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Welche Rollen und Funktionen können Haus- und Fachärzte sowie andere Akteure des ambulanten Systems

6 Ergebnisse

6.1 Ergebnisse aus den quantitativen Untersuchungen

6.1.5 Welche Rollen und Funktionen können Haus- und Fachärzte sowie andere Akteure des ambulanten Systems

Die Rolle der Haus- und Fachärzte könnte eine ganz entscheidende sein, was die früh-zeitige Registrierung von Signalen eines drohenden Handlungsbedarfs angeht. Hier werden zeitlich zuerst die Anzeichen eines möglichen Handlungsbedarfs fachgerecht erhoben und diagnostiziert.

6.1.5.1 Betriebsbefragung

Im Rahmen der quantitativen Betriebsbefragung konnte jedoch nur geprüft werden, ob überhaupt Kontakte zu Haus- und Fachärzten bestehen. Die Ergebnisse wurden bereits im Kapitel 6.1.1 erläutert. Hier soll nur nochmals daran erinnert werden, dass lediglich 7,1% aller Betriebe davon berichten, zu irgendeinem Hausarzt von Beschäftigten Kon-takte zu haben, bei denen die Themen Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung eine wesentliche Rolle spielten. Die in diesem Zusammenhang möglicherweise auftretenden Probleme im Rahmen der Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Bestimmungen wer-den im Kapitel 6.1.6.2 erörtert.

Darüber hinaus wäre es denkbar, dass Haus- und Fachärzte spezielle Angebote für Betriebe konzipieren und diese auch durchführen. Dieser Aspekt wird im Rahmen der Befragung von Haus- und Fachärzten untersucht.

Weitere Akteure des ambulanten Systems wurden in der Betriebsbefragung nicht be-rücksichtigt, da sie nicht zum primären Kreis der zu untersuchenden Kooperationspart-ner gehören.

6.1.5.2 Mitarbeiterbefragung

Die Mitarbeiterbefragung erbringt zu diesem Fragenkomplex umfangreichere Ergeb-nisse. Vor allem galt es zu prüfen, inwieweit es im Zuge der haus- und fachärztlichen Betreuung zu einer Thematisierung des Zusammenhangs zwischen Erkrankungen und Arbeitstätigkeit kommt und ob durch die Kontaktaufnahme zum Betriebsarzt als zentra-lem betrieblichen Ansprechpartner die potenziell zur Verfügung stehenden Informatio-nen auch weitergeleitet und weiterverarbeitet werden könInformatio-nen. Erste Ergebnisse hierzu wurden bereits im Kapitel 6.1.1 erläutert. Feststellbar war, dass es nur in ganz seltenen Fällen zu Kontakten zwischen Hausärzten und Betriebsärzten kommt.

Aus den Ergebnissen in der Tabelle 40 geht darüber hinaus hervor, dass diese geringe Kontakthäufigkeit offensichtlich auch nicht wesentlich davon beeinflusst wird, ob ein möglicher Zusammenhang der Beschwerden mit der Arbeitstätigkeit beim Hausarzt thematisiert wurde: Wenn es eine betriebsärztliche Betreuung gibt, dann liegt die „Kon-taktquote“ bei 2,7% und erhöht sich nur auf 3,4%, wenn der Befragte mehrfach mit sei-nem Hausarzt darüber gesprochen hat, dass die Beschwerden eventuell mit der Ar-beitstätigkeit in Zusammenhang stehen. Wenn dies nicht besprochen wurde, dann liegt die Kontaktquote trotzdem bei 2,3%.

Tabelle 40: Kontakte zwischen Haus- und Betriebsärzten

Wenn Sie in Ihrer Firma eine betriebsärztliche Betreuung haben: Hat Ihr Hausarzt schon einmal mit

Ihrem Betriebsarzt über Ihre Krankheit bzw. die Beschwerden gesprochen?

Ein äquivalentes Ergebnis resultiert, wenn dieselbe Analyse mit der Facharztgruppe der Orthopäden durchgeführt wird. Auch hier ändert sich die geringe Kontakthäufigkeit nicht

entscheidend, wenn ein Zusammenhang der Beschwerden mit der Arbeitstätigkeit the-matisiert wurde.

Zusätzlich zu den Kontaktpfaden wurde untersucht, inwieweit Hausärzte und Orthopä-den ihren Patienten präventive Angebote machen, die nicht unbedingt im direkten Zu-sammenhang mit einer aktuellen Erkrankung stehen müssen. Für die Analyse wurden nur diejenigen Personen berücksichtigt, die auch in den letzten zwölf Monaten bei einem Hausarzt bzw. Orthopäden in Behandlung waren. Die Ergebnisse sind in der fol-genden Tabelle 41 aufgeführt. Sie zeigen, dass Hausärzte und Orthopäden vergleich-bare Häufigkeitsverteilungen aufweisen und jeweils knapp 40% der Befragten davon berichten, dass ihnen noch nie solche Angebote gemacht wurden.

