• Keine Ergebnisse gefunden

Scheinbare Verdaulichkeit der Trockenschnitzelprodukte

IV D ISKUSSION 1 Kritik der Methode

2 Diskussion der Ergebnisse

2.1.2 Scheinbare Verdaulichkeit der Trockenschnitzelprodukte

In den durchgeführten Bilanzversuchen wurde für die scheinbare Verdaulichkeit der organische Substanz der vorliegenden Trockenschnitzelprodukte - verglichen mit dem in der DLG-Futterwerttabelle für Wiederkäuer (1997) angegebenen mittleren Verdaulichkeitsquotienten (89 ± 3 %) - relativ niedrige Werte beobachtet (im Mittel 82,6 %).

Auch die Rohfaser-, Rohprotein- und NfE-Verdaulichkeitsquotienten sind in der genannten Futterwerttabelle höher als die hier erhaltenen Werte (Tabelle 43). Demgegenüber ermittelten DRENNAN et al. (1994) Verdaulichkeitsquotienten in ähnlich niedriger Größenordnung (sV = TS 77 %; oS 80 %; Rp 45 %). Die im vorliegenden Versuch ermittelten leicht niedrigeren Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe sind daher durchaus nicht ungewöhnlich für melassierte Trockenschnitzel.

Tabelle 43: Mittlere scheinbare Verdaulichkeiten [%] der Rohnährstoffe von allen vorliegenden Trockenschnitzelprodukten an Bullen sowie in der Literatur angegebene Werte für Wiederkäuer

Parameter

mittlere Verdaulichkeiten aller hier vorliegenden Trockenschnitzelprodukte

DLG-Futterwerttabelle für Wiederkäuer

(1997)

DRENNAN et al.

(1994)

oS 82,6 89,0 ± 3 80,0

Rp 54,7 66,0 ± 7 45,0

Rfa 71,3 85,0 ± 4 -

NfE 89,7 95,0 ± 2 -

Zu erklären sind diese beachtlichen Unterschiede (HENKEL 1974) zwischen den Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe von Trockenschnitzeln eventuell durch eine unterschiedliche Zusammensetzungen der Grundfutterrationen, verschieden große Anteile der Trockenschnitzel an der Gesamtration und Qualitätsunterschiede zwischen den Trockenschnitzeln (MENKE und SCHNEIDER 1974). Hinzu kommt, dass der Trockensubstanzgehalt von Trockenschnitzeln nicht wesentlich höher als 89 bis 91 % sein sollte, da infolge einer Übertrocknung der Produkte eine Beeinträchtigung des Futterwerts möglich ist (BOLDT und ZAUSCH 1985). Für die untersuchten Trockenschnitzelprodukte wurde mit im Mittel 95,6 % ein verhältnismäßig hoher Trockensubstanzgehalt festgestellt,

folglich ist eine Verschlechterung der Verdaulichkeit aufgrund zu hoher Trocknungstemperaturen durchaus denkbar.

Probleme bei der Beurteilung ergaben sich bei diesen Untersuchungen durch die hohe Variation der scheinbaren Verdaulichkeiten der organischen Substanz zwischen den beiden Expandaten (Expandate stammten aus derselben Charge). Es wurde eine tendenziell bessere Verdaulichkeit der organischen Substanz für die expandierten Trockenschnitzel I sowie eine signifikant besseren Verdaulichkeit des Rohproteins für die expandierten Trockenschnitzel II ermittelt. Differenzen zwischen den Verdaulichkeiten des Rohproteins der Gesamtrationen in den beiden Bilanzen konnten demgegenüber nicht festgestellt werden.

