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Die Schneedecke

Im Dokument Schnee den (Seite 92-98)

Il. Tabellarische Zusammenfassung

D. Schnee- und Lawinenuntersuchungen tm Parsenngebiet

I. Die Schneedecke

1. Wintercharakter

Der Winter 1959/60 ist, wie schon seine vier Vorgänger, für das Parsenngebiet als schneearm zu bezeichnen. (Siehe Tabelle 49.) Kein Monatsmittel erreichte den 20jährigen Mittelwert. Der Auf-bau der Schneedecke erfolgte im allgemeinen durch kleinere Schneefälle, womit auch die Ramm-widerstände im Laufe des Winters eher kleine Beträge annahmen. In Lagen bis 1500 m verursach-ten verschiedene, im allgemeinen aber nicht sehr starke Warmluftvorstöße an einzelnen Tagen im-mer wieder etwas Tauwetter. Ende Februar brachte ein kräftiger Warmluftvorstoß die 0° -Grenze bis auf etwa 3000 m Meereshöhe. Der eigentliche Schneedeckenabbau setzte auf Weißfluhjoch erst in der ersten Maidekade ein, während in tieferen Lagen (von Büschalp abwärts) der Abbau bereits Ende März begann.

Tabelle 48: Dauer der Früh-, Hoch-und Spätwinterperioden im Parsenngebiet 1959/60

Frühwinter Hochwinter Spätwinter Dauer in Tagen

Tage

. , .

Tage

. , .

Tage 0/e

Weißfluhjoch 28. 10.-18. 12. 19. 12.-29. 3·. 30. 3,.-21. 6. 238

2540 m Y.l 7,2 102 43 84 35

Mittel 59 23 124 48 76 29 259

Büschalp 28. 10.-18. 12. 19. 12. -24. 2. 25. 2.- 13. 5. 199

1960m Sl 26 68 34 79 40

Mittel 40 21 94 51 52 28 186

Davos 29. 10.- 18. 12. 19. 12.- 24. 2. 25. 2.- 18. 4. 173

1540 m 51 29 68 39 54 32

Mittel 34 22 77 50 43 28 154

Klosters 29. 10,- 18. 12. 19. 12. -18. 2. 19. 2.-30. 3. 154

1200 m 51 33, 62 40 41 27

2. Die Schneedeckenentwicklung (Vgl. Fig. 19-21, Tabelle 48)

Der Schneedeckenaufbau vollzog sich in den verschiedenen Höhenlagen des weiteren Parsenn-gebietes uneinheitlich. Die tieferen Lagen bis etwa gegen 1500 m wurden durch Tauwetter einige Male in ihrer Früh- und Hochwinterentwicklung unterbrochen. In höhern Lagen hingegen ging der Umwandlungsprozeß der Schneedecke bis zur Abbauperiode nahezu ohne Schmelzprozesse vor sich.

a) Frühwinter

Das Einschneien erfolgte in der gesamten Höhenerstreckung von 1200 m bis über 2500 m inner-halb des gleichen Tages. Der erste Schneefall brachte dem Weißfluhjoch bereits eine Schneedecke von ca. 50 cm und dem Landwassertal eine solche von 25 cm. Ein zweiter mäßiger Schneefall um die 91

Schneeh!lhe

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20

Windlnrrvsec.

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Fig. 19 Zeitprofil 1959/60, Versuchsfeld Weißfluhjoch

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Zeitprofil Weissfluhj(lch 1 ' 1 i

Fig, 20 Zeitprofile 1959/60, Versuchsfelder Weißfluhjoch, Büschalp und Davos

Mitte des Monats November erhöhte die Schneedecke in Hochlagen auf 70 cm und in 1500 m auf ca. 50 cm. In der nachfolgenden Zusammenstellung sind die Schneefälle der Frühwinterperiode auf-geführt.

