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2.3 Riesenschildkröten in menschlicher Obhut

2.3.4 Schutzstationen und Projekte

2.3.4.2 Schutzstationen und Projekte für G. elephantopus Charles Darwin Research Station

Zum Schutz der Riesenschildkröten und als internationaler Forschungsstützpunkt wurde 1964 die Charles Darwin Research Station auf der Galapagos-Insel Santa Cruz errichtet.

Aufgrund der unterschiedlich starken Gefährdung der verbliebenen 11 Unterarten von G. elephantopus wurden nach Zählungen und Abschätzung der Reproduktions- und Nachzuchtraten (s. Tab. 3) individuelle Schutzprogramme in Zusammenarbeit mit dem Galapagos National Park Service begonnen. Vordringliche Maßnahmen sind Eradikations- bzw. Kontrollprogramme für eingeführte Säugetiere wie Ratten, Hunde, Schweine, Ziegen und Esel. Durch schnell wachsende Populationen stellen sie als Nesträuber, Nahrungskonkurrenten oder Predatoren von Schlüpflingen und Jungtieren eine starke Gefährdung der Gesamtpopulation dar (MAC FARLAND et al.

1974b). Zusätzlich werden einzelne Nistplätze im Freiland vor Nesträubern (Schweinen) geschützt, indem Barrieren aus Korallensteinen darüber aufgehäuft werden. Dieser Methode wird eine hohe Erfolgsquote bei den Unterarten G. e. porteri, G. e. vicina und G. e. darwini bescheinigt (MAC FARLAND et al. 1974b).

Die Überlebensrate der Jungtiere von G. e. ephippium, G. e. chathamensis, G. e. darwini, G. e. vicina und G. e. güntheri ist im Freiland derart niedrig, dass jährlich einige Eier in die CDRS gebracht und dort inkubiert werden.

Die Jungtiere bleiben bis zu einer bestimmten Körpergröße in der Station, bevor sie auf ihrer Herkunftsinsel ausgewildert werden (MAC FARLAND et al. 1974b).

G. e. hoodensis

Besondere Schutzmaßnahmen wurden auch für G. e. hoodensis ergriffen. Da die Individuendichte im Freiland so niedrig war, dass der Kontakt einzelner Tiere und damit die Fortpflanzung vollständig ausblieb, wurden alle verbliebenen Tiere in die CDRS gebracht. Ein weiteres Männchen kam aus einem Zoologischen Garten dazu.

Die Zuchtgruppe setzt sich aus 3,12 Tieren zusammen. Diese werden aufgrund des aggressiven Verhaltens eines dominanten Männchens gegenüber anderen Männchen in zwei Zuchtgruppen getrennt gehalten und pflanzen sich seit 1970 regelmäßig fort (BACON 1978, SCHRAMM 1998).

G. e. abingdoni

Ebenso kam das letzte noch lebende Individuum von G. e. abingdoni, genannt

„Lonesome George“, in die CDRS. Ihm wurden Weibchen einer morphologisch ähnlichen Unterart (G. e becki) von einer geographisch nahegelegenen Insel zugesellt, ohne dass Geschlechtsaktivität beobachtet werden konnte. Nach genetischen Analysen stellte sich 1999 heraus, dass G. e. chathamensis und G. e. hoodensis von relativ weit entfernten Inseln (San Cristobal, Espanola) die am nächsten verwandten Unterarten sind. Weibchen dieser Unterarten wurden folglich mit „Lonesome George“ vergesellschaftet. Erkenntnisse über das Fortpflanzungs-verhalten in dieser Gruppe liegen noch nicht vor (CACCONE et al. 1999).

Gehege und Fütterung

Die Gehege für adulte Tiere sind mit einem Wasserbecken, Schattenplätzen und Eiablagefläche ausgestattet. Nach Regenfällen bilden sich Schlammlöcher. Nachdem den Tiere anfänglich Stiele von Kletterpflanzen, Gras, Bananen, Orangen, Gemüsereste aus der Küche und nur gelegentlich Zweige von Büschen verfüttert wurden (STAEDELI 1972), erhielten sie nach MAC FARLAND et al. (1974b) später hauptsächlich Blattwerk, Opuntia und Gräser und nur gelegentlich Früchte und Gemüse. SCHRAMM (1998) berichtet, dass die Tiere heute dreimal wöchentlich mit Pflanzen aus dem Hochland von Santa Cruz gefüttert werden. Die Gabe von Obst oder Gemüse wird nicht erwähnt.

