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Die sozial-kognitive Theorie, die umfangreichste und am besten abgesicherte Theorie des „Modelllernens“ geht auf Albert Bandura, einem der bedeutendsten Psychologen der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts, zurück (vgl. Attenthan et al. 2017, S. 250). Bandura prägt mit seinen Forschungsarbeiten bis heute die pädagogische Landschaft und hat keineswegs an Aktualität verloren.

Besonders, die von ihm beschriebenen Begrifflichkeiten, wie „Selbstregulation, Selbstwirksamkeitserwartung, und Selbstmotivation“ haben am Forschungssektor- Gesundheitskompetenz. eine besondere Stellung eingenommen.

Einen innovativen Einblick in das Thema bietet Lenartz (2012) zur Selbstregulation im Kontext Gesundheitskompetenz. Seiner Ausführung nach erweist sich GK in ihren Definitionen als eine wesentliche Voraussetzung für die Stärkung und weitest mögliche Erhaltung von Gesundheit. Die Kenntnisse und Fähigkeiten im Zusammenhang mit GK spielen im Leben einer Person eine bedeutende Rolle, um individuelle Gesundheit und damit Wohlbefinden zu erlangen. Häufig sind es selbstregulative Prozesse, die über die Qualität von

41 Entscheidungen, aber auch Handlungen bestimmen (vgl. Lenartz 2012, S. 12).

Zu betonen bleibt allerdings, dass der Begriff „Selbstregulation“ in keiner, der in der vorliegenden Arbeit angeführten Definitionen explizit Platz gefunden hat.

Lenartz (2012) weist in diesem Kontext auf Nutbeams kommunikative und interaktive Stufe der GK hin, in der er stärker als in anderen Modellen, die Notwendigkeit von selbstregulativen Kompetenzen impliziert sieht

„[…] ein vom Vorwissen unabhängiges Handeln und Eigeninitiative in gesundheitsrelevanten Fragestellungen hinzugezählt – beides Prozesse, die einen hohen Grad an Selbstregulation erfordern“ (vgl. Lenartz 2012, S. 43f zit. n. Nutbeam 2000).

GK und Selbstregulation – eine Modellbildung 5.2.1

Wird der Begriff Gesundheitskompetenz als Lebenskompetenz bezogen auf die Gesundheit verstanden und in den menschlichen Alltag integriert, rückt die Bedeutung selbstregulativer Kompetenzen klar in den Vordergrund. Die menschlichen Fähigkeiten zur Selbstregulation stehen somit in enger Verbindung zur Gesundheit (vgl. Lenartz 2012, S. 45).

„Selbstregulation beziehungsweise Selbstregulierung bezeichnet die Fähigkeit von Menschen sich selbst zu motivieren, sich bestimmte Ziele zu setzen, Strategien zu entwerfen, sowie das fortlaufende Verhalten zu bewerten und entsprechend zu ändern“

(Attenthan et al. 2017, S. 263).

Wird diese Ausführung im Kontext mit der Ausbildung für GuK betrachtet, wird klar, dass die Förderung von Selbstregulation in den Fokus der Impulsgebung platziert werden kann.

Die Modellbildung der Selbstregulation und GK von N. Lenartz (2012) zeigt in den Ergebnissen, dass personenbezogenen, selbstregulativen Komponenten eine bedeutende Rolle für Gesundheitskompetenz zukommt. Förderliche Persönlichkeitsmerkmale dafür werden mit Optimismus, Neugierde, Toleranz und Ähnlichem verstanden, diese Merkmale können auf Prozesse, wie zum

42 Beispiel kognitive Leistungsdimensionen, die funktional auf gesundheitsrelevante Situationen und Anforderungen Bezug nehmen. Ebenfalls können motivationale Komponenten die GK förderlich beeinflussen (vgl. Lenartz 2012, S. 87).

