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3   Eigene Untersuchungen

3.2   Ergebnisse

3.2.3   Sequenzanalyse des N-Gens

Die 48 untersuchten EBLV-1-Isolate zeigten innerhalb des N-Gens eine durchschnittliche p-Distanz von 0,00875, wobei 45 bzw. 3 Isolate entsprechend phylogenetischer Analysen jeweils EBLV-1a oder EBLV-1b zugeordnet werden konnten (siehe Kapitel 3.2.3.2).

Abbildung 3-3: Anzahl der variablen Positionen in verschiedenen Abschnitten des N-Gens innerhalb der Gruppe EBLV-1a

0 1 2 3 4 5 6 7

1-60 61-120 121-180 181-240 241-300 301-360 361-420 421-480 481-540 541-600 601-660 661-720 721-780 781-840 841-900 901-960 961-1020 1021-1080 1081-1140 1141-1200 1201-1260 1261-1320 1321-1356

Abschnitt im N-Gen

Anzahl variabler Positionen

Innerhalb der EBLV-1a Gruppe wurde eine mittlere p-Distanz von 0,0047 berechnet. Die mittlere p-Distanz in der Gruppe EBLV-1b betrug 0,01553. Im gesamten N-Genabschnitt mit 1356 bp Länge wurden 114 variable Positionen gefunden, in denen sich die Isolate in mindestens einem Nukleotid voneinander unterschieden.

Abbildung 3-4: Anzahl der variablen Positionen in verschiedenen Abschnitten des N-Gens innerhalb der Gruppe EBLV-1b

Innerhalb der Gruppe EBLV-1a (n=45) konnten 60 variable Stellen identifiziert werden, wobei 31 jeweils nur bei einem Isolat einen Nukleotidaustausch zeigten. Die variablen Stellen waren dabei ungleichmäßig im N-Gen verteilt (Abbildung 3-3). Während 37 (62%) der variablen Positionen im ersten Genabschnitt bis Position 660 lagen, wies der Abschnitt von 661-1356 nur 23 (38%) Nukleotidaustausche auf. Die drei Isolate des Subtyps EBLV-1b unterschieden sich in 31 Stellen. Die meisten Unterschiede gab es in dem Genabschnitt zwischen Position 121 und 180. Wie in Abbildung 3-4 zu erkennen, häuften sich diese Positionen im vorderen Genabschnitt. Der Vergleich der Konsensussequenzen von EBLV-1a

0 1 2 3 4 5 6

1-60 61-120 121-180 181-240 241-300 301-360 361-420 421-480 481-540 541-600 601-660 661-720 721-780 781-840 841-900 901-960 961-1020 1021-1080 1081-1140 1141-1200 1201-1260 1261-1320 1321-1356

Abschnitt im N-Gen

Anzahl variabler Positionen

und 1b zeigt dagegen variable Positionen, und zwar gehäuft im vorderen und hinteren Genbereich, wogegen der zentrale Genabschnitt weniger Unterschiede hatte (Abbildung 3-4).

Zwischen Position 1255 und 1342 ware alle Sequenzen beider Subtypen identisch. Dagegen unterschieden sich EBLV-1a und EBLV-1b in den Positionen 333-337 in 4 von 5 Nukleotiden.

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

110 120 130 140 150 160 170 180 190 200

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a AAGACAAGAAGAAACCAAGCATCACTCTCGGAAAAGATCCCGATTTGAAAACAGCCTACAAGTCTATCTTGTCAGGGATGAATGCTGCTAAATTAGACCC K D K K K P S I T L G K D P D L K T A Y K S I L S G M N A A K L D P EBLV-1b ...G...C...G..T..

K D K K K P S I T L G K D P D L K T A Y K S I L S G M N A A K L D P

210 220 230 240 250 260 270 280 290 300

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a AGATGACGTCTGCTCTTATTTAGCTGGAGCCATGGTCTTGTTTGAGGGCATCTGCCCGGAAGATTGGACTAGTTACGGAATCAACATTGCTAAGAAAGGT D D V C S Y L A G A M V L F E G I C P E D W T S Y G I N I A K K G EBLV-1b ...A...C...

