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Saqqara - Präferenz der Typen I, II und III; Ambivalenz der Position der Frau

Im Dokument Statue und Kult (Seite 174-200)

Teil II - Statuentypen des hohen und späten Alten Reiches

8. Männliche Standfiguren mit "Vorbauschurz"

9.4.2. Saqqara - Präferenz der Typen I, II und III; Ambivalenz der Position der Frau

1. Die in Saqqara vor allem im nördlichen Friedhof gefundenen Gruppenfiguren, zu denen sicher ein großer Teil der Exemplare mit unsicherem Fundort gerechnet werden muß, unterscheiden sich typologisch und stilistisch z.T. erheblich von denen aus Giza. Mehrere Gruppenfiguren können in die erste Hälfte der 5. Dynastie datiert werden, als ein größerer Teil der Residenzelite den Friedhof Saqqara Nord belegte.

375 So möglicherweise im Ensemble des ptH-Spss, dessen Statuen unbeschriftet sind (7.13).

Inschriftlich gesichert z.B. im Ensemble von G 2009 / mzj (7.68).

Das eventuell etwas frühere Ensemble des sanx.w-ptH wurde oben schon besprochen. Die zuerst bei Djedefre belegte männlichen Einzelfigur mit Nebenfiguren,Typ I.a und II.a, scheint für einige Zeit der in Saqqara bevorzugte Typ der Gruppenfigur gewesen zu sein. Die gefundenen Beispiele sind oft von außerordentlicher bildhauerischer Qualität, sowohl was die Detailarbeit angeht, als auch die Ausgewogenheit der Komposition.

Man könnte vermuten, daß in der Bildhauerschule von Saqqara die Einzelfigur mit Nebenfiguren auch aufgrund der gefälligen formalen Struktur so beliebt war.

2. Ein besonderer Grund des häufigen Auftretens der Typen I und II scheint aber der zu sein, daß die soziale Position der Frau in der Schicht der Residenzelite, der die abgebildeten Grabherren in der Regel entstammen, wesentlich anders im Verhältnis zum Ehegatten betrachtet wurde, als bei den mittleren und niederen Residenzangehörigen, deren Friedhof in Giza oben besprochen wurde. Während dort kein Beispiel sicher belegt ist, in dem eine Gattin des Grabherrn nur zu seinen Füßen kauernd als Nebenfigur abgebildet wurde, ist dieser Fall in Saqqara oft gegeben. Man hat natürlich im ersten Moment den Eindruck, die Position der Gattin der Elite sei eine -verhältnismäßig - geringere, als die der "Hausherrin" der mittleren oder niederen Ebene. Allerdings sei davor gewarnt, die geringe Größe einer Nebenfigur vordergründig als Ausdruck eines sozial niederen Status zu bewerten. Die geringe Größe der Nebenfiguren drückt vor allem eine Funktion aus, und zwar die einer Person, die an einem Kult teilnimmt und teilhat, der primär nicht der klein abgebildeten Person gilt. Es ist zu erwägen, ob bei den Angehörigen der Elite nicht die Frau unabhängig vom Mann eine eigene Kultstelle haben konnte, und deshalb in der Statue des Gatten nur "teilnehmend" abgebildet ist. Dagegen spricht, daß eine entsprechende Anzahl von dann zu erwartenden einzelnen Frauenfiguren nicht belegt ist. Es sei aber auf die recht häufigen Belege für separate Kultstellen von weiblichen Angehörigen der Elite verwiesen376. Die Frau des sanx.w-ptH trägt den Titel eine zA.t nswt n X.t=f und auch einige andere

376 Siehe z.B. die Prinzessinengräber der späten 4. Dyn. im Central Field von Giza und die

"Prinzessinnenmastaba" in Abusir. Auch die folgenden Königsfriedhöfe (Unas, Teti, Pepi II.) beziehen separate Kultanlagen weiblicher Angehöriger mit ein. In Saqqara sind zudem

nördlich gelegene Kultstellen der Frauen, die den Gatten nicht mit einbeziehen, häufiger belegt, als in Giza; z.B. die nördliche Scheintür der NS:L:2-Kapelle von D 44 / No. 13 (Mariette / Maspero 1889: 297f); die nördlich gelegene Scheintür CG 1415 aus Saqqara D 11 (Mariette / Maspero 1889: 196; Borchardt 1937: Bl. 19); die Scheintür der Gattin des T j j (Steindorff 1913: Taf. 45). Siehe dazu auch Kap. 14.2.

der am Boden hockenden Frauen tragen Titel377, im Gegensatz zu vielen Frauen der mittleren oder gar niederen Residenzebene.

