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Signifikanzen bei den Urlaubserwartungen

Berufliche Stellung

4.4 Rückbindung der Ergebnisse an die Ungleichheitstypologien

4.4.1.1 Signifikanzen bei den Urlaubserwartungen

Der Faktor Sport ist im soziodemographischen Modell nicht signifikant (R2=0,061) und somit der Wunsch nach aktiven Sportmöglichkeiten im Urlaub in diesem Modell nicht vorhersagbar.

Zwar geht man in vergleichbaren Analysen davon aus, dass es zum Thema Sport beispielsweise geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, aber die vorliegende Untersuchung bestätig dies nicht. Ältere Studien belegen, dass das Geschlecht ein, das Freizeitverhalten am stärksten strukturierendes Merkmal, ist. Uttitz (1986) berichtet, dass die größten geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der aktiven und auch passiven sportlichen Freizeit bestehen. Spellerberg (1996) bestätigt, dass sich auch in den 1990er Jahren geschlechtsspezifische Unterschiede am deutlichsten bei außerhäuslichen Tätigkeiten, insbesondere dem Sport zeigen. Die vorliegende Untersuchung zeigt aber auch in der Betrachtung der Häufigkeitsverteilungen keinen Hinweis auf geschlechtsspezifische Unterschiede.

Der Faktor Gute Gastronomie und Komfort ist ebenfalls im soziodemographischen Modell nicht signifikant (R2=0,056). Die Analyse der Einzelauswertung der Frage 12 „Was muss eine optimale Urlaubsregion Ihnen bieten?“ zeigt in den Antworten gute Gastronomie und komfortable Unterkünfte deutlich, dass mit steigenden Urlaubsausgaben pro Jahr auch der Wunsch nach guter bzw. gehobener Gastronomie sowie nach Komfort steigt. Dass es sich bei den Befragten um eine Stichprobe mit überdurchschnittlich hohen Jahresurlaubsausgaben handelt, ist an anderer Stelle schon erwähnt worden.

Aus volkswirtschaftlichen Untersuchungen heraus ist bekannt, dass das Einkommen in hohem Maße elastisch auf die Preisbereitschaft wirkt. Hier spricht man von so genannter Einkommenselastizität. Sie gibt an, um wie viel Prozent sich die mengenmäßige Nachfrage nach einem bestimmten Gut verändert, wenn sich das Einkommen der Haushalte um ein Prozent ändert. Allgemein definiert man in der Ökonomie den Elastizitätsbegriff als Quotient zweier relativer Veränderungen von Variablen. Je nachdem, ob die Elastizitätswerte größer oder kleiner 1 sind, spricht man von elastischer oder unelastischer Nachfrage bzw. von elastischem oder unelastischem Angebot.1 Der Hinweis auf Maslow und seine beschriebene Bedürfnishierarchie sei an dieser Stelle ein weiteres Mal erlaubt.

Sind Grund- und Sicherheitsbedürfnisse mittelfristig erfüllt, rücken nach und nach Luxusbedürfnisse in den Mittelpunkt. So ist es kein urlaubsspezifisches Einzelmerkmal, dass mit steigendem Haushaltseinkommen, respektive steigenden Urlaubsausgaben, der Wunsch nach ein wenig Luxus, hier gute Gastronomie und Komfort, in den Vordergrund rückt.

Auch der Faktor Kultur ist im soziodemographischen Modell nicht signifikant (R2=0,058) und somit statistisch nicht vorhersagbar. In keinem der sechs schichtungsrelevanten Bereiche gibt es signifikante Werte, so dass hier alle Werte gleichwertig zu betrachten sind. Lediglich die Betrachtung der Häufigkeitsverteilungen lässt Spielraum für eine differenzierte Interpretation.

Während beispielsweise bei den unter 25-Jährigen kulturelle Sehenswürdigkeiten nur für gut 27% dieser Gruppierung von Interesse ist, hat dieses Urlaubsangebot bei den über 50-Jährigen mit 85% eine ganz besondere Relevanz. Darüber hinaus ist auch eine geschlechtsspezifische Nuance erkennbar. Insbesondere Frauen scheinen diesen Themen im Urlaub eine hohe Bedeutung beizumessen. Über 80% der weiblichen Befragten gaben an, dass kulturelle Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen ihnen im Urlaub wichtig bis sehr wichtig sind. Bei den männlichen Befragten waren es nur 65%.

1 vgl. Henrichsmeyer, W.: 1985, S. 67 ff.

Der Faktor Günstige Preise ist im soziodemographischen Modell im Rahmen der multiplen Korrelation ebenfalls nicht signifikant (R2=0,039). Wie oben bereits beschrieben, kann man jedoch aufgrund von Elastizitätsbewegungen davon ausgehen, dass mit steigendem Einkommen, hier stellvertretend die steigenden Urlaubsausgaben, der Wunsch nach guter Gastronomie und Komfort steigt. In der vorliegenden Untersuchung nimmt, in Anlehnung an diese Behauptung, mit abnehmenden beruflichem Status der Wunsch nach preislich günstigen Angeboten zu. Da Einkommensverhältnisse insgesamt in direkter Abhängigkeit zum beruflichen Status stehen, ist dies ein normales Konsumverhalten.

Sonne und Baden ist für viele Urlauber schon seit Jahren ein zentrales Thema.

