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3.4 D IAGNOSTIK

3.4.1 Anamnese

3.4.1.3 Allgemeine Risikofaktoren

Als allgemeine Risikofaktoren wurde präoperativ nach Diabetes mellitus, Adipositas, Thrombose und Varicosis sowie periphere arteriellen Verschlusskrankheiten (paVK), Atemwegserkrankungen und arterieller Hypertonie gefragt.

3.4.2 Klinische Untersuchung

Sowohl der klassische klinische Untersuchungsgang als auch Bildgebende Verfah-ren wie Röntgenaufnahmen, CT, Kernspintechnik und Sonographie sind die gängi-gen Verfahren zur Diagnose einer Gonarthrose. Im Folgängi-genden ist der klinische Un-tersuchungsgang, der aus Inspektion, Palpation und verschiedenen

Funktionsprü-MATERIAL UND METHODE 48 fungen besteht, exemplarisch für eine Patientennachuntersuchung dargestellt.

[29,30,31]

3.4.2.1 Inspektion

Bereits anhand des Gangbildes zu Beginn der Untersuchung lässt sich ein Torsions-fehler der Beine durch die vermehrt innenrotierten Unterschenkel (Kniebohrergang) erkennen. Die Beinachse wird zunächst im Stand beurteilt. Eine normale Achse zeichnet sich durch das gleichmäßige Berühren der Fußinnenflächen auf voller Län-ge aus; beim Genu varum wird der Abstand zwischen den beiden medialen Kondy-len in Zentimeter gemessen sowie entsprechend hierzu beim Genu Varus der Ab-stand der beiden medialen Malleoli am Innenknöchel. Beim liegenden Patienten müssen die Sprunggelenkgabeln in der Frontaleben eingestellt werden, damit Val-gusfehlstellungen der Unterschenkel bemerkbar werden.

Da das Knie weder durch ausgedehnte Muskulatur noch durch ausgiebige subcuta-ne Fettschichten bedeckt ist, erkennt der Betrachter durch die Haut bereits die Fa-cetten der darunter liegenden knöchernen Strukturen. Somit ist auch eine Schwel-lung am Knie meist direkt oder im Seitenvergleich augenscheinlich, wobei durch wei-tere Untersuchungen eruiert werden muss, ob die Schwellung intra- oder extraartiku-lär lokalisiert ist.

3.4.2.2 Palpation

Zur Orientierung werden die wichtigsten knöchernen Strukturen, wie Fibulakopf, die Epikondylen des Femur, der Patellarand sowie der tibiofemorale Gelenkspalt pal-piert.

3.4.2.3 Beinlängenmessung

Die Messung eines Beckenschiefstandes erfolgt am stehenden Patienten auf ebe-nem Boden und dient dem Erkennen von Beinlängendifferenzen. Bei eiebe-nem Abwei-chen der Linie zwisAbwei-chen beiden Beckenkämmen von der Horizontalen besteht der Verdacht auf eine Beinlängendifferenz, die anhand einer genauen Messung der Beinlänge bestätigt werden sollte. Hierzu wird mit einem Zentimetermassband die Beinlänge von Spina iliaca anterior superior bis zum distalen Rand des Malleolus lateralis gemessen.

MATERIAL UND METHODE 49

3.4.2.4 Patellatilt Test

Zur Überprüfung der Mobilität der Kniescheibe kann der Patellatiltest angewandt werden. Zur Beurteilung der Mobilität ist eine volle Extension und eine komplette Entspannung des Quadrizepsmuskels, um eine Lateralisierung der Patella zu ver-meiden, sowie ein Durchführen des Tests im Seitenvergleich ratsam. Der mediale Rand der nach lateral rotierten Patella wird mit den Daumen fixiert und der laterale Patellarand wird angehoben. Ein positiver Test und damit eine Einschränkung der Mobilität liegt vor, wenn sich die Patella nicht in Neutralstellung reponieren lässt.

