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Tab 4.1 beinhaltet die Ergebnisse der ophthalmologischen Untersuchung. Zur Feststellung der Sehfähigkeit wurden die Drohreflexe geprüft. In Zweifelsfällen wurde ein Wattebauschtest und bei einigen Tieren auch ein Lauf über Hindernisse durchgeführt. Alle Patienten, mit Ausnahme derjenigen, die beidseits einen maturen Katarakt aufwiesen, waren sehfähig. Die anderen Patienten zeigten einen verzögerten bis teilweise fehlenden Drohreflex sowie deutliche bis vollständige Ausfälle beim Wattebauschtest und im Ausweichen von Hindernissen. Alle Patienten, die eine altersbedingte Nukleosklerose des Linsenkerns aufwiesen, zeigten keinerlei Beeinträchtigungen bei Untersuchung der Sehfähigkeit.

Zusammenhangstrennungen der Lider wurden ebenso wie fehlgestellte oder zusätzlich vorhandene Wimpern nicht auffällig. Ein Patient der Gruppe 3 wies zusätzlich einseitig eine Linsenluxation sowie eine Ablatio retinae auf. Das Sehvermögen auf diesem Auge war nicht mehr gegeben.

Tab. 4.1 Ophthalmologische Befunde in den Gruppen 1 bis 3 (Anzahl der erkrankten Augen) Ophthalmologischer

4.2 Dexamethasonkonzentration in den einzelnen Kompartimenten des Hundeauges

In den Tab. 4.2 bis 4.4 sowie den Abbildungen 4.1 bis. 4.7 sind die ermittelten Dexamethasonkonzentrationen in den einzelnen Augenkompartimenten dargestellt.

Tab. 4.2

Dexamethasonkonzentrationen in Kornea, 3. Augenlid, Iris, Linse und Retina (pg/mg) sowie Kammerwasser und Glaskörper (pg/µl); Angaben von Mittelwert, Standardabweichung sowie Median der Patienten der 1.Gruppe (6 Stunden Salbenverweildauer)

Kompartiment li 2,33 18,30 <2,52 10,12 <1,73 <0,66 <1,82 5 li 0,83 20,29 10,05 <5,47 <1,73 <0,66 <1,82 8

Tab. 4.3

Dexamethasonkonzentrationen in Kornea, 3. Augenlid, Iris, Linse und Retina (pg/mg) sowie Kammerwasser und Glaskörper (pg/µl); Angaben von Mittelwert, Standardabweichung sowie Median der Patienten der 2.Gruppe (11 Stunden Salbenverweildauer)

Kompartiment

Tab. 4.4

Dexamethasonkonzentrationen in Kornea, 3. Augenlid, Iris, Linse und Retina (pg/mg) sowie Kammerwasser und Glaskörper (pg/µl); Angaben von Mittelwert, Standardabweichung sowie Median der Patienten der 3.Gruppe (16 Stunden Salbenverweildauer)

Kompartiment li <0,66 <3,28 <2,52 <5,47 <1,73 <0,66 <1,82 3

re <0,66 <3,28 <2,52 <5,47 <1,73 <0,66 <1,82 li <0,66 <3,28 <2,52 <5,47 <1,73 <0,66 <1,82 4 li <0,66 <3,28 <2,52 <5,47 <1,73 <0,66 <1,82 9

Standard-Abweichung <0,66 4,89 9,26 <5,47 <1,73 <0,66 <1,82 Median <0,66 2,07 6,66 <5,47 <1,73 <0,66 1,83

Abb. 4.1 Vergleichende Darstellung der Dexamethasonkonzentration im Kammerwasser (pg Dexamethason / µl Kammerwasser) 6, 11 und 16 Stunden nach der Behandlung mit Angabe der entsprechenden statistischen Signifikanz

0 3 6 9 12 15

pg DXM / µ l Kammerwasser

1. 2. 3.