Die Motivation zu lernen oder sich neues Verhalten anzueignen, wird aus drei verschiedenen Quellen gespeist. Erstens ist es eine bestimmte Ergebniserwartung, zweitens eine Kompetenzerwartung und zum Dritten die Aussicht auf Selbstbekräftigung. Diese Erwartungshaltungen bestimmen die Selbstregulierung eines Menschen, nämlich sich selbst zu motivieren, sich Ziele zu setzen, dazu Strategien zu planen und durchzuführen, um in weiterer Folge das Verhalten evaluieren zu können oder es gegebenenfalls zu verändern (Attenthan et al. 2017, S. 266; Schlag 2013, S. 38f). Des Menschen Erwartungshaltung motiviert ihn ein bestimmtes Verhalten zu zeigen oder es zu unterlassen.

Beispielsweise könnte in einem Unterrichtsgeschehen, in dem das individuelle Trinkverhalten der Auszubildenden reflektiert wird, der Zusammenhang von Konsumation zuckerhaltiger Getränke mit dem jeweiligen Körpergewicht analysiert werden. Personen, mit hoher Selbstwirksamkeit begegnen Herausforderungen mit mehr Ausdauer und höherer Anstrengung. Erreichen sie ihre persönlichen Ziele, belohnen sie sich. Werden die Ziele nicht erreicht, kann es zu negativen Reaktionen kommen, indem Taten gesetzt werden, die sie selbst missbilligen. Demnach würde sich eine selbstwirksame Person gegebenenfalls das Ziel stecken, für einen bestimmten Zeitrahmen, beispielsweise für die nächsten zwölf Wochen, die bisher täglich konsumierte Menge von Eistee durch Wasser zu ersetzen. Die Belohnung würde über den Gewichtsverlust erlebt werden können. Hinzu käme ein weiterer Benefiz:

Wasser aus der Leitung ist kostenlos.

Mit derartigen Erfahrungen gewinnt das Individuum ein höheres Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und erlebt somit auch seine Selbstwirksamkeit. Folglich kann die subjektive Überzeugung in Zukunft schwierige Situationen zu meistern, wachsen und damit das eigene Leben auch kontrollierbar machen (vgl. Attenthan et al. 2017, S. 263 zit. n. Bandura 1991, S. 133ff).

43 Theorien der Selbstregulation stellen allgemeine Erklärungsmodelle zur intrapersonalen Selbststeuerung eines Menschen zur Verfügung. Lenartz (2012) bedient sich der Theorie der „Persönlichkeits- System- Interaktion“ nach Kuhl. Diese Theorie beschreibt im Zentrum der Erklärung vier kognitive Makrosysteme, die unter Einbeziehung der Neurobiologie und Motivationstheorien umfassend dargestellt werden (vgl. Lenartz 2012, S.46).

Kuhl definiert Selbststeuerung als

„die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen, eigene Ziele zu bilden und sie auch umzusetzen“ (vgl. Lenartz 2012, S. 49 zit. n. Kuhl 1998, 2001, o. S.; Fröhlich & Kuhl 2004, o. S.).

Prozesse und Dynamik stehen im Kontext Selbststeuerung im Vordergrund der Betrachtung. Bei optimaler Selbststeuerung entsteht innerhalb der kognitiven Systeme eines Menschen eine situations- und zielangemessene Interaktion der einzelnen Subfunktionen der Selbststeuerung. Als erfolgreich darf diese bezeichnet werden, wenn möglichst viele persönlichen Bedürfnisse, Gefühle und Werte der Person berücksichtigt und Ziele erreicht werden; zu diesem Zweck müssen einerseits Ziele für die Person formulierbar sein, andererseits eventuell auftretende Probleme oder Hindernisse bewältigbar sein, um der Zielerreichung im Anschluss nachgehen zu können. Kuhl betont die theoretische Differenzierung der Begriffe Selbststeuerung und Selbstregulation explizit, weist jedoch auf die eng interagierenden Funktionseinheiten hin(vgl.

Lenartz 2012, S. 50 zit. n. Kuhl 2001; Fröhlich & Kuhl 2004).

Der Prozess der Selbstregulation integriert „konkurrierende Emotionen und Handlungstendenzen“

Kuhl (2004) beschreibt acht Fähigkeiten als Subkomponenten der Selbstregulation:

Selbstbestimmung ist die Fähigkeit zur Auswahl und Verfolgen von Zielen.

Selbstmotivierung ist die Fähigkeit, die eigene Motivationslage steuern zu können

Stimmungsmanagement ist die Fähigkeit eine positive Stimmung aufzubauen Selbstaktivierung ist die Fähigkeit, den Aktivitätslevel entsprechend zu erhöhen.