D D V C S Y L A G A M V L F E G I C P E D W T S Y G I N I A K K G

310 320 330 340 350 360 370 380 390 400

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a GACAAGATAACACCTGCTACGTTAGTGGACATTCACAGGACGAACACTGAGGGCAACTGGGCTCAAACAGGAGGTCAAGATCTCACTCGGGACCCTACGA D K I T P A T L V D I H R T N T E G N W A Q T G G Q D L T R D P T EBLV-1b ...CA.TC...

D K I T P A T L V D I N R T N T E G N W A Q T G G Q D L T R D P T

410 420 430 440 450 460 470 480 490 500

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a CACCTGAACATGCATCTCTGGTTGGACTTCTTCTCTGTCTTTATAGGCTCAGTAAGATAGTAGGACAGAATACGGGGAACTATAAGACCAATGTGGCAGA T P E H A S L V G L L L C L Y R L S K I V G Q N T G N Y K T N V A D EBLV-1b ...T...C..C...A...

T P E H A S L V G L L L C L Y R L S K I V G Q N T G N Y K T N V A D

510 520 530 540 550 560 570 580 590 600

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a TAGAATGGAACAGATCTTTGAGACTGCCCCATTTGTCAAGATTGTGGAACACCACACATTGATGACCACCCACAAGATGTGTGCCAACTGGAGCACTATA R M E Q I F E T A P F V K I V E H H T L M T T H K M C A N W S T I EBLV-1b ...C...

R M E Q I F E T A P F V K I V E H H T L M T T H K M C A N W S T I

610 620 630 640 650 660 670 680 690 700

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a CCTAATTTTAGATTCTTGGCAGGGGCTTATGACATGTTTTTTGCCAGAATTGAGCACCTGTATTCTGCAATTCGGGTTGGGACAGTGGTTACTGCTTATG P N F R F L A G A Y D M F F A R I E H L Y S A I R V G T V V T A Y EBLV-1b ...

P N F R F L A G A Y D M F F A R I E H L Y S A I R V G T V V T A Y

710 720 730 740 750 760 770 780 790 800

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a AGGATTGTTCGGGGTTGGTGTCTTTCACAGGGTTCATCAAGCAAATCAATTTGACAGCCAGGGAGGCCATATTATACTTCTTCCACAAGAACTTCGAGGA E D C S G L V S F T G F I K Q I N L T A R E A I L Y F F H K N F E E EBLV-1b ...A...C...C...C...

E D C S G L V S F T G F I K Q I N L T A R E A I L Y F F H K N F E E

810 820 830 840 850 860 870 880 890 900

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a AGAGATCAAGAGAATGTTTGAGCCAGGGCAAGAAACAGCTGTTCCGCACTCGTATTTCATCCACTTCAGATCACTTGGACTCAGTGGGAAGTCTCCTTAT E I K R M F E P G Q E T A V P H S Y F I H F R S L G L S G K S P Y EBLV-1b ...A...T.G...T...

E I K R M F E P G Q E T A V P H S Y F I H F R S L G L S G K S P Y

910 920 930 940 950 960 970 980 990 1000

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a TCATCCAATGCGGTTGGGCATGTGTTTAACCTGATTCACTTTGTGGGTTGTTACATGGGCCAAATCAGATCTTTAAATGCCACTGTCATTCAGAGTTGTG S S N A V G H V F N L I H F V G C Y M G Q I R S L N A T V I Q S C EBLV-1b ...A...T...T...