Gruppe 1 (6 Stunden) Gruppe 2 (11 Stunden) Gruppe 3 (16 Stunden) DXM im Kammerwasser in pg / µ l

Die Konzentration des Dexamethason im Kammerwasser liegt 6 Stunden nach Applikation mit einem Mittel von 4,13 pg Dexamethason / µl Kammerwasser deutlich niedriger als in den übrigen Strukturen der vorderen Augenkammer. Die Messungen nach 11 und 16 Stunden belegen einen schwach signifikanten Konzentrationsabfall (p=0,03) von der 1. Gruppe (6 Stunden) zur 2. Gruppe (11 Stunden) sowie einen stark signifikanten Abfall (p=0,00) zur 3.

Gruppe (16 Stunden).

Abb. 4.2 Vergleichende Darstellung der Dexamethasonkonzentration in der Kornea

(pg Dexamethason / mg Kornea) 6, 11 und 16 Stunden nach der Behandlung mit Angabe der entsprechenden statistischen Signifikanz

0 10 20 30 40 50 60 70 80

DXM in pg / mg Kornea

1. 2. 3.

Gruppe 1 (6 Stunden) Gruppe 2 (11 Stunden) Gruppe 3 (16 Stunden) DXM in der Kornea in pg / mg

In der Kornea läßt sich 6 Stunden nach Applikation eine im Mittel 36,43 pg Dexamethason / mg Kornea betragende Arzneimittelkonzentration nachweisen. Der Abfall der Konzentration von 6 bis 11 Stunden nach der Behandlung auf ein Mittel von 25,20 pg Dexamethason / mg Kornea ist statistisch nicht signifikant (p=0,117). Zur 16 Stunden-Gruppe fällt die Arzneimittelkonzentration dann signifikant ab (Mittelwert 4,31 pg Dexamethason / mg Kornea; p=0,00).

Abb. 4.3 Vergleichende Darstellung der Dexamethasonkonzentration im 3. Augenlid

(pg Dexamethason / mg 3. Augenlid) 6, 11 und 16 Stunden nach der Behandlung mit Angabe der entsprechenden statistischen Signifikanz

0 10 20 30 40 50 60 70

pg DXM / mg 3. Augenlid

1. 2. 3.

Gruppe 1 (6 Stunden) Gruppe 2 (11 Stunden) Gruppe 3 (16 Stunden) DXM im 3.Augenlid in pg / mg

Im 3. Augenlid finden sich sowohl 6 Stunden (Mittelwert 18,53 pg Dexamethason / mg 3.

Augenlid) als auch 12 Stunden (Mittelwert 24,59 pg Dexamethason / mg 3. Augenlid) und 16 Stunden nach der Behandlung (Mittelwert 9,17 pg Dexamethason / mg 3. Augenlid) deutlich meßbare Werte. Der Konzentrationsabfall findet über den gemessenen Zeiträumen in geringerem Umfang als in den Strukturen innerhalb der vorderen Augenkammer statt. Die Konzentrationsabnahme von der 1. zur 2. Gruppe ist statistisch nicht signifikant (p=0,617).

Die Abnahmen von der 2. zur 3. Gruppe (p= 0,013) ist ebenso wie von der 1. zur 3. Gruppe (p= 0,022) schwach signifikant.

Abb. 4.4 Vergleichende Darstellung der Dexamethasonkonzentration in der Iris

(pg Dexamethason / mg Iris) 6, 11 und 16 Stunden nach der Behandlung mit Angabe der entsprechenden statistischen Signifikanz

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

pg DXM / mg Iris

1. 2. 3.

Gruppe 1 (6 Stunden) Gruppe 2 (11Stunden) Gruppe 3 (16 Stunden) DXM in der Iris in pg / mg

In der Iris finden sich nach 6 (Mittelwert 22,44 pg Dexamethason / mg Iris) und 11 Stunden Salbenverweildauer (Mittelwert 15,49 pg Dexamethason / mg Iris) deutlich meßbare Werte.

Nach 16 Stunden läßt sich ein deutlich niedriger Wert (Mittelwert 2,63 pg Dexamethason / mg Iris) messen. Während die Konzentrationsabnahme von der 1. zur 2. Gruppe statistisch nicht signifikant ist (p= 0,25) ist, erfolgt ein hoch signifikanter Abfall zur 3. Gruppe (p=

0,00).