Fortpflanzung

Zum Fortpflanzungsverhalten der Riesenschildkröten im Freiland sowie von G. e. hoodensis werden von MAC FARLAND et al. (1974b) folgende Beobachtungen berichtet: Weibchen stellen sich nie zur Kopulation auf. Sie versuchen vielmehr, vor dem Männchen zu fliehen, so dass ausnahmslos starke und ausdauernde Männchen zum Geschlechtsakt kommen. Für Weibchen wurde keine jahreszeitliche Schwankung des Fortpflanzungstriebes festgestellt. Sie werden allerdings von den Männchen in der Paarungszeit vermehrt aufgesucht.

Die bei G. e. hoodensis in der CDRS beobachteten Reproduktionsabläufe im Jahresverlauf entsprechen denen anderer Unterarten im Freiland. Die Paarungszeit verläuft von Dezember bis August, die Nistzeit von Juni bis November. Schlupfzeit ist zwischen Anfang November und Anfang April. Dabei machen Weibchen meist 1 - 4 Grabversuche, ein Gelege besteht aus 2 - 20 Eiern (SCHRAMM 1998).

Beschädigungen der Eier treten auf, wenn das Weibchen sie im Nest arrangiert bzw.

die erste Erdschicht darauf deckt. Damit die Gelege in der begrenzten Eiablagefläche nicht interferieren, werden sie am Tag nach der Eiablage ausgegraben und inkubiert (MAC FARLAND et al. 1974b).

Die Eier wurden in früheren Jahren im Inkubator auf Erde gelegt. Nach einem Luftpolster folgte eine weitere Erddeckschicht. Bei Umgebungstemperaturen von 22 -28 °C im Juli bzw. 27 - 37 °C im März wurden sie durch Sonneneinstrahlung ausgebrütet (MAC FARLAND et al. 1974b). SCHRAMM (1998) berichtet von der heutigen Inkubation in Vermiculite in einem elektrischen Inkubator. In einem Verhältnis von 2 : 1 sollen bei 29,5 °C weibliche, bei 28 °C männliche Schlüpflinge produziert werden. Der Schlupf dauert 4 - 7 Tage (STAEDELI 1972). Anschließend werden die Schlüpflinge für 4 - 10 Tage (MAC FARLAND et al. 1974b), nach SCHRAMM (1998) sogar für 30 Tage in einer Blackbox belassen. Diese Zeitspanne soll der Dottersackresorption im Nest entsprechen. Die Schlupfgewichte liegen je nach Unterart bei 57 - 102 g (STAEDELI 1972).

Eier anderer Unterarten, die aus dem Freiland in die CDRS gebracht werden, werden mit 10 - 15 Wochen transportiert. Versuche ergaben, dass zu diesem Zeitpunkt die geringsten Schädigungen an den Embryonen auftreten. Die Fertilitätsraten von G. e. porteri bzw. G. e. ephippium betrugen in der CDRS 35 % bzw. 77 % gegenüber 80 - 85 % im Freiland. Die Schlupfraten lagen bei 35 % bzw. 51 % gegenüber 76 – 82 % im Freiland (MAC FARLAND et al. 1974b). Für G. e. hoodensis wurde von MAC FARLAND et al. (1974) eine Fertilitätsrate von 75 % ermittelt. Für den Zeitraum 1971 – 1987 wurde jedoch von MARQUEZ et al. (1987) eine Schlupfrate von lediglich 22 % angegeben. Die Eier einer gemischten Zuchtgruppe („Varias Islas“, Herkunft unbekannt) waren nach SMITH (1978) häufig infertil. 33 % der Schlüpflinge zeigten Albinismus und eine niedrige Lebenserwartung.

Jungtieraufzucht

Alle Jungtiere wurden in den ersten Jahren der CDRS im Freien, ab 1970 in einer Aufzuchtstation (MAC FARLAND et al. 1974b) und später erneut im Freien (SCHRAMM 1998) gehalten. Als Futter erhielten sie nach STAEDELI (1972) eine Pflanzenart (Commelina diffusa, eine dickstielige, kleinblättrige Kletterpflanze), später Grünpflanzen, Gräser und gelegentlich Früchte des Opuntia-Kaktus (MAC FARLAND et al. 1974b). Nach SCHRAMM (1998) wurden dreimal wöchentlich kleingehackte Blätter verabreicht.