Eine mögliche Erklärung für die Variationen der Verdauungskoeffizienten der organischen Substanz ergibt sich durch den um 3,5 % höheren Anteil an Rohfaser in der Gesamtration der zweiten Bilanz mit expandierten Trockenschnitzeln gegenüber der Bilanz Expandat I, da beim Rind pro 1 % Rohfaser in der Ration die Verdaulichkeit der organischen Substanz im Mittel um 0,88 % erniedrigt wird (KAMPHUES et al. 1999). Die scheinbare Verdaulichkeit der Heucharge I (erste Bilanz mit Grundfutter) könnte außerdem durch den geringen Proteingehalt in der Gesamtration von 8,45 % beeinträchtigt worden sein. Möglicherweise kam es dadurch zu einer Einschränkung der Aktivität der Mikroorganismen im Pansen (GfE 1991). Dies könnte wiederum zur Folge gehabt haben, dass die Verdaulichkeit des Heus (Grundfutter I) bei ausreichender Versorgung der Mikroorganismen höher war, als ermittelt.

Aus diesem Grunde ist die Verdaulichkeit der Trockenschnitzel in den Bilanzen, in denen dieses Heu als Grundration diente, möglicherweise überschätzt worden. Infolgedessen würden sich die scheinbaren Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe der beiden Bilanzen mit expandierten Trockenschnitzeln eventuell annähern.

Hiermit kann allerdings nicht die signifikant höhere Proteinverdaulichkeit in der zweiten Bilanz mit Trockenschnitzelexpandat erklärt werden. Die Begründung hierfür liegt wohl eher in der mit 35,0 ± 0,783 % auffallend niedrigen Rohproteinverdaulichkeit des Heus in der zweiten Bilanz mit Grundfutter (Heu und Sojaextraktionsschrot).

In der Bilanz „pelletiert II“ kamen Trockenschnitzelpellets anderen Ursprungs zum Einsatz.

Sie wurden lediglich zur Überprüfung der Verdaulichkeit von Pellets ohne Expandatanteil eingesetzt, allerdings kann der Einfluss durch das differente Ausgangsmaterial und möglicherweise andere Behandlungsbedingungen auf die Verdaulichkeit der Pellets nicht

ausgeschlossen werden. Daher können jene pelletierten Trockenschnitzel II nur begrenzt mit den übrigen Bilanzen verglichen werden.

Da die Fragestellung dieses Versuchs lautete, inwiefern die scheinbare Verdaulichkeit von melassierten Trockenschnitzeln durch das Expandieren beeinflusst wird, müssen Faktoren die das Ergebnis verfälschen könnten (z.B. anderes Ausgangsmaterial) weitestgehend ausgeschlossen werden. Somit werden im Folgenden hauptsächlich die Verdaulichkeiten der losen Trockenschnitzel, mit denen der pelletierten Trockenschnitzel I und der expandierten Trockenschnitzel I verglichen, denn in diesen Bilanzen stimmen das Ausgangsmaterial und die Qualität der Grundration (Heucharge) überein.

Es zeigt sich, dass die Verdaulichkeit der organischen Substanz – und im speziellen der N-freien Extraktstoffe – der pelletierten Trockenschnitzel gegenüber den losen Trockenschnitzeln tendenziell geringer war (pelletiert: oS 80,9 ± 2,13 %, NfE 87,7 ± 1,43 %;

lose: oS 83,8 ± 1,05 %, NfE 91,1 ± 1,51 %). Auch die Verdaulichkeit der organischen Substanz sowie der NfE von pelletierten Trockenschnitzeln einer anderen Charge (pelletiert II) war gegenüber den losen Trockenschnitzeln tendenziell verringert (pelletiert II: 81,9 ± 2,37 %; 87,1 ± 1,25 %)

Demgegenüber war kein Einfluss des Expandierens auf die Verdaulichkeitsquotienten nachzuweisen, denn sowohl für die Verdaulichkeit der organischen Substanz als auch der N-freien Extraktstoffe des Trockenschnitzelexpandats konnten keine wesentlichen Differenzen zu den losen Trockenschnitzeln nachgewiesen werden (expandiert I: oS 84,5 ± 1,28 %, NfE 92,5 ± 1,95 %).

Es fiel aber eine signifikant höhere Verdaulichkeit der organischen Substanz sowie der N-freien Extraktstoffe bei Fütterung des Trockenschnitzelexpandats gegenüber den pelletierten Trockenschnitzeln auf.

