• Keine Ergebnisse gefunden

2. Literaturübersicht

2.7. Anatomie des felinen Mittel- und Innenohrs

2.7.2. Das Innenohr

Das Innenohr liegt in der Pars petrosa des Os temporale, dem Felsenbein, das aus dem härtesten Knochen des Körpers aufgebaut ist. Die gesamte Ausbuchtung, die das Innenohr beherbergt, ist ungefähr 15 mm lang (GOTTHELF, 2004).

Neben dem Innenohr beherbergt das Felsenbein noch weitere anatomische Struktu-ren, von denen einige, wie der Meatus acusticus internus und der Canalis facialis bereits beschrieben wurden. Auch der N. trigeminus, der im Canalis nervi trigemini am Felsenbein entlang verläuft, gehört zu diesen Strukturen. Da sie nicht unmittelbar mit dem Ohr in Zusammenhang stehen, soll hier nicht weiter auf sie eingegangen

werden. Im Verlauf dieser Arbeit werden diese jedoch Teil der Beschriftung der µCT-Bilder sein (s. Kap. 4.3 und 4.4).

Wie oben bereits erwähnt, besteht das Innenohr aus zwei Hohlraumsystemen, dem knöchernen und dem darin liegenden häutigen Labyrinth.

Das häutige füllt das knöcherne Labyrinth fast vollständig aus. Zwischen beiden be-finden sich die perilymphatischen Räume. Diese enthalten wässrige Perilymphe, sind von Bindegewebsfasern durchzogen, die das häutige am knöchernen Labyrinth be-festigen, und sind mit Periost ausgekleidet. Sie stehen über die Aquaeductūs vesti-buli und cochleae in Verbindung mit dem Cavum leptomeningicum der Schädelhöhle (NICKEL et al., 2001) (Abb. 6).

2.7.2.1. Knöchernes Labyrinth

Zum knöchernen Labyrinth gehört ein zentraler Hohlraum, der Vorhof oder Vestibu-lum, dessen laterale Wand an die Paukenhöhle angrenzt. An der medialen Wand entspringt eine Knochenleiste, die das Vestibulum in eine kleinere, rostral gelegene und eine größere, kaudodorsale Nische unterteilt.

Über das Vorhoffenster kommuniziert das Vestibulum mit der Paukenhöhle. Außer-dem zieht der kurze, blind endende Meatus acusticus internus in Richtung Schädel-höhle, über den die Nn. facialis und vestibulocochlearis ins Innenohr eintreten. Eine Verbindung zur Schädelhöhle und damit zum Cavum leptomeningicum stellen der Aquaeductus vestibuli und cochleae, dünne Knochenkanäle, her (Abb. 4 und Abb. 6).

Ein weiterer Abschnitt des knöchernen Labyrinths sind die Bogengänge, die sich nach kaudodorsal an den Vorhof anschließen (LeCOUTEUR u. VERNAU, 1999;

KÖNIG u. LIEBICH, 2001; NICKEL et al., 2001). Es handelt sich um drei kleine, halb-kreisförmige Röhrchen mit elliptischem Querschnitt (CURTHOYS et al., 1977), die sich an den Enden jeweils zu einer Ampulla ossea erweitern (Abb. 4 und Abb. 6). Sie sind in etwa rechtwinklig zueinander angeordnet, wobei der transversal liegende ei-nen gemeinsamen Schenkel mit dem sagittal gelegeei-nen Bogengang besitzt. Der drit-te Gang liegt ungefähr horizontal. CURTHOYS et al. (1977) geben die Abmessungen der Bogengänge der Katze für den horizontalen als durchschnittlich 0,28 × 0,32 mm²

an, den vorderen 0,29 × 0,39 mm² und für den hinteren Bogengang als 0,28 × 0,35 mm². Die Ampullae haben einen Querschnitt von 0,89 × 1,08 mm². Der Kreis, den die Bogengänge beschreiben, hat einen Durchmesser von ca. 3 bis 4 mm (WYSOCKI, 2006).

Die Schnecke, Cochlea, bildet einen weiteren Anteil des knöchernen Labyrinths. Sie ist ein Knochenkanal, der am Vorhof beginnt und sich bei Fleischfressern in fast drei Windungen spiralförmig um eine Achsenspindel aufrollt. Die erste Windung ist S-förmig gekrümmt, wodurch sie in der Paukenhöhle das Promontorium vorwölbt. Die Spindel, Modiolus, besteht aus spongiösem Knochen und ist kegelförmig. Ihre Basis zeigt nach dorsomedial und etwas kaudal, die Spitze daher nach ventrolateral und leicht rostral. Die Cochlea hat bei der Katze von der Basis der ersten Windung bis zu ihrer Spitze eine Höhe von 4,45 mm (WYSOCKI, 2001).

