurewird durchBehandlungmitNitritund Salz-säureindieDiazoverbindung umgewandelt.

4.Die unter 3 entstandene Diazoverbindung wird mit der unter2bereiteten alkalischen ß-Naphtollösung kombiniert

zum

Farbstoff. DerFarbstoffwird gepresstundgetrocknet.

37

Materialien herbei geschafft, verwegen, die Substanzen werden erhitzt und bleiben bis

zum

nächsten Tag stehen. Noch

am

selbenTage findetdie Kuppelungder

am

Tage vorher gelösten undverarbeiteten Substanzen in einemKesselinderErde statt.

DieserVorgangdauert 4Stunden. DerFarbstoffwird mit Luft inPressen gediückt. AlledieseArbeiten,diefrüherin10 Stunden geleistetwurden, werdenheutein 8Stunden ausgeführt.

Am

nächsten Tag werden die Laugen durch Eis gekühlt, dannbeginnt dasDiazotieren und Sulfonieren2). Derandere Komponentß-Naphtol wirdinNatronlaugegelöst. Inden Pausen werden die Lösungen für den folgenden Prozess hergestellt.

Auch dieseArbeiten, diefrüher10 Stunden inAnspruch nahmen, werdenheute in8 Stunden ausgeführt.

Am

Tagedarauferfolgt die Kuppelungin einem4 Stun-den dauernStun-denProzess.

Um

den Farbstoff in feinkristallinische

Form

zubringen,läuftderFarbstoffüberWalzen.

Am

folgen-denTag wirdder Farbstoff fertig gepresst. Die Arbeitan der Presseist reine BetriebskontrolleundwirdvonArbeiternwährend der Schichtals Nebenarbeitverrichtet. DerFarbstoff wird dann getrocknet und gemahlen. Die Mühlen laufenununterbrochen, könnendeshalb in 8 Stunden nicht das

Quantum

mahlenwie früherin 10Stunden. Das Mahlen des Quantums durchdie frühere Mühlenanzahl durch Einlegung einer Nachtschicht alle 4 Tageistökonomischunmöglich,denn hierzu wäreeine beson-dere Arbeitskraftnotwendig,die 3Tage im BetriebkeineArbeit fände undnur*)jede 4.Nacht arbeitenmüsste.

DerNaphtolprozess zerfällt alsozeitig in folgende Stufen, undbeiwiederkehrendem Prozess findet folgende zeitliche

An-i

Bereitsfertige Sulfanilsäure, in Bottiche gepumpt, wird mit Eis gekühlt und durch Zufliessenlassen einer Nitritlösung diazotiert.

Anilinwirddurch Schwefelsäurebei180Graderhitztund sulfoniert.

Urlauber könntenevtl,dieNachtarbeit jede4.Nacht aus-führen. Dies geschieht auchhinundwiederinBetrieben,obwohl eseinVerstossgegendie Tarifverträgeist.

t

I

[

38

-einanderreihung der einzelnen Prozesse statt.

1-l'ag. 2.Tag. 3. Tag.

I. Lösen II. Diazotieren*-

III. Kuppeln

II.Diazotieren

» >

HI. Kuppelnn I. Lösen III. Kuppeln II I. Lösen

>

]I. Diazotieren

Beidei Fabrikation von Goldorangeerfolgttrotzder acht-stündigen Arbeitszeit eineglatteTeilungdes Gesamtproduktions-prozessesin Einzelprozesse, die8 StundeninAnspruch nehmen.

Der TurnusderFabrikation wird nicht beeinträchtigt.Auch bei Prozessen,dielängerals8 Stunden dauern,isteine glatte Tei-lung desGesamtproduktionsprozesses mitunter möglich. Zwölf-stündige Schichten wurden früher meist durch Ueberstunden bewältigt. Bei Prozessen, die 13 bis 17 Stundendauern, und die früherinextensiverArbeitinzwei Schichten vollendet wur-den, (vorausgesetzt, dass nicht die Möglichkeit bestand, einen 7 bis Sstündigen Prozess anzugliedern) da der Turnus der Fabrikation eingehaltenwerdenmusste,ist ebenfalls durch den Achtstundentag kein Produktionsrückgang eingetreten. Früher wurden dieArbeitenvon Arbeitern, deren Arbeitszeit in einan-derÜbergriff, ausgeführt. Heute sind die Arbeitszeiten zeitlich auseinandergerissen. Die Schichten greifen weniger stark ineinander über,wodurcheine Intensivierung der Arbeit notwen-digwird.

