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Fördernde und hemmende Faktoren der Gesundheitsförderung und der Vernetzung (Motive)

6 Ergebnisse

6.1 Ergebnisse aus den quantitativen Untersuchungen

6.1.6 Fördernde und hemmende Faktoren der Gesundheitsförderung und der Vernetzung (Motive)

An dieser Stelle wird der Versuch unternommen, ein Vernetzungsmodell zu beschrei-ben. Das Vernetzungsmodell wird einerseits Bedingungsvariablen enthalten, die nach-weisbar mit dem Ausmaß an Vernetzung im Zusammenhang stehen, und andererseits werden auch bestimmte Outputvariablen der Vernetzung untersucht. Das Modell wird an dieser Stelle beschrieben, weil die Bedingungsvariablen und auch die Output-variablen wesentliche förderliche und hemmende Faktoren darstellen: Sollte z. B.

nachgewiesen werden, dass die Personalverantwortlichen von vernetzten Betriebe eine bessere Gesundheit der Mitarbeiter angeben als für Mitarbeiter aus nicht vernetzten Betrieben, dann wäre sowohl der Einfluss auf eine Outputvariable als auch gleichzeitig ein fördernder Faktor beschrieben, warum sich Betriebe vernetzen sollten.

6.1.6.1 Betriebsbefragung

Die Verwendung der Antwort auf die „formale Netzwerkfrage“ scheidet als Indikator für das Vernetzungskonstrukt (vgl. Kapitel 6.1.1) bei der Betriebsbefragung aus, weil eine viel zu geringe Anzahl von Personalverantwortlichen angegeben haben, mit ihrem Be-trieb Teil eines Netzwerkes zu sein. Deshalb wird alternativ als Netzwerkindikator die Anzahl der potenziellen Netzwerkpartner verwendet. Zu solchen Netzwerkpartnern soll-ten die befragsoll-ten Personalverantwortlichen angeben, ob es in den letzsoll-ten zwölf Mona-ten Kontakte gab, bei denen die Themen Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung we-sentlicher Anlass und/oder Inhalt des Kontakts waren.

Zu den Bedingungsvariablen gehören sowohl Strukturvariablen des Betriebes als auch eher „weiche“ Variablen wie z. B. eine positive Einstellung zur Vernetzung.

Zu den Outputvariablen gehören klassische Variablen bzw. Indikatoren, die sowohl Er-folge betrieblichen Handelns als auch handlungsrelevante Merkmale der Mitarbeiter (z. B. Motivation) beschreiben, die direkt oder indirekt einen Einfluss auf Betriebsergeb-nisse haben können. Das Modell ist auf der folgenden Seite abgebildet.

Im oberen Teil werden diejenigen Variablen bzw. Konstrukte aufgeführt, die statistisch nachweisbare und auch in ihrer Höhe relevante Zusammenhänge aufweisen. Im unte-ren Teil der Abbildung werden Variablen aufgeführt, für die keine Zusammenhänge mit der Vernetzung nachweisbar waren. Die Zuordnung der einzelnen Indikatoren zu den Bedingungsvariablen bzw. Outputvariablen kann an dieser Stelle nur sachlogisch be-gründet werden. Darüber hinaus werden aus Gründen der Übersichtlichkeit auch nur die bivariaten Zusammenhänge abgebildet, obwohl eine Vielzahl von Variablen auch untereinander Zusammenhänge aufweisen.

Abbildung 6: Betriebsbefragung: Abbildung eines Vernetzungsmodells mit Bedingungs- und Outputvariablen

Bedingungsvariablen Outputvariablen

Nachweisbare Zusammenhänge

Größenklasse des Betriebs; r*1=.39; p<.00

Einstellung/Angabe, wie stark die gesundheitlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter bei der Arbeitsgestaltung von ihrer Firma berücksichtigt werden; r*1=.17; p<.00

Ausmaß der körperl. Belastung durch die Arbeit; r*1=.15; p<.00 Ausmaß der psych. Belastung durch die Arbeit; r*1=.15; p<.00 Privatwirtschaft vs. Öffentliche Einrichtung; r*1=.089; p=.026 Arbeitsstätte eines größeren Unternehmens? r*1=.247; p=.000 Positive Einstellung zur Zusammenarbeit zwischen

Betriebsärzten und Betrieben, um Gesundheitsgefahren besser und früher erkennen zu können; r*1=.153; p=.003

