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2.2.5 Klinisches Bild der Rhodokokkose beim Fohlen

2.2.5.2 Extrapulmonale Formen

Die häufigsten extrapulmonalen Formen einer Rhodococcus equi-Erkrankung sind eine ulzerative Enterocolitis (CIMPRICH und ROONEY, 1977; CHAFFIN und MARTENS, 1997) und septische oder aseptische Arthritiden (KENNEY et al., 1994;

SWEENEY et al., 1987; MADISON und SCARRAT, 1988). Die Enteritis kann als hochgradiger akuter Durchfall oder chronisch intermittierend verlaufen. (CIMPRICH und ROONEY, 1977). Fohlen, die an einer Rhodococcus equi-Pneumonie erkrankt sind, entwickeln selten eine aseptische Arthritis bis hin zu einer aseptischen Polysynovitis (SWEENEY et al., 1987; KENNEY et al., 1994). Leitsymptom ist eine zum Teil hochgradige Füllung der betroffenen Gelenke, die meistens nicht mit vermehrter Schmerzhaftigkeit einhergeht (SWEENEY et al., 1987; KENNEY et al., 1994). Die Fohlen zeigen keine oder nur eine geringgradige Lahmheit (SWEENEY et

al., 1987; KENNEY et al., 1994). Immunmediierte Arthritiden werden durch die Ablagerung zirkulierender Immunkomplexe in der Synovialmembran der betroffenen Gelenke verursacht (MADISON und SCARRAT, 1988). Bei der durch Rhodococcus equi bedingten Form der immunmediierten aseptischen Arthritis weisen SWEENEY et al. (1987) bei drei Fohlen Antigen–Antikörper–Komplexe in der Synovialmembran nach. KENNEY et al. (1994) finden in der Synovia betroffener Fohlen erhöhte Titer von IgG-Antikörpern und erhöhte Titer von Rheumafaktoren. Bei der septischen Form der Rhodococcus equi-Arthritis tritt neben einer deutlichen Lahmheit eine vermehrte Füllung der betroffenen Gelenke, Wärme und Schmerzhaftigkeit auf (COLLATOS et al., 1990).

Weitere mit Rhodococcus equi assoziierte extrapulmonale Erkrankungen sind abdominale, inter- oder paravertebrale, subkutane, retrobulbäre, hepatische oder renale Abszesse, Osteomyelitis, Diskospondylitis, ulzerative Lymphangitis, Infektionen des Harn- und Genitaltraktes, Uveitis, Keratouveitis, mediastinale Lymphadenitis und Peritonitis (ELLENBERGER und GENETZKY, 1986; OLCHOWY, 1994; CHAFFIN et al., 1995; CHAFFIN und MARTENS, 1997).

2.2.6 Pathologie

Die pathologischen Gewebsveränderungen der Rhodococcus equi-Erkrankung beim Fohlen sind geprägt von einer pyogranulomatösen Reaktion und nachfolgenden Nekrosen in den betroffenen Geweben (JOHNSON et al., 1983; PRESCOTT und SWEENEY, 1985). Die durch die fortlaufende Zerstörung besiedelter Makrophagen bedingten pathologischen Veränderungen des Lungenparenchyms bewirken einen akuten Entzündungsprozess selbst bei der chronischen Form der Rhodococcus equi-Pneumonie (JOHNSON et al., 1983; FALCON et al., 1985; GIGUÈRE und PRESCOTT, 1997).

Bei der Sektion zeigt die hyperämische Lunge das Bild einer akuten purulenten Bronchitis und Peribronchitis (MIESSNER und WETZEL, 1923; BARTON und HUGHES, 1980). Die parenchymatösen Veränderungen treten in Form von massiven, dünnwandigen Abszessen, die über das gesamte Lungengewebe verteilt

sind, als multiple kleine Konsolidationen oder als mittelgroße Abszesse zwischen ödematösen und emphysematösen Arealen auf (MAGNUSSON, 1923; ROONEY, 1966). Die Veränderungen können bis zur Hepatisation einzelner Lungenbezirke fortschreiten (MAGNUSSON, 1923). Der Abszessinhalt ist cremig bis käsig, weiß, gelb oder grau-rot und geruchlos (MAGNUSSON, 1923; MIESSNER und WETZEL, 1923). Die Veränderungen treten hauptsächlich in den cranio-ventralen Lungenbreichen auf (MAGNUSSON, 1923; BULL 1924; BARTON und HUGHES, 1980). Die assoziierten Lymphknoten sind meistens vergrößert. Die interlobulären Septen sind verdickt (BARTON und HUGHES, 1980), Trachea und Bronchien sind mit gelb-grüner, schaumiger