• Keine Ergebnisse gefunden

Die "äußere" Kultstelle

Im Dokument Statue und Kult (Seite 79-86)

Teil I - Grabstatuen im frühen Alten Reich

5. Die Entwicklung der Kultanlagen in Periode II und III

5.3.2. Die "äußere" Kultstelle

1. Als ein weiteres Charakteristikum der Anlagen der Königsnekropolen von Periode III.a und III.b ist, daß auf mehrräumige "äußere" Kultanlagen weitgehend verzichtet wird. In Periode II.b hatten Anlagen wie die des Hzj-ra oder xa-bA.w-zkr recht entwickelte Anbauten besessen, für die oben der Kult an Standfiguren und die Herleitung aus Kultbereichen wie der

178 Die Zugangstür zum Scheintürraum (NS:L:1s) ist nicht die Verlängerung der Süd-Kultstelle, wie es in Periode II die Zugangstür der Nischenkapelle ist, die ebenfalls Dekorationselemente der Scheintür aufweisen kann (z.B. beschriftete Rundholz und Architrav bei mTn, LD II: 7.a). Die Tür ist nach Norden versetzt und nimmt die

Ritualrichtung der Kapelle der Periode III.b auf. Daher ist auch die Überlegung von Reisner 1942: 293 nicht stichhaltig, der die Einführung des NS-Raumes dadurch begründet, daß man auf diese Weise mehr Fläche für Flachbilddekoration gewonnen wollte. Das wäre auch bei linearer Raumführung oder mittig angeordneten Türen möglich. In Saqqara wird eine solche Kapellenform mit mittigem Eingang (NS:T) in Periode IV.a eingeführt, für die aber gerade charakteristisch ist, daß die Entwicklung der Periode III.b (Verlagerung beider Ritualrichtungen in eine Installation) nicht nachvollzogen wird. Aus dem Saqqara-Raumtyp wird die ab Periode IV.b sehr beliebte Raumform der "tiefen Halle" (OW) entwickelt, siehe Kap. 13.1.2.

Anlage von S 3505 postuliert wurde. Solche Anlagen fehlen in Dahschur Mitte und auf dem Giza-Westfriedhof völlig; erst die Prinzenanlagen der Periode III.c führen auch diese Einrichtungen vor dem eigentlichen Mastabakörper wieder ein.

2. Es wurde oben angedeutet, daß die Verbindung der "äußeren" Kultplätze mit der Grabstelle selbst ein Phänomen der Periode II ist und diese eventuell Nachfolger von Kultstellen sind, die sich an anderen Orten befunden haben. M. E. ist das Fehlen solcher Einrichtungen auf den geplanten Königsfriedhöfen der frühen 4. Dynastie dadurch zu erklären, daß man diese Kulteinrichtung zeitweise wieder vom Grab trennte. Als mögliche Stelle der Konzentration des "äußeren" Kultes kommt für die auf den Friedhöfen der Königsumgebung bestatteten Personen der Tempel der königlichen Grabanlage in Frage. Bei Snofru ist dieser nicht direkt auf die Pyramide bezogen, sondern liegt scheinbar unmotiviert auf halber Höhe des Aufweges. Dort befindet er sich aber in Höhe und räumlicher Nähe zum Friedhof von Dahschur Mitte und stellt so einen Bezug zwischen der der Königsumgebung und der Knickpyramide her179. In diesem Tempel wurden Statuen gefunden, die Angehörige der Königsfamilie am Boden hockend abbilden (siehe dazu Kap. 7.2.)180. Charakteristischer Weise enthält im Gegensatz zu den Anlagen der Königsfamilie die Anlage des jpj, der nicht zur königlichen Familie gehört aber in etwa zur selben Zeit lebte, eine separate Installation für den Statuenkult und auch zwei Standfiguren des Toten (3.2). Auch die ebenfalls in die Zeit der unmittelbaren Nachfolger des Snofru zu datierenden ra-nfr und kA-apr hatten eine bescheidene Nische mit Standfiguren in ihrem Kapellenanbau (3.8; 3.9), Installationen, die bei keiner der Anlagen auf den geplanten Königsnekropolen belegt sind, aber auf die Existenz "äußerer" Kultplätze in Periode III verweisen.