44 Selbstberuhigung ist die Fähigkeit Spannung und Nervosität abzubauen.

Entscheidungsfähigkeit ist die Fähigkeit, Entscheidungen zügig zu treffen.

Automatisch, zielbezogene Aufmerksamkeit ist die Fähigkeit, Tätigkeiten, die hohe Konzentration verlangen, zu bewältigen und auch bei Zunahme des Schwierigkeitsgrades das Ziel im Auge zu behalten.

Zielbezogene, bewusste Aufmerksamkeit ist die Fähigkeit sich gezielt auf das zu konzentrieren, was gerade wichtig ist (vgl. Lenartz 2012, S.50f).

Alle Handlungen die vom Selbstsystem getragen und vom System der Selbstregulation zur Ausführung gebracht werden, sollten möglichst kongruent mit den tatsächlichen Zielen und Bedürfnissen des Handelnden stehen (vgl.

Lenartz 2012, S. 50f zit. n. Fröhlich & Kuhl 2004; Deci & Ryan 2000).

Gesundheitskompetenz und Selbstregulation nach Lenartz 5.2.2

Das Modell entstand im Rahmen einer Studie in den Jahren 2009 bis 2012, in der 337 Personen teilnahmen. Neben den Instrumenten zur Erfassung der Gesundheitskompetenz wurden neun, eigens für diese Untersuchung entwickelte Szenarien, unter Mithilfe von Gesundheitsexperten (aus Medizin, Psychologie und Gesundheitswissenschaft) zum Gesundheitsverhalten vorgelegt Die Szenarien beschreiben konkrete, für die körperliche und psychische Gesundheit und das Wohlbefinden relevante Situationen.

Im Rahmen der Auswertung der Untersuchung konnte ein dreidimensionales Concet Map, bestehend aus neun Cluster ermittelt werden. Diese Cluster kennzeichnen die identifizierten Kompetenzdimensionen der GK (vgl. Lenartz 2012, S. 77).

In der folgenden Abbildung werden die in Beziehung stehenden Kompetenzdimensionen der GK nach Lenartz veranschaulicht.

45

Abbildung 6: "Dreidimensionales Concept Map der 9 - Clusterlösung (Soellner et al. 2011, o. S.) Die einzelnen Felder kennzeichnen die identifizierten Kompetenzdimensionen zur

Gesundheitskompetenz" (Lenartz 2012, S.77).

Jedem der angeführten Cluster sind Expertenaussagen zugeordnet. Die definierten Kompetenzdimensionen wurden anhand von prototypischer Personenbeschreibung, die über eine hohe Ausprägung der jeweiligen Kompetenz verfügen in ein Gesamtbild zusammengefügt (vgl. Lenartz 2012, S.

77). Die detaillierte Darstellung der einzelnen Clusterbeschreibungen erfolgt mit der Absicht der Autorin, Impulse für didaktische Methoden zur Gesundheitskompetenzstärkung ableiten zu können.

Selbstregulation und Selbstdisziplin

Personen mit ausgeprägter Selbstkontrolle sind diszipliniert und können ihre Impulse und Bedürfnisse kontrollieren. Sie besitzen die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub und können sich über ihre eigenen Probleme stellen. Die Fähigkeit der Selbstregulation stellt sich in der Kompetenz sich entspannen und die Erwartungshaltung regulieren zu können, dar. Die Personen sind in der Lage sich selbst zu schützen und sich auch auf die eigenen Einschätzungen zu verlassen. Ebenso bringen sie, bezogen auf die Gesundheit, die Geduld auf, sich um diese zu kümmern.

46 Ein Umgang mit Stress und Frustration ist möglich. Zwischen Arbeit und Erholung kann ein Gleichgewicht gefunden werden (vgl. Lenartz 2012, S. 78).