3.4.2.5 Mediolateraler Patellamobilitätstest

Die Mobilität der Patella wird über die Translation der Patella unter leichtem Druck getestet. Eine normale Beweglichkeit der Patella weist auf eine gute Quadrizepskraft und ein gutes Gleichgewicht des peripatellaren Weichteilgewebes hin. Beim Test ist auf einen konstant gehaltenen Patellatilt und eine reaktive Kontraktion des M.

quadrizeps zu achten, die auch als „positives Apprehensionsign“ oder „ positiver Er-wartungstest“ bekannt ist. Hierzu wird die Kniescheibe nach lateral gedrückt, wo-durch der Patient das Gefühl einer drohenden Reluxation bekommt und reaktiv die Quadrizepsmuskulatur anspannt.

Abbildung 11 a,b: a) Messung der Beinlängen durch Palpation des Beckenkamms; b) Patellatilt-Test: Fixieren der Patella und Anheben des lateralen Patellarandes

a b

MATERIAL UND METHODE 50

3.4.2.6 Untersuchung auf Gelenkerguss

Zum Nachweis geringer Ergussmengen (meist ab 20ml) wird der mediale Rezessus nach kranial ausgestrichen, wodurch die Flüssigkeit in den lateralen Rezessus ge-langt. Von dort wird Sie zurück in den medialen Rezessus gestrichen, wodurch sich bereits geringste Mengen an Gelenksflüssigkeit anhand einer Ausbeulung des me-dialen Rezessus erkennen lassen. Bei größeren Ergussmengen fällt bei der Palpati-on ein prall gespannter oberer Rezessus auf, der alternierend komprimiert werden kann, was zu einem anheben der Patella führt und dem klinischen Zeichen den Na-men „tanzende Patella“ einbrachte.

Abbildung 12 a,b: Patellamobilitäts-Test: a) Luxation der Patella nach medial; b) Luxation der Patella nach lateral

Abbildung 13 a, b: a) Ausstreichen des medialen Rezessus; b) Ausstreichen des lateralen Re-zessus; medial der Patella ist eine Schwellung erkennbar.

b a

b a

MATERIAL UND METHODE 51

3.4.2.7 Patellaanpresstest

Der wird bei Verdacht auf retropatellare oder trochleäre Läsionen durch Kompressi-on der Patella auf die Trochlea in ExtensiKompressi-on durchgeführt und kann beim Patienten bei entsprechenden Läsionen starke Schmerzen auslösen.

3.4.2.8 Retropatellares Krepitieren

Zur Überprüfung einer retropatellaren Krepitatio wir das Bein des Patienten mit der einen Hand maximal flektiert und mit der anderen Hand Anpressdruck auf die Patel-la ausgeführt. Langsam wird das Bein nun aktiv gegen einen Widerstand gestreckt, wobei der Untersucher fein bis grobsandige Vibrationen unter seiner der Patella auf-liegenden Hand spürt oder ein Knacken hören kann.

Dieses Krepitieren kann Hinweise auf einen Knorpelschaden retropatellar oder in der trochleären Führung geben, vermag jedoch auch im asymptomatischen Knie gefunden werden und hat deshalb nur diagnostische Aussagekraft, wenn die kontra-laterale Seite keine Krepitatio aufweist.

3.4.2.9 Untersuchung der Bänder und der Gelenkkapsel

Durch die Untersuchung lässt sich der Status der beiden Kollateralbänder (Lig. colla-terale tibiale/fibulare) und der beiden Kreuzbänder (Ligg cruciata genus) sowie der posteromedialen und posterolateralen Kapselstruktur feststellen.

Durch eine Valgusstress Untersuchung in voller Extension des Knies können das Lig. collaterale tibiale sowie die posteromediale Kapsel in Ihrer Flexibilität beurteilt werden. Um eine isolierte Aussage über das mediale Kollateralband treffen zu kön-nen, wird das Knie etwa 30° flektiert und erneut Valgusstress ausgeübt. Analog hier-zu kann bei Varusstress das Lig. collaterale fibulare in 30° Beugung isoliert beurteilt werden; in voller Extension hingegen lässt sich eine Beurteilung der Flexibilität des lateralen Seitenbandes und der posterolateralen Kapsel vornehmen.

