• Keine Ergebnisse gefunden

2.1 A NATOMIE DES K NIEGELENKS

2.1.1 Sklettelemente, Gelenkkapsel, Bänder

Im Kniegelenk (Articulatio genus) artikulieren das Femur, die Tibia (Schienbein) und die Patella (Kniescheibe) miteinander. Sowohl das Femorotibialgelenk (Art. femoro-tibialis), in dem das Femur und die Tibia miteinander artikulieren, als auch das Fe-moropatellargelenk (Art. femoropatellaris), in dem das Femur und die Patella mitein-ander artikulieren, liegen in einer gemeinsamen Gelenkhöhle und sind von einer gemeinsamen Gelenkkapsel umgeben. [11,12,13,14,15]

Als bikondyläres Gelenk besteht das Femorotibialgelenk am proximalen Teil aus den zwei femoralen Kondylen (Condylus medialis/lateralis femoris), die walzenartig konvex in die beiden distal gelegenen konkav geformten tibialen Gelenkflächen (Facies superiores) der Tibiakondylen (Condylus medialis/lateralis tibiae) hineinragen. Zwischen den beiden Gelenkflächen der Tibia befindet sich in sagittaler Ebene eine nicht von Knorpel überzogene Erhabenheit; die Eminentia intercondylaris.

Da sich die beiden Menisci (Meniscus medialis/lateralis) zwischen Femurkonylen und tibialen Gelenkflächen befinden, werden weitere vier Teilgelenke unterschieden;

nach proximal das rechte und das linke Art. meniscofemorale und nach distal das rechte und linke Art. meniscotibiale. Im Querschnitt sind die Menisci keilförmig, in der Aufsicht C - förmig geformt und gleichen so Inkongruenzen zwischen den Fe-murkondylen und den tibialen Gelenkflächen aus.

Femur und Tibia können um eine wandernde transversale Achse Flexions- und Ex-tensionsbewegungen durchführen. Gleitbewegungen entlang der Sagittalachse wer-den durch die beiwer-den Kreuzbänder (Lig. Cruciatum anterius und posterius), die die Fossa intercondylaris femoris mit der Eminentia intercondylaris tibiae verbinden, weitgehend verhindert. Ebenso werden Ab- und Adduktionsbewegungen (mediales und laterales „Aufklappen“) durch die starken Seitenbänder (Lig. collaterale mediale und laterale) unterbunden.

THEORETISCHER TEIL 13

2.1.1.1 Die Femurkondylen

Im sagittalen Schnitt besitzen beide Femurkondylen keine Kreisform. Die geringere Krümmung (größerer Krümmungsradius) ist vorne gelegen; die stärkere Krümmung mit dem entsprechend kleineren Krümmungsra-dius liegt dorsal. In der Streckstellung liegt der geringer gekrümmte Teil der Kondylen somit auf den Schienbeinpfannen auf. Folglich sind in dieser Stellung die Kontaktflä-chen zwisKontaktflä-chen Tibia und hieraus hervor geht, ist die größer werdende Distanz der Ansätze der Seitenbänder an Femur und Tibia. Außerdem werden Rotationsbewegungen durch die gespann-ten Seigespann-tenbänder gehemmt.

Durch die stärker gekrümmten nach hinten gelegenen Anteile der Femurkondylen werden bei zunehmender Flexion im Knie die Kontaktflächen mit der Tibiapfanne kleiner. Hieraus folgt für die Stellung in Flexion ein schlechteres Aufeinanderpassen der Gelenkkörper, eine höhere Druckbelastung pro Fläche und eine laxere Stellung der Seitenbänder, woraus ausgiebigere Rotationsbewegungen im Knie folgen.

2.1.1.2 Die Menisken

Sowohl der laterale als auch der mediale Meniskus sind C – förmige Faserknorpel-keile, die nach außen mit der Gelenkkapsel verwachsen sind. Die Unterfläche liegt plan der Tibia auf; die Oberfläche ist nach außen höher und flacht zur Mitte so ab, dass Sie sich der Femurkondyle anschmiegt. Die zur Eminentia intercondylaris ge-legenen Endhörner, die durch die freie Fläche der Menisken geteilt werden, werden als Vorderhorn und Hinterhorn (Cornu anterius/posterius) bezeichnet. Hierbei liegen

Abbildung 1: Lockerung der Kollateralbänder und Verschiebung der Menisken bei der Beugung des linken Kniegelenks. Links:

Streckstellung von lateral. Rechts: Beugestellung von lateral; in rot sind die Krümmungskreise und Radien eingetragen (aus Benninghoff Anatomie, 1994)[12]

THEORETISCHER TEIL 14 die Haftstellen an der Eminentia intercondylaris für den kreisförmigeren lateralen Meniskus dicht zusammen. Die Haftstellen des eher halbmondförmigen medialen Meniskus umschließen von vorn und von hinten die Haftstellen des lateralen Menis-kus, um in die Area intercondylaris und auf der Vorderseite der Tibia in den me-niskotibialen Fächer auszustrahlen.