Abb. 4.5 Vergleichende Darstellung der Dexamethasonkonzentration in der Linse

(pg Dexamethason / mg Linse) 6, 11 und 16 Stunden nach der Behandlung mit Angabe der entsprechenden statistischen Signifikanz

0 1 2 3 4 5

pg DXM / mg Linse

1. 2. 3.

Gruppe 1 (6 Stunden) Gruppe 2 (11 Stunden) Gruppe 3 (16 Stunden) DXM in der Linse in pg / mg

In der Linse lassen sich im Gegensatz zu den Kompartimenten der vorderen Augenkammer und dem 3. Augenlid kaum Konzentrationen oberhalb der Nachweisgrenze messen. Die Mittelwerte in allen 3 Gruppe liegen unterhalb der kleinsten zuverlässig nachweisbaren Menge von 1,73 µg Dexamethason / mg Linse. Ein statistischer Vergleich der erhaltenen Werte ist nicht möglich.

Abb. 4.6 Vergleichende Darstellung der Dexamethasonkonzentration im Glaskörper

(pg Dexamethason / µl Glaskörper) 6, 11 und 16 Stunden nach der Behandlung mit Angabe der entsprechenden statistischen Signifikanz

0 2 4 6 8 10 12

pg DXM / µl Glaskörper

1. 2. 3.

Gruppe 1 (6 Stunden) Gruppe 2 (11 Stunden) Gruppe 3 (16 Stunden) DXM im Glaskörper in pg / µl

Im Glaskörper bewegen sich die beobachteten Werte ebenfalls auf deutlich niedrigerem Niveau als in allen Kompartimenten der vorderen Augenkammer oder dem 3. Augenlid.

Lediglich die Mittelwerte der 1. (2,52 pg Dexamethason / µl Glaskörper) und 2. Gruppe (1,58 pg Dexamethason / µl Glaskörper) liegen oberhalb der Nachweisgrenze von 0,66 pg Dexamethason / µl Glaskörper. Es läßt sich kein statistisch signifikanter Abfall der gemessenen Konzentrationen nachweisen.

Abb. 4.7 Vergleichende Darstellung der Dexamethasonkonzentration in der Retina / Choroidea (pg Dexamethason / mg Retina) 6, 11 und 16 Stunden nach der Behandlung mit Angabe der entsprechenden statistischen Signifikanz

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

pg DXM / mg Retina

1. 2. 3.

Gruppe 1 (6 Stunden) Gruppe 2 (11 Stunden) Gruppe 3 (16 Stunden) DXM in der Retina/Choroidea in pg/ mg

Die gemessenen Konzentrationen von Dexamethason in der Retina liegen niedriger als in den Kompartimenten der vorderen Augenkammer. Im Vergleich zu den Konzentrationen im Glaskörper liegen sie jedoch signifikant höher (siehe Abb. 4.8). Der Konzentrationsabfall über die beobachteten Zeiträume erfolgt langsam, ist von der 2. zur 3. Gruppe wie von der 1.

zur 3. Gruppe statistisch schwach signifikant (p=0,013 / p=0,012).

Abb. 4.8 Vergleich der Dexamethasonkonzentrationen in Glaskörper und Retina in pg / µl Glaskörper bzw. pg / mg Retina nach 11 Stunden Salbenverweildauer mit Angabe der entsprechenden statistischen Signifikanz

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

pg DXM / mg Retina bzw. µl Glaskörper

1. 2.

1. Glaskörper (11 Stunden-Gruppe) 2. Retina (11 Stunden-Gruppe)

DXM in der Retina und im Glaskörper in pg / mg bzw. pg / µl

Trotz der unmittelbaren Nähe von Glaskörper und Retina unterscheiden sich die Dexamethasonkonzentrationen zu allen drei verfolgten Zeiträumen nach der Behandlung statistisch signifikant. Nach 6 Stunden wird ein p-Wert von 0,016 (schwach signifikant), nach 11 Stunden (Abb. 4.8) ein p-Wert von 0,0023 (signifikant) und nach 16 Stunden ein p-Wert von 0,0011 (signifikant) erreicht.