Das Öffnen des lateralen oder medialen Gelenkspalts aus der Neutralstellung wurde mit einem Goniometer nachgemessen.

Die Integrität des vorderen Kreuzbandes lässt sich anhand der anterioren Translati-on der Tibia gegenüber dem Femur in 30° Beugung (Lachman-Test) oder in 90°

Beugung (vorderer Schubladen-Test) bestimmen. Hierbei gilt der Lachmann Test als sensitiver für die posterolateralen Anteile, der Schubladen Test als sensitiver für die

MATERIAL UND METHODE 52 anteromedialen Anteile des vorderen Kreuzbandes. Bei Schmerzen im Knie oder empfindlichen Patienten lässt sich die Stabilität des VKB anhand des „No Touch Lachman –Test“ überprüfen, bei dem der Oberschenkel auf der Unterlage erhöht wird, dass gegenüber dem Unterschenkel ebenfalls ein Winkel von 20° entsteht.

Inspektorisch lässt sich im Falle einer VKB Ruptur nun eine pathologische Translati-on der Tibia gegenüber dem Femur erkennen.

Beim posterioren Lachman-Test wird in der Sagittalebene bei 30° Beugung die Kraft nach posterior gerichtet, um eine Verschiebung der Tibia gegenüber dem Femur festzustellen. Auch der „hintere Schubladen–Test“ lässt ein rupturiertes hinteres Kreuzband durch Druck in der Sagittalebene in 90° Beugung des Knies ausgehend von der proximalen Tibia feststellen.

Der KT 1000® – Test überprüft ebenfalls die Translation der Tibia gegenüber dem Femur und erlaubt eine Messung der Seitendifferenz in Millimetern.

Zur Beurteilung sind sämtliche Tests im Seitenvergleich durchzuführen, da die Laxi-zität von Bändern individuell sehr unterschiedlich sein kann und somit falsch negati-ve Befunde minimiert werden können.

3.4.2.10 Bestimmung der Flexibilität im Liegen

Ausgehend von der Neutralnullmethode, nach der bei einem aufrecht stehenden Menschen mit herabhängenden Armen die Gelenkstellungen als Nullgrad – Stellung angegeben ist, wird der ROM Wert („range of motion“) ermittelt. So beträgt ein Nor-malwert am Kniegelenk, bei dem, bis auf eine minimale Schlusskreiselung nur die Bewegung in der Sagittalebene möglich ist, beispielsweise (5°/0°/140°). Dies ent-spricht den Gradmessungen (Extension/ Beugung bzw. Extension/ Flexion).

Abbildung 14 a,b: a) Lachman - Test in 30° Flexion zur Überprüfung der vorderen und hinteren Stabilität der Kreuzbänder; b) Vordere Schublade-Test in 90° Flexion

a b

MATERIAL UND METHODE 53 Die Dehnfähigkeit der Beugerkette wird anhand des Hüftflexionstests (HFT) über-prüft und sollte einen Wert von 90° nicht unterschreiten. Das gestreckte Bein wird bei Neutralstellung des Fußes im Hüftgelenk gebeugt. Hierbei ist zu bedenken, dass dieser Test auch zur Überprüfung von Lumbalschmerz als Lasègue-Zeichen ver-wendet wird und somit der Dehnungsschmerz des Oberschenkels nicht als Lum-balschmerz fehl gedeutet werden darf. Die Dehnfähigkeit der Beinstreckmuskulatur lässt sich mittels Fersen-Gesäß-Abstand (FGA) evaluieren und sollte 0 cm betragen.

Somit sollte sich in Nullstellung der Hüfte die Ferse bis an das Gesäß heranführen lassen. Zum Erreichen einer ausreichenden Streckung im Hüftgelenk wird der Pati-ent auf dem Bauch gelagert und das Becken bodenwärts gedrückt.

