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Gruppe 2: Azithromycin/Rifampicin, n = 33)

5.5 Therapie-Protokolle

5.7.2 Rezidive und Behandlungsdauer

Das erneute Auftreten eines hypoechogenen, schallleitenden Lungenareals von einer Größe von mindestens zehn Millimetern in der wöchentlichen Ultraschalluntersuchung der Lunge wurde unabhängig von der gezeigten klinischen Symptomatik als Rezidiv gewertet. Die Fohlen wurden bis zu einem Alter von fünf Monaten respektive noch zwei Wochen nach Beendigung der Therapie wöchentlich untersucht. Lungenveränderungen, die zu einem späteren Zeitpunkt ohne klinische Symptomatik auftraten, wurden nicht erfasst. Da das Alter der Fohlen im statistischen Vergleich beider Gruppen nicht signifikant unterschiedlich war, ist auch die Dauer der Untersuchung nach Beendigung der Behandlung für die Fohlen beider Gruppen durchschnittlich vergleichbar. Im Gruppenvergleich zeigte sich mit 10 (Gruppe 1:

Tulathromycin) und 14 (Gruppe 2: Azithromycin/Rifampicin) von 30 Fohlen kein statistisch signifikanter Unterschied in der Anzahl der Rezidive. Als Ursachen der beobachteten Rezidive kommen eine zu kurze Therapiedauer und somit ein Wiederauftreten einer nicht vollständig ausgeheilten Erkrankung sowie eine erneute Infektion in Frage. Die Therapie wurde beendet, wenn zwei Wochen in Folge kein unphysiologischer Befund bei der Ultraschalluntersuchung der Lunge, eine unauffällige klinische Untersuchung und keine Leukozytose vorlagen. Da eine sonographische Untersuchung der Lunge nur eine Bewertung des pleuranahen

Lungengewebes erlaubt (REEF, 1991; REEF, 1998; ALTHAUS, 2004), ist es möglich, dass in einzelnen Fällen die Therapie trotz noch zentral oder cranial vorliegender Lungenveränderungen beendet wurde. Da aber zur Beendigung der Behandlung zusätzlich keine krankhaften Befunde bei der klinischen und hämatologischen Untersuchung vorliegen sollten, ist diese Möglichkeit als gering einzuschätzen.

Neben einer zu kurzen Dauer der Therapie kommt als mögliche Ursache für die Entsehung von Rezidiven auch eine Immunschwäche der betroffenen Fohlen in Frage. Rhodococcus equi befällt vor allem Fohlen, nur äußerst selten Großpferde und immunsupprimierte Menschen. HOFFMAN et al. (1993a) vermuten bei einer Untersuchung zur Inzidenz von Infektionen der unteren Atemwege die hohe Zahl an Rezidiven in einer altersabhängigen Immunschwäche. Es ist möglich, dass die Fohlen, bei denen Rezidive auftraten, aufgrund einer geschwächten Immunlage dem hohen Keimdruck nicht standhalten konnten und es somit zu Rezidiven kam. Als Rezidiv wurden alle Fohlen gewertet, die bei der Ultraschalluntersuchung der Lunge nach Beendigung der Behandlung wieder mindestens einen Lungenabszess aufwiesen. Die klinische Symptomatik wurde bei der Diagnose eines Rezidives außer acht gelassen. Es ist nicht bekannt, wie viele der Fohlen, die nach Abschluss der Behandlung wieder mindestens einen Lungenabszess zeigten, bei der klinischen Lungenuntersuchung und der Messung der Leukozyten im Blut wie bei PILTZ (2004) ein Rezidiv gezeigt hätten. Im allgemeinen ist anzumerken, dass bei einer Behandlungsdauer von vier bis zu neun Wochen eine vollständige Ausheilung einer Rhodococcus equi-Pneumonie erreicht wird (HILLIDGE, 1986; VERVILLE, 1994).

Als Behandlungsdauer bei der Therapie der Rhodococcus equi-Pneumonie werden in der Literatur Zeiträume von mindestens vier bis zu neun oder auch zwölf Wochen genannt (HILLIDGE, 1986; KNOTTENBELT, 1993). In der vorliegenden Studie wurde eine Dauer der Behandlung von mindestens vier Wochen gewählt. PILTZ (2004) erzielte mit einer mittleren Behandlungsdauer von 45,5 Tagen und einer Mindestdauer der Behandlung von vier Wochen gute Ergebnisse. Eine zu gering gewählte Dauer der Behandlung ist ebenfalls ein möglicher Grund für das Entstehen von Rezidiven. Allerdings wurde kein signifikanter Unterschied der Rezidivrate bei den Fohlen, die bis zu sechs Wochen therapiert wurden (entsprechend der mittleren

Therapiedauer in Gruppe 2), mit denen, die über sechs Wochen behandelt wurden, festgestellt(p = 0,064). Im Gruppenvergleich zeigte sich aber die Tendenz, dass Fohlen, die weniger als 42 Tage behandelt wurden, eher zu Rezidiven neigen. Eine letzte Möglichkeit für die Entstehung von Rezidiven ist eine Dosierung des verabreichten Antibiotikums, die am Infektionsort nicht dauerhaft oberhalb der minimalen Hemmstoffkonzentration (MHK) des jeweilige Keimes liegt. Da zum Zeitpunkt der Untersuchung keine Angaben zur MHK des Tulathromycin bei Rhodococcus equi vorlagen, ist es möglich, dass die verwendete Dosis und das Dosisintervall nicht ausreichten, um in der Lunge der behandelten Fohlen dauerhaft eine Konzentration des Tulathromycin oberhalb der MHK zu erreichen.