5 DISKUSSION

5.1 Fragestellung und Patientengut

Glukokortikoide besitzen in der Veterinärmedizin bei der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen des Auges sowie seiner Versorgungseinrichtungen verschiedene Anwendungsgebiete. Neben der antiinflammatorischen Wirkung kann auch ihre immunsuppressive Wirkung im Einzelfall erwünscht sein (KIETZMANN et al.1994). Eine exakte Feststellung der Wirkstoffkonzentrationen in einzelnen Kompartimenten des Hundeauges wurde bislang im Gegensatz zu Untersuchungen am Pferd (REICHENBECKER 2002) oder Kaninchen (JANES und STILES 1963; HAMASHIGE und POTTS 1955), nicht durchgeführt. Es war aus diesem Grund das Ziel dieser Arbeit, festzustellen, welche Konzentrationen nach Verabreichung einer dexamethasonhaltigen Augensalbe in einzelnen Kompartimenten des Auges erreicht werden.

Im Rahmen dieser Arbeit wurden 30 Hunde, die aufgrund verschiedener Erkrankungen euthanasiert werden mußten, vor der Tötung mit einer Dexamethason-Augensalbe lokal behandelt. Die Patienten wurden hinsichtlich der Salbenverweildauer zufällig in 3 Gruppen eingeteilt. Die zufällige Zusammenstellung der einzelnen Gruppen hinsichtlich Rasse, Alter und Geschlecht der Individuen sollte gemäß den normalen Bedingungen des klinischen Alltags heterogene Populationen entstehen lassen (siehe Tab. 5.1). Der in der vorliegenden Studie verwendete Radioimmunoassay (RIA) hat sich hinsichtlich der Detektion verschiedener Arzneimittel in biologischen Strukturen bereits in der Vergangenheit bewährt (KAEMMERER et al. 1984, KIETZMANN 1999, SPIESS et al. 1999, REICHENBECKER 2002).

Tab. 5.1 Rasse und Anzahl der Hunde in der Studie

5.2 Lokale Behandlung des Auges

Wie in der vorliegenden Arbeit durchgeführt, so wird die lokale Behandlung des Auges allgemein mit dem Einbringen des Arzneimittels in den Konjunktivalsack gleichgesetzt. Nach dem Vermischen mit der Tränenflüssigkeit kommt es zum Kontakt mit allen kornealen und konjunktivalen Oberflächen (MATHIS 1999). PAPPA (1994) bezeichnete die lokale Behandlung des Auges generell als vorteilhaft aufgrund der einfachen Anwendung, niedriger Kosten sowie des seltenen Vorkommens systemischer Nebenwirkungen. SCHMIDT (1988) betont die Umgehung der physiologischen Barrieren zwischen der Blutzirkulation und den okulären Strukturen als einen weiteren wichtigen Vorteil der lokalen Applikation von Ophthalmica. Die Auffassung, daß lokal am Auge applizierte Wirkstoffe für den Gesamtorganismus jedoch keine oder eine zu vernachlässigende Rolle spielen, wurde von

Rasse Anzahl

Deutscher Schäferhund 8

Golden Retriever 2

Malinois 2 Boxer 2

Berner Sennenhund 1

Deutsch Langhaar 1

Dobermann 1 Rottweiler 1

Spanischer Hütehund 1

Collie 1 Langhaardackel 1

West Highland Terrier 1

Fox Terrier 1

Malteser 1 Mischling 6

VAN BUSKIRK und FRAUNFELDER (1984) jedoch widerlegt. Es hat sich gezeigt, daß der lokale Einsatz von sehr potenten Wirkstoffen am Auge bei Risikopatienten sehr wohl systemische Effekte, bis hin zu lebensbedrohlichen Nebenwirkungen auszulösen vermag. Dies gilt beispielsweise für die Gruppe der ß-Blocker (SALMINEN 1990).