3. Inwieweit in der ersten Planung der Nekropole von Giza eine dem Snofru-Tempel vergleichbare kollektive Kultinstitution vorgesehen war, ist unbekannt. Die Anlage des Ostfriedhofes zeigt, daß die hier wieder auftretenden "äußeren" Kultanlagen der Prinzengräber mit Raumproblemen zu kämpfen haben und wohl nicht ursprünglich vorgesehen waren. Eine klare Vorstellung von der Struktur einer "äußeren" Kultanlage in Periode III.c vermitteln aber die Kapellenbauten der Großmastabas G 2000 und G

179 Stadelmann 1985/1991: Abb. 23. Die Kultanlage der Knickpyramide ist zweigeteilt: der

„innere“ Tempel mit der Versorgungskultstelle befindet sich direkt an der Ostseite der Pyramide; der „äußere“ Tempel mit einer Kultanlage, die das diesseitige Wirken des Königs und seine Bindung an die Königsfamilie thematisiert, befindet sich im sogenannten Taltempel auf halber Höhe des Aufweges. Unter Cheops werden durch die unmittelbare räumliche Kombination von Pyramide und Nekropole der Königsfamilie auch die beiden Kultbereiche zusammengefaßt. Zur Entwicklung der Kultanlagen siehe Ricke 1950 und Stadelmann 1985/1991.

180 Fakhry 1961: 9-13

7510, die im Osten nicht unter Raumproblemen litten181. Die Kombination von Hof und Zugangsräumen sowie die noch deutliche architektonische Trennung der "äußeren" Kultanlage von der eigentlichen Mastaba bei G 7510 hat diese Anlage mit dem Taltempel der Knickpyramide gemein.

4. Erst in Periode III.c wird die "äußere" Kultstelle also wieder mit der Grabstelle verbunden. Sie ist der Bereich, in dem die Nutzung sehr großer und vielgestaltiger Statuenensembles wie das des kA-wab (3.5) ansetzt.

Die vermeintliche Armut an Statuen an funerären Anlagen der Periode III.a/b muß also vor allem auch damit erklärt werden, daß der übliche Platz für Statuen fern der Scheintür die "äußere" Kultanlage der Periode II -zumindest auf den Königsfriedhöfen vom Grabbau getrennt wurde. Wo diese Trennung nicht vorliegt - in Saqqara bei ra-nfr und kA-apr - oder durch nachträgliche Umbauten aufgehoben wird (kA-wab), treten Statuen durchaus auf.

Auch die in Periode III.c erneut vorgenommene Verlegung der Süd-Kultstelle in das Mastabamassiv ist vor allem dadurch zu deuten, daß man die "äußere" Kultstelle wieder an das Grab selbst anschloß. Die Süd-Kultstelle wird durch ihre Lage in der Mastaba als Süd-Kultstelle für den Toten im Grab definiert, die "äußere" Kultanlage durch ihre Position vor der Mastaba als Kultstelle, in der der Tote nach Verlassen der eigentlichen Grablege anwesend ist.

5.4. Die Entwicklung der Kultanlagen in Periode II und III -Zusammenfassung

1. In der Entwicklung der Grabanlagen der memphitischen Residenzfriedhöfe zeichnet sich in der Periode der Enstehung des um diese Residenz konzentrierten ägyptischen Staatswesens eine relativ klare Tendenz ab. Aus den großen Grabanlagen der noch landesweit verbreiteten Periode I funerärer Kultur der Elite wird ein Grabtyp entwickelt, der den spezifischen Bedingungen der Residenz angepaßt ist. Das wesentliche Kriterium dieses Grabtyps ist die immer stärkere Betonung seines Charakters als eine permanente Kultstelle182. In Periode II der funerären Kultur verläuft die Entwicklung der oberirdischen Kultanlagen noch parallel zum Ausbau von unterirdischen Einrichtungen einer symbolischen Selbstversorgung im Grab. Erst in Periode III werden alle nicht mit dem permanenten Kult verbundenen Installationen schlagartig reduziert.