Der Beweglichere beider Menisken ist der Laterale, da dessen Haftstellen des Vor-der- und Hinterhorns nahe der Rotationsachse der Tibia mit Ihr verwachsen sind, wodurch er bei Rotationsbewegungen geringen Zugkräften ausgesetzt ist. Die

Be-weglichkeit des medialen Meniskus ist nicht nur durch seine Befestigung an der ventralen Tibiakan-te über den meniskofemo-ralen Fächer einge-schränkt, sondern auch durch seine Verbindung mit dem dorsalen Anteil des medialen Seitenban-des (Lig. collaterale medi-ale).

Lateraler und medialer Meniskus können unter-einander an der Ventral-seite des Knies über das Lig. transversum genus (Querband) verbunden sein. Auch verlaufen aus dem Vorderhorn und Hin-terhorn des lateralen Me-niskus Fasern in das vor-dere Kreuzband, das hin-tere Kreuzband, das Lig. meniscofemorale anterius und Lig. meniscofemorale poste-rius. In Streckstellung des Knies bilden beide Menisken ein Polster für die Femur-kondylen und werden von diesen zu den Seiten gedrückt. In Beugestellung werden

Abbildung 2: Die rote Linie kennzeichnet den Ansatz der Membrana synovialis, die die Kreuzbänder von dorsal extraarti-kulär ausspart. Bei Beugung der Tibia verlagert sich die trans-versale Achse nach dorsal. Die Rotationsachse verläuft exzent-risch medial der Eminentia intercondylaris durch das Tuberculum mediale (aus Benninghoff Anatomie, 1994) [12]

THEORETISCHER TEIL 15 die Menisken auf dem Tibiaplateau nach dorsal verschoben wobei der Laterale der mobilere ist.

2.1.1.3 Die Kreuzbänder

Abbildung 3: Kreuz- und Kollateralbänder des Kniegelenks (aus Netter Anatomie, 1995) [13]

THEORETISCHER TEIL 16 Die Ligamenta cruciata genus entspringen beide der Fossa intercondylaris und inse-rieren am Femur, wobei Sie die Membrana synovialis der Gelenkkapsel mitnehmen.

Das vordere Kreuzband (Lig. cruciatum anterius) verläuft zwischen Femur und Tibia schräg von oben hinten lateral nach unten vorn medial. Es entspringt an der latera-len Innenfläche der Femurkondyle und inseriert in der Area intercondylaris anterior zwischen beiden Tibiaplateaus.

Das hintere Kreuzband hingegen entspringt an der vorderen inneren Fläche des medialen Femurkondylus und befestigt sich in der Area intercondylaris posterior.

In fast allen Stellungen des Knies sind Teile der Kreuzbänder gespannt, weshalb Sie den wesentlichen Anteil zur Stabilisierung des Kniegelenks tragen.

Besonders in Beugestellung verhindert das vordere Kreuzband, dass die Femurkon-dylen nach dorsal aus den Pfannen gleiten.

In der Streckstellung des Kniegelenks spannen sich der vordere Teil des vorderen Kreuzbandes und der hintere Teil des hinteren Kreuzbandes, wodurch die Femur-kondylen in Richtung des Tibiaplateus fixiert werden. Auch die Abduktion und Ad-duktion des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel wird durch die Kreuz-bänder gehemmt und wickeln sich bei der Einwärtsdrehung umeinander.

2.1.1.4 Die Gelenkkapsel

Die Gelenkkapsel (Capsula articularis) grenzt das Kniegelenk von den umliegenden Strukturen ab. Sie verläuft vom vorderen Oberschenkel oberhalb der Gelenkknor-pelgrenze über die freien Epikondylen nach hinten. An der Tibia inseriert Sie nah am Gelenkknorpelrand, ohne die Articulatio tibiofibulare einzuschließen.

Die Strecksehne des M. quadriceps femoris sowie die Patella sind in die Vorderseite der Gelenkkapsel eingelassen. Damit die Sehne nicht direkt über den Knochen gleitet, ist zwischen Sehne und Knochen ein Schleimbeutel in den Recessus suprapatellaris eingelassen, um die Verschieblichkeit der Sehne zu gewährleisten.

Denselben Mechanismus findet man unterhalb der Patella zwischen Strecksehne und Tibiarand in Form der Bursa infrapatellaris.