S S N A V G H V F N L I H F V G C Y M G Q I R S L N A T V I Q S C

1010 1020 1030 1040 1050 1060 1070 1080 1090 1100

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a CACCCCATGAAATGTCAGTTTTGGGGGGTTATCTAGGGGAGGAGTTTTTCGGGAAGGGAACATTTGAGAGGCGGTTCTTCAGAGATGAGAAAGAGCTACA A P H E M S V L G G Y L G E E F F G K G T F E R R F F R D E K E L Q

1010 1020 1030 1040 1050 1060 1070 1080 1090 1100 . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a CACCCCATGAAATGTCAGTTTTGGGGGGTTATCTAGGGGAGGAGTTTTTCGGGAAGGGAACATTTGAGAGGCGGTTCTTCAGAGATGAGAAAGAGCTACA A P H E M S V L G G Y L G E E F F G K G T F E R R F F R D E K E L Q EBLV-1b ...C...C...C...A...A...C....C...T....

A P H E M S V L G G Y L G E E F F G K G T F E R R F F R D E K E L Q

1110 1120 1130 1140 1150 1160 1170 1180 1190 1200

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a GGATTACGAGGCAGCAGAAAGCACTAAGGTTGATGTAGCATTGGCAGATGATGGGACAGTGAATTCGGATGATGAAGACTTCTTTTCGGGAGACACGAGA D Y E A A E S T K V D V A L A D D G T V N S D D E D F F S G D T R EBLV-1b ...C...C...A...

D Y E A A E S T K V D V A L A D D G T V N S D D E D F F S G D T R

1210 1220 1230 1240 1250 1260 1270 1280 1290 1300

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . |

EBLV-1a AGCCCAGAGGCAGTATACACCAGGATTATGATGAACGGAGGGAGATTAAAAAGGTCTCACATAAAGAGATATGTCTCAGTGAGTGCAAACCATCAGGCCA S P E A V Y T R I M M N G G R L K R S H I K R Y V S V S A N H Q A EBLV-1b ...T...G...

S P E A V Y T R I M M N G G R L K R S H I K R Y V S V S A N H Q A

1310 1320 1330 1340 1350

. . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | . . . . | .

EBLV-1a GGCCTAATTCCTTTGCAGAGTTTCTCAACAAGACGTATTCTAGTGATCCCAGATAA R P N S F A E F L N K T Y S S D P R * EBLV-1b ...

R P N S F A E F L N K T Y S S D P R *

Abbildung 3-5: Alignment der Konsensus-Sequenzen von EBLV-1a und EBLV-1b und die abgeleitete Aminosäuresequenzen. Bei Position 333-337 unterschieden sich die Subtypen in 4 von 5 Nukleotiden.

3.2.3.1 Paarweise Distanzberechnung und Analyse

3.2.3.1.1 Abhängigkeit der genetischen Distanz vom Jahr der Isolierung

Die in MEGA implementierte Funktion der Distanzberechnug wurde genutzt, um eine Distanzmatrix für alle untersuchten Isolate zu erstellen. In Verbindung mit den zu den Isolaten zur Verfügung stehenden Informationen wie Jahr der Isolierung und Fundort wurden die Distanzen analysiert. Abbildung 3-6 zeigt das Jahr der Isolierung und die genetische Distanz bezogen auf das Referenzisolat Hamburg (1968). Die untersuchten Isolate entstammen den Zeitraum 1970 - 2007, wobei der überwiegende Anteil zwischen 1985 und 2005 isoliert wurde.

0 10 20 30 40 50 60

1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Jahr der Isolierung

Anzahl der Nukleotidunterschiede

Abbildung 3-6: Darstellung der genetischen Distanz (Anzahl der Nukleotidunterschiede) und dem Jahr der Isolierung in Bezug zum Referenzisolat Hamburg (EF 157976) aus dem Jahr 1968.

Die 3 Isolate mit mehr als 50 Nukleotidaustauschen sind Vertreter des Subtyps EBLV-1b.