3. Auch, daß die eigentliche Präferenz für den Statuentyp III in Saqqara liegt, ist m. E. damit zu deuten, daß hier die Rollen von Mann und Frau wesentlich differenzierter und mit einer gewissen Ambivalenz -beschrieben werden, als in der nur kombinierenden Art der Gruppensitz-und Gruppenstandfigur (Typen IV Gruppensitz-und V). Die Statuen vom Typ III.a Gruppensitz-und III.b, die eine sitzende männliche Figur mit danebenstehender weiblichen Figur verbinden, sind auch formal eine Weiterentwicklung des Typs I.a, bei dem die am Boden hockende weibliche Figur "aufgestanden" ist und nun nicht mehr die Position einer zugeordneten Nebenfigur, sondern einer annähernd gleichberechtigten Hauptfigur einnimmt. Die Ambivalenz zwischen Nebenfigur und Hauptfigur scheint bei der Standfigur beabsichtigt; so ist auffällig, daß die Frauen dieses Typs meist in ihrer Beziehung zur männlichen Figur beschrieben sind (Hm.t=f), was in dieser Konsequenz eher bei Nebenfiguren üblich ist.

4. Die Ambivalenz der Rolle der Frau im funerären Kult liegt darin, daß sie einerseits trauernde Witwe und Mutter der folgenden Generation ist - also Garantin des Kultes und damit die Position einer Nebenfigur besitzt -, andererseits aber Gattin und damit Teil der dauernden sozialen Einbindung des toten Mannes ist, wodurch ihr die Position der Hauptfigur zukommt378. Typ III eignet sich, diese Ambivalenz bildlich umzusetzen, da der jeweils sitzenden Figur eine hervorgehobene Position zukommt, während die jeweils stehende Figur sich in aktiver Weise zu dieser Person in Beziehung setzt. Dabei wird die Stufe der bloßen "Teilnahme" überschritten, die Standfigur wird Teil einer Entität. So ist die Gruppenfigur vom Typ III aber nicht nur die Kombination zweier Kultempfänger - wie etwa die Gruppensitzfigur - sondern betont die besondere Rolle der stehenden weiblichen Figur. Das die Beschreibung gerade der Rolle der Frau der wesentliche Impuls bei der Entwicklung des Typs der Gruppenfigur war, wurde oben schon festgehalten.

5. Es muß dabei eine Gruppe relativ früher Statuen vom Typ III von den späteren, formalisierten Belegen unterschieden werden. Zu dieser frühen Gruppe zählen wohl die Statuen aus dem Ensemble des nn-xf.t-kA (7.83),

377 Bei CG 44 (7.78) sind beide Frauen Hm(.t)-nTr Hw.t-Hr, die hockenden Frauen bei CG 21 (7.80), CG 62 (7.81), CG 190 (7.77), CG 314 (7.98) und ebenfalls die von CG 44 (7.78) sind rx.t-nswt.

378 Diese Doppelfunktion der Gattin im funerären Kult tritt erst in weitaus jüngeren Belegen deutlich hervor; es sei an die Rolle der Witwe erinnert, die als die der Isis

sakramental ausgedeutet wird, oder die Darstellungen in Gräbern des NR, die einerseits die Frau als trauernde Witwe beim Begräbnis, dann aber selbst als verstorbene Gattin an der Seite des Mannes beim Gebet vor Osiris und beim Kultempfang zeigt (Barthelmess 1992:

99).

des Tjj (7.88), aus dem Ensemble des ra-Htp (7.89) und eventuell des n-anx-ra (7.87). nn-xf.t-kA und ra-Htp werden zwei der größten Statuenensembles aus Saqqara überhaupt zugeschrieben, die beide aber keine weiteren Gruppenfiguren enthalten. Alle Grabherren gehören ihren Titel nach zur Elite, was sich auch in der stilistischen Qualität der Statuen spiegelt. Außerdem zeigen alle Statuen experimentelle Züge, die für das Bemühen sprechen, Ausdrucksformen zur Darstellung besonderer oder neuartiger Realitäten zu finden.