Vom Modiolus entspringt eine dünne Knochenlamelle, Lamina spiralis, die den Cana-lis spiraCana-lis in die obere Vorhofstreppe (Scala vestibuli) und untere Paukentreppe (Scala tympani) unterteilt. Sie erreicht nicht die Außenwand, weshalb der Spalt durch eine dünne Bindegewebsschicht, die Lamina basilaris, überbrückt wird (Abb. 7). Die beiden Treppen stehen im so genannten Helicotrema, einem elliptischen Hohlraum, der die kuppelartige Spitze der Schnecke bildet, in Verbindung. Die Dicke der Lamina spiralis beträgt in der basalen Windung etwa 40 µm und reduziert sich zur Spitze der Cochlea hin auf ca. 11 µm (SHEPHERD u. COLREAVY, 2004).

Die Scala vestibuli beginnt am Vorhof an der Steigbügelplatte und hat im Querschnitt eine Höhe von zunächst ca. 1,6 mm sowie eine Breite von ungefähr 1,9 mm. Zum Helicotrema hin verjüngt sie sich auf eine Höhe von 0,4 mm und eine Breite von 0,5 mm. Die Paukentreppe hat ihren Ursprung am runden Fenster an der Pauken-höhle. Sie hat an ihrem Beginn eine Höhe von ca. 0,25 mm, die erst auf bis zu 1,7 mm ansteigt und sich auf 0,4 mm an ihrem Ende reduziert, und eine Breite von 0,7 mm, die sich auf 2,25 mm erhöht und dann wieder auf 0,2 mm absinkt (WYSOCKI, 2001).

Abb. 6: Schematische Darstellung des Innenohrs. A: Knöchernes Labyrinth. B: Häu-tiges im knöchernen Labyrinth (modifiziert nach SAMUELSON, 2007).

2.7.2.2. Häutiges Labyrinth

Das häutige Labyrinth enthält die im Gegensatz zur Perilymphe viskösere Endolym-phe. Die Wand besteht aus einer dünnen bindegewebigen Lamina propria, der Ba-salmembran und einer einschichtigen Lamina epithelialis. Die hoch spezialisierten Epithelzellen dienen v. a. der Produktion der Endolymphe. Das häutige Labyrinth füllt, wie oben bereits beschrieben, das knöcherne nicht vollständig aus (Abb. 6).

Anstelle des einheitlichen Vorhofs hat das häutige Labyrinth zwei Vorhofsäckchen, den Sacculus und den Utriculus, die durch einen engen Ductus utriculosaccularis miteinander verbunden sind. Hier zweigt auch der Ductus endolymphaticus ab, der durch den knöchernen Aquaeductus vestibularis bis zur Dura mater zieht und dort

Ductus utriculo-saccularis

blind endet (Abb. 4 und Abb. 6). An den Utriculus schließen die häutigen Bogengän-ge an (NICKEL et al., 2001).

Abb. 7: Querschnitt durch eine Windung der Cochlea (modifiziert nach NICKEL et al., 2001).

Die Ductūs semicirculares bilden zusammen mit Sacculus und Utriculus den Vestibu-larapparat, also das Gleichgewichtsorgan. Die Rezeptoren befinden sich in um-schriebenen, verdickten Arealen in den Vorhofsäckchen sowie den Ampullae. Sie dienen der Wahrnehmung von Veränderungen der Lage des Kopfs im Raum und Umwandlung in nervöse Impulse (KÖNIG u. LIEBICH, 2001; NICKEL et al., 2001).

Die häutige Schnecke, Ductus cochlearis, geht aus dem Sacculus hervor. Sie hat einen etwa dreieckigen Querschnitt, füllt nur einen sehr kleinen Teil der knöchernen Schnecke aus und endet in der Schneckenspitze blind (Abb. 6). Durch die von der Spindel entspringende Knochenlamelle und die Lamina basilaris wird sie nach ven-tral von der Paukentreppe getrennt. Ihre dorsale Wand und damit die Abgrenzung

zur Vorhofstreppe bildet die Membrana vestibularis, auch Reissnersche Membran genannt. Die Außenwand der häutigen Schnecke stellt das verdickte Ligamentum spirale cochleae dar, das fest mit dem Periost der Cochlea verwachsen ist (Abb. 7).

Der Schneckengang ist das eigentliche Gehörorgan, da er das Sinnesepithel für die Gehörwahrnehmung, das Cortische Organ, beherbergt (KÖNIG u. LIEBICH, 2001;

NICKEL et al., 2001) (Abb. 7).

Der für Gleichgewichtssinn und Gehör notwendige Nerv ist der achte Gehirnnerv, N.

vestibulocochlearis. Er tritt durch den Meatus acusticus internus in das Felsenbein ein und gelangt über Öffnungen an dessen Grund in die Cochlea und das Vestibulum (LeCOUTEUR u. VERNAU, 1999).

2.8. Erkrankungen des Ohrs der Katze und die Bedeutung