Vernetzung

(= Kontakte zu potenziellen Netzwerkpartnern)

Anzahl der Instrumente zur frühzeitigen Erfassung eines möglichen Handlungsbedarfs; r*1=.51; p<.00

Zwischen den Mitarbeitern lassen sich viele Probleme informell lösen r*1=-.07; p<.04

Die Mitarbeiter können mit ihren Vorgesetzten viele Probleme informell lösen r*1=-.097; p<.007

Der Personalverantwortliche glaubt, dass die Mitarbeiter der Meinung sind, dass sie weniger krank würden, wenn sie sich gesundheitsbewusst verhielten; r*1=,114; p=,001

Nicht nachweisbare Zusammenhänge

- Einschätzung der Wechselbereitschaft der Mitarbeiter - Betriebsklima

- Gesundheitsbewusstes Verhalten

- Gedanken über Verbesserungen im Arbeitsprozess - Arbeitsplatzsicherheit

- Arbeitsplatzsicherheit, wenn man gesundheitlich angeschlagen ist

- Der Firma ist es wichtig, dass die Gesundheit geschützt wird - Gesundheit der Mitarbeiter (inkonsistente Ergebnisse)

*1Korrelationskoeffizient Kendall-Tau-b

6.1.6.2 Mitarbeiterbefragung

Eine identische Analyse wurde mit den Daten aus der Mitarbeiterbefragung durchge-führt. Von besonderem Interesse waren dabei die Outputvariablen, weil hier der direkte Zugriff auf die Befragten möglich war und nicht der „Umweg“ über die Meinung der Per-sonalverantwortlichen aus den Betrieben genommen werden musste.

Als Indikatorvariable zur Festlegung der Vernetzung wurde die formale Netzwerkfrage verwendet. Insgesamt gaben 31 Befragte an, in einer Firma zu arbeiten, in der es ein Netzwerk zur Gesundheitsförderung gibt.

Abbildung 7: Mitarbeiterbefragung: Abbildung eines Vernetzungsmodells mit Bedingungs- und Outputvariablen

Bedingungsvariablen Outputvariablen

Nachweisbare Zusammenhänge

Größenklasse des Betriebs; r*1=.12; p<.00

Zugehörigkeit zum Öffentlichen Dienst; r*1=.081; p=.028

Berücksichtigung der ges. Bedürfnisse der Mitarbeiter bei der Arbeits-gestaltung und Personalplanung durch die Firma; r*1=.097; p=.004 Einstellung zur Zus.-arbeit von Betriebsarzt und Firma; r*1=.09; p=.018 Vorhandensein einer betriebsärztlichen Betreuung; r*1=.101; p<.00 Tägliche Anwesenheit des Betriebsarztes im Betrieb; r*1=.14; p=.002 Häufigkeit von Gesprächen mit dem Betriebsarzt über

gesundheitsfördernde Maßnahmen; r*1=.123; p=.015

Angebote gesundheitsfördernder Maßnahmen durch den Betriebsarzt r*1=.118; p=.016

Vernetzung

(=Antwort auf die formale Netzwerkfrage

Anzahl der krankheitsbedingten Fehltage (n.s., aber betr. nominelle Unterschiede)

Zufriedenheit mit der Bezahlung; r*1=.108; p=.005 Wechselabsicht; r*1=-.068; p=.013

Einschätzung, dass der Arbeitsplatz krisensicher ist; r*1=.126; p=.001 Einschätzung, dass man als gesundheitlich Angeschlagener schneller entlassen wird; r*1=-.085; p=.018

Meiner Firma ist es wichtig, dass die Gesundheit der Mitarbeiter geschützt wird; r*1=.107; p=.004

Ich habe soziale Unterstützung in der Firma; r*1=.082; p=.022

Nicht nachweisbare Zusammenhänge

- Ausmaß der körperl. und psych. Belastung durch die Arbeit - Einschätzung der eigenen Gesundheit

- Anzahl der Erkrankungen - Gesundheitsbewusstes Verhalten

- Mein Vorges. würdigt meine Leist./behandelt mich gerecht/lassen sich Probl. informell lösen - Mit meinen Kollegen komme ich sehr gut klar/fühle m. wohl/lassen sich Probl. inform. lösen - Insgesamt bin ich mit der Arbeit sehr zufrieden/Das Betriebsklima ist gut

- Gedanken über Verbesserungen im Arbeitsprozess - Einschätzung, dass es der Firma wirtschaftlich gut geht