Schicht SLF Davos Klosters Arosa

Tage mit Neuschnee Monat Nr. 2540 1540 1200 1818

28.-30. Okt. I 1 43 37+ 37+ 48

1.-10. Nov. XI 1-2 14 1 10 12

11.-17. Nov. XI 3- 5 55 60 91 94

1. - 6. Dez. XII 1-2 34 13 29 26

9.-11. Dez. XII 3-4 11 13 12 23

Der November war besonders in tiefen Lagen nicht besonders kalt und um die Monatsmitte stieg die Temperatur auf Weißfluhjoch sogar auf 0°. Die Umwandlung der Frühwinterschichten vollzog sich deshalb nur langsam in Richtung Schwimmschnee. (Schwache Temperaturgradienten!) Die Oberflächenschichten wandelten sich wiederholt in Schmelzharsch um. Erst im Dezember machte sich bei anhaltenden negativen Temperaturen und mäßigen Temperaturgradienten in der Schneedecke eine gesteigerte Umwandlung bemerkbar. Die Schichten in Bodennähe ließen schon eine zellige Struktur erkennen und die Tendenz zur Umbildung der Becher in Vollformen war be-merkbar. In den Höhenlagen von Davos und Klosters hingegen verursachte Regen und Tauwetter verschiedene Schmelzhorizonte mit ihrer nachträglichen Verfestigung. Die Schneedecke erhielt durch die Infiltration von Schmelzasser ein recht inhomogenes Gefüge. Die ursprünglich gleiche Schneeschicht war stellenweise grobkörnig umgewandelt und durch das erneute Gefrieren fest, während sie unmittelbar nebenan ihre urspüngliche Struktur bewahrte.

Die Rammwiderstände blieben bis gegen Ende der Frühwinterperiode klein, um 2-3 kg. Die Raumgewichte der Schneedecke variierten zwischen Klosters und Weißfluhjoch ebenfalls inner-halb enger Grenzen, so wurden Mitte Dezember in Klosters 230 km/m', in Davos 200 kg/m' und auf Weißfluhjoch ebenfalls 230 kg/m" ermittelt.

Auf Grund der Frühjahrsperiode konnte deshalb für die ganze Region mit einem wenig trag-fähigen Fundament für den anbrechenden Hochwinter gerechnet werden.

b) Hochwinter

Der Beginn des Hochwinters kann, wie bereits das Einschneien, für alle Höhenlagen auf den gleichen Termin, den 19. Dezember, festgelegt werden. Von diesem Datum an bis Ende des Monats erfolgte der größte Schneezuwachs des ganzen Winters, wie aus folgender Zusamenstellung ersicht-lich ist.

Tage mit Neuschnee Schicht SLF Davos Klosters Arosa

19.- 30. Dez. XII 5-9 117 101 151 114

davon 28.-30. 54 46 42 54

3.- 10. Januar I 1- 3 45 34 42 51

13.- 15. Januar I 4- 5 4 1 13 1

18.- 23. Januar I 6-7 33 23 28 15

26.- 28. Januar I 8-9 9 6 10

2.- 8. Februar II 1- 3 18 17 21 24

12.- 20. Februar II 4--6 30 25 31 32

23.-28. Februar II 7- 9 26 18 18 26

1.- 5. März III 1-2 65 54 33+ 60

8.-12.März III 3 -5 14 1

4

16.- 19. März III 6-7 26 8 1 17

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Da ein Teil des Neuschnees gegen Ende Dezember bei relativ hoher Temperatur zur Ablage-rung gelangte, folgte eine rasche, mäßige Setzung des Schnees. Diese umfaßte in geringem Maße auch die Fundamentschichten, so daß der mittlere Rammwiderstand auf Weißfluhjoch von ca. 2 kg auf 8 kg anwuchs. In tiefer liegenden Lagen blieb der Rammwiderstand trotz noch höherer Tempe-ratur einstwei en genng.

In 2500 m wurden die Frühwinterschichten während der Hochwinterperiode ausgesprochen zellig und die Umwandlung in Vollformen machte weitere Fortschritte. Aber auch der Zuwachs der zweiten Dezemberhälfte wandelte sich besonders unter dem Einfluß eines großen Temperaturgra-dienten im Laufe des Januars in plane Formen um.