Interessant bei dieser Auswertung ist sicherlich die Frage, ob das nur für bestimmte Gruppen von Menschen gilt oder Allgemeingültigkeit hat. Tatsächlich ist der Wert im soziodemographischen Modell für den Faktor Sonne und Baden signifikant (R2= 0,090; p=0,034).

Aus den vorliegenden Auswertungen geht hervor, dass die Bedeutung dieses Themas in unmittelbarer Abhängigkeit vom Alter und vom Bildungsabschluss steht. Beide Betakoeffizienten tragen dabei ein negatives Vorzeichen. Die Betrachtung der Einzelauswertungen zeigt in der Tat, dass mit zunehmendem Alter der Wunsch nach Badeurlaub deutlich nachlässt. Bei den unter 25-Jährigen sind es 81,8%, die diesen Urlaub bevorzugen, bei den über 60-Jährigen sind es nur noch 43%. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt es auch bei den Fragen zu Bademöglichkeiten im Urlaub bzw. der Garantie für schönes Wetter. Während diese Items bei den „Jungen“ einen durchgängig hohen Stellenwert haben, geht das Interesse der „Älteren“ stärker in Richtung Naturerlebnis und Kulturgenuss.

Für 82,5% aller Befragten zählt Sonne und schönes Wetter zu den generellen Urlaubserwartungen und darüber hinaus spielt der Wunsch nach Bademöglichkeiten im Urlaub bei insgesamt 70,1% aller Befragten eine wichtige bis sehr wichtige Rolle.

Eine ähnliche Tendenz lässt sich unter Berücksichtigung des Bildungsabschlusses erkennen. Hier nimmt mit steigendem Bildungsabschluss der Wunsch nach sonnigem Urlaubswetter deutlich ab (90% ohne Abschluss/Hauptschule, 85,9%

mittlerer Abschluss, 75,8% Abitur/Studium). Zwar soll für durchschnittlich über 50% aller Befragten eine optimale Urlaubsregion auch eine Garantie für gutes Wetter bieten, doch zusammenfassend kann man sagen:

Junge Leute wollen im Urlaub Wasser und Sonne, bei älteren Leuten verschiebt sich dieses Interesse zugunsten anderer Aktivitäten.

Parallel dazu kann festgestellt werden: je besser ausgebildet eine Ziel- gruppe ist, umso weniger Wert legt sie auf Bade- und Sonnen- möglichkeiten im Urlaub.

Der Faktor „Ruhe und Klimawechsel“ weist in keinem der sechs soziodemographischen Bereiche Signifikanzen (R2=0,102) auf.

Der Faktor Familienaktivitäten setzt sich aus zwei Items zusammen -Freizeitparks und Ausflüge sowie Zeit für Freunde und Familie. Er lässt sich aus den Merkmalen der sozialen Schichtung mit R2= 0,153; p=0,002 signifikant vorhersagen, was vor allem auf den Prädiktoren Alter und Wohnortgröße beruht.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Betakoeffizient in beiden Fällen ein negatives Vorzeichen trägt.

Die genauere Betrachtung des Prädiktors Alter zeigt, dass der Wunsch nach Freizeitparks und Ausflugszielen überwiegend aus zwei Zielgruppen kommt. Zum einen steht dieser Angebotswunsch bei der Zielgruppe der unter 25-Jährigen im Mittelpunkt (81,8%), zum anderen findet man hier eine verstärkte Nachfrage der 35 bis 49-Jährigen (64,9%). Interpretierbar ist dieses Ergebnis allemal, denn während bei der jungen Zielgruppe der Spaß-, Spiel und Event-Charakter solcher Anlagen im Vordergrund steht, kann bei der Gruppe der 35 bis 49-Jährigen sicherlich zu einem großen Teil Elternschaft und somit die Beschäftigung bzw.

Begleitung der Kinder unterstellt werden. Belegt wird dieser Wert durch die näherer Betrachtung des Familienstandes. Bei den Befragten mit Partnern und Kind legen 63,9% Wert auf solche Einrichtungen.

Auch auf dem Prädiktor Wohnortgröße trägt der Betakoeffizient ein negatives Vorzeichen. D.h. je kleiner der Wohnort der Befragten ist, desto stärker ausgeprägt ist im Urlaub der Wunsch nach Freizeitparks und Ausflugszielen.

Durchschnittlich wünschen sich 56,9% alle Befragten Freizeitparks und Ausflugsziele in ihrer Urlaubsregion. Bei Einwohnern aus Gemeinden bis 50.000 Menschen liegt dieser Wert nochmals deutlich höher und zwar bereits bei 68,6%.

D.h. die Familienausflugsziele werden eher von Personen aus kleineren Orten als wichtig empfunden, während Großstädter dies nicht als so wichtig einstufen.

Dies ist eine nachvollziehbare Tendenz, denn Großstädte bieten bei Freizeitangeboten im Allgemeinen, Familienangeboten im Speziellen, das ganze Jahr über eine relativ große Auswahl, so dass das für die Urlaubsentscheidung von Menschen aus urbanen Gegenden keine entscheidende Rolle spielt. Das bedeutet in der Zusammenfassung:

Je jünger der Befragten sind und je kleiner der Wohnort einer Urlauberzielgruppe, desto größer ist ihr Wunsch nach Freizeiteinrichtungen in Form von Freizeitparks oder sonstigen Ausflugszielen.