Nur die Isolate 12868 (1970) und 12871 (1983) sind vor 1985 isoliert worden. Bezüglich des Referenzisolates 12865 (Hamburg, 1968) wiesen alle untersuchten Isolate weniger als 10 Unterschiede innerhalb der 1356 Nukleotidsequenz des N-Gens auf. Ausnahmen bildeten die

drei Isolaten des Subtyps EBLV-1b, die sich innerhalb dieses Genabschnitts in mehr als 50 Nukleotiden von 12865 unterschieden.

Abbildung 3-7: Statistischer Zusammenhang zwischen der Anzahl der Nukleotidaustausche und der zeitlichen Distanz. Isolate des Subtyps EBLV-1b wurden nicht berücksichtigt

Eine statistische Auswertung des Subtyps EBLV-1b war aufgrund der geringen Anzahl der Isolate nicht möglich.

Werden die Isolate des Subtyps EBLV-1a gesondert betrachtet (Abbildung 3-7), so ist in Bezug auf das Referenzisolat Hamburg (1968) eine statistisch signifikante Zunahme (p<0,05) der genetischen Unterschiede mit wachsendem zeitlichen Abstand nachweisbar. Die H0 -Hypothese wird abgelehnt; demzufolge nimmt die genetische Distanz mit zunehmender zeitlicher Distanz für den untersuchten Wertebereich linear zu. Der Schätzer für den Parameter ist β1= 0,199. Für die Regressionsgerade ergibt sich somit folgende Formel:

Anzahl der Nukleotidaustausche = 0,666 + 0,199 * Distanz in Jahren

3.2.3.1.2 Abhängigkeit der genetischen Distanz von der geographischen Distanz Werden sämtliche geographischen und genetischen Distanzen der untersuchten Isolate in Bezug zueinander gesetzt, können 3 Punktwolken unterschieden werden (Abbildung 3-8).

Vertreter des Subtyps EBLV-1a wiesen mit maximal 14 Nukleotidunterschieden eine geographische Distanz von bis zu 500 km untereinander auf. Alle geographischen Distanzen, die mit mehr als 40 Austauschen assoziiert waren, zeigten jeweils Beziehungen zwischen Vertretern des Subtyps EBLV-1a und -1b. Da die drei EBLV-1b Isolate einen engeren geographischen Ursprung (Saarland) haben, ist der Abstand zu den EBLV-1a Isolaten zwischen 300 km und 700 km groß (Abbildung 3-8). Neben diesen beiden großen Gruppen separieren sich zwei Werte mit einer genetischen Distanz von 20-30 Nukleotidunterschieden und einem geographischen Abstand von <50 km. Diese Punkte stellen die Beziehung innerhalb der EBLV-1b Gruppe zwischen den Isolaten 5006, 15571 und 13403 dar.

0 10 20 30 40 50 60

0 100 200 300 400 500 600 700

Abstand (in Kilometer)

Anzahl der Unterschiede

Abbildung 3-8: Beziehung zwischen geographischer und genetischer Distanz (N-Gen) der untersuchten Isolate

Innerhalb des Subtyps EBLV-1a waren einige Isolate identisch und die maximale Differenz betrug 13 Nukleotidunterschiede. Die mittlere Anzahl der Nukleotidunterschiede als Maß der genetischen Distanz betrug 6,4.

Abbildung 3-9: Beziehung zwischen geographischer und genetischer Distanz der untersuchten Isolate des Subtyps EBLV-1a (N-Gen)

Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen geographischer und genetischer Distanz der untersuchten deutschen EBLV-1a Isolate in Deutschland (p<0,05). Die Quadratwurzel der geographischen Distanz nahm mit wachsender Anzahl von Nukleotidaustauschen für den untersuchten Wertebereich zu (Parameterschätzer β1= 18,75).

Demzufolge wird die H0-Hypothese abgelehnt.