Eine Überstreckung und Hemmung der Rotation wird durch die schräg verlaufenden Faserzüge an der dorsalen Gelenkkapsel gewährleistet, in die Fasern des M. semi-membranosus, des Tibiofibulargelenks und des M. gastrocnemius einstrahlen.

Das größte Füllvermögen hat das Kniegelenk in einer Beugestellung zwischen 20°

und 30° weshalb es sich beim Erguss oder nach der Injektion von Flüssigkeit

selb-THEORETISCHER TEIL 17 ständig in diese Position stellt. Ein Kniegelenkserguss ist somit an der Schwellung um die Patella und dem damit einhergehenden klinischen Zeichen der „tanzenden Patella“, erkennbar.

Das Corpus adiposum infrapatellae (Hoffa’scher Fettkörper) ist zwischen Lig. patel-lae und Gelenkhöhle so eingelassen, dass es die Gestaltsänderungen der Gelenk-kapsel, die durch die Bewegung entstehen, kompensieren kann, was der straffen Patellarsehne nicht möglich ist. Bei der Beugung nähert sich die Patellarsehne der Tibia an und drückt so den Hoffa Fettkörper in den klaffenden Gelenkspalt hinein.

Als Folge von mehrmaligen Verletzungen kann der Fettkörper fibrosieren, was eine chirurgische Entfernung nach sich ziehen kann.

2.1.1.5 Die Seitenbänder

Die Ligg. collateralia sind in Längsrichtung zwischen Femur und Tibia sowie Fibula angeordnet und kreuzen sich hinter dem dorsalen Teil der Gelenkkapsel.

Das mediale Seitenband (Lig. collaterale tibiale) verläuft vom Epicondylus medialis femoris längs zum medialen und dorsalen Rand der Tibia wobei die hinteren Faser-anteile kürzer sind als die vorderen und mit der Gelenkkapsel und dem Meniskus verwachsen sind. Dies bedingt, dass der Condylus medialis in Beugestellung eine geringere Möglichkeit zur Rotation hat als der Laterale. Somit verläuft auch die Rota-tionsachse nicht zentrisch sondern verschiebt sich nach medial.

Das laterale Seitenband (Lig. collaterale fibulare) verläuft vom Epicondylus lateralis femoris zum nach lateral abstehenden Caput fibulae (Wadenbeinkopf).

Bis auf die hinteren Anteile des medialen Seitenbandes erschlaffen beide Kollateral-bänder in Beugestellung, womit Rotationsbewegungen im Kniegelenk möglich wer-den. In der Streckstellung hingegen spannen sich beide Kollateralbänder, was eine Feststellung des Kniegelenks zur Folge hat.

THEORETISCHER TEIL 18

2.1.1.6 Die Schleimbeutel

Schleimbeutel (Bursae synoviales) befinden sich an allen Gleitstellen des Knielenks weshalb neben dem Recessus suprapatellaris lediglich die wichtigsten ge-nannt werden. Der Recessus subpopliteus befindet sich zwischen der Sehne des M.

popliteus und dem lateralen Meniskus und kann mit der Articulatio tibiofibulare in Verbindung stehen. Die Patella ist als hervorstehender Knochen in die Bursae

prae-Abbildung 4: Anatomie des Kniegelenks, Ansicht von dorsal und paramedianer Schnitt (aus Netter Anatomie, 1995) [13]

THEORETISCHER TEIL 19 patellares, die in unterschiedlichen Schichten anzutreffen sind, eingebettet. So be-findet sich die Bursa subcutanea praepatellaris direkt unter der Haut, die Bursa sub-fascialis praepatellaris unter der Fascie und die Bursa subtendinea unmittelbar un-terhalb der Sehne oder auf der knöchernen Oberfläche wobei überwiegend nur einer von den drei möglichen Bursae ausgebildet ist.

2.1.1.7 Obere und untere Tibiofibularverbindung

Die obere Tibiofibularverbindung (Articulatio tibiofibularis) besteht aus je einer ova-len Geova-lenkfläche an der Tibia unterhalb des Schienenbeinplateaus und der Fibula, die von der Gelenkkapsel und den beiden darüber liegenden Ligamenta Ligg. capitis fibulae anterius et posterius straff umspannt. In dem Gelenk sind lediglich minimale Bewegungen möglich weshalb es als Amphiarthrose gilt.

Die untere Tibiofibularverbindung (Syndesmosis tibiofibularis) lässt ebenfalls nur geringe Bewegungen zu, da die Malleolengabel von den beiden Bändern Ligg. tibio-fibularia anterius und posterius fest umschlossen wird.