Wie bereits ausgeführt, konnte bei den analysierten Trockenschnitzelprodukten kein, von PEISKER (1994) zuvor beschriebener, Anstieg der löslichen und Rückgang der unlöslichen Faserfraktion nach dem Expandieren beobachtet werden. Der Autor schlussfolgerte aus seiner Beobachtung, dass sich der daraus resultierende positive Einfluss auf die Verdaulichkeit der Trockenschnitzel wohl nicht in einer Veränderung der scheinbaren Verdaulichkeit der Rohfaser selbst manifestiert, sondern vielmehr ein gemäßigter Einfluss der Rohfaser auf die Verdaulichkeit der organischen Substanz beobachtet werden kann (PEISKER 1994;

BERTONI und BANI 2002).

Eine Veränderung hinsichtlich einer Löslichkeitsveränderung der Faserfraktion zugunsten eines Anstiegs des NfE-Gehalts in den Trockenschnitzeln nach dem Expandieren konnte in den vorliegenden Untersuchungen - wie bereits erwähnt - nicht bestätigt werden. Insofern stimmt diese Erkenntnis, mit den erzielten Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe der hier untersuchten losen und expandierten Trockenschnitzel überein.

Dagegen stellt sich die Frage, warum die organische Substanz sowie die N-freien Extraktstoffe der pelletierten Trockenschnitzel gegenüber den losen Trockenschnitzeln tendenziell und gegenüber den expandierten Trockenschnitzeln sogar signifikant geringer verdaulich waren. Möglicherweise kam es durch die länger auf die Trockenschnitzel wirkenden hohen Temperaturen während des Pelletierens vermehrt zu Maillard-Reaktionen im Futtermittel (Reaktion von reduzierenden Zuckern mit freien Aminosäuren). Diese Maillard-Reaktionen führen über mehrere Reaktionsschritte zu enzymatisch nicht spaltbaren Melanoidinen und damit zu einer Verringerung der Verdaulichkeit und somit des Futterwerts (NONN 1995) der Trockenschnitzel. Ein ausreichendes Vorhandensein von freien Aminosäuren, die für die Maillard-Reaktion notwendig sind, ist vor allem aufgrund der Melassierung der Trockenschnitzel durchaus denkbar.

Ein weiterer Effekt, der im Allgemeinen durch den Expandierprozess erzielt werden kann, ist die Verringerung der Proteinlöslichkeit (THOMAS et al. 1997, VAN DER POEL 1995, HEIDENREICH und MICHAELSEN 1995, VAN SOEST 1982, PEISKER 1992a, GOELEMA et al. 1999). Dadurch kann das Expandieren eines Futtermittels in Abhängigkeit von der jeweiligen Zusammensetzung und den verwendeten Behandlungsparametern zu einer tendenziell bis signifikant höheren Proteinverdaulichkeit führen (PRESTLOKKEN 1994 und 1999, NIELSEN 1994, DÄNNER et al. 1999, GOELEMA et. al 1999, SOMMER et al. 1994, PEISKER 1992a). Im Gegensatz hierzu konnte im vorliegenden Versuch kein signifikanter Einfluss der Behandlung (Pelletieren, Expandieren) auf die Verdaulichkeit der Proteinfraktion beobachtet werden.

In der Literatur beschriebene in sacco Versuche (PRESTLOKKEN 1994 und 1999) haben gezeigt, dass die Proteinabbaubarkeit im Pansen durch den Expanderprozess bei vielen Futtermitteln vermindert wird, gleichzeitig aber häufig eine Steigerung der intestinalen Verdaulichkeit des Bypassproteins zu ermitteln ist. Aufgrund der großen Bedeutung des

Bypassproteins für eine ausreichende Versorgung des Wiederkäuers mit Proteinen bzw.

Aminosäuren erhält das Expandieren dadurch eine stärkere Bedeutung. Daher wäre eine weitergehende Untersuchung des Trockenschnitzelexpandats mittels der in sacco-Methode gegebenenfalls von Interesse.

2.1.3 Einfluss auf Parameter der Kot- und Harnqualität