Die Wachstumsraten der Jungtiere der CDRS lagen niedriger als die im Freiland. Bei G. e. porteri wurde im Freiland beispielsweise eine 1,4 - 1,6mal größere Wachstumsrate festgestellt. Als mögliche Ursachen nennen MAC FARLAND et al.

(1974b) mangelnde Sonneneinstrahlung und geringe Diversität der Futterpflanzen.

Daraufhin wurden Sonnenplätze eingerichtet und die Fütterung optimiert.

Anfänglich lag die Mortalitätsrate innerhalb der ersten 5 Lebensjahre mit 31 % (MAC FARLAND et al. 1974b) relativ hoch. Die meisten Tiere starben dabei bereits innerhalb der ersten 9 Monate. MARQUEZ et al. (1987) berichten bei besonders kühler Witterung von einer Jungtiersterblichkeit im ersten Lebensjahr von 49 %.

Todesursachen waren hauptsächlich Verdauungsprobleme wie Futteranschoppungen und Enteritiden sowie andere Infektionskrankheiten. Bei der anfänglichen Freilandhaltung sollen unregelmäßige Sonneneinstrahlung und Windexposition diese Erkrankungen begünstigt haben. In späteren Jahren hat sich die Jungtiersterblichkeit nach Haltungsänderungen auf 10 - 15 % verringert (SMITH 1978). STAEDLI (1972) berichtet auch von Bissverletzungen bei Jungtieren nach Dominanzkämpfen.

Auswilderung

Die Nachzucht wird im Alter von 3 - 5 Jahren mit einer Panzerlänge von ca. 20 cm ausgewildert (MAC FARLAND et al. 1974b, MARQUEZ et al. 1987, SCHRAMM 1998).

Dann geht für sie keine Gefahr von Predatoren mehr aus. Die Wachstumsraten nach dem Auswildern sind ebenso wie die Überlebensraten sehr hoch (MAC FARLAND et al. 1974b).

Bis 1995 wurden insgesamt 700 G. e. hoodensis und 2000 Individuen der anderen Unterarten aus Nachzuchten der CDRS ausgewildert (SCHRAMM 1998).

G. e. hoodensis pflanzten sich 1995 bereits wieder im Freiland fort. Sobald ihre Population auf 1000 Tiere angewachsen ist, werden alle Exemplare einschließlich der adulten Individuen der CDRS-Zuchtgruppe auf ihre Ursprungsinsel zurückgebracht (SCHRAMM 1998).

3 Material und Methode

3.1 Befragung

Das Ziel der Befragung war, eine Bestandsaufnahme und eine Bewertung der aktuellen Haltungsbedingungen von G. gigantea und G. elephantopus vorzunehmen.

Anschließend wurde mit Hilfe statistischer Methoden versucht, mit Fortpflanzungs-erfolgen korrelierende Haltungsfaktoren zu ermitteln. Da die Anzahl der Halter in Deutschland und Europa begrenzt ist, wurde die Studie weltweit angelegt.

Ein Fragenkatalog wurde auf Grundlage der Literaturangaben mit besonderer Berücksichtigung der Fortpflanzung zusammengestellt (s. 9.3) und zwischen Februar und August 2000 in deutscher oder englischer Sprache an die Halter verschickt.

Insgesamt wurde der Fragebogen an 128 Halter von G. gigantea und an 60 Halter von G. elephantopus versandt. Halter beider Arten (n = 16) erhielten einen Fragebogen für jede Art. Zur Ermittlung der einzelnen Anschriften konnten verschiedene schriftliche Quellen wie ISIS Reptile Abstract, International Zoo Yearbook oder Regional Census Plans sowie die Korrespondenz mit Herpetologen bzw. herpetologischen Organisationen verschiedener Länder genutzt werden.

Der Fragebogen ist in zwei Teile unterteilt. Halter von Gruppen mit Tieren einheitlichen Geschlechts, ausschließlich subadulten Individuen oder von Einzeltieren erhielten Teil I (Allgemeine Informationen zu den Tieren). Halter von Gruppen mit Tieren beider Geschlechter erhielten Teil I und Teil II (Fortpflanzung).