6. Dieses Bemühen zeigt sich besonders an den beiden Belegen des ungewöhnlichen Typs III.c: Die Statuen des Tjj und des ra-Htp zeigen je eine sitzende Frau mit einem zu ihrer Rechten stehenden Mann. Bei Tjj (7.88) wird der stehende Grabherr von der sitzenden Frau, beschriftet als seine Gattin, in Pose B umarmt, bei ra-Htp (7.89) berührt der Mann in ungelenker Weise den Arm der neben ihm sitzenden Frau. Die Reste einer Inschrift auf der Basis des ra-Htp können von einem Stiftungstext stammen, in dem die Stiftung der Statue durch den Sohn an seine Mutter genannt wird.

Man muß wohl davon ausgehen, daß in beiden Fällen den Frauen eine besondere Position zukommt, die in dieser bildlichen Wiedergabe beschrieben wird. Zugleich bilden sich die Männer ebenfalls in besonderer Rolle ab. In ihrer Ambivalenz zwischen stiftender, den Kult erhaltender Nebenfigur und dem Auftreten als Kultempfänger und Hauptfigur entsprechen sie genau der oben beschriebenen Ambivalenz der Rolle der Frau als Witwe (kulterhaltende Nebenfigur: Mutter der Nachkommen;

kultempfangende Hauptfigur: Gattin). Parallelen solcher ungewöhnlichen Lösungen liegen hier, wie etwa auch bei der außergewöhnlichen Gruppenfigur des ra-wr, eher im Bereich der königlichen Plastik, als daß ähnliche Beziehungen Gegenstand rundplastischer Affirmation im Normalfall nichtköniglicher funerärer Praxis waren379.

7. Die Statue aus dem Ensemble des nn-xf.t-kA (7.83) und n-anx-ra (7.87) zeigen den sitzenden Grabherrn mit der stehenden Frau, die ihn in Pose B umarmt, bei n-anx-ra sind außerdem zwei kleine Knabenstandfiguren als Nebenfiguren angebracht. Sie prägen ein Vorbild, das im folgenden auch weniger hochgestellte Personen kopieren. Man kann bei nn-xf.t-kA und wohl auch n-anx-ra davon ausgehen, daß der Bildfindung das Bedürfnis zugrundeliegt, eine konkrete, besondere Position von Mann und Frau zu beschreiben, und auf die Statue des anx-jr-ptH (7.85), die von seiner neben ihm stehenden Frau gestiftet wurde, wird unten noch eingegangen.

379 So entspricht die Pose der sitzenden Gattin, die den stehenden T j j umarmt, formal der der Göttin Hathor in der Triade des Mykerinos BMFA 09.200 (Seidel 1996: Taf. 8).

Bei anderen Gruppenfiguren vom Typ III ist aber durchaus anzunehmen, daß sie im Sinne der Gruppensitz- und Gruppenstandfiguren als Abbilder der beiden im Grab bestatteten Personen fungieren. Ob sich in der Pose der stehenden Frau in jedem Fall ein Rollen- oder Statusunterschied abbildet, und welcher, ist nur durch Prüfung des konkreten Beleges auszumachen.

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sich Typ III der Gruppenfigur in Saqqara in der fortgeschrittenen Periode IV als eine gebräuchliche Variante der

"echten" Gruppenfigur mit denselben funktionalen und inhaltlichen Konnotationen wie die Gruppensitz- und Gruppenstandfigur etabliert hatte.

8. Betrachtet man den Bestand an "echten" Gruppenfiguren vom Typ IV und V, so lassen sich in etwa dieselben Beobachtungen machen wie in Giza.

Da die Fundumstände und der Bestand der Statuenensemble in der Regel weniger gut dokumentiert sind, ist ein Vergleich mit Giza im Einzelnen kaum möglich, aber auch in Saqqara scheint die Gruppenfigur eine typische Serdabstatue zu sein, die meist nur einmal im Ensemble auftritt. Auffällig ist, wenn aufgrund der Befundlage auch nicht als signifikant zu bewerten, daß die Gruppensitzfigur Typ IV.a in Saqqara gar nicht bzw. bei eventuell aus Saqqara stammenden Exemplaren nur sehr selten vertreten ist.

Möglicherweise wurde die Funktion dieses Typs in Saqqara durch Statuen vom Typ III.a übernommen. Das ist nicht unlogisch, denn aus der Zuordnung der Gruppensitzfigur zur nördlichen Kultstelle in Giza war zu schließen, daß über sie die Einbindung des Grabherrn in das Umfeld der Kernfamilie und deren Kontinuität affirmiert wird; die Gruppenfigur vom Typ III affirmiert genau denselben Ritualsinn, präzisiert um die konkretere Beschreibung der ambivalenten Rolle der Frau als Gattin (Kernfamilie) und Witwe / Mutter der Nachkommen (Einbindung der Familie, Kontinuität des Kultes).

