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Schlussfolgerungen für die Darstellung des Mittel- und Innenohrs der

5. Diskussion

5.6. Schlussfolgerungen für die Darstellung des Mittel- und Innenohrs der

Ein wesentlicher Vorteil des XtremeCT gegenüber anderen µCT-Geräten ist das gro-ße Messfeld von 126 mm. Die dabei erreichbare Ortsauflösung von 41 µm stellt ebenfalls einen positiven Aspekt des XtremeCT dar. Von den Strukturen, die für die Diagnostik und Forschung am Mittel- und Innenohr eine Rolle spielen, sind lediglich die knöchernen Strukturen gut darstellbar. Diese können jedoch besonders detailliert abgebildet werden, worin der Vorteil des XtremeCT gegenüber der klinischen CT liegt. Bei Scans des Ohrs mittels klinischer CT können in etwa dieselben anatomi-schen Strukturen sichtbar gemacht werden wie mit dem XtremeCT (s. Kap 5.5). Sie wirken jedoch aufgrund der schlechteren Ortsauflösung unscharf, und es können nicht so viele Details gesehen werden. Treten also an diesen Strukturen Verände-rungen auf, wie z. B. feine Frakturlinien oder Knocheneinschmelzungen durch Ent-zündung oder Tumore, können diese im µCT besser erkannt werden.

Die Weichgewebe können im XtremeCT aufgrund der fehlenden Einstellmöglichkei-ten nur unzureichend dargestellt werden. Es ist nicht möglich, die verschiedenen Typen zu differenzieren. Dies ist ein sehr großer Nachteil des XtremeCT, da auch verschiedene membranöse Strukturen bei Pathologien Veränderungen aufweisen können und es somit wichtig wäre, sie abzubilden.

Grundsätzlich könnte eine bessere Darstellbarkeit der Weichgewebe und Differenzie-rung verschiedener Gewebetypen durch eine ÄndeDifferenzie-rung der Röhrenspannung er-reicht werden. Die kV-Zahl bestimmt die mittlere Photonenenergie des Röntgen-strahls. Je nach Höhe der mittleren Energie können Knochen- oder Weichgewebe besser sichtbar gemacht werden (KALENDER, 2009; SIM u. PURIA, 2008).

Ein großer Nachteil des XtremeCT ist daher, dass die Röhrenspannung nicht variiert werden kann. Dadurch fehlt die Möglichkeit, das Energiespektrum der Röntgenstrah-lung an die jeweilige Untersuchung anzupassen. Auch die Strahlendosis korreliert mit der Röhrenspannung. Der Zusammenhang ist aber nicht linear. Die Möglichkeit, die Röhrenspannung dem Durchmesser und der Zusammensetzung des zu scannenden Objekts anzupassen, würde zu einer Reduktion der pro µCT-Scan applizierten Strah-lendosis führen (KALRA et al., 2004; STEPINA, 2006).

Auch der Röhrenstrom ist fest eingestellt. Seine Reduzierung würde jedoch ebenfalls eine Verringerung der pro µCT-Scan vom Patienten aufgenommenen Strahlendosis bewirken. Außerdem wird von der Fa. Scanco Medical AG für das XtremeCT nur ein einziger Faltungskern angeboten. Röhrenspannung und Faltungskern sind auf den ursprünglichen Verwendungszweck des XtremeCT in der Humanmedizin optimiert, also die Darstellung von Knochengewebe und Messung der Knochendichte. Fal-tungskerne zur besseren Darstellung von Weichgewebe fehlen. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit können daher nicht vollständig auf µCT-Aufnahmen von anderen in vivo-Scannern, bei denen diese Parameter variabel sind, übertragen werden. Bis-lang gibt es für in vivo Scans von Tieren, die einen größeren Körperumfang als Kleinnager besitzen auch µCT-Geräte von Skyscan (Skyscan 1176) und GE HealthCare (GE eXplore 120). Diese haben ein FOV von nur 68 bzw. 55 mm, Röh-renspannung sowie Röhrenstrom sind jedoch variabel.

Es ist davon auszugehen, dass für die Fragestellung der vorliegenden Arbeit Mes-sungen mit unterschiedlichen Röhrenspannungen und die Verwendung eines ande-ren Faltungskerns einen deutlichen Vorteil dargestellt hätten. Die membranösen An-teile und Nerven des Mittel- und Innenohrs wären auf den µCT-Bildern wahrschein-lich besser abzubilden gewesen.

Über die Veränderung der mittleren Energie des Röntgenstrahls könnten außerdem Strahlaufhärtungsartefakte vermindert werden (BARRETT u. KEAT, 2004;

KALENDER, 2006).

Ein weiterer Nachteil des XtremeCT, vor allem im Hinblick auf eine mögliche in vivo-Nutzung der µCT für die Katze, ist die relativ kleine Gantryöffnung. In dieser Arbeit wurde nur mit toten Katzen gearbeitet, weshalb der Durchmesser der Öffnung keine Rolle spielte. Beim Scannen eines lebenden Tieres muss dieses jedoch über Schläu-che mit Narkosegas versorgt werden. Da das Tier zum Scannen der Ohren so positi-oniert wird, dass der Kopf in der Gantry liegt, müssten die Schläuche zusammen mit der sich in der entsprechenden Halterung befindlichen Katze durch die Gantryöff-nung gelangen. Daher wäre eine größere GantryöffGantryöff-nung von Vorteil. Bislang ist aller-dings auch kein anderes in vivo-µCT-Gerät auf dem Markt erhältlich, das die Vorteile des XtremeCT und gleichzeitig eine größere Gantryöffnung besitzt.

In dieser Untersuchung wurde unter anderem die Bildqualität bei der Darstellung des Mittel- und Innenohrs der Katze mit dem XtremeCT beurteilt. Dabei fiel auf, dass der XtremeCT zu Artefakten neigt, was eine spätere softwaregestützte Auswertung der Scans behindert.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Einsatz der µCT prinzipiell in Diagnostik und Forschung als sinnvoll einzustufen ist. Insbesondere zur Anpassung unterschiedli-cher Implantate wie z.B. Gehörknöchelchenprothesen oder Cochlea-Implantate könn-te die µCT von großem Vorkönn-teil sein. Durch den Einsatz als in vivo-µCT könnkönn-ten Ver-laufsuntersuchungen experimenteller Operationen vorgenommen und so die Anzahl der für die Versuche notwendigen Tiere deutlich reduziert werden.

Das XtremeCT ist in seiner derzeitigen Ausführung vor allem geeignet, das Kno-chengewebe darzustellen. Hier ist die Bildqualität so gut, dass die Untersuchung von Mittel- und Innenohr durchaus gerechtfertigt werden kann. Eine Variabilität von Röh-renspannung und Faltungskern wäre aber dennoch wünschenswert. Aufgrund der vorliegenden Untersuchung kann der XtremeCT nicht ohne Einschränkungen zur Darstellung des Mittel- und Innenohrs der Katze im Rahmen der Diagnostik und in der Forschung empfohlen werden.