Tabelle 41: Präventive Angebote von Hausärzten bzw. Orthopäden

Hat Ihnen Ihr … schon einmal Angebote für Maßnahmen gemacht, die der Gesundheitsförderung dienen und die nicht unbedingt direkt mit Ihrer akuten Erkrankung in Verbindung standen?

Hausarzt Orthopäde

Häufigkeit Prozent Häufigkeit Prozent

Noch nie 266 38,0 108 36,6

Selten 155 22,1 50 16,9

Gelegentlich 224 32,0 103 34,9

Häufig 44 6,3 27 9,2

Sehr häufig 11 1,6 5 1,7

Gesamt 700 100,0 293 99,3

k.A. 2 0,7

6.1.5.3 Betriebsarztbefragung

In der Betriebsarztbefragung wurde mittels einiger Items erfragt, welche Kontakte zu Hausärzten und Orthopäden bestehen und ob aus diesen Kontakten für die betriebli-chen Patienten erkennbare Vorteile resultiert sind.

94% der Betriebsärzte berichten davon, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten Kontakte zu Hausärzten hatten und 68% hatten Kontakte zu Orthopäden. Von mehr als 25 Kontakten berichten 16,8% bzw. 4,5% der Betriebsärzte. Angesichts der z.T. sehr großen Anzahl betreuter Mitarbeiter müssen diese Kontaktquoten deshalb als gering eingeschätzt werden.

Die Prüfung des Zusammenhangs zwischen der Vernetzung und den Kontakten zu Hausärzten (Tabelle 42) und Orthopäden (Tabelle 43) zeigen hochsignifikante Ergeb-nisse. Dies zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit und Häufigkeit von Kontakten bedeutsam mit der Netzwerkmitgliedschaft zusammenhängt. Netzwerkmitglieder haben häufiger mehr als zehn Kontakte als Nichtmitglieder und solche Betriebsärzte, die noch nichts von einem betrieblichen Netzwerk gehört haben.

Tabelle 42: Betriebsarztbefragung: Kontakte zu Hausärzten

Tabelle 43: Betriebsarztbefragung: Kontakte zu Orthopäden 1 ja, bin

Die Betriebsärzte mit Kontakten wurden darüber hinaus gefragt, wie oft sich aus diesem Kontakt ein erkennbarer Vorteil für den Patienten ergeben hat. Insgesamt gesehen werden die Kontakte zu Hausärzten positiver eingeschätzt als die Kontakte zu Orthopä-den (Angaben in Klammern). 53,9% (37,2) aller Betriebsärzte sagen, dass diese „häu-fig“ oder „sehr häu„häu-fig“ zu erkennbaren Vorteilen für die Patienten geführt haben. Nach

37 Sofern nichts anderes angegeben wird handelt es sich bei den dargestellten Korrelationskoeffizienten (r=) immer um Kendalls tau-b.

Orthopädenkontakten werden die Vorteile von 23,8% mit „nie“ oder „selten“ einge-schätzt. Die äquivalente Angabe gegenüber den Hausärzten beträgt 12,4%.

Die Netzwerkmitgliedschaft beeinflusst nur die Einschätzung der Wirksamkeit bezogen auf die Orthopädenkontakte signifikant. Dennoch ist bei beiden Vergleichen erkennbar, dass Netzwerkmitglieder die Kontakte vorteilhafter einschätzen als dies von den beiden anderen Gruppen gemacht wird; hier sind die Gruppenunterschiede nur minimal vor-handen.

Tabelle 44: Betriebsarztbefragung: Vorteile für den Patienten nach Hausarztkontakten 1 ja, bin

Tabelle 45: Betriebsarztbefragung: Vorteile für den Patienten nach Orthopädenkontakten 1 ja, bin

Angesichts dieser positiven Einschätzungen der Folgen von Kontakten bleibt jedoch die Frage offen, warum diese Kontakte dann nicht häufiger gesucht werden. Denn dies hatte ja die Analyse der Kontakthäufigkeiten gezeigt.

Eventuell hängt es damit zusammen, dass niedergelassene Ärzte nicht immer eine Rückmeldung geben, wenn an sie eine entsprechende Anfrage gestellt wird. Inwieweit dies zutrifft, zeigt die folgende Tabelle.