9. Ensemble in Saqqara, in denen vor allem Holzfiguren auftreten, verzichten auf Gruppenfiguren. In den zwei Fällen des kA-p-nswt, Sohn des kA-m-Hz.t, und des mjtr(j) ist aber eine Sonderform der Gruppenbildung zu beobachten. Im etwas älteren Ensemble des kA-m-Hz.t wurde eine traditionelle Gruppensitzfigur mit der Nebenfigur des Sohnes aus Kalkstein gefunden (7.91.1:). Sein Sohn kA-p-nswt - es ist nicht gesichert, daß es sich bei ihm um den Knaben der Gruppenfigur handelt, da diese nicht beschriftet ist - besaß ein Serdabensemble aus Holzfiguren, darunter eine männliche Standfigur, in deren Basis eine sehr viel kleinere Figur in Schrittstellung hinter dem linken Bein eingesetzt war (7.91.2:). Von der kleinen Figur sind nur die Füße erhalten, so daß nicht zu klären ist, ob es sich um eine kleine männliche Standfigur oder eine nackte Knabenstandfigur in Schrittstellung handelte. Die kleine Figur ist als jmAx (.w) n jt(=f), also wohl der Sohn, bezeichnet. Die Besonderheit bei

kA-p-nswt ist die Befestigung der kleinen Figur in der Basis seiner Standfigur, was formal eine Gruppenfigur vom Typ II.a produziert. Ein ähnlicher Fall liegt im Ensemble des mjtr(j) vor, wo zur Linken einer großen hölzernen Schreiberfigur ebenfalls die Füße einer kleinen männlichen Figur in Schrittstellung erhalten sind (5.35.1:). Es ist also nicht unwahrscheinlich, die separat gefundenen Knabenstandfiguren wenigstens zum Teil derartigen Gruppen aus Standfigur des Grabherrn und Knabenfigur zuzuschreiben, wobei nicht zwangsläufig von einer gemeinsamen Basis auszugehen ist, da solche Ensemble auch durch eine gruppierende Aufstellung im Serdab herzustellen sind (siehe Kap. 11). Wesentlich ist, daß in den Saqqara-Ensembles mit Holzfiguren die "echte" Gruppenfigur mit sich gegenseitig berührenden Personen nicht belegt ist, nur die Kombination mit einer kleinen Figur des Sohnes, die "Nähe", bringt die Kontinuität der Generationen zum Ausdruck380.

9.5. Sonderfälle und Sonderensembles

1. Bei der Besprechung der häufig auftretenden Typen von Gruppenfiguren wurde mehrfach auf Besonderheiten und individuelle Lösungen bei den einzelnen Belegen verwiesen. Die Gruppenfigur stellt im Korpus der Rundbilder die am meisten komplexe Gattung dar, so daß durch die individuelle Kombination traditioneller Elemente und die Hinzufügung ungewöhnlicher Einzelheiten konkrete Sachverhalte sehr differenziert dargestellt bzw. beschrieben werden konnten. Die einfache Kombination einer Hauptfigur mit Nebenfiguren bzw. von zwei Hauptfiguren und diese wiederum mit Nebenfiguren bot eine gewisse Breite an Varianten und Ausdrucksmöglichkeiten, denen die meisten Belege folgen. In einigen Fällen wurden die Muster aber in ungewöhnlicher Form variiert, so daß diese Belege einer speziellen Interpretation bedürfen, die aber durch das Fehlen eines entsprechenden Kontextes oft nur hypothetisch sein kann. Im folgenden sollen einige solcher Belege besprochen werden, zuerst Varianten der Typen IV und V, im Anschluß Beispiele für vielgestaltige Ensembles und die Kombination von Gruppenfigur und Pseudo-Gruppe.