5.3 Wirkstoffverteilung im Auge

5.3.1 Wirkstoffverteilung im präkornealen Tränenfilm

Nach der lokalen Verabreichung eines Medikaments am Auge vermengt sich dieses zunächst mit der Tränenflüssigkeit und formt einen etwa 7-9 µm dicken präkornealen Tränenfilm.

Dieser wird von einer, von den Meibom`schen Drüsen produzierten, öligen Grenzschicht stabilisiert (HOLLY 1987). Der wässrige Anteil des Tränenfilms enthält Glykoproteine, die eine Verminderung der Oberflächenspannung bewirken und somit zu einer besseren Verbindung mit der Lipidschicht beitragen (SCHMIDT 1992). Die Bewegung der Augenlider während des Lidschlags führt zu einer stetigen Vermischung von Tränenflüssigkeit und Arzneimittel innerhalb des präkornealen Tränenfilms. MAURICE und MISHIMA (1984) untersuchten die Sättigung der Tränenflüssigkeit mit lokal verabreichten Stoffen am Beispiel von Fluorescein. Sie fanden heraus, daß die Sättigung abhängig vom instillierten Volumen von 5 bis 20 µl zunimmt, bei größeren Mengen ein Maximum von 46 % Sättigung jedoch nicht übersteigt.

Im weiteren Verlauf der Resorption wirkt der Konzentrationsunterschied des Arzneimittels im Tränenfilm und den angrenzenden Epithelien von Kornea und Konjunktiva als treibende Kraft für die passive Diffusion in diese Strukturen (SCHOENWALD 1985). Die in das Auge gelangende Menge einer Substanz ist dabei ihrer Konzentration in der Tränenflüssigkeit direkt proportional, solange der Stoff nicht mit anderen Molekülen im Tränenfilm interagiert oder die Kornea aufgrund limitierter Lösungsfähigkeit für die Substanz gesättigt wird. Die Geschwindigkeit der Konzentrationsabnahme eines Stoffes im Tränenfilm ist von der jeweilig vorhandenen Menge abhängig und gehorcht einer Kinetik 1. Ordnung (DE SANTIS u. PATIL 1994). Die Konzentrationsabnahme hängt von der Verdünnung durch Tränenflüssigkeit, der Drainagerate sowie der Resorption in okuläre Strukturen ab. Neben diesen physiologischen Gründen der Konzentrationsabnahme eines Arzneimittels im Tränenfilm kann auch die Bindung an Proteine der Tränenflüssigkeit die Aufnahme eines Stoffes beeinflussen.

MIKKELSON et al. (1973) zeigte, daß eine höhere Proteinkonzentrationen in Tränenfilm und

Kammerwasser im Verlauf entzündlicher Erkrankungen des Auges die Aufnahme lokal verabreichter Arzneimittel negativ beeinträchtigen kann. Um den Einfluß einer Veränderung des Tränenflusses weitestgehend auszuschließen, wurden die in die Studie einbezogenen Hunde entsprechend untersucht. Hinweise auf einen vermehrten oder verminderten Tränenfluß führten zum Ausschluß des betreffenden Tieres. Es wurde in der Arbeit keine Konzentrationsmessung des Wirkstoffs im Tränenfilm durchgeführt. Das erste untersuchte Kompartiment innerhalb des Resorptionsweges war die Kornea.

5.3.2 Die Resorption von Kortikosteroiden am Auge

HAMASHIGE und POTTS führten bereits 1955 Versuche mit radioaktiv markiertem Kortisonacetat zur Analyse der Verteilung nach lokaler Anwendung am Auge von Kaninchen durch. Bereits zwanzig Minuten nach der Behandlung konnten von ihnen hohe Konzentrationen von markiertem Kortison sowie seines Metaboliten Hydrokortison im Auge gemessen werden. Die höchsten Konzentrationen wurden, übereinstimmend mit den Daten der durchgeführten Studie (siehe unten), in der Kornea und im Kammerwasser nachgewiesen, geringere Werte fanden sich in der Iris. In Linse, Glaskörper und Netzhaut konnte kein Kortison gefunden werden.