181 Reisner 1942: fig. 4, 8

182 Roth 1993: 50

2. Die Einrichtung permanenter Kultanlagen führt in Periode II zur Formalisierung mehrerer Kultplätze. Systematisch erfaßbar sind zwei Kultstellen an der Ostfassade der Mastaba, wobei der südliche Platz mit dem Versorgungskult für den Grabherrn in Verbindung steht, der nördliche Kultplatz mit dem Zugang zur Sargkammer. Weniger standardisiert tritt ein weiterer, "äußerer" Kultplatz in Erscheinung, der getrennt vom eigentlichen Mastabamassiv nördlich oder östlich der Anlage angeschlossen wird.

3. Im Verlauf der Periode II werden die Kultplätze mit formalisierten Installationen versehen, bei deren Ausformung Elemente einer Elitekultur aktiviert werden, die zunehmend auf die Residenz beschränkt sind und in der Provinz eher imitiert als unabhängig erarbeitet werden. Solche Elemente sind die Gestaltung der Kultstellen als Scheintüren, die Formalisierung des Abbildes des sitzenden Grabherrn am Speisetisch, der Einsatz von Flachbilddekoration und Schrift zur Affirmation von Ritual und Ritualsinn. Dazu ist auch die Formalisierung zweier Statuentypen zu zählen, Sitz- und Standfigur, die wenigstens hypothetisch konkreten kultischen Bezügen zugeordnet werden können: die Sitzfigur dem Versorgungskult für den Toten im Grab, die Standfigur dem Kult des aktiven Toten am Grab oder sogar fern vom Grab.

4. Unter Snofru werden die in Periode II entwickelten kulturellen Ausdrucksformen der funerären Kultur in ungewöhnlich deutlicher Art und Weise interpretiert und umgestaltet. Die Periode III dieser aktiven strategischen Ausdeutung wird unter Cheops fortgesetzt. Sie ist vor allem an Grabanlagen der unmittelbaren Königsumgebung zu beobachten, Elemente der neuen Praxis sind aber auch an Grabstellen außerhalb der Königsfriedhöfe erkennbar.

5. Grablege und Kultanlage werden in Periode III klar voneinander getrennt.

Die Kultstelle am Grab erhält den Charakter einer unbedingt notwendigen Installation der Versorgung des Toten. Dabei wird ein Bemühen deutlich, den funerären Kult in möglichst realer, individuell bestimmter und konkreter Art und Weise durchzuführen. Es wird so weit wie möglich auf Formen symbolischer Affirmation verzichtet: Die Statue wird in Gestaltung und Position so eingesetzt, daß sie nicht für den Toten, sondern als Toter wirkt. Zeitweise wird auf die Statue ganz verzichtet, was damit erklärt werden kann, daß der als menschlicher Körper hergerichtete Leichnam des Toten die Funktion der Statue ganz übernimmt (gegebenenfalls um einen Ersatzkopf ergänzt). Der symbolische Durchgang der Scheintür wird durch die radikale Umgestaltung der südlichen Kultstelle ersetzt, so daß die Nische nicht mehr symbolisch

für eine Tür steht, sondern als Tür umgesetzt wird. Die Bestattungsanlage wird nicht mehr als symbolische Versorgungsanlage interpretiert, sondern durch die reale Versorgungsanlage in der Kapelle ersetzt. Diese Kultkapelle übernimmt dabei die kultischen Richtungsbezüge des Bestattungstraktes der Periode II (Süd-Nord als Richtung im liminalen Grabbereich, West-Ost als Richtung zwischen Grabbereich und Welt der Lebenden).

6. Ein weiteres Kriterium der Periode III ist die zeitweilige Trennung der

"äußeren" Kultanlage vom Grabbau bei Angehörigen der königlichen Familie.

Dieser "äußere" Kultbereich war wahrscheinlich überhaupt erst in Periode II mit der Grabstelle verbunden worden. Da dieser äußere Kultbereich nicht der Versorgung des Toten im Grab dient, sondern der Affirmation seiner Wirksamkeit im Diesseits, ist auch dieses Phänomen als eine bewußte Maßnahme der Neustrukturierung der funerären Praxis zu verstehen.