Selbstwahrnehmung

Personen mit guter Selbstwahrnehmung haben ein gutes Körperbewusstsein und einen introspektiven Zugang zu den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen, daher ist es ihnen auch möglich, ihre Stärken und Schwäche realistisch einzuschätzen. Sie gehen sensibel mit der Funktionsweise der eigenen Gesundheit um und begreifen, dass physische und psychische Gesundheit untrennbar miteinander verknüpft sind. Der Zusammenhang von eigenem Verhalten mit Gesundheit wird erkannt und Selbstreflexion ist möglich. Sie können sich selbst und den eigenen Körper wertschätzen und verfügen im Krankheitsfall über eine gute Krankheitseinsicht und -akzeptanz.

Sie achten bei sich und anderen auf die Ressourcen zur Lebensbewältigung, besonders in kritischen Situationen. Diese Personen können auch das richtige Maß zwischen Autonomie und Compliance einhalten (vgl. Lenartz 2012, S. 79).

Verantwortungsübernahme für die eigene Gesundheit

Für Menschen, die die Fähigkeit besitzen, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, sehen Gesundheit als ein aktiv herzustellendes Ziel. Sie tragen Eigenverantwortung für die Gesundheit und ihr Wohlbefinden und handeln vorausschauend. Sie sind überzeugt, dass sie selbst Beiträge zur Gesundheit leisten können, die Anforderungen durch gesundheitliche Beeinträchtigungen sind bewältigbar. Abgrenzungen gegenüber Krankheitssuggestionen von anderen sind möglich, auch die Angemessenheit vorhandener Normen ist einschätzbar – gegebenenfalls sind sie in der Lage sich eigene Normen zu setzen, ebenso können Entscheidungen über die Notwendigkeit eines Arztbesuches getroffen werden (vgl. Lenartz 2012, S. 80).

Kommunikation und Kooperation

Diese Personen verfügen über eine hoch ausgeprägte soziale Kompetenz in gesundheitsrelevanten Bereichen. Sie besitzen Einfühlungsvermögen und treten sensibel gegenüber anderen Menschen auf. Sie sind bereit über

47 Gesundheit zu kommunizieren und können Beziehungen pflegen. Soziale Netzwerke sind vorhanden und die Fähigkeit partnerschaftliches Vertrauen zu entwickeln, ist gegeben. Aufgrund von Verhandlungsgeschick und konstruktivem Umgang mit Konflikten ist es auch möglich, sich gegebenenfalls gegenüber Vorgesetzten oder Autoritäten durchzusetzen. Ebenso sind sie fähig, in einem Team zu arbeiten (vgl. Lenartz 2012, S. 81).

Informationsbeschaffung

Menschen, die sich gesundheitsrelevante Informationen beschaffen können, sind in der Lage, unterschiedliche Gesundheitsdienstleister zu kontaktieren und sich auch Informationen zu auftretenden Fragen zu besorgen. Sie sind geschickt im Umgang mit Medien, können kompetent Fragen stellen und diese dann für Entscheidungen nutzen. Sie besitzen eine offene Haltung für aktuelle Informationen aus dem Gesundheitswesen (vgl. Lenartz 2012, S. 81).

Informationsverarbeitung

Die Personen sind imstande, gesundheitsrelevante Informationen kompetent zu verarbeiten und diese sachbezogen zu erfassen, auch wenn diese komplex und widersprüchlich sind. Sie verfügen über Verständnis und Wissen zur körperlichen und psychischen Gesundheit und Krankheit, besitzen damit ein gutes medizinisches Allgemeinwissen. Dies ermöglicht gesundheitsrelevantes Verhalten für eine gesunde Lebensführung. Dabei ist es ihnen möglich, Informationen zur Gesundheit kritisch zu hinterfragen und zu bewerten.

Demnach verfügen diese Personen über eine gute allgemeine Urteilsfähigkeit, auch das Verständnis wissenschaftsbasierter Informationen ist gegeben.

Wichtiges kann von ‚Unwichtigem unterschieden werden, gesundheitliche Risiken können angemessen eingeschätzt werden. Die Personen sind in der Lage Chancen und Grenzen medizinischer und gesundheitswissenschaftlicher Forschung, sowie Risikoinformationen und Aussagen von Ärzten, Politik und Medien zu reflektieren, in die eigene Logik einzubetten und mit dem eigenen Befinden zu überprüfen (vgl. Lenartz 2012, S. 82).