Ebenfalls an Kaninchen durchgeführte Untersuchungen von JANES u. STILES (1963) zeigten, daß 30 Minuten nach einer lokalen Behandlung mit radioaktiv markiertem Kortison 1 bis 2 % der Gesamtmenge in das Auge gelangt waren. 0,5 % des verabreichten Kortison konnte aus Waschproben der Nase gewonnen werden, 29 % befand sich noch im Konjunktivalsack. Nach Abfluß über den Tränen-Nasengang sowie Resorption und Elimination über die nasale Schleimhaut wurden 21 % des verabreichten Wirkstoffs in Leber, Gallenblase, Nieren und Nebennieren gemessen. Die Autoren wiesen in allen Strukturen innerhalb des Auges Kortison nach. So ließen sich mittels Radioaktivitätsmessung in der Kornea 0,7 %, in der Iris und dem Ziliarkörper 0,3 %, in Sklera und Choroidea 0,2 %, in der Retina 0,16 %, in der Linse 0,04 % sowie im Glaskörper 0,01 % des verabreichten Wirkstoffs nachweisen. Die Tendenz dieser Verteilung innerhalb des Auges wird duch die Daten der eigenen Studie bestätigt (siehe unten).

5.3.2.1 Dexamethason in Kornea und Kammerwasser

LEOPOLD und KROMAN verglichen 1960 an Kaninchenaugen neben dem Penetrationsverhalten des in der vorliegenden Studie verwandten Dexamethason auch die Aufnahme und Verteilung von Methylprednisolon und Triamcinolon nach lokaler und systemischer Verabreichung. Eine viermalige lokale Verabreichung eines Tropfens einer 0,5 %igen Suspension des jeweiligen Stoffes in 15 minütigen Intervallen führte zu meßbaren Konzentrationen von Methylprednisolon und Dexamethason im Kammerwasser. Im Vergleich wurde nach intravenöser Gabe der sehr hohen Dosis von 25 mg Dexamethason pro Kaninchen in den ersten 30 Minuten nach der Injektion kein Kortikosteroid im Kammerwasser nachgewiesen. Nach einer Stunde wurde im Kammerwasser eine maximale Konzentration erreicht, die nur wenig über der nach lokaler Verabreichung lag. Zwei Stunden nach der Injektion waren die Werte bereits auf die Hälfte abgefallen. In einer weiteren Versuchsreihe an Kaninchen untersuchten KROMAN und LEOPOLD (1961) die Verteilung der selben Wirkstoffe im Auge vergleichend nach systemischer und lokaler Behandlung in beschriebener Form. Die Ergebnisse wiesen ein etwa gleiches Verhalten der Stoffe hinsichtlich Resorption und Distribution aus. Dieses Resultat der Studie läßt auf einen relativ geringen Einfluß der physikalisch-chemischen Eigenschaften der verabreichten Glukokortikoide auf die transkorneale Diffusion rückschließen. Dies steht in deutlichem Gegensatz zur Bedeutung dieser Eigenschaften für die perkutane Resorption der entsprechenden Wirkstoffe (KIETZMAN 1999). Es wurden Konzentrationen von bis zu 1 µg / ml Kammerwasser nach der systemischen Verabreichung erreicht. Die lokale Behandlung führte zu geringgradig höheren Konzentrationen als die systemische Gabe.

Wie in den angeführten Studien konnten auch in der vorliegenden Arbeit in der Gruppe mit kürzerem zeitlichen Abstand zur lokalen Behandlung (6 Stunden) höhere Dexamethasonkonzentrationen in Kornea und Kammerwasser beobachtet werden als zu den späteren Zeitpunkten (11 und 16 Stunden). Sechs Stunden nach der Salbengabe wurden in der Kornea Werte von 30-40 pg Dexamethason / µg Gewebe gemessen. Im Kammerwasser zeigten sich geringere Werte von 2-4 pg Dexamethason / µl Kammerwasser. Im Vergleich zu den Werten elf Stunden nach der Behandlung erfolgte in beiden Kompartimenten ein Abfall auf einen Mittelwert von 25,2 pg/g in der Kornea bzw. 1,58 pg/µl im Kammerwasser. Der Abfall der Konzentration in der Kornea ist hierbei statistisch nicht signifikant, im Kammerwasser schwach signifikant. 16 Stunden nach der Salbengabe waren die Werte auf

durchschnittlich 4,31 pg Dexamethason /µg in der Kornea und 0,21 pg/µl im Kammerwasser abgesunken, was eine hohe statistische Signifikanz bedeutet.