Tabelle 46: Rückmeldungen von Hausärzten auf entsprechende Anfragen durch die Betriebsärzte

„sehr häufig“ Rückmeldungen erhalten. Der Prozentsatz der „Enttäuschten“ ist bei den Netzwerkmitgliedern geringfügig kleiner (26,3%) als bei den beiden anderen Gruppen (29,7% und 34,7%). Dennoch scheint kein systematischer „Vorteil“ aus der Netzwerk-mitgliedschaft zu resultieren. Eventuell könnten jedoch auch besonders hohe Erwartun-gen aus der Netzwerkmitgliedschaft erwachsen. Dann wäre es denkbar, dass die Be-triebsärzte zwar häufiger Rückmeldungen erhalten, diese dann aber eher mit

„gelegentlich“ einstufen und nicht als „häufig/sehr häufig“.

Zusammenfassend betrachtet müssten insbesondere die Hausärzte eigentlich die be-deutendste Rolle zur Prävention spielen, da zu diesen die häufigsten Kontakte von den Mitarbeitern bestehen und deshalb hier am ehesten ein drohender Handlungsbedarf er-kennbar wird. Andererseits weisen die Daten darauf hin, dass ein möglicher Zusam-menhang der Beschwerden mit der Arbeitstätigkeit nur unvollständig geklärt wird und dann auch keine systematische Abklärung mit den Betriebsärzten erfolgt. Wo dies sei-tens der Betriebsärzte versucht wird, ist die Enttäuschung über zu geringe Rückmel-dungen offensichtlich deutlich ausgeprägt.

6.1.5.4 Befragung der niedergelassenen Ärzte

Zur potenziellen Rolle der niedergelassenen Ärzte in einem vernetzten System wurde bereits in den vorangegangenen Kapiteln eine Reihe von Ergebnissen präsentiert.

Diese zeigten, dass die niedergelassenen Ärzte bereits frühzeitig über umfangreiche Informationen über den Gesundheitszustand von Mitarbeitern verfügen, die sie dann in ein vernetztes System einbringen könnten. Insofern könnten die niedergelassenen Ärzte eine exponierte Rolle einnehmen. Allerdings zeigten die bisherigen Analysen, dass Kontakte zu anderen Kooperations- bzw. Vernetzungspartnern eher gering ausge-prägt sind, was dann die Weitergabe und das Management der Informationen schwierig macht.

In diesem Kapitel werden die Antworten auf die Kontaktfragen zu anderen Kooperati-onspartnern aus der Perspektive der niedergelassenen Ärzte aufgeführt.

47,7% der niedergelassenen Ärzte berichten davon, dass sie bis zu zehn Kontakten zu Betrieben hatten, bei denen dann die Gesundheitsförderung der betrieblichen Patienten thematisiert wurde. Weitere 5,2% geben an, dass sie mehr als zehn Kontakte hatten.

Jedoch geben 47,1% an, dass sie gar keine Kontakte zu Betrieben hatten. Und dies, obwohl rund 30% der niedergelassenen Ärzte angeben, dass sie besondere gesund-heitsfördernde Maßnahmen in Betrieben durchführen.

Etwas häufiger sind die Kontakte zu Betriebsärzten: 54,9% der niedergelassenen Ärzte berichten davon, dass sie bis zu zehn Kontakten zu Betriebsärzten hatten, bei denen dann die Gesundheitsförderung der betrieblichen Patienten thematisiert wurde. Weitere 9,8% geben an, dass sie mehr als zehn Kontakte hatten. Jedoch geben 35,3% an, dass sie gar keine Kontakte zu Betrieben hatten.

Uneinheitlich sind die Kontakte zu niedergelassenen Kollegen: 44,4% berichten davon, dass sie bis zu zehn Kontakten zu anderen niedergelassenen Kollegen hatten, bei denen dann die Gesundheitsförderung der betrieblichen Patienten thematisiert wurde.

Weitere 12,1% geben an, dass sie mehr als zehn Kontakte hatten. Jedoch geben im-merhin 42,5% an, dass sie gar keine Kontakte zu anderen niedergelassenen Kollegen hatten.

Angesichts der großen Anzahl betrieblicher Patienten scheinen die Kontakthäufigkeiten doch eher gering ausgeprägt zu sein, sofern sie überhaupt bestehen. Daher müssen die Beiträge der niedergelassenen Ärzte im Rahmen eines vernetzten Systems zur Vorher-sage von individuellen Krankheitsrisiken und potenziellem Teilhabebedarf als stark aus-baufähig eingeschätzt werden.

6.1.6 Fördernde und hemmende Faktoren der Gesundheitsförderung und der