Vorgeschlagen werden soll, daß dieser Aspekt des Kultes unter Snofru in einen Kollektivkult der königlichen Familie integriert wurde, was auch unter Cheops anfangs geplant war, dort aber offenbar auf die gesamte Institution "Residenz" erweitert. In diesem Bereich ist auch die Verwendung von spezifischen Statuentypen (Schreiberfigur) belegt.

Kultanlagen der Periode III.a/b sind also weniger durch eine Reduzierung der Installationen gekennzeichnet, sondern durch eine bewußte Trennung der verschiedenen kultischen Funktionen.

7. Die aktive, bewußte und manipulative Deutung des Vokabulars der funerären Kultur durch Reduzierung der Symbolik und Multiplikation des Aufwandes für "reale" Installationen - die Tendenz zur "Entsymbolisierung"

- wird in Periode III.c unter erneuter Einbeziehung der in Periode II entwickelten Formen magisch-schriftlicher Affirmation aufgehoben, beginnend mit Anlagen wie der des Hm-jwnw und endend mit der Formalisierung eines neuen, für Giza spezifischen Kapellentyps mit Scheintürraum (NS:L:1s) und vorgelagertem "äußerem" Kultbereich. Die damit einhergehende Tendenz zum "Narrativen", zur ausführlichen Beschreibung und Deutung schlägt sich auch in der Verwendung von Statuen wieder, die nun in immer größerem Maße und in ganz neu entwickelten Typen eingesetzt werden.

8. Die zur frühen Entwicklung der funerären Praxis der Residenz gemachten Beobachtungen sind auf die Ebene der Eliteangehörigen beschränkt, wobei neben der Königsfamilie aber auch eine Gruppe hoher Beamter schon gut belegt ist. Grabanlagen auch mittlerer und niederer Residenzschichten lassen sich erst ab der Übergangsphase von Periode III zu Periode IV analysieren. Insofern kommt den Perioden II und III der

funerären Kultur der Charakter einer Elite-Kultur zu. Das Besondere an ihr ist, daß es sich um die spezifische Gruppe der in der Residenz ansässigen Elite ist, die zunehmend von den Eliten anderer Lokalitäten Ägyptens verschiedene kulturelle Ausdrucksformen entwickelt.

9. Durch die Aktivierung des Mediums "permanenter Kult am Grab" sind die Eliteangehörigen befähigt, die strategische Statusdefinition mittels monumentaler Grabanlagen, die schon in Periode I belegt ist, dauerhaft zu gestalten. Auf diese Weise können extrem individuelle Positionen in kulturell faßbare materielle Erscheinungsformen umgesetzt werden, was besonders in Periode III zu nahezu einmaligen Belegen der

"Individualisierung" bei einzelnen Elitepersonen führt (Hm-jwnw, anx-HA=f, naturalistische Repräsentationen). Aber auch dieses Phänomen ist in eine größere Tendenz eingebunden, in der sich die Etablierung neuer und umfassender Institutionen abbildet, die für die Residenz als soziales Phänomen charakteristisch sind (geplanter Königsfriedhof, Schreiberfigur als Statusfigur, s.u.). Die Dialektik von individueller Repräsentation und der Etablierung neuer Formen kollektiver Institutionen ist bezeichnend für die soziale Dynamik der Frühphase der Etablierung der Residenz des AR.

10. Für die auf H. Junker und A. Shoukry zurückgehende Annahme, es habe unter Cheops eine Art Luxusverbot im funerären Bereich gegeben, das ausgiebige Dekoration und auch das Aufstellen von Statuen verbot, gibt es außer dem Bericht Herodots über die Strenge des Cheops keinerlei Anhaltspunkte183. Es ist vielmehr festzustellen, daß die Reduzierung

183 Zum Verzicht auf Dekoration und Scheintür aus einem "Stilwillen" bewußt sparsamer Gestaltung heraus, der nur unter Druck durch die Obrigkeit zu halten gewesen wäre: Junker 1928.a: 8; Junker Giza I: 75-86. Dieser Deutung als besonderer, bewußt eingesetzter "Stil"

schließt sich Bolshakov 1997: 37-39 an. Shoukry 1951: 40f, 50f nimmt ein als Strafe zu verstehendes Verbot luxuriöser Ausstattung unter Cheops an, das durch Thronstreitigkeiten motiviert gewesen sei. Das gerade die Grabanlagen der hohen 4. Dyn. mit bisher nicht gekanntem Aufwand errichtet wurden, widerspricht diesen Thesen.