Die im Vergleich zur Kornea niedrigeren Konzentrationen im Kammerwasser erklären LEOPOLD und KROMAN (1960) damit, daß die höchste Konzentration des Wirkstoffs hier eventuell deutlich früher vorliegt. Die mittleren Arzneimittelkonzentrationen im Kammerwasser in der eigenen Arbeit schwanken zwischen etwa 5 bis 11 % der jeweiligen Werte in der Hornhaut. Die niedrigeren Wirkstoffspiegel lassen sich im Gegensatz zu der Annahme von LEOPOLD und KROMAN (1960) jedoch auch durch den deutlich größeren Verteilungsraum innerhalb der vorderen Augenkammer im Verhältnis zur Kornea erklären. Es ist zu bedenken, daß die Diffusion des Wirkstoffs in das Kammerwasser durch die Kornea erfolgt. Dies macht einen deutlichen Unterschied der beiden Strukturen hinsichtlich des Erreichens der höchsten Konzentration unwahrscheinlich.

Der zunächst langsame Abfall der Dexamethasonkonzentration in der Kornea bis zur 11.

Stunden nach der Behandlung (im Mittel von 36,43 pg Dexamethason / mg Kornea nach 6 Stunden auf 25,2 pg / mg nach 11 Stunden-Gruppe ) und der dann deutliche Abfall auf den 16 Stunden-Wert von 4,31 pg / mg läßt vermuten, daß die höchste Konzentration in diesem Kompartiment etwa um 6 Stunden nach der Salbenapplikation erreicht wird. Die Diffusion des Wirkstoffs durch die Kornea stellt also einen geschwindigkeitsbestimmenden Schritt in der Aufnahme des Arzneimittels in das Auge dar. Die allgemein hohen Dexamethasonwerte in der Hornhaut sprechen zudem dafür, daß die ölige Suspension, in der das Arzneimittel in der durchgeführten Studie vorliegt, eine geeignete Formulierung zur Überwindung der dreischichtigen Barriere der Kornea darstellt.

Bei den Messungen in Kammerwasser und Kornea wird auch eine deutliche Streuung der Werte auffällig. Die Standardabweichungen der Korneawerte bewegen sich zwischen 66 %, 81% und 113 % des jeweiligen Mittelwertes. Die Schwankungen der Kammerwasserwerte fallen mit 107 % bis 124 % sogar geringfügig deutlicher aus. Diese Unterschiede sind zum einen durch individuelle Differenzen im Resorptionsverhalten zu erklären. Abweichungen in der Dosierungsgenauigkeit können nicht der ausschlaggebende Grund sein, da auch bei einer nur sehr geringgradigen Streuung der Dosis stets ein sehr hohes Konzentrationsgefälle erreicht ist. Unterschiede im Resorptionsverhalten sind eher durch einen unterschiedlich starken Tränenfluß mit schnellerem bzw. langsameren Auswaschen der Salbe aus dem Auge

zu begründen. Die Tiere reagieren zudem verschieden auf die Behandlung, was sich auch in einem unterschiedlichen Tränenfluß ausdrücken kann.

