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Freizeitforschung außerhalb der Soziologie

3 Freizeit in Perspektive

3.3 Freizeitforschung außerhalb der Soziologie

Mit Freizeit und Tourismus ist, wie das vorhergehende Kapitel angedeutet hat, einen Menge Geld zu verdienen, deshalb gibt es eine Reihe namhafter Institute, die sich ebenfalls ausgiebig diesem Thema widmen. Ihre Ansätze sind dabei sehr unterschiedlich und reichen über rein marktforschungstechnische bzw.

wirtschaftliche Aspekte bis hin zu wissenschaftsorientierten Interessen.

Um dem eingangs dieses Kapitels beschriebenen ökonomischen Forschungsaspekt von Freizeit gerecht zu werden, sollen an dieser Stelle exemplarisch die wichtigsten Institute genannt und im Folgenden kurz beschrieben werden. Das sind im Einzelnen die Forschungsgemeinschaft Urlaub- und Reisen, Hamburg, das Freizeitforschungsinstitut des British American Tobacco Konzerns sowie die Arbeiten der Hochschule St. Gallen.

3.3.1 Untersuchungsschwerpunkte der F.U.R Forschungs-gemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.

Die Forschungsgemeinschaft Urlaub- und Reisen, Hamburg (F.U.R) wurde im Sommer 1994 als Verein von Forschungsnutzern gegründet. Um branchenübergreifend, neutral und kontinuierlich Untersuchungen zum Reiseverhalten zu ermöglichen. Damit trat sie die Nachfolge des Studienkreises für Tourismus in Starnberg an, der Ende 1993 in Konkurs ging.

1 vgl. Romeiß-Stracke, F.: 2003, S. 84 ff.

Sie ist eine neutrale Interessensgemeinschaft in- und ausländischer Nutzer von Tourismusforschung in Deutschland, und damit der größte nichtkommerzielle Organisator und Auftraggeber von Tourismusforschung.1 Ihr Hauptprodukt ist die Reiseanalyse (RA). Die Reiseanalyse untersucht und beschreibt seit 1970 das Urlaubsreiseverhalten der Deutschen sowie ihre Urlaubsmotive und ihre Urlaubsinteressen. In erster Linie werden Urlaubsreisen (ab fünf Tagen Dauer) untersucht. Mit ihrer Hilfe lassen sich zukünftige touristische Entwicklungen insgesamt analysieren. Die Untersuchung wird bereits über 30 Jahre durchgeführt. Das NIT (Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa, Kiel) betreut die RA wissenschaftlich und organisatorisch.

Es ist zusammen mit Dr. Peter Aderhold (Büro für Tourismusforschung + Planung, Kopenhagen) für die Auswertung zuständig. Die Firma Ipsos -Deutschland aus Hamburg ist verantwortlich für die Feldarbeit und die EDV-Auswertungen. Die Auswahl der Befragungspersonen erfolgt nach dem Zufallsprinzip. Die Stichproben sind repräsentativ für die deutschsprachige Wohnbevölkerung (ab 14 Jahren) in Privathaushalten.2 Nach eigenen Aussagen kann die RA im Gegensatz zu anderen Untersuchungen vor allem die persönlichen Interviews in einer großen Stichprobe präsentieren. Danach können in einem Face-to-Face-Interview die wesentlichen Themen des Tourismus differenzierter abgefragt werden, als in telefonischen Interviews.

Die Stärke der RA liege zudem in ihren qualitativen Dimensionen, speziell weil sie sich intensiv den Motiven, Einstellungen, Erwartungen und Interessen an Ländern und Urlaubsformen widmet.3

Darüber hinaus gibt es Untersuchungen zu Kurzurlaubsreisen von zwei bis vier Tagen, Mediennutzung, Zukunftspotentialen, Städte- und Geschäftsreisen.

Auszüge der Ergebnisse findet man immer wieder in Veröffentlichungen in diversen Fachzeitschriften. Das jährliche Gesamtwerk kann käuflich erworben werden.

1 vgl. http://www.fur.de

2 vgl. FVW Nr. 7/2000, S. 70

3 vgl. FVW Nr.20/1999, S. 50

Aus dem Verkauf und durch finanzielle Unterstützung der Tourismusunternehmen finanziert sich der Verein. F.U.R macht satzungsgemäß keine Gewinne, sondern reinvestiert etwaige Überschüsse vollständig in die Forschungsarbeit.

3.3.2 Untersuchungsschwerpunkte des British American Tobacco (B.A.T.) - Freizeitforschungsinstituts

1979 gründete die Firma British American Tobacco (B.A.T.) das Freizeit-Forschungsinstitut und wollte damit ein Bindeglied zwischen der Industrie, der Wissenschaft und der Öffentlichkeit schaffen. Das Institut läuft unter der Leitung von Prof. Dr. Horst W. Opaschowski.

Forschungsschwerpunkte sind die Bereiche Freizeit-, Tourismus-, Konsum- und Trendforschung. Laut eigener Aussagen will B.A.T. mit seiner Initiative dazu beitragen die qualitative Freizeitforschung zu intensivieren.