5.7.3 Nebenwirkungen

Bei Untersuchungen an Fohlen wurden bei Azithromycin vorwiegend gastrointestinale Nebenwirkungen, in der Regel selbstlimitierende Durchfälle und eine kurze Phase der Hyperventilation und Hyperthermie beobachtet (GIGUÈRE et al., 2004; PILTZ, 2004). Bei Tulathromycin wurden bei intramuskulärer Injektion bei Rind und Schwein keine unerwünschten Nebenwirkungen festgestellt (TRAEDER und GROTHUES, 2004). Zur Beurteilung der Auswirkungen der intramuskulären Injektion des Tulathromycin wurde bei den Fohlen der Gruppe 1 (Tulathromycin) am Tag nach der Injektion die Injektionsstelle auf vermehrte Wärme und Schwellungen untersucht. Außerdem wurde die rektale Körpertemperatur bestimmt. Im Rahmen dieser Untersuchungen zeigten bei 279 Injektionen 13 Fohlen eine Reaktion an der Injektionsstelle, sechs Fohlen zeigten eine Erhöhung der Körpertemperatur auf über 39° C. Intramuskuläre Injektionen gehen bei Pferden mit Gewebsveränderungen einher. Je nach injiziertem Präparat werden Blutungen, Ödeme, Degenerationen, Nekrosen, Einwanderungen von Entzündungszellen und fibroplastische Reaktionen beobachtet (GARBADE, 1981). Das Ausmaß der Veränderungen ist abhängig von der Anzahl der Injektionen, dem Injektionsort und dem jeweils verwendeten Präparat.

Bei der Injektion isotoner Kochsalzlösung (0,9 %, Braun) wurden unter anderem Ödeme, Degenerationen der Muskelfasern und Nekrosen festgestellt. Die Inzidenz unerwünschter Reaktionen war allerdings deutlich geringer als bei der Injektion

verschiedener Antibiotika (GARBADE, 1981). Als Vorbereitung der Injektionsstelle wird eine Desinfektion der Injektionsstelle vorgeschrieben (GARBADE, 1981;

KOLLOWA, 1991), ein Scheren der Haare ist allerdings nicht nötig (KULLMAN, 1978). Beim Fohlen wird die lange Sitzbeinmuskulatur aufgrund des Muskelvolumens als geeignetste Stelle für die intramuskuläre Injektion angesehen (KOTERBA et al., 1990; WILLIAMS, 1995). Diese Vorgaben wurden bei der Verabreichung der intramuskulären Injektionen an die Fohlen der vorliegenden Studie eingehalten.

Einerseits stellt Tulathromycin an sich eine mögliche Ursache für die beobachteten Schwellungen dar. Anderseits ist nach den Ergebnissen von GARBADE (1981) nicht klar, ob die Schwellungen ursächlich durch Tulathromycin oder durch die Gewebsreizung infolge einer intramuskulären Injektion an sich ausgelöst wurden.

Schwellungen bei intramuskulären Injektionen im Bereich der langen Sitzbeinmuskulatur entstehen auch, wenn das Medikament in die Nähe des Nervus ischiadicus gelangt (WILLIAMS, 1995) oder wenn ein Stück ausgestanzter Haut trotz der Wahl des für das Medikament kleinstmöglichen Kanülenkalibers zu einer Infektion an der Injektionsstelle führt (SCHMAUSS, 1974).

Die erhöhte Körpertemperatur von 39,0 bis 39,5° C bei fünf Fohlen der Gruppe 1 (Tulathromycin) folgte einen Tag nach der intramuskulären Injektion mit Tulathromycin. In der zuvor erfolgten klinischen Untersuchung hatten diese Fohlen alle eine Temperatur von unter 39,0° C gezeigt. Am Tag nach der Injektion lag die Temperatur wieder unter 39,0° C. Diese Tatsache lässt die vorliegende Lungenerkrankung an sich als Ursache für die Temperaturerhöhung wenig wahrscheinlich erscheinen. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass das Einfangen der Fohlen im Laufstall mit zur Erhöhung der Körpertemperatur beitrug.

Da bei Makrolid–Antibiotika im allgemeinen an erster Stelle gastrointestinale Nebenwirkungen beschrieben sind (PERITI et al., 1993; WILLIAMS und SEFTON, 1993), wurde in der vorliegenden Studie besonders darauf geachtet. Bei einer täglichen Adspektion der Fohlen wurde bei 11 Fohlen der Gruppe 1 (Tulathromycin) und 13 Fohlen der Gruppe 2 (Azithromycin/Rifampicin) ein milder, selbstlimitierender Durchfall festgestellt. Da aber keine Vergleichsgruppe unbehandelter Fohlen im gleichen Zeitraum unter gleichen Bedingungen gehalten wurde, ist nicht

auszuschließen, dass die Fütterung oder eine infektiöse Ursache diese Durchfälle verursachten.