48 Handeln im Gesundheitssystem

Personen, die einen erfolgreichen Umgang mit dem Gesundheitssystem zeigen, verfügen über Systemkenntnisse und ein entsprechendes Wissen über Grundstrukturen des Gesundheitssystems. Sie können die eigenen Rechte und Möglichkeiten im Gesundheitssystem wahrnehmen und auch beanspruchen.

Sie habe Erfahrungen im Umgang mit dem Gesundheitssystem und den beteiligten Personen. Sie wissen über vorhandene Ressourcen und können diese nutzen, dies gilt auch für die Grenzen des Systems, die akzeptiert werden können. Die Fähigkeit des kritischen Hinterfragens von gesundheitsrelevanten Informationen, deren Quellen und etwaige Hintergrundinteressen beteiligter Institutionen sind im Umgang mit dem System ebenso wichtig, wie die Übersetzung der erhaltenen Informationen in entsprechende Handlungen.

Ebenfalls sind sie fähig, sich von Vorgaben des Systems zu distanzieren, wo es notwendig ist (vgl. Lenartz 2012, S. 83).

Gesundheitsbezogene Grundfertigkeiten

Menschen, die über Grundfertigkeiten bezogen auf gesundheitsrelevantes Verhalten verfügen, haben eine gute Allgemeinbildung, sie weisen mathematische Grundfertigkeiten auf, beherrschen die Landessprache und können lesen und schreiben. Zu gesundheitsbezogenen Grundfertigkeiten werden auch Fähigkeiten im Ausdruck und in der Erfassung gesundheitsbezogener, verbaler Inhalte, sowie die Kenntnis von Ausdrücken, die den Körper beschreiben, gezählt. Ebenfalls können sie innere Zustände, das eigene Befinden und die eigenen Bedürfnisse beschreiben und sprachlich ausdrücken. (vgl. Lenartz 2012, S. 83).

Förderliche Persönlichkeitsmerkmale

Menschen mit Persönlichkeitsmerkmalen, die sich förderlich auf die GK auswirken, haben ein gutes Selbstvertrauen, sind optimistisch und gelassen.

Sie besitzen ein hohes Maß an Problemlösungskompetenz, zeigen Eigeninitiative und Gestaltungsfähigkeit. Sie sind beharrlich und ausdauernd, treten selbstsicher und selbstbewusst auf. Ebenso fällt in der Persönlichkeit Toleranz, Neugierde und Offenheit auf (vgl. Lenartz 2012, S. 84).

49 Ergebnisse des Strukturmodells der GK nach Lenartz

5.2.3

„Die Ergebnisse der Modellbildung und der Modellvalidierung zeigen, dass personenbezogenen, selbstregulativen Komponenten eine bedeutende Rolle für die Gesundheitskompetenz zukommt. Sie bilden einen substantiellen Bestandteil des Konstrukts und tragen maßgeblich zur empirischen Beziehung mit Maßen der physischen und psychischen Gesundheit bei“ (Lenartz 2012, S. 173).

Selbstregulation steht vordergründig mit dem Pausenverhalten in enger Beziehung, ist jedoch auch für die meisten anderen, in der Studie geschilderten Verhaltensweisen zur Gesundheit relevant.

Die Fähigkeit der Selbstkontrolle zeigt die größte Bedeutung für das Durchhalten von Bewegungsprogrammen, korreliert aber auch mit fast allen übrigen Szenarien.

Die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung wirkt sich auf den Umgang mit Muskelverspannungen und Stress aus.

Die Verantwortungsübernahme bezieht sich vor allem mit auf das Umstellen der Ernährung sowie auf das Durchhalten von Bewegungsprogrammen.

Gesundheitsbezogene Fähigkeiten zur Kommunikation und Kooperation drücken sich im Verhalten so aus, dass über Krankheit gesprochen wird und auch Hilfe angenommen werden kann.

Mit Gesundheitsinformationen umgehen: Der gute Umgang mit Gesundheitsinformationen führt dazu, dass Informationen kritisch betrachtet werden können.

So lassen sich für alle Komponenten der GK spezifische Bezüge zu den vorgegebenen Szenarien herstellen, wobei unterschiedliche Profile der Beziehungsmuster sichtbar werden (vgl. Lenartz 2012, S. 167f).