3.4.3 Radiologische Bildgebung

Die zur Diagnostik verwendeten Bilder wurden vom Patient zur Nachuntersuchung mitgebracht oder in der Radiologischen Abteilung der Atos Klinik Heidelberg mit dem ddR Multi System® der Swissray Medical AG (©SR Medical AG, Hochdorf, Switzer-land) angefertigt. Die mechanische Achse wurde mittels Schablone an Ganzbein-stehaufnahmen ermittelt, in dem vom Zentrum des Caput ossis femoris über das Knie zur Mitte des Oberen Sprunggelenks eine Gerade gelegt wurde. Tangiert die Gerade das Knie zu weit medial oder läuft medial am Knie vorbei, liegt eine Varus-fehlstellung vor; entsprechendes gilt für den Verlauf der Geraden an der lateralen Knieseite für die Valgusfehlstellung.

Abbildung 15 a,b: a) KT 1000® - Test zur Bestimmung der Translation der Tibia gegenüber dem Femur; b) Messung des Fersen-Gesäß Abstands (FGA)

a b

MATERIAL UND METHODE 54 Magnetresonanztomographische Aufnahmen wurden ebenfalls vom Patienten zur Nachuntersuchung mitgebracht oder im Zentrum Gelenkchirurgie und Sporttrauma-tologie mit dem ESAOTE Artroscan® (©ESAOTE BIOMEDICA Neufahrn, Deutsch-land) erstellt.

Im Folgenden werden einige charakteristische Röntgen- und Magnetresonanzbe-funde des arthrotischen Knies dargestellt.

3.4.3.1 Präoperativer Röntgenbefund

Abbildung 16 a,b: Präoperativer Röntgenbefund einer medialen Gonarthrose des linken Knies. Zu erkennen sind subchondrale Sklerosierungen des medialen Kompartiments, leichte Ausziehungen an den Tibiakonsolen, eine Verschmälerung des Gelenkspaltes so-wie eine beginnende Entrundung der Femurkondylen, die Stadium II – III entsprechen.

a b b

MATERIAL UND METHODE 55

3.4.3.2 Postoperativer Röntgenbefund

Abbildung 17 a,b: a) Postoperativer Befund eines linken Beins nach Implantation einer Metal Back Repicci II® Prothese im lateralen Kompartiment. b) Ansicht von lateral

Abbildung 18 a,b: a) Postoperativer Befund nach Implantation einer All Poly Vari-ante der Repicci II® Prothese im medialen Kompartiment; b) Ansicht von lateral

a b

a a b

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3.4.4 Arthroskopie

Die Operationstechnik wird in Kapitel 3.6.4 wiedergegeben.

Der Intraoperative arthroskopische Befund wurde erhoben, um die radiodiagnosti-sche Indikation zur unikondylären Prothese zu bestätigen. Hierbei wurde der Status der Kreuzbänder, des medialen und lateralen Tibiaplateaus sowie der Femurkondy-len befundet.

3.4.4.1 Intraoperative Arthroskopie

Abbildung 19 a,b: Intraoperative Arthroskopiebefunde des medialen Kompartiments a) Grad II, b) Grad III nach Ou-terbridge

b a

MATERIAL UND METHODE 57

3.5 Fragebögen und Scores 3.5.1 Knee Society Score (KSS)

Der Knee Society Score (KSS) wurde 1989 erstmals von der American Knee Society publiziert [32] und setzt sich aus dem Knee Score, der die Funktionalität des Ge-lenkspaltes bewertet, und dem Funktionsscore zur Evaluation der Mobilität wie Treppensteigen und Gehstrecke, zusammen.

Der Funktionsscore beinhaltet die drei Unterpunkte Gehstrecke (unbegrenzt bis gehunfähig), Treppensteigen (normal hoch und runter bis unmöglich) und Abzüge (durch Gehwagen oder Gehstöcke).