3.2.3.2 Phylogenetische Analyse mit den N-Gensequenzen

Die phylogenetische Analyse mit den Sequenzen der kompletten N-Gene der 48 Isolate von Fledermaustollwutvirusisolaten aus Deutschland mit Hilfe der NJ-Methode bestätigte die vorangegangenen Sequenzanalysen, wonach eine Unterteilung der Isolate in zwei separate Untergruppen vorgenommen werden kann. Das Dendrogramm hat zwei Cluster und spiegelt die Existenz der Subtypen EBLV-1a und -1b wider (Abbildung 3-10). Sämtliche Vertreter des Subtyps EBLV-1a wurden im Norddeutschen Tiefland nachgewiesen. Dagegen stammten die drei EBLV-1b Isolate aus dem Saarland und repräsentieren die bis dahin südlichsten Nachweise von EBLV-1 in Deutschland. Die aus den Jahren 2000 (5006) und 2006 (15571) stammenden Isolate des Subtyps EBLV-1b sind näher miteinander verwandt als mit dem dritten Isolat (13403) aus dem Jahr 1986. Für diese Verzweigung wurde ein Bootstrap-Wert von 99% ermittelt (Abbildung 3-10).

EBLV-1b EBLV-1a

Abbildung 3-10: Räumliche Verteilung der beiden Sybtypen EBLV-1a und 1b

Im Vergleich zu EBLV-1b zeigten die EBLV-1a-Isolate eine homogenere Struktur mit geringeren Astlängen innerhalb der Verzweigung des phylogenetischen Baumes. Die Bootstrap-Werte für die einzelnen Verzweigungen lagen zwischen 15 und 96%. Um die Isolate innerhalb der EBLV-1a-Phylogruppe in Cluster einzuteilen, erfolgte eine Umwandlung des phylogenetischen Baumes in eine kondensierte Form, wobei nur Verzweigungen mit einem Bootstrap-Wert von über 50 berücksichtigt wurden. Diese Herangehensweise erlaubte die Unterteilung in fünf Cluster (A - E).

EBLV-1b EBLV-1a

Abbildung 3-12: Phylogenetischer Baum der mit den Sequenzen des N-Gens erstellt wurde. Die Berechnung erfolgte mit der NJ-Methode. Die Bootstrap-Werte (1000 Wiederholungen) der Verzweigungen sind angegeben.

Der Cluster A umfasste insgesamt 12 Isolate und konnte nochmals in die Untergruppen A1 und A2 unterteilt werden. Zur Gruppe A1 gehören 6 Isolate (4895, 5782, 5776, 5778, 3132 und 13450), von denen die Isolate 5782, 5776, 5778 und 3132 im N-Gen identische Sequenzen hatten. Diese Isolate wurden zwischen 1999 und 2001 in Thüringen und Sachsen-Anhalt erhalten, wobei entsprechend den Angaben zu den Fundorten die überwiegende Mehrzahl aus einem eng begrenzten Gebiet im südlichen Sachsen-Anhalt und dem angrenzenden Norden Thüringens stammte. Nur Isolat 13450 aus dieser Gruppe wurde aus einer Fledermaus in Berlin isoliert. Die Untergruppe A2 setzte sich ebenfalls aus 6 Isolaten (Labor-Nummer: 13452, 6795, 15548, 915, 11647 und 13394) zusammen, die fast alle ihren Ursprung in den östlichen Bundesländern Sachsen, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern hatten.

4895 5778 5782 5776 3132 13450 13452 6795 15548 13423 915 11647

0.0005

A1

A2

Abbildung 3-13: Cluster A: Geographischer Ursprung der Isolate und phylogenetischer Baum (Ausschnitt)

Die beiden südlichsten Isolate 6795 und 13452 unterschieden sich dabei von den restlichen Mitgliedern dieser Gruppe. Die Ausnahme für den gesamten Cluster A stellt lediglich Isolat 915 dar, welches aus Niedersachsen stammte (Abbildung 3-13).

