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Der Vorgang des „Modelllernens“ wird von Bandura (1979) in zwei Phasen unterteilt. Die Aneignungsphase bezieht sich auf Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozess (vgl. Bandura 1979, S. 33; Altenthan et al. 2017, S. 251).

Innerhalb der Aneignungsphase wird der Beobachtete (im Klassenverband kann dies die vortragende Person und auch ein Mensch aus dem Klassenkollegium sein) zum Modell beziehungsweise zum Leitbild. Bandura (1979) betont innerhalb seiner sozialkognitiven Lerntheorie die „informierende Funktion der Modellierungseinflüsse“. Im Rahmen darbietender Verhaltensweisen eignen sich die Beobachter das modellhafte Verhalten in Form symbolischer Repräsentationen an. Aufmerksamkeit hat im Zusammenhang mit „Lernen am Modell“ insofern Bedeutung, als die „wichtigen Merkmale des modellierten Verhaltens“ auf den Beobachter einwirken und diese von ihm selektiv wahrgenommen werden. Umfang und Art der Beobachtungserfahrungen werden von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt, es sind sowohl Persönlichkeitsmerkmale des Modells als auch des Beobachters, sowie die Art der Beziehung zwischen Modell und Beobachter und auch Situationsbedingungen maßgeblich (vgl. Bandura 1979, S. 33;

Altenthan et al. 2017, S. 251). Nach Bandura (1979) kommt den

67 Beobachtungen zum sozialen Umgang eine besondere Bedeutung zu.

Innerhalb jeder sozialen Gruppe wird bestimmten Personen mehr Aufmerksamkeit geschenkt als anderen, außerdem ist modelliertes Verhalten unterschiedlich wirksam. Der Funktionswert für den Einzelnen bestimmt, welche Modelle beachtet und welche weniger oder gar nicht beachtet werden. Die Attraktivität für andere bestimmt die Aufmerksamkeit.

Die Auswahl bezieht sich auf Modelle, die gewinnende Eigenschaften besitzen, welche mit weniger gewinnenden Charakterzüge werden ignoriert oder abgelehnt. Eine intrinsische Belohnung von Personen aller Altersgruppen kann so stark ausfallen, dass die Aufmerksamkeit dazu über längere Zeit erhalten bleibt (vgl. Bandura 1979, S. 33; Altenthan 2017, S. 252). Für die Entwicklung von GK könnte in diesem Zusammenhang beispielsweise das Essverhalten von einer in der Gruppe befindlichen „attraktiven“ Person aufmerksam beobachtet und auch nachgeahmt werden. Das Bild dieses „Modells“ bleibt symbolhaft im Gedächtnis der lernenden Person; das Verhalten zum Essverhalten kann im passenden Kontext dazu abgerufen werden.

Ein weiterer zu beachtender Aspekt beim Lernen am Modell bezieht sich auf Prozesse des Behaltens. Tätigkeiten oder Verhalten, die irgendwann über Beobachtungslernen nutzbar werden sollen, müssen als „Reaktionsmuster im Gedächtnis repräsentiert sein (vgl. ebd. S. 34; Altenthan et al. 2017, S. 252).

Durch symbolhaftes Abspeichern können auch vorübergehende Modellierungserfahrungen dauerhaft im Gedächtnis bleiben.

Beobachtungslernen basiert nach Bandura (1979) im Wesentlichen auf zwei Repräsentationssystemen: dem der Vorstellung und dem der Sprache. Einige Verhaltensweisen werden in der Vorstellung behalten. Sensorische Stimuli aktivieren Empfindungen, die durch äußere Ereignisse ermöglicht werden.

Durch die wiederholende Darbietung erzeugen die Stimuli schließlich überdauernde, abrufbare Vorstellungsbilder modellierter Tätigkeiten oder Verhalten (vgl. ebd. S. 34; Altenthan et al. 2017, S. 252). Das zweite Repräsentationssystem, die Sprache, wird in Form von verbaler Codierung von modellierten Ereignissen für den Lernprozess genutzt. Die meisten kognitiven Verhaltenssteuerungsprozesse sind eher verbal als visuell; da die Abläufe des Lernens und Behaltens in einem persönlichen sprachlichen Code, leichter

68 abgerufen werden können. In derartiger Form können auch große Informationsmengen abgespeichert werden. Sobald modellierte Tätigkeiten oder Verhaltensweisen in Vorstellungsbilder und leicht anwendbaren Sprachcodes transformiert worden sind, können diese Codes das Ausführen von Tätigkeiten steuern.