Genau wie F.U.R untersucht auch das B.A.T. seit Jahren die Reiseabsichten und das Reiseverhalten deutscher Urlauber, kommt dabei aber zum Teil zu völlig anderen Ergebnissen. So liegen beispielsweise die Ergebnisse zur Reiseintensität (mind. 1 Reise oder mehr pro Jahr unternommen in %) bis zu 20% unter den Ergebnissen von F.U.R. Eine mögliche Erklärung ist, dass sich die Befragten bei Mehrthemenbefragungen (so durchgeführt vom B.A.T.) sich an Reisen nicht vollständig erinnern. Darüber hinaus findet man jede Menge Veröffentlichungen zu Freizeitverhalten, Mobilität, Jugendkultur und Konsumverhalten. Ein neuer wichtiger Bereich ist die Trendforschung sowie Untersuchungen zum Gebrauch der neuen Medien.1 Die publizierten Ergebnisse stehen allen Interessierten gegen Entgelt zur Verfügung. Das B.A.T. ist eine Profit-Organisation.

Horst Opaschowski ist einer derjenigen, der den Mangel an Phantasie in der Freizeitforschung beklagt, aber auch er schafft es schwerlich diesem Anspruch gerecht zu werden.2

1 vgl. http://www.bat.de/freizeit

2 vgl. Tokarski, W./Schmitz-Scherzer, R.: 1985, S. 56 f.

Die Tourismusbranche intern deklassiert ihn gar zum Populärwissenschaftler, dessen Botschaften im Grunde nichts mehr als verklausulierte Binsenweisheiten sind.1 So versucht er zwar mit seinen vielschichtigen Untersuchungen einen möglichst breiten soziologischen Rahmen abzustecken, aber leider mangelt es den Studien dadurch am konkreten Profil. Darüber hinaus geht ihm, bedingt durch seine breite Streuung in den Untersuchungsfeldern, die so dringend benötigte Kontinuität in der Freizeitforschung völlig verloren.

3.3.3 Untersuchungsschwerpunkte der Hochschule St. Gallen

Die Universität St. Gallen, Schweiz (HSG) wurde 1941 gegründet. Sie unterhält drei Konzeptzentren:

• Tourismus und Verkehr

• Regionalwirtschaft und

• Public Management.

Das Institut für Tourismus und Verkehrswirtschaft ist eines der Ältesten an dieser Hochschule. Bis zu seiner Emeritierung im Sommer 2000 wurde das Institut von Prof. Dr. Klaude Kaspar geleitet. Nach vorherigen Lehraufträgen übernahm er im Jahre 1973 als Erster die Professur für Verkehrs- und Fremdenverkehrslehre.

Diese Wahl wertete den Bereich enorm auf und entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer Forschungs- und Ausbildungsstätte des Tourismus.

Es betreut die Tätigkeitsbereiche

• Wissenschaftliche Forschung (Eingliederung der Lehrstühle für Betriebswirtschaft mit besonderer Berücksichtigung der Tourismuswirtschaft, für Betriebswirtschaftlehre mit besonderer Berücksichtigung der öffentlichen Verwaltung sowie der Regionalökonomie)

• Universitärer Unterricht (u.a. zuständig für die Vertiefungsrichtungen Tourismus und Verkehrswirtschaft sowie Public Management)

• Dienstleistungen und Gutachtertätigkeit für private Unternehmen und die Öffentlichkeit

1 vgl. Travel Talk, 08/2000, S. 2

• Weiterbildung der höheren und mittleren Kader auf den vom Institut betreuten Gebieten

• Publikationstätigkeit (u.a. Lehrbücher, Monographien und eigene Publikationen wie Jahrbücher der Tourismus- und Verkehrswirtschaft).

Unterstützt werden die Tätigkeiten durch eine Fördergesellschaft, welche sich aus Unternehmen des Tourismus, des Verkehrs sowie aus Privatpersonen zusammensetzt. In der Vergangenheit lag das Schwergewicht der Tätigkeit vor allem auf einer Branchen-Betriebswirtschaftslehre und der Erforschung der Wirkung des Tourismus.

Im Zuge der Globalisierung und des damit verbundenen Kosten- und Qualitätsdruck für Unternehmen und Zielgebiete soll die methodische Ausrichtung des Instituts in Richtung Dienstleistungsmanagement und Standortmanagement erfolgen.

Das Institut setzt sich damit zum Ziel, zukünftig einen intensiveren Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und zur nachhaltigen Entwicklung des Tourismus und der Verkehrswissenschaft zu leisten.1 Einen wichtigen Vorteil bei diesem Bemühen bietet sicherlich die Autonomie der Hochschule St. Gallen.

Nach Aussagen von Peter Glotz, Bundesminister und Lehrstuhlinhaber im Bereich Medien- und Kommunikationsmanagement seit Frühjahr des Jahres 2000, regiert kein Ministerium in die Hochschule hinein und „es gibt hier richtig Geld.“2 Und dies scheint über Jahre gesichert, denn nach seiner Aussage gibt es dort keine Berührungsängste mit der Wirtschaft.3

1 vgl. http://unisg.ch

2 Glotz, P.: SZ Nr. 175, 01.08.2000, S. V2/12

3 vgl. SZ Nr. 175, 01.08.2000, S. V2/12

3.4 Ausstöße der bisherigen Diskussion für das Untersuchungs-