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2.3 Riesenschildkröten in menschlicher Obhut

2.3.1 Haltung und Fütterung Historische und aktuelle Tierzahlen

2.3.1.4 Haltung von G. elephantopus

2.3.1.4.1 Bestandsgröße und Geschlechterverhältnis

Bei den Galapagos-Riesenschildkröten gibt es neben kleinen Gruppen mit weniger als 5 Tieren auch Halter, die größere Gruppen zusammengestellt haben. Teilweise werden mehrere kleine Gruppen nach Unterart, Herkunft oder ähnlicher Panzerform selektiert und getrennt gehalten. Dabei variieren die Geschlechterverhältnisse, die in der Tabelle 10 aufgeführt werden:

Tabelle 10: Geschlechterverhältnis bei beschriebenen Haltungen von G. elephantopus

Zoo Tiere (m, w) Quelle

San Diego 16,7 SHAW 1967

Honolulu 7,5 THROP 1969

Sydney 1,2 PETERS u. FINNIE 1979

LFBS Seffner 11,13 NOEGEL u. MOSS 1989

Gladys Porter Zoo 2,4 und 2,1 HAIRSTON u. BURCHFIELD 1989

Phoenix 1,1 STARRETT 1992

Portal 5,2 und 2,1 COHEN 1994, GRAY 1994

Zürich 3,1 CASARES et al. 1995

Aus den ISIS-Listen von 1994-1999 geht hervor, dass auch von G. elephantopus in sehr vielen Haltungen noch immer kleine Tiergruppen gehalten werden. Dabei wurde eine Unterteilung nach Unterarten vorgenommen, die aber hier nicht aufgeführt werden soll. Die insgesamt 50 aufgelisteten Halter teilen sich 1999 auf in: 9 Zoos mit

Tiergruppen < 5 Tieren, 15 reine Männchen- oder Weibchengruppen bzw. Einzeltiere, 7 größere Gruppen mit 5 oder mehr Tieren und 19 Haltungen von Subadulten. Dabei ist das Geschlechterverhältnis bei 33 % der Halter 1:1 und bei jeweils 33 % überwiegt eins von beiden Geschlechtern.

2.3.1.4.2 Außengehege

Gemäß dem jeweiligen Klima werden die adulten Galapagos-Riesenschildkröten ganzjährig oder nur einen Teil des Jahres im Außengehege gehalten. Sie werden ab 12 °C bis 15 °C Außentemperatur in das Außengehege gelassen. Wird dieser Temperaturbereich unterschritten, kommen sie oft sogar selbständig in das beheizte Innengehege oder werden dorthin gebracht. Dazu werden sie angetippt, mit Futter gelockt bzw. getragen (BACON 1980, HAIRSTON u. BURCHFIELD 1989, STARRETT 1992, COHEN 1994, GRAY 1994).

Die Aussage HONEGGERS (1998) über den stressbedingt dünnflüssigen Kot nach manuellem Transport der Riesenschildkröten in ihre Winterquartiere trifft auch für Galapagos-Riesenschildkröten zu.

Gehegegröße

Die Außengehege von G. elephantopus - teilweise in gemeinsamer Haltung mit G. gigantea - variieren von 200 m2 bis 3000 m2. Beispielsweise hatten 2,4 Tiere im Gladys Porter Zoo 200 m2 und 7,5 Tiere in Honolulu ca. 3000 m2 zur Verfügung.

Einige Halter haben die Fläche unterteilt, so dass die Tiere nach Unterarten getrennt in Außengehegen untergebracht sind (THROP 1969, HAIRSTON u. BURCHFIELD 1989, COHEN 1994).

Gehegeboden und -strukturierung

Die meisten Außengehege haben als Bodengrund Wiese (THROP 1969, NOEGEL u.

MOSS 1989, STARRETT 1992, CASARES et al. 1995) bzw. trockenes Grasland (COHEN 1994). Nach SHAW (1967) wurde in San Diego ein Teil der Gehegefläche mit Flusssand gefüllt, der aufgrund seiner Nachgiebigkeit den Männchen die Kopulation erleichtern soll (s. 2.3.2.3).