Eine andere Entwicklung vollzog sich in Davos und Klosters bis in die letzte Januardekade. Vor-übergehendes Tauwetter brachte die hochwinterliche Umwandlung der Schneedecke vorüberge-hend zum Stillstand. Der Februar erwies sich über 2000 m trotz seiner um 2° zu hohen Mitteltem-peratur als ausgesprochener Hochwintermonat. Die relativ hohe LufttemMitteltem-peratur hatte indessen eine Verringerung des Temperaturgradienten in der Schneedecke zur Folge, womit sich bereits eine Ubergangszeit zur Spätwinterperiode abzeichnete. Unter etwa 2000 m führte dies schon im Februar zur Isothermie in der Schneedecke und zum beginnenden Abbau. Das Ende der Hochwinterperiode muß deshalb für tiefere Lagen auf die zweite Hälfte Februar verlegt werden. Für Klosters kann der 19. Februar und für Davos der 25. Februar als Stichtag gelten.

Die zwei letzten Tage im Februar brachten Tauwetter bis in Höhenlagen von 3000 m, und nur der nachfolgende relativ kalte März verhinderte für Weißfluhjoch eine früh einsetzende Spätwin-terperiode. Der Ubergang vom Hoch- zum Spätwinter ließ sich auch an der deutlichen Zunahme des Rammwiderstandes erkennen, der jeweils vor Erreichen der Isothermie in der Schneedecke die größten mittleren Werte aufweist. Aber auch das Auftreten polyedrischer Kornformen deutet auf die Spätwinterperiode hin. Es handelt sich dabei um Kornformen die nur nach einer, wenn auch sehr geringen Durchfeuchtung der Schneeschichten durch erneutes Gefrieren entstehen. Sie treten bevorzugt in den höhern Schichten der Schneedecke auf. Gleichzeitig mit den polyedrischen Formen lassen sich in tiefem Lagen der Schneedecke und vorzugsweise in Begleitung mit kleinen Körnern auch spießige Formen erkennen, die zumindest an verschiedenen Orten als gefrorenes Porenwasser angesprochen werden müssen. Damit sind auch die konkaven Formen erklärlich.

+ Neuschnee / filz

• kleine Körner

o Körner mit planen Flächen und Prismen /\ Ba.sisbecher

f\ Prismenbecher

"' Kombination Basis- Prismenbecher

volle Becher

A Becher mit Schmelzformen o Schmelzkörner (rund)

Polyederformen (aus o entstanden)

A Körner mit konkaven Formen (Splitter) Eislinsen bezw. Eislamellen

~ zellige Struktur w isotherme Zone (o•)

Oktober November Dezember Januar Februar

CTID

~

.c.

...

.c.

... ...

C:

Fig. 21 Temperaturverlauf und Kornformentwicklung in der Schneedecke im Versuchsfeld Weißfluhjoch 1959/60 2

1m

95

c} Spätwinter

Während der Spätwinter unter etwa 2000 m schon auf Ende Februar angesetzt werden muß, fol-gen die Höhenlafol-gen in 2500 m erst gefol-gen Ende März.

Die verschiedenen Schneezuwachse und Regenfälle sind nachstehend zusamengestellt.

Neuschnee und Regen

Der Spätwinter 1959/60 zeigt in allen Höhenlagen typisch die beiden Stadien der Entwicklung von der Isothermie der Schneedecke zur Periode der Bereitschaft des Abflusses. In den Versuchs-feldern Davos und Büschalp war im März praktisch aus den horizontalen Feldern noch kein fluß erfolgt, er setzte erst Ende März ein. Auf Weißfluhjoch war der April isotherm und ohne Ab-fluß; dieser setzte am 8. Mai kräftig ein. In der ersten Periode des Spätwinters gingen auch die Rammwiderstände der Frühwinterschichten bis auf einen minimalen Betrag zurück, die Folge star-ker Durchfeuchtung.

Eislinsen und Lamellen traten im Ubergang zum Spätwinter wenig auf. Das Erscheinen von Eis-linsen mitten in nassen Schichten in einer scheinbar isothermen Schneedecke zeigt aber im-merhin, daß lokal noch Kältequellen vorhanden sein müssen, die ein Gefrieren ermöglichen. Auch die polyedrischen Formen weisen auf die gleichen Vorgänge hin. Die kugeligen, sagoähnlichen Körner findet man nur in nassem Schnee.