So ergibt sich eine glatte, nicht jiroduktivitätsmindernde Teilung des Gesamtprozessesin tägliche Einzelprozesse bei Pro-zessen, die 8 Stunden, und Prozesse, die 13 bis17 Stunden dauern, und beiwelchenfrüher wegen des Einhaltensdes

Opti-mums

eine Intensivierung unmöglich war- Eine glatte Teilung der Produktionistjedochauchmöglichbei allen ununterbrochen laufenden Prozessen, so beiChromofenarbeiten. DieHerabsetzung

Anwendung

einer besonderen Kühlvorrichtune die grosse Wassermengen beansprucht, ist die KühlungderLosungen und die darauffolgende Diazotierung an einemTagmöglich. Der Mehraufwandan Sachkapitalwürdeeine

‘"4^"s»vierung der Arbeit und das Ausfüllen noch

be-ITagfn'bfenTg^ Naphlolorangeprozess i„

4

39

der Arbeitszeitbei diesen Arbeiten von 12 auf8 Stunden ge-staltete sichvolkswirtschaftlichgünstig.

Die Herabsetzung der Arbeitszeit von12 auf8 Stunden inderuntersuchten Chromfarbenfabrik erfolgte im Jahre 1912.

Bis 1912 wurdendie Oefen diesesWerkes durch je4 Arbeiter, ineinerSchichtalsozusammen8Arbeiter, innerhalb24 Stunden ausgeführtbeije 12 stündiger Schicht, Aus sozialenund hygie-nischen Gründen, auch infolge der guten Erfahrungen mit der 8 stündigen Schicht in Blei-und Zinkhütten, führtedie Firma denAchtstundentagein. Die Arbeit an diesen Oefen ist zwar nichteine andauernde. Es

kommen

ziemlich grossePausen vor.

DochdieHitzeistbedeutend. Bei Einführungder8 Stunden-schichtarbeitetenje 2 Arbeiter je 8 Stunden,also6 innerhalb 24Stunden. 3 Arbeiterfüreine Schichteinzustellen,wäre un-wirtschaftlich,da 3 Arbeiter nicht

Hand

in

Hand

arbeitenkönnen, was füreineintensive Arbeit,verbunden mitArbeitsteilung, not-wendigist. Das Einstellen von 2Arbeitern für eineSchicht andenOefen anstelle der 4Arbeiter hatte eine

Zusammen-drängung der tatsächlichen Arbeitszeit zur Folge. Die unfrei-willigen Pausen wurden geringer,der Kräfteverbrauch, derdurch Betriebseinflösse (Hitze) während der unproduktiven Pausen

„Leerlauf*' inHinsichtaufdie Produktion, aber eineAbnutzung derArbeitskraftimHinblickautden Kräfteverbrauch war,wurde bedeutend gemindert. Bei Einführung der 8 Stundenschicht wurde den Arbeitern der frühere Lohn zuerkannt. Infolge der 8stündigenArbeitsschicht trat eineProduktionsminderung inner-halb24 Stunden ein. Sie schwankte zwischen 5 bis 10 Vo

nach derJahreszeit.

Im Sommer

machtesichbeim 3 Schichten-system (Wechselung

um

6

Uhr

morgens, 2

Uhr

mittagsund 10

Uhr

abends) der Schichtwechsel

um

2

Uhr

schädigend be-merkbar. Die Leute

nahmen

während desHingangeszur Fabrik eine

Menge

Getränke zusich,underschlafftendurch den

Gang

zurFabrik während einer der heissesten Stunden desTages.

ObwohldieGesamtproduktivitätinnerhalb24 Stundensank, stiegdie ArbeitsintensitätinfolgeVerringerung der Arbeiterzahl;

denn früher produzierten 8

Mann

80 Einheiten, jetzt 6

Mann

72bis75 Einheiten,es trat somiteineSteigerung der Intensität

40

t

I

1 1 t

1

von

20—

25*/o ^)- Allerdings war die Ausbeute an

Chrom

ausdenErzen etwas zurückgegangen. Deswegen und wegen der geringeren LeistungderOefen innerhalb 24 Stundenergab sich trotzKompensation durch den ersparten Lohn des7. und8.

Arbeitersein geringfügiges finanzielles Minus für den Betrieb, wasjedoch fürdie Gesamtrentabilität des Werkes unbedeutend war. Volkswirtschaftlich ist die Achstundenschicht auf jeden Fall zubegrüssen. Die 12stündigeArbeitszeit derOfenarbeiter hatte, dadie Arbeitallgemein alsziilangeund schädigend em-pfundenwurde,ein häufiges Wechseln der Arbeiter zurFolge.