Der Kniescore besteht aus den vier Kategorien Schmerzen (kein Schmerz bis star-ker Schmerz), Extension/Flexion, anteroposteriore und mediolaterale Stabilität und den Abzügen (Beugekontraktur, Streckdefizit und Valguseinstellung).

Jede Abstufung in den Kategorien ist ein positiver (Schmerzen, Stabilität) oder nega-tiver (Abzüge) Punktwert zugeordnet, wobei die Summe der Punktwerte den Knie-scorewert ergibt. [32] Je nach Funktion werden somit Punkte vergeben oder abge-zogen. Für Kniescore und Funktionsscore werden je 100 Punkte vergeben, so dass der Maximalwert des Gesamtscores 200 Punkte beträgt.

Der verwendete Score ist im Anhang 10.1.1 als Anamnesefragebogen sowie im An-hang 10.1.2 als Nachuntersuchungsbogen wiedergegeben.

3.5.2 Visual Analog Score (VAS)

Durch den Visual Analog Score (VAS) wird dem Patienten eine rein subjektive Ein-schätzung zu den Parametern „Schmerz“, „Funktion“ sowie „Zufriedenheit“ ermög-licht. Hierbei dient ein unskalierter waagerechter 10cm langer Balken als Auswer-tungsmaß, auf dem der Patient mit einem senkrechten Strich seinem Befinden Aus-druck geben soll. Die Markierung des Patienten wurde mit einem Lineal in Zentime-tern (cm) auf eine Stelle nach dem Komma ausgemessen. Betrug der ausgemesse-ne Wert „10 cm“ bedeutet dies das bestmögliche Ergebnis, betrug der Wert „0 cm“

das schlechtmöglichste.

Die Erhebung der Visual Analog Scala erfolgte im August 2003 durch ein Anschrei-ben von 136 Patienten der in der Datenbank erfassten Patienten. Eine schriftliche

MATERIAL UND METHODE 58 Erklärung zum Ausfüllen des Fragebogens sowie eine Einverständniserklärung zur Verwendung der Daten lagen dem Brief bei.

Exemplarische Visual Analog Skala für „Schmerz“:

Bitte markieren Sie mit einem Strich, wie stark Sie den Schmerz in Ihrem Kniegelenk zum jetzigen Zeitpunkt empfinden.

___________________________________________

10 steht für keinen Schmerz und 0 für den maximal vorstellbaren Schmerz.

Der verwendete VAS ist im Anhang 10.2 wiedergegeben.

0 10

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3.6 Operative Therapie

Die folgenden Beschreibungen orientieren sich an der operativen Therapie der me-dialen Varusgonarthrose mit dem All Poly Implantat, und sind unter Berücksichti-gung der anatomischen, funktionellen und biomechanischen Änderungen des latera-len Knie nur bedingt auf dieses übertragbar.

3.6.1 Lagerung

Der Eingriff wird in Rückenlage des Patienten durchgeführt. Das zu operierende Bein wird am Oberschenkel in einem Arthroskopiebeinhalter so fixiert, dass eine Flexion von 120° möglich ist. Das andere Bein wird unter Schonung des N. ischiati-cus sowie Watte- und Gelmattenpolsterung des N. peroneus in Steinschnittlage ab-duziert, so dass ausreichend Platz für die Assistenz besteht.

Um eine Blutleere zu schaffen, wird ein Tourniquet proximal am Oberschenkel an-gebracht.

3.6.2 Anästhesie

Der Eingriff erfolgt in Intubationsnarkose; eine Leitungsanästhesie im Sinne einer Spinalanästhesie ist ebenfalls möglich.

3.6.3 Zugänge

Zunächst werden die Umrisse der Patella und des Ligamentum patellae bis zur tibia-len Insertion zur Orientierung auf der Haut aufgezeichnet.