2. Ein Beleg verbindet eine Gruppenstandfigur mit einer kleinen männlichen Sitzfigur (7.121). Diese Lösung ist insofern äußerst ungewöhnlich, als das die Sitzfigur eindeutig auf die Funktion "Affirmation von Existenz und Kultempfang" festgelegt ist, und keinerlei Bezüge zur Funktion der bisher besprochenen Nebenfiguren hat. Die Gruppierung ist als eine Variante

380 Das separate Einfügen einer kleinen Figur in die Basis einer Gruppenfigur ist auch bei Steinfiguren belegt, z.B. München ÄS 7146 (7.112).

aufzufassen, die eine Beziehung zwischen den Statuen durch den Index

"Nähe" herstellt, ohne aber, daß die Rolle der kleiner dargestellten Person auf die einer Nebenfigur festgelegt werden soll. Vergleichbar ist diese Kombination der einer Statue aus dem Ensemble von G 2099 (7.75.2:).

Hier steht eine kleine Standfigur, die ikonographisch nicht als Knabe ausgewiesen ist (Vorbauschurz?, Arme gerade herabhängend, Hände zur Faust, keine Kinderlocke) zwischen zwei identischen männlichen Standfiguren. Die beiden großen Statuen bilden formal eine Pseudo-Gruppe, tragen aber verschiedene Namen (zwei Namen einer Person?); die kleine Standfigur ist inschriftlich als zA=f n X.t=f ausgewiesen. Es ist also der Sohn, der sich in Position und Größe einer Nebenfigur abbildet, ohne ikonographisch auf deren Funktion beschränkt zu sein. Solche Gruppierungen werden gewöhnlich durch die gemeinsame Aufstellung von Statuen verschiedener Personen nebeneinander hergestellt, während hier die Abbildung einer Person in Größe und Dimension einer Nebenfigur, aber Ikonographie einer Hauptfigur bevorzugt wurde381.

3. In der Belegliste treten zwei Gruppenstandfiguren auf, die je zwei Männer darstellen. Die Statue aus dem Ensemble des nfr-sHfn zeigt zwei männliche Standfiguren, die zur Rechten legt ihren Arm in Pose A.2 um die Hüfte der Figur zur Linken (7.61). Die Statue ist unbeschriftet, so daß nicht sicher ist, wer hier in dieser Weise abgebildet ist. Prinzipiell erinnert die Statue an eine Pseudo-Gruppe, jedoch wäre die Umarmung für diesen Statuentyp äußerst ungewöhnlich382. So ist eher davon auszugehen, daß es sich hierbei um eine Gruppenfigur handelt, die zwei Männer verbindet, die in enger Beziehung zueinander stehen. Möglichkeiten sind der Grabherr mit seinem Vater, oder die folgende Generation, also Grabherr und eigener Sohn. Letztere Variante ist in der Statue CG 150 durch die Bezeichnung der einen Person als zA=f mrjj=f gesichert (7.122). Im Gegensatz zur Gruppe aus der Anlage des nfr-sHfn ist hier der Sohn aber etwas kleiner als der Vater und nicht, wie dieser, in Schrittstellung dargestellt; auch liegt keine gegenseitige Berührung vor. Prinzipiell kann man diese Statue auch als einen Sonderfall von Typ II.a - männliche Standfigur mit Nebenfigur - ansehen, jedoch ist der Sohn durch seine Bekleidung nicht mehr als Kind gekennzeichnet. Ob er damit als Kultempfänger der Statue auftritt, ist unsicher, aber wahrscheinlich. Da der Fundort der Statue nicht bekannt ist, kann über eine eventuelle gemeinsame Bestattung des Sohnes und des Vaters nichts ausgesagt werden.

381 Ein ähnlicher Fall liegt bei k-Hr-s.t=f im Central Field von Giza vor, wo eine kleine männliche Standfigur in vergleichbarer Position vor einer Felsgruppenfigur aufgestellt gefunden wurde (Hassan Giza VI: pl. XXXI, XXXII).

382 Eaton-Krauss 1995: 62, Anm. 34

4. Ähnlich groß wie in dieser letzten Gruppenfigur sind die Söhne auch in zwei anderen Gruppenfiguren dargestellt, allerdings unter Beibehaltung der kindlichen Ikonographie. Die Statue Brooklyn 49.215 ist ein Sonderfall von Typ III.b, mit männlicher Sitzfigur, weiblicher Standfigur zur Linken und einem in seiner Baby-Ikonographie etwas gigantisch wirkenden Knaben zur Rechten (7.124.1:). Die Ikonographie deutet auf die Funktion der Darstellung des Knaben als Nebenfigur, ob durch die Größe eine besondere Situation beschrieben wird, muß offen bleiben.