Fünf Isolate aus den nördlichen Bundesländern Schleswig-Holstein (Labor-Nummer: 13423, 13415, 13416), Hamburg (12865) und Mecklenburg-Vorpommern (4644) bildeten den Cluster B. Innerhalb dieses Clusters waren die Isolate 13415, 13416 und 4644 enger assoziiert. Die Darstellung der Herkunft der Isolate zeigt, dass diese drei Isolate auch geographisch dicht beieinander liegen (Abbildung 3-14). Mit Isolat 12865 enthält dieser Cluster das älteste aus Deutschland zur Verfügung stehende Isolat, welches im Jahr 1968 in Hamburg aus einer infizierten Fledermaus isoliert wurde (WERSCHING und SCHNEIDER, 1969). Dieses Isolat ist identisch mit der VLA-Archivnummer RV9 (9395GER) und die komplette Sequenz des Genoms ist unter der Zugangsnummer EF157976 in internationalen Genbanken hinterlegt (MARSTON et al., 2007).

13394 12865

13415 4644 13416

0,0005

13394 12865

13415 4644 13416

0,0005

Abbildung 3-14 Cluster B: Geographischer Ursprung der Isolate und phylogenetischer Baum (Ausschnitt)

Der Cluster C setzt sich aus 12 Isolaten zusammen. Die Isolate 5226, 8624, 12871, 13406, 13407, 13408 und 13409 sind im Verhältnis zu den anderen Vertretern dieses Clusters

homogener und gruppieren sich unmittelbar nach der Verzweigung. Sie sind in den Jahren zwischen 1983 (12871) und 2003 (8624) isoliert worden. Die restlichen Isolate dieses Clusters stammen aus den Jahren 1998 bis 2000. Alle Isolate dieses Clusters stammen aus dem Land Niedersachsen, wobei innerhalb dieses Bundeslandes eine regionale Häufung nicht beobachtet werden konnte (Abbildung 3-15). Das Isolat 5226 ist das einzige bekannte EBLV-Isolat aus einem Braunen Langohr (Plecotus auritus).

Abbildung 3-15: Cluster C: Geographischer Ursprung der Isolate und phylogenetischer Baum (Ausschnitt)

13418 5250

976 13401

13428 13438

0,0002

Abbildung 3-16: Cluster D: Geographischer Ursprung der Isolate und phylogenetischer Baum (Ausschnitt)

Der Cluster D setzt sich aus 6 Isolaten aus den Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zusammen. Die Isolate stammen aus den Jahren 1986 (13418) und 1994 (5250). Während die Isolate 976, 13401, 13418 und 13428 geographisch mit der Nähe zur Nordseeküste assoziiert zu sein scheinen, stammen die beiden anderen Isolate dieses Clusters eher aus im Süden Niedersachsens bzw aus dem Norden von Nordrhein-Westfalen. Diese geographische Verteilung spiegelte sich allerdings nicht im phylogenetischen Baum wider (Abbildung 3-16). Innerhalb dieses Clusters befinden zwei Isolate, die aus einer Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus, Isolat 5250) und einer

Fransenfledermaus (Pipistrellus nathusii, Isolat 976) stammten. Beide Isolate liegen im phylogenetischen Baum sehr dicht beieinander.

15730 933 5248

10927 10924

0,0005

Abbildung 3-17: Cluster E: Geographischer Ursprung der Isolate und phylogenetischer Baum (Ausschnitt)

Die Isolate 933, 5248, 10924, 10927 und 15730 bilden den Cluster E. Das Isolat 15730 befindet sich am ersten Ast innerhalb dieses Clusters mit einem Bootstrap-Wert von 52%.

Dieses Isolat stammt aus einer Breitflügelfledermaus aus Hartmannsdorf, Landkreis Dahme-Spree, Brandenburg. Die Isolate 10924 und 10927 sind im phylogenetischen Baum eng verwandt. Sie wurden im Jahr 2004 aus Fledermäusen im Nordosten Niedersachsens (Landkreis Leer) isoliert. Bei den beiden weiteren Vertretern dieses Clusters handelt es um Isolate aus Bremen (933) und aus dem Landkreis Stade (5248) aus den Jahren 2000 beziehungsweise 1993.