Parapatellar wird eine Stichinzison gesetzt, durch die das Arthroskop von antero-medial in den Gelenkspalt eingeführt wird. Es wird der Außenmeniskus dargestellt und nach seiner Morphologie beurteilt.

3.6.4 Operationstechnik

Nach der Beendigung der Arthroskopie wird parapatellar medial eine etwa 4 – 5 cm lange Hautinzision gesetzt. Hierdurch wird das Subcutangewebe durchtrennt und mobilisiert und bis auf die Fascia femoralis frei präpariert. Faszie und Kapsel werden L- förmig gespalten und der M. vastus medialis nach medial eingekerbt, so dass sich die Femurkondyle darstellt. Nach der Mobilisation des medialen Patellarandes

wer-MATERIAL UND METHODE 60 den nun Osteophyten sowie ein etwa 5 mm breiter Anteil der Patella mit der oszillie-renden Säge in der Sagittalebene reseziert.[33]

Bei 110° bis 120° Flexion wird parallel zur posterioren Femurdiaphyse etwa 5 mm der Femurkondyle ebenfalls mit der oszillierenden Säge entfernt. Wichtig ist eine Überprüfung der Dicke des Resektates zur Vermeidung einer „Flexiongap“. Um den Gelenkspalt für die folgende Manipulation aufweiten zu können, wird etwa 1,5 cm proximal der Resektionsfläche femoral in der Sklerosemitte mit dem 4,5 mm Bohrer parallel zur Femurachse gebohrt. Nach Inzision der Haut wird tibial etwa 1,5 cm un-terhalb des medialen Tibiaplateus ebenfalls mit dem 4,5 mm Bohrer in 45° Abwinke-lung der sagittalen Knieebene gebohrt. Anschließend werden die Haltebügel in die Bohrungen eingesetzt und hierein der Kniespreizer eingebracht, der mit einer Kom-presse an der OP – Abdeckung fixiert und durch KomKom-pressen an Kontaktstellen mit der Haut abgepolstert wird. Es folgt das Präparieren der Weichteile am medialen Tibiaplateaurand um den Meniskus vollständig entfernen zu können. Mit einer Ku-gelfräse wird die Eminentia nach medial soweit abgeflacht, bis das Einbringen der Größenschablone möglich ist und diese plan auf der Tibia aufliegt. Die Umrisse werden mit Methylenblau umfahren, um das Fräsareal zu markieren, welches etwa 4 mm tief mit einer Kugelfräse ausgefräst wird. Zu beachten ist hier der „posterior Slo-pe“ des Tibiaplateaus. Mit der schmalen 1 mm Kugelfräse wird der postero-laterale Rand des Operationsareals unterminiert, um die Auflagefläche des Zements zu ver-größern und zur Stabilisierung eine Verzahnung zu erreichen. Die Probekomponen-te muss „press fit“ im Fräsbett anliegen und darf bei Prüfung mit dem Rasparatorium auch in sagittaler Ebene nur minimalen Spielraum lassen. Gegebenenfalls muss nachgefräst werden, bis das Fräsbett plan ist. Ausgehend von 90° Flexion bis zur vollen Streckung wird nun auf dem Femurkondylus orientierend an der tibialen Pro-bekomponente die Achse für die femorale Komponente mit Methylenblau markiert.

Die Schablone für die femorale Komponente wird angepasst und wiederum mit Me-thylenblau umfahren. Die Ränder für das Anfräsen der Sklerose, die etwa 2 mm tief sein sollten, sind somit markiert. Zunächst wird die tibiale Probekomponente einge-legt, dann folgt die auf einen Haltegriff montierte femorale Probekomponente, die über den Haltegriff aus verschiedenen Winkeln kräftig 3 bis 4 mm in die darunterlie-gende Spongiosa pressfit eingeschlagen wird. Der Handgriff kann nun entfernt wer-den; die Probekomponente wird mit einem Stößel nachgestößelt. Es folgt die Stabili-tätsprüfung der Probekomponenten, die aus Valgus und Varusstress in anhebt.