50 Stärkung von Gesundheitskompetenz - didaktische Überlegungen

5.2.4

Ausgehend von den Subkomponenten der Selbstregulation nach Kuhl bieten sich folgende Impulsüberlegungen für gesundheitskompetenzstärkende, sowie didaktische Anreize an.

Autonomie: um selbstregulative Prozesse zu fördern, liegt es an der vortragenden Lehrperson, den Autonomiegrad des Auszubildenden sowohl in organisatorischen, als auch in persönlichen Bereichen möglichst weit zu halten.

Dies kann einerseits in der Bearbeitung von Themen erfolgen, andererseits die Auswahl von Örtlichkeit (wo wird das Thema bearbeitet?) oder Zeitpunkt (wann entsteht die Arbeit?) betreffen.

Motivation: Motivierende Didaktik beeinflusst das Arbeitsklima im Unterrichtgeschehen. Um die GK zu stärken benötigt das Motivieren von Personen, die sich in Ausbildung befinden, aus der Sicht der Autorin besondere Beachtung und wird innerhalb eines Kapitels an einem späteren Zeitpunkt erläutert.

Entscheidungen treffen: das Einfordern von zügig getroffenen Entscheidungen kann von der Lehrperson während des Unterrichtsgeschehens gesteuert beziehungsweise eingefordert werden. Zum Beispiel könnte der Aufbau eines Fallbeispiels zu im Rahmen der Analyse mehrere Optionen für die Bewältigung eines bestimmten Themas offenhalten. Der Auszubildende hat in einem definierten Zeitrahmen die Aufgabe zwischen Möglichkeiten zu wählen und diese Auswahl zu begründen.

Aufmerksamkeit: die automatisch zielbezogene Aufmerksamkeit und auch die zielbezogene, bewusste Aufmerksamkeit können im Rahmen von Fallanalysen trainiert und von den Lehrpersonen gesteuert werden. Die Bearbeitung eines bestimmten Themas selbst implementiert eine Zielvorgabe. Die selbst getroffene Entscheidung zur Bearbeitung lenkt die bewusste Aufmerksamkeit.

Um die Selbstregulation des Auszubildenden zu stärken, erfordert es Fallbeispiele, die wiederholt den Bezug zur eigenen Person möglich machen.

51 Ableitend von der Clusterlösung nach dem Modell von Lenartz ergeben sich folgende didaktische Impulsüberlegungen für die Stärkung von GK bei Auszubildenden.

Selbstregulation und Selbstdisziplin: In jeder Personengruppe befinden sich unterschiedliche Persönlichkeiten. Diejenigen, mit bereits vorhandener Selbstregulation und Selbstdisziplin können im Kontext „Unterricht“ als Vorbild oder Modell für gesunde Lebensausrichtung fungieren. Im Vorfeld ist vom Lehrer das Einverständnis zu dieser Rolle von der jeweiligen Person einzuholen. Zum Beispiel wird Bewegungsmangel während der Ausbildung von Schülern häufig mit Zeitmangel oder Lernstress argumentiert. Denkbar ist in diesem Zusammenhang die Bildung einer „Bewegungsgruppe“ deren Sprecher eine Person ist, die bereits persönliche Erfahrungen mit Lernen unter Einbeziehung von Bewegung gemacht hat. Möglich ist hier lediglich ein verbaler Austausch zwischen den Personen der Gruppe, aber auch das Konstruieren einer bewegungsfreudigen Lerngruppe.

Selbstwahrnehmung: Um diese zu stärken, könnte das im Vortext beschriebene Beispiel herangezogen werden und die Beachtung von Sinneswahrnehmungen der Körpergefühle in Auftrag gegeben werden. Im Verlauf von Nachbesprechungen zum Geschehenen können Gefühle erörtert und einer Kosten- Nutzenanalyse zugeführt werden. In diesem Beispiel ist Lernen am Modell möglich. Ebenfalls kann das wiederholte Hinführen des Lehrers zu Achtsamkeit im Tagesverlauf als Training der Selbstwahrnehmung erweisen.

Verantwortungsübernahme für die eigene Gesundheit: Theoretische Inhalte, die innerhalb von Unterrichten transportiert werden, können mit dem eigenen Verhalten und dem individuellen Wissen reflektiert werden.