Die Abbauperiode vollzog sich trotz einer mehrere Tage dauernden Verzögerung im Mai auf Weißfluhjoch sehr rasch, so daß der Ausaperungstermin ca. 15 Tage früher als normal erreicht wurde, während in Davos bis Klosters das Ende der Schneedecke um ca. 10 Tage verzögert war.

3.Schneehöhen

Die mittleren monatlichen Schneehöhen des Winters 1959/60 erreichten den 20jährigen Mittel-wert in keinem Monat. Nur Ende Dezember und Ende April wurde an einzelnen Tagen das jeweilige Mittel um einige Zentimeter überschritten.

Tabelle 49: Schneehöhenmittel und Werte des Winters 1959/60

_J Fig. 22 Schneehöhen Versuchsfeld Weißfluhjoch

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4. Schneefälle

Im Winter 1959/60 ereigneten sich während der Dauer der permanenten Schneedecke keine Großschneefälle. Die Zahl der Schneefalltage war trotz kürzerer Dauer der Schneedecke nur um 3 Tage. geringex...als dem l0jährigen Mittel 1951---1-960 entspricht. Auf die Größenonlnung „Spuren"

entfallen rund 20

0/o

und 51 °/o auf den Bereich 6---40 cm, davon 43 0/o allein auf 6- 16 cm.

Bei Weißfluhjoch entfällt der größte Zuwachs mit total 214 cm auf die Stufe 16---25 cm, in Davos mit 141 cm und Arosa mit 171 cm auf die Stufe 10- 16 cm. Auch dieses Jahr ist wieder auffallend, daß Neuschneehöhen zwischen Spuren und 1 cm praktisch selten unterteilt werden, bei Davos und Arosa überhaupt nicht. Wenn diese geringen Mengen für den Zuwachs auch keine wesentliche Rolle zu spielen vermögen, sind sie für den Wärmehaushalt der Schneedecke doch sehr einflußreich. Die Aufstellung zeigt auch, daß Vergleiche zwischen einzelnen Stationen hinsichtlich der Zahl der Schneefälle vermutlich schwer durchzuführen sind.

Tabelle 50: Anzahl und Menge (cm) der Tagesschneefälle nach Größenstufen geordnet, von Weißfluhjoch, Davos und Arosa

Größenstufen

1

Sp -0,5 -0,9 -1,5 -2,4 -3,9 -5,9 -9,9 -15,9 -25,0 -39,9 -59,9 -100

++x

Total In cm

Welßflubjocb

Anzahl 1959/60 13 9 10 6 12 19 14 15 II 1 8 118

in Promille 110 76 85 51 102 161 119 127 93 8 68

Mittel 1951-60

in

•t.,.

121 64 8 105 62 105 117 139 III 69 36 15 2 46 (121)

Menge in cm 5 13 12 27 87 109 195 214 33 705

Mittel 1951-60 3 15 15 39 67 124 165 163 135 88 (13) 828

Davos

Anzahl 1959/60 11 11 4 1 6 16 13 2 3 67

in., .. 164 164 60 15 90 238 194 30 45

Menge in cm II 8 3 28 113 141 42 85 431

Arosa

Anzahl 5 19 7 6 11 21 14 4 3 2 92

in°lo• 54 207 76 65 120 228 152 43 33 22

Menge in cm 19 14 18 45 149 171 79 82 80 657

Die kleinen Schneefälle bis 6 cm tragen im Winter 1959/60 auf Weißfluhjoch mit 20 0/o am Zu-wachs bei, in Davos mit 11 0/o und in Arosa mit 15 0/o. Die Tabelle 50 zeigt übrigens mit großer Deut-lichkeit das gegen häufige und auch größere Niederschläge abgeschirmte Gebiet des obern Land-wassertales und die Zwischenstellung von Weißfluhjoch gegenüber den anschließenden Regionen im Norden und Nordwesten.

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