Büsche und Bäume dienen zur Strukturierung, als Schattenspender und als Rückzugsort. Im LFBS Seffner und im Gladys Porter Zoo sind Hügel, Gräben und Abhänge als Klettermöglichkeiten vorhanden, um den Tieren vielfältige Bewegungsmöglichkeiten zu verschaffen. Ein Wasserbecken oder eine Schlammsuhle sind in vielen Außengehegen angelegt (THROP 1969, HAIRSTON u.

BURCHFIELD 1989, NOEGEL u. MOSS 1989, STARRETT 1992, COHEN 1994, DOLLINGER et al. 1997).

Eiablageplätze, die von den Weibchen genutzt werden, sind mit Vulkanasche-Erde-Gemisch (THROP 1969), Lehm-Asche-Vulkanasche-Erde-Gemisch (BACON 1980), Sand-Lehm-Vulkanasche-Erde-Gemisch (NOEGEL u. MOSS 1989, STARRETT 1992) oder Lehm-Sand-Laub-Gemisch (HAIRSTON u. BURCHFIELD 1989) als Substrat angelegt. Diese Mischungen sind nach Befeuchtung durch die Weibchen während der Eiablage nachgiebig und adhäsiv.

2.3.1.4.3 Innengehege

Ebenso wie G. gigantea verbringen G. elephantopus entsprechend des Klimas ausschließlich die Nächte bzw. bis zu sechs Monate in beheizten Unterkünften. Dabei handelt es sich je nach Dauer der Unterbringung um kleinere Unterstände bzw. Ställe oder um größere, strukturierte Innengehege.

Gehegegröße und –gestaltung

Die Größe des Innengeheges ist nur von CASARES et al. (1995) für die Haltung in Zürich angegeben. 1,3 G. elephantopus werden mit 2,4 G. gigantea zusammen gehalten, die Gehegegröße beträgt 65 m2. Laut BACON (1980) muss bei einer kurzen Periode der Innenhaltung die Stallfläche pro Tier die Körpermaße nur geringgradig überschreiten. Die Schildkröten liegen in dieser Zeit bei generell niedriger Aktivität häufig eng aneinander.

Der Eiablageplatz des Innengeheges ist in Zürich mit einer Sand-Kies-Mischung angelegt, so dass er in feuchtem Zustand klebrig und von den Weibchen gut zu bearbeiten ist (HONEGGER 1999).

Ein Wasserbecken ist für Haltungen der Zoos in Zürich und Barcelona beschrieben (RUIZ et al. 1980, CASARES et al. 1995).

Temperatur

Die Raumtemperatur beträgt - in San Diego 25 – 35 °C

- im Gladys Porter Zoo 17 - 20 °C, - in Portal 28 °C

- und in Zürich 24 - 28 °C

(BACON 1980, HAIRSTON u. BURCHFIELD 1989, COHEN 1994, CASARES et al.

1995). In Zürich wird mittels Bodenheizung ein Temperaturgradient von 24 – 32 °C in Bodennähe erzielt.

BACON (1980) weist darauf hin, dass bei der Festlegung einer naturgetreuen Haltungstemperatur unterartenspezifische Unterschiede berücksichtigt werden müssen. Bei einem ausreichend weiten Temperaturgradienten sei dieser Anspruch allerdings erfüllt.

Luftfeuchte, Licht und Beleuchtung, UV-Bestrahlung

Die einzigen Angaben hierzu stammen von CASARES et al. (1995) und sind im Kapitel 2.3.1.1.3 bei G. gigantea erwähnt.

2.3.1.4.4 Management

Es sind aus verschiedenen Haltungen Möglichkeiten beschrieben worden, G. elephantopus zu einer erhöhten Bewegungsaktivität anzuregen. Vergrößerung des Geheges und Bepflanzung mit Gras (THROP 1969), abwechslungsreiche Gestaltung

des Geheges (HAIRSTON u. BURCHFIELD 1989), Wechselbeweidung mehrerer Außengehege (NOEGEL u. MOSS 1989), Verteilung von Futter an wechselnden Stellen (CASARES et al. 1995) sowie zeitweise Abtrennung der männlichen Tiere (HAIRSTON u. BURCHFIELD 1989) führten zu diesem Ziel.