Haeny 1971: 158 und ähnlich Jánosi 1999: 30 gehen davon aus, das Auftreten der

Ziegelkapelle mit Speisetischtafel sei nur eine Zwischenlösung; der eigentliche Plan habe bei allen Anlagen eine Süd- und eine Nord-Kultstelle wie bei G 2110 vorgesehen. Bei der

insgesamt recht großen Zahl vollendeter Kapellen dieses Typs ist das aber unwahrscheinlich;

die umgebauten Kapellen sind als Sonderfälle anzusehen, die den Standards der Periode III.c angepaßt wurden. Die dabei auftretende Vermauerung der Speisetischtafel hinter einer Scheintür schafft eine Situation, die dem West-Serdab bei ra-Htp und nfr.t oder bei Hm-jwnw vergleichbar ist: der Tote ist anwesend, verbleibt aber hinter dem magischen Durchgang.

Der Vorschlag von El Metwally 1992: 110-114, 120-122, in den nur mit der

Speisetischtafel dekorierten Gräbern die Anlagen einer mittleren Residenzschicht zu sehen, die unter Cheops überhaupt zum ersten Mal einen formalen Grabbau erhält, aber auf

aufwendige Dekoration noch verzichten muß, hat einiges für sich, da hierbei berücksichtigt wird, daß in Giza erstmals ein viel größeres Segment der Residenzbevölkerung in

„formalen“ Anlagen bestattet wird, als bisher üblich. Diese Deutung kann aber u.a. nicht den Verzicht auf die Markierung der Nord-Kultstelle erklären. Es ist also doch

wahrscheinlicher, die besondere Form der Ausstattung aus Veränderungen der funerären Praxis zu erklären.

bestimmter kultureller Elemente (Dekoration, Statuenanzahl) durch die Massierung anderer Elemente (Steinbau, Prestigepositionen der Anlagen im Königsfriedhof, Qualität der wenigen Statuen und Flachbilder) wettgemacht bzw. sogar übertroffen wird. Die Veränderungen an Grabanlagen unter Snofru und Cheops können durch die konsequente Entwicklung der Grabstelle zu einem Ort permanenten Kultes erklärt werden. Dabei wurde durch den Verzicht auf universelle Symbolik das Konkrete einer Grablege (verschlossener Ort) und einer Kultstelle (zugänglicher Ort) heraus- und gegeneinandergestellt, so, wie in der naturalistischen Statue auch das Individuelle der Person, der dieser bestimmte Kult an einem bestimmten Grab dient.

11. Der Verzicht auf praktisch jede symbolische Affirmation erwies sich jedoch als Übergangsstufe. Die symbolische Affirmation durch Rundbild, Flachbild und Schrift bot sich als ein Medium intensivierter funerärer Praxis an, die bei einer konsequenten Reduzierung des symbolischen Vokabulars verarmt und damit als Mittel kultureller Auseinandersetzung obsolet geworden wäre. Die klare Strukturierung der funerären Praxis in Periode III und die Verschiebung der Funktion einer funerären Anlage von der Grablege zur Kultstelle bildet aber die Voraussetzung für die breit angelegte Entwicklung von symbolischen Ausdrucksformen der funerären Kultur in Periode IV.

Der Manuelian 1998: 132-134 faßt die einschlägigen Deutungen zusammen und stellt fest, daß auch die Kultstellen der Periode III.b voll funktionstüchtige Installationen sind und insofern von einer Reduktion nicht die Rede sein kann.

Teil II - Statuentypen des hohen und späten Alten

Im Dokument Statue und Kult (Seite 79-86)