Nun

sinddie Arbeiter, die längereZeit in einem Chrombetrieb arbeiten,gegen Chromvergiftungen in gewissem Grade immun.

Da

die 8 ständige Arbeitszeit mit zur Sesshaftmachung des Arbeitersbeiträgt,müssen sich Chromvergiftungen uud gesund-heitliche Schädigungenvermindern. DerLeiterdesbetreffenden Betriebes betontedeshalbsehr,dass

man

nicht den Augenblicks-erfolg sondern die Dauerwirkungbetrachten müsse. Als Dauer-wirkungzeigt sich,dassdie 8 ständigeArbeitszeit Oekonomie in derAusnutzung der menschlichen Arbeitskraft ist, denn eine 12ständigeArbeitszeitbei der Friedensintensitätmehrere Jahre hindurch warUeberarbeit, die frühzeitig die Arbeitskraft des Arbeiters untergrub. Die Oekonomie in der Ausnutzung der menschlichen Arbeitskraftistbesonders für eine Volkswirtschaft wiedie deutsche notwendig, die vor

dem

Kriege chronischen Arbeitermangelhatte.

Nebendieser glattenreibungslosen Teilung des Produktions-prozessesgibteseine unglatteTeilungdesGesamtprozessesbei

Anwendung

von achtstündigen Schichten.

Ausderoben geschilderten Produktion vonNaphtolorange

istersichtlich, dassderTurnus der Produktiongenaueingehalten werdenmuss,wenn

man

grössere Arbeitspausenund das Brach-liegenvon Maschinen undApparaten vermeiden will.

Lassen sichdie Prozessenicht in der verkürztenSchicht ausführen, danntrittbeiDurchführungdes Achtstundentageseine bedeutendeMinderung der Produktivitätgemessen an der

Kopf-0

Vgl.Fromont: Une Experience Industriellede reduction delaJournöe deTravail,Brüssel1906.

zahlderArbeiterschaftein.

Um

denTurnus der Fabrikation einzuhalten, istdasEinstellenweiterer Arbeiter notwendig. Das istvielfachder Fall. So dauert das Fuchsinschmelzen von 4

Uhr

nachmittags bis2

3

Uhr

nachmittags des folgenden Tages Die Arbeitszeitohne Pausenbeträgt somit

18—19

Stun-den. Der Prozess konnte bei einerZehnstundenschicht durch 2 Arbeiterausgeführtwerden. Bei Achtstundenschicht sind für diesen Prozess 3 Arbeiter notwendig. Bei gleicher Lohnhöhe trotz Achtstunden Schicht trittsomitdurchErhöhung der Lohn-kosten

um

33

%

eineVerteuerung des Produktes ein. Der Sulfanilsäureprozess dauert 10 Stunden.

Um

bei Achtstunden-schichtdenProzess durchführenzu können, ist es notwendig, dass einArbeiter anstatt 7

Uhr

morgensseineArbeit

um

9

Uhr

beginnt, und so2 Stunden längerarbeitet alsdie übrigen Ar-beiter,

um

den Prozess zuendeführen zu können. Der

später-kommende

Arbeiterkannjedoch von 7

9nicht einfachausfallen.

Er muss durch eineHilfskraft, meistens einen ungelernten Ar-beiter, ersetzt werden. DieserHilfsarbeiter findet nichtinden

weiteren6 Stundender SchichtvolleBeschäftigung.

DerTrocknungsprozess von 700 kg Goldorange dauert 10 Stunden. BeilOstündigerSchichtkann ervon 1 Arbeiter aus-geführtwerden, bei 8stündiger Schicht sind hierzu2Arbeiter notwendig. Der 2. Arbeiter findet evtl, nureine Beschäftigung von 2 Stunden

am

Tage. EineBeschleunigung des Trocknens ist bei

dem

heutigen Stand der Technik nicht möglich. Wirdder Prozessbeschleunigt, sowirddie Farbe nicht genügend getrock-netund verschmiert.

Die schädlichen Wirkungen der 8ständigen Arbeitszeit suchte

man

zu kompensieren durch Gegenmittel. Als erstes Gegenmittel

kommt

die Vergrösserung des Quantums, dasin einemProduktionsprozessverarbeitetwird, in Betracht. Grund-sächlich geht die Chemieheute vonder Ansicht aus, dass das

Quantum

beliebigvermehrt werden kann. Die Möglichkeitder IntensivierungderArbeitdurch Vergrösserung des Quantumsist abhängig von der Grösse dervorhandenenBotticheundApparate, die augenblicklich nicht durch grössere Dimensionen ersetzt werden können, und von der Produktionskonkurrenz (nicht Ab-(3

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