- Wenn man sich gesundheitsbewusst verhält, wird man weniger krank - Mein Job bereitet mir Freude; r*1=.046; p=.076; … gehe gern zur Arbeit - Ich werde in meinem Job unterfordert

*1Korrelationskoeffizient Kendall-Tau-b

6.1.6.3 Betriebsarztbefragung

Auf der folgenden Seite wird das Vernetzungsmodell aus den Ergebnissen der Be-triebsarztbefragung präsentiert. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die beobachteten bzw. nicht nachweisbaren Zusammenhänge von einer Vielzahl von Vari-ablen abhängig sein können, die jenseits des Einflusses des Betriebsarztes liegen dürften. So ist durchaus plausibel, dass selbst hoch motivierte und außerordentlich stark engagierte Betriebsärzte kaum einen Einfluss auf die Gesundheit der betreuten Mitarbeiter nehmen können, wenn der Arzt gleichzeitig eine Vielzahl von Kleinbetrieben betreuen muss, bei denen die Betriebsverantwortlichen die Anwendung von innovativen Konzepten eventuell behindern.

Abbildung 8: Betriebsarztbefragung: Abbildung eines Vernetzungsmodells mit Bedingungs- und Outputvariablen

Bedingungsvariablen Outputvariablen

Nachweisbare Zusammenhänge

Dauer der Berufstätigkeit als Betriebsarzt <= 10 Jahre (n.s., jedoch erhöhte Netzwerkquote)

Festanstellung als Betriebsarzt in einer Firma (erhöhte Netzwerkquote;

r=.169; p=.00)

Anzahl der betreute Betriebe <= 10 (erhöhte Netzwerkquote, r=.112; p=

.003)

Anzahl der je Betrieb durchschnittlich Betreuten (erhöhte Netzwerkquoten ab rund 250 Betreute; r=.162; p=.000)

Wichtigkeit der individuellen Krankheitsprävention; r=.094; p=.018 Betriebsärzte, die zusätzlich zur Festanstellung in einem Betrieb auch noch selbständig tätig sind (niedrige Netzwerkquote; r=.-161; p=.000)).

Vernetzung

(=Antwort auf die formale Netzwerkfrage

Angebot besonderer gesundheitsfördernder Maßnahmen in den Betrieben; r=.141; p=.000

Anzahl von Konzeptgesprächen (p<.000; Kruskal-Wallis-Rangvarianzanalyse)

Kontakte zu Hausärzten (r=.130, p=.000) Kontakte zu Orthopäden (r=.185, P=.000)

Nicht nachweisbare Zusammenhänge

- MbP verhalten sich sehr gesundheitsbewusst; r=-.062; p=.306 - Insgesamt sind mbP mit ihrer Arbeit sehr zufrieden; r=.031; p=.597

- MbP machen sich häufig Gedanken über Verbesserungen im Arbeitsprozess; r=-.014; p=.817 - Die Arbeitsplätze mbP sind sehr krisensicher; r=.034; p=.555

- Wenn man gesundheitlich angeschlagen ist, wird man schneller entlassen; r=-.065; p=.250 - Wenn man sich gesundheitsbewusst verhält, wird man weniger krank; r=.071; p=.231 - Den Firmen mbP ist es wichtig, dass die Gesundheit der MA geschützt wird; r=.079; p=.173 - MbP gehen gern zur Arbeit; r=.037; p=.540

- MbP haben ein soziale Unterstützung in der Firma; r=.111; p=.055 - Einschätzung der Gesundheit der betrieblichen Patienten; r=.003; p=.933 MbP = „Meine betrieblichen Patienten“

MbP bzw. mbP = „Meine betrieblichen Patienten“

Alle Korrelationskoeffizienten = Kendalls tau-b

6.1.6.4 Befragung der niedergelassenen Ärzte

Für die niedergelassenen Ärzte muss die Erstellung eines Vernetzungsmodells unter-bleiben, da insgesamt nur vier (2,6%) der Befragten angaben, Mitglied in einem betrieb-lichen Netzwerk zur Gesundheitsförderung zu sein. Insofern wären Vergleiche zwischen vernetzten und nicht vernetzten Hausärzten und Orthopäden in so bedeutendem Aus-maß von nicht kontrollierbaren Randvariablen beeinflusst, die eine valide Interpretation der Daten verhindert.

6.1.7 Welcher Regelungsbedarf ergibt sich aus den datenschutzrechtlichen