Neben der symbolischen Kodierung stellt die Wiederholung eine wichtige Gedächtnishilfe dar. Wenn Menschen die modellierten Reaktionsmuster im Geiste wiederholen oder tatsächlich ausprobieren, vergessen sie diese weniger leicht (vgl. Bandura 1979 S. 35f; Altenthan et al. 2017, S. 252).

Zum Beispiel kann die Stärkung von Gesundheitskompetenz im Zusammenhang mit der Aufnahme „gesunder Lebensmittel“ in der häuslichen Umgebung gekoppelt werden. Die jeweilige Thematik wird im Unterricht behandelt und kann als „Arbeitsauftrag“ oder „selbst organisiertem Lernen“ für den Alltag gegeben werden. Persönliche Erfahrungen werden notiert und in einem der folgenden Unterrichte innerhalb einer Gruppe ausgetauscht und evaluiert. Die Komplexität des Themas mit der folgenden Assoziation zur Gesundheitskompetenz stellt hohe Anforderungen an die Fähigkeiten der Auszubildenden zur Selbstorganisation und Selbstregulation.

8 Methoden

Die Befähigung von Auszubildenden für sich selbst und in weiterer Folge für die ihnen anvertrauten Menschen gesundheitskompetent handeln zu können, benötigt ein vielfältiges methodisches Repertoire. Dies ermöglicht dem Auszubildenden einerseits selbstbestimmt die Auswahl für die zu ihm passenden Methoden zu treffen, andererseits kann aus einem bestehenden Repertoire eine Übernahme von methodischen Möglichkeiten für das Praxisfeld erfolgen. Um im Rahmen von Lehrveranstaltungen eine Gesundheitskompetenzstärkung zu erreichen und sich damit dem dritten Rahmengesundheitsziel (politisch betrachtet) anzunähern, ist es erforderlich, im

69 Rahmen der Vermittlung von fachlichen Inhalten immer wieder auf den Lebenskontext der Auszubildenden zurück zu greifen, die gemachten Erfahrungen in Verbindung zum Fachinhalt zu setzen, sowie mögliche Alternativen aufzugreifen. Dies kann in Form von Diskussionen, Partner – und auch Einzelarbeiten erfolgen. Zu beachten wäre dabei, Bedingungen zu schaffen, die Autonomie ermöglichen, sowie persönliche Kompetenzen berücksichtigen. Hier ist eine einheitliche Struktur – und Zielvorgabe von Vorteil.

Es könnte beispielsweise innerhalb der Lehrveranstaltung als Gruppenarbeit der Zusammenhang von Bewegungsmustern, die im täglichen Leben von den auszubildenden Personen eingesetzt werden mit der Basis für rückenschonendes Arbeiten in Verbindung gebracht werden. Mit einer Evaluation hinsichtlich Ursache und Wirkung können die Ergebnisse in einen gesundheitlich empfohlenen Rahmen implementiert werden.

Die Lehrkraft fungiert als beratende Begleitung, sie darf nicht außer Acht lassen, dass die Einzelerfahrungen der Auszubildenden eingebracht werden. In

derartigem Kontext können Selbstregulation und

Selbstwirksamkeitsbekräftigung der Auszubildenden erfolgen.

Der Einsatz unterschiedlicher Methoden ist von Vorteil, weil die Monotonie einer didaktischen Methodik zur Reduktion von Konzentration und Kreativität von Teilnehmern führen kann. Demnach kommt dem Methodeneinsatz ein hoher Wert zu und muss im Lehrerteam gut abgesprochen und den jeweiligen Themenbereichen zugeordnet werden. Ein vielversprechendes Konzept aus der Pädagogik bietet die konstruktivistische Didaktik als Basis von Methoden.