Realistischer wirkt die Größe des Knaben in der bemerkenswerten Gruppe der ppj und der beiden ra-Spss (7.62). Die prominente Plazierung der größer als die anderen Figuren dargestellten Frau in der Mitte, mit einer männlichen Standfigur zur Linken, die von ihr in Pose B umarmt wird, und einer naturalistisch bemessenen Knabenstandfigur zur Rechten, die den Arm um die Frau legt, macht wahrscheinlich, daß hier die Frau und ihre soziale Position der eigentliche Gegenstand der Affirmation sind383. Nicht eindeutig zu klären ist, wie die Benennung der männlichen Standfigur als zA=s ra-Spss und die der Knabenfigur als ra-Spss zu interpretieren sind.

U. Rössler-Köhler sieht darin eine Darstellung desselben Sohnes der ppj sowohl als Kind als auch als Erwachsenen und damit, der These folgend, daß Pseudo-Gruppen Personen in verschiedenen Lebensaltern abbilden können, in der Statue eine Sonderform einer Pseudo-Gruppe des ra-Spss mit seiner Mutter. R. Schulz sieht eine Verwechselung der Inschrift, die Vater und gleichnamigen Sohn bezeichnet, als eher wahrscheinlich an. Nach M. Eaton-Krauss ist die Interpretation als Pseudo-Gruppe durch die gegenseitige Berührung der Personen auszuschließen, sie schlägt vor, die Statue als Abbildung der ppj mit zwei gleichnamigen Söhnen anzusehen384. Eine endgültige Lösung des Problems ist durch die Einmaligkeit des Beleges kaum möglich, es sei aber darauf verwiesen, daß die kindliche Ikonographie des Knaben zur Rechten seine Interpretation als Hauptfigur, der männlichen Standfigur zur Linken analog und gleichberechtigt, problematisch macht385.

383 Schulz 1995: 123f; Rössler-Köhler 1989

384 Eaton-Krauss 1995: 58f

385 Als spekulative Lösung wäre anzubieten, in der Statue primär ein Standbild der ppj und ihres Sohnes zur Linken zu sehen. Die hervorgehobene Stellung der Mutter entspricht der in anderen Belegen. Die Statue wurde eventuell von einem Familienangehörigen mit Namen r a -Spss, z.B. dem Enkel, gestiftet, der sich als Nebenfigur und Garant des Kultes zur Rechten abbilden läßt. Dieser ra-Spss ist verwandschaftlich so weit von ppj entfernt, daß er seine Beziehung zu ihr nicht durch die einteilige Sequenz zA=s o.ä., die auf Statuen üblich ist, ausdrücken kann. Zu dem "erwachsenen" ra-Spss wird keine Beziehung hergestellt, da stets nur Beziehungen zur Hauptperson einer Gruppe beschrieben werden. Der stiftende ra-Spss kann durchaus dessen Sohn sein, aber auch in ganz anderer Beziehung zu den beiden

Hauptfiguren stehen. Die gleichartige Benennung von zwei Söhnen der ppj als ra-Spss ohne unterscheidendes Srj o. ä. wäre ungewöhnlich.

5. Zu erwähnen sind im Zusammenhang mit Gruppen, die ungewöhnlich große Knabenstandfiguren inkorporieren, sind auch solche Statuen, die nackte männliche Figuren in der Position von Hauptfiguren zeigen. Die Gruppenfigur vom Typ V.a des Htp-jb (7.63) stellt den Mann nackt dar, mit einer zur Rechten stehenden bekleideten Frau, die ihren Arm um seine Schulter legt. Der Kopf der männlichen Figur fehlt, so daß nicht zu erkennen ist, ob sie eventuell kindliche Ikonographie besaß, was aber bei der sehr muskulösen Körpermodellierung und vor allem der erkennbaren

5. Zu erwähnen sind im Zusammenhang mit Gruppen, die ungewöhnlich große Knabenstandfiguren inkorporieren, sind auch solche Statuen, die nackte männliche Figuren in der Position von Hauptfiguren zeigen. Die Gruppenfigur vom Typ V.a des Htp-jb (7.63) stellt den Mann nackt dar, mit einer zur Rechten stehenden bekleideten Frau, die ihren Arm um seine Schulter legt. Der Kopf der männlichen Figur fehlt, so daß nicht zu erkennen ist, ob sie eventuell kindliche Ikonographie besaß, was aber bei der sehr muskulösen Körpermodellierung und vor allem der erkennbaren

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