MATERIAL UND METHODE 61 Nach Entfernung der femoralen Probekomponente mit einem Rasparatorium und der tibialen mit einer Kocherklemme folgt die Mikrofrakturierung der ausgefrästen Areale an Tibia und Femur mit einem Chondropic®, um das Knochen-Zement – In-terface (Zwischenraum) durch eine größere zementierte Oberfläche stabiler zu ges-talten. Es folgt eine ausgiebige Spülung mit einer Jet Lavage®, um flottierende Kno-chenfragmente und Spähne sowie Hyaluronate vom Knocheninterface zu entfernen.

Die posteriore und anteriore Kapsel sowie das anteriomediale Subcutangewebe werden mit Bupivacain 0,25% oder Morphium infiltriert. Nun werden drei Trocken-kompressen positioniert; die erste im Bereich des zentralen Zapfens, die zweite posteromedial und medial des Randes des Tibiaplateaus um ein Eindringen des Knochenzementes nach posterior zu verhindern. Die dritte Kompresse wird im Be-reich des tibialen Komponentenlagers eingebracht. Nach dem Anrühren des Refo-bacin® Pallacos erfolgt zuerst die Implantation der tibialen Komponente. Auch der Rand des Tibiainlays wird komplett mit Zement belegt, um ein perfektes Interface zwischen Knochen, Zement und Polyaethylen zu erreichen. Um das Einbringen der Komponente zu erleichtern, wird ein Valgusstress ausgeübt. Das Inlay wird digital eingebracht und mit einem Rasparatorium in das ausgefräste Areal angedrückt. Nun müssen überstehende Zementreste entfernt werden, wobei besonders auf das voll-ständige Entfernen des Zements in den posterioren Bereichen geachtet werden muss. Die femorale Komponente wird ebenfalls mit Zement belegt und aus ver-schiedenen Winkeln in das vorgefräste Lager eingeschlagen. Nun wird auch hier um den Rand der Prothese der überstehende Knochenzement mit einer Pinzette ent-fernt. Um eine Kompression auf die Prothesenkomponente auszuüben, wird ein Kunststoffspatel in Flexion in den Gelenkspalt eingebracht und das Knie in Hyperex-tension fixiert, bis der Knochenzement ausgehärtet ist. Nun werden überstehende Zementreste aber auch Osteophyten entfernt und das Knie erneut durch bewegt und somit auf seine Stabilität überprüft. Nun folgt erneut eine Spülung mit der Jet Lava-ge®, um Knochenweichteile und Zementreste aus dem Gelenkbereich zu entfernen.

Eine Redondrainage wird intraartikulär eingelegt und die Kapsel mit 2,0er Nähten verschlossen. Es folgt die Versorgung des Extensormechanismus, anschließend eine Subcutannaht, Hautklammerung oder eine Intrakutannaht zum Hautverschluss sowie ein steriler Verband und eine elastokompressive Wickelung. Gelenkkapsel und Haut sollten in etwa 40° Beugung verschlossen werden.

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Abbildung 20 a,b: a) L-förmiges Spalten der Fascia femoralis und der Kapsel; b) Mobilisation des Patellarandes und Resektion von etwa 5 mm in Sagittalebene [33]

Abbildung 21 a,b: a) Resektion von etwa 5mm der distalen Femurkondyle mit der Säge in 120°

Flexion b) Applikation des Kniespreizers, Außenrotation des Spreizbügels und Fixierung mittels Kompresse an der Abdeckung [33]

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MATERIAL UND METHODE 63

Abbildung 22 a,b: a) Markierung der tibialen Prothesengröße (Fräsareal) mittels Methylenblau ent-lang der entsprechenden Größenschablone. Resektion der medialen Anteile der Eminentia

Abbildung 22 a,b: a) Markierung der tibialen Prothesengröße (Fräsareal) mittels Methylenblau ent-lang der entsprechenden Größenschablone. Resektion der medialen Anteile der Eminentia