Ein weiterer Grund für Schwankungen im Verteilungsverhalten sowohl zwischen Individuen einer Gruppe, als auch zwischen den Augen eines einzelnen Patienten kann das Vorliegen entzündlicher Veränderungen in einzelnen Augenstrukturen sein. Bereits geringfügige Entzündungsreaktionen können die Distribution eines Medikamentes positiv oder negativ verändern. Während die Interaktion mit Proteinen oder anderen Entzündungsprodukten ebenso wie eine entzündlich bedingte erhöhte Gefäßpermeabilität die Bioverfügbarkeit eines lokal am Auge verabreichten Stoffes herabsetzt, führt eine entzündlich bedingte Auflockerung des kornealen Epithelzellverbandes zu einer erleichterten Passage dieser Struktur (MESSOW und HERMANNS 1990; SCHMIDT 1988).

Einige in diese Studie einbezogene Tiere, darunter insbesondere Junghunde, wiesen alterstypisch eine leichte bis mittlere Konjunktivitis follicularis auf. Eine generelle Veränderung im Verteilungsverhalten wird bei diesen Hunden dennoch nicht beobachtet. Bei einzelnen Tieren fiel jedoch ein deutlicher Seitenunterschied bezüglich der Dexamethason-konzentration, die in den Kompartimenten des jeweiligen Auges gemessen wurde, auf. So ließ sich beispielsweise bei Patient 1 aus der 6-Stunden-Gruppe in den Kompartimenten des linken Auges eine Gesamtmenge von 127,6 pg Dexamethason nachweisen, während im rechten insgesamt lediglich 18,9 pg Dexamethason gemessen wurden. Dies könnte durch eine gesteigerte Elimination, durch vermehrten Tränenfluß, einen schnelleren Abtransport aus dem Auge, durch gesteigerte Kammerwassersekretion und eine erhöhte Gefäßpermeabilität oder ähnliche Veränderungen im rechten Auge des Patienten erklärt werden. Es ist zu erwähnen, daß sich vergleichbare Schwankungen jedoch auch bei Patienten ohne klinische Anzeichen entzündlicher Veränderungen beobachten lassen. So weist z.B. Patient 9 aus der 6-Stunden-Gruppe 96,47 pg Dexamethason im linken Auge im Gegensatz zu 23,13 pg Dexamethason im rechten Auge auf.

5.3.2.2 Dexamethason im 3. Augenlid und in der Iris

Die Veränderungen der Dexamethasonkonzentration in der Iris ähneln grundsätzlich denen in Kammerwasser und Kornea. Die Maximalkonzentration liegt jedoch durchweg niedriger; der Konzentrationsabfall verläuft flacher.

Es muß angenommen werden, daß der Transport des Dexamethasons zur Iris hauptsächlich durch Diffusion über Kornea und Kammerwasser erfolgt (SCHOENWALD 1993).

Bemerkenswert ist, daß die Iris zu allen 3 Zeitpunkten deutlich höhere Werte als das sie umgebende Kammerwasser aufweist. Der stetige Kammerwasserabfluß im iridokornealen Winkel spielt dabei ebenso wie das bereits erwähnte größere Verteilungsvolumen in der vorderen Augenkammer offensichtlich eine entscheidende Rolle für die niedrigeren Konzentrationen des Dexamethasons im Kammerwasser. DE SANTIS und PATIL (1994) beschreiben einen alternativen Weg zur transkornealen Resorption mit Verteilung der penetrierten Stoffe über das Kammerwasser. Sie halten die Resorption von Stoffen aus lateralen, limbusnahen Regionen mit direktem Übergang in die Iris für denkbar.

Bemerkenswert ist, daß die Iris zu allen 3 Zeitpunkten deutlich höhere Werte als das sie umgebende Kammerwasser aufweist. Der stetige Kammerwasserabfluß im iridokornealen Winkel spielt dabei ebenso wie das bereits erwähnte größere Verteilungsvolumen in der vorderen Augenkammer offensichtlich eine entscheidende Rolle für die niedrigeren Konzentrationen des Dexamethasons im Kammerwasser. DE SANTIS und PATIL (1994) beschreiben einen alternativen Weg zur transkornealen Resorption mit Verteilung der penetrierten Stoffe über das Kammerwasser. Sie halten die Resorption von Stoffen aus lateralen, limbusnahen Regionen mit direktem Übergang in die Iris für denkbar.