Dieses Vorgehen kann mit der Führung eines „Tagebuches“ Unterstützung finden , in diesem kann der persönliche kognitive Zugang, das Verhalten, die resultierenden Empfindungen und die Folgewirkung oder auch Folgeempfindungen beschrieben werden.

52 Kommunikation und Kooperation: Im Rahmen von gruppendynamischen Prozessen wird auf die kommunikativen Grundregeln (im Gegenstand Kommunikation erworben), sowie auf die verbale Ausdrucksweise Wert gelegt.

Diese Haltung wird von jedem Gruppenmitglied kritisch wahrgenommen und in einer abschließenden Analyse des Geschehenen konstruktiv reflektiert.

Informationsbeschaffung und Informationsverarbeitung: Die theoretische Wissensvermittlung wird, bezogen auf gesundheitsrelevante Informationen im individuellen Zusammenhang assoziiert. Danach mit den jeweiligen Determinanten kritisch bewertet und anhand von wissensbasierten Grundlagen in ein für die auszubildende Person optimiertes Handlungsverständnis gebracht.

Dabei werden eigene Bedürfnisse beschrieben und verbal ausgedrückt.

Handeln im Gesundheitssystem: Systemkenntnisse werden innerhalb der Ausbildung vermittelt. Das Beanspruchen beziehungsweise die Auswahl von spezifischen Grundstrukturen des jeweiligen Systems kann in Fallbearbeitungssequenzen trainiert werden.

Gesundheitsbezogene Grundfertigkeiten: Gesundheitsbezogenes Verhalten wird unter der Steuerung der Lehrperson in Fallanalysen eingebunden. Die kritische Bewertung und gegebenenfalls Änderungen werden von der auszubildenden Person vorgenommen.

Förderliche Persönlichkeitsmerkmale: Ähnlich wie unter dem Punkt

„Selbstregulation und Selbstdisziplin“ angeführte Idee der „Modellbildung“, verstehen sich die von Lenartz beschriebenen förderlichen Persönlichkeitsmerkmale, wie Offenheit, Neugierde, Eigeninitiative, Toleranz, Ausdauer, Gelassenheit, Optimismus, Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und dergleichen. Demnach kann eine Person die eine optimistische Grundpersönlichkeit mitbringt als Modell oder Vorbild für bestimmte Lebenssituationen in das Unterrichtsgeschehen eingebunden werden.

53 Um im Zusammenhang mit Gesundheitskompetenz die Selbstwirksamkeit und somit die Selbstregulationsfähigkeiten bei auszubildenden Personen zu stärken, könnten von Seiten der Lehrer auch Impulse oder Anreize aus der klassischen Motivationspsychologie gesetzt werden. Um eine Auswahl von Möglichkeiten zu treffen, ist vorerst die Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit „Motivation“

erforderlich.

6 Motivation

„Motivation lässt sich als eine innere Gerichtetheit auf einen Zielzustand beschreiben, die eine Person zu einem erhofften Zustand hinzieht (Aufsuchenmotivation) oder von einem befürchteten Zustand wegdrängt (Meidenmotivation)“(Sachse et al. 2012, S. 14 zit. n. Heckhausen & Heckhausen 2006; Puca & Langens 2008; Schmalt & Langens 2009).

Der Psychologie war es schon immer ein großes Anliegen, zu verstehen, warum der Mensch ein ganz bestimmtes Verhalten zeigt. Die Auszubildenden für GuK geben der Autorin durch ihr gesundheitsbezogenes Risikoverhalten den Beweggrund, didaktisch methodische Impulse zu finden, die einen Auszubildenden veranlassen, durch die Stärkung der eigenen GK, dieses Verhalten zu verändern. Die betroffenen Personen erleben durch die eigene Entscheidung, sich selbst nicht mehr schaden zu wollen, mehr Wohlbefinden und damit Gesundheit, zusätzlich erhält die auszubildende Person ein gestärktes Selbstbewusstsein.

Diese Vorgänge bedingen ein konstruktives und motivierendes Arbeitsklima.

Diese Vorgänge bedingen ein konstruktives und motivierendes Arbeitsklima.