Ein Wasserbecken oder eine oft bevorzugte Schlammsuhle im Außengehege werden ebenso hervorgehoben wie zusätzliche Licht- und Wärmequellen bei längerer Innenhaltung und eine Bodenheizung mit Temperaturzonen im Innengehege bzw.

Unterstand (BACON 1980, HONEGGER 1998).

Aus den jahreszeitlich bedingten klimatischen Veränderungen im Freiland (bzw. auf der CDRS) wurde die Simulation einer längeren Trockenperiode für die Haltung in San Diego übernommen. Das Wasserbecken ist nur in den 4 heißesten Monaten des Jahres gefüllt (STAEDELI 1972). HAIRSTON und BURCHFIELD (1989) empfehlen, einen der natürlichen Umwelt vergleichbaren Temperaturgradienten im Jahresverlauf einzustellen.

Die Einflüsse des Management auf mögliche Fortpflanzungserfolge sind im Kapitel 2.3.2.3 beschrieben.

2.3.1.4.5 Gesetzliche Vorschriften zur Haltung

Die bei G. gigantea genannten gesetzlichen Regelungen (S. 2.3.1.1.5) gelten ebenso für die Haltung von G. elephantopus.

2.3.1.4.6 Jungtierhaltung

Nach dem Schlupf im Inkubator verbleiben die Schlüpflinge zur Resorption des Dottersackes noch einige Tage in einzelnen Behältern im Inkubator. Danach werden sie in Terrarien umgesetzt.

Terrarium und Auslauf

In den Jungtier-Terrarien dienen als Einstreu Gras (THROP 1969), Stroh (THROP 1976), Heu-Pellets für Kaninchen (BACON 1980, STARRETT 1992), Luzerne-Heu (HAIRSTON u. BURCHFIELD 1989) oder Aquarienkies, wobei der Durchmesser der Kiesel mindestens 5 mm betragen soll (HATT u. HONEGGER 1997).

Im Alter von einigen Wochen werden die Jungtiere bei gutem Wetter täglich in das Außengehege gesetzt. Zur Verhinderung von Wachstumsstörungen in Form von Carapaxverformungen bzw. einer erhöhten Mortalitätsrate ist nach MARQUEZ (1987) natürliche Sonnenbestrahlung notwendig. Aufgrund des Dominanzverhaltens stärkerer Jungtierte gingen einige Halter dazu über, mehrere, nach Körpergröße selektierte Gruppen zu halten. Da die Tiere sehr scheu sind und sich gern verstecken, werden in Terrarium und Auslauf Versteckmöglichkeiten angeboten. Einige Haltungen berichten von regelmäßigem Baden der Jungtiere (NOEGEL u. MOSS 1989, HONEGGER 1998).

Temperatur

Als Wärmequellen werden Infrarot-Lampen sowie Bodenheizung genannt (THROP 1969, HAIRSTON u. BURCHFIELD 1989, CASARES et al. 1995). Die Temperatur beträgt in San Diego 20 - 35 °C (BACON 1980), in Zürich 23 °C (HATT u.

HONEGGER 1997). In Phoenix gibt es einen Aufwärmspot von 34 °C (STARRETT 1992).

Luftfeuchte

In Zürich beträgt die relative Luftfeuchte 65 % (HATT u. HONEGGER 1997).

UV-Bestrahlung

Zur UV-Bestrahlung werden Schwarzlichtlanmpen (Blacklights®) und Vollspektrum-lampen (Vita-Lites®) verwendet, die in 25 cm bzw. 35 cm Abstand zur Terrarien-abdeckung angebracht sind (HAIRSTON u. BURCHFIELD 1989, STARRETT 1992, CASARES et al. 1995).

2.3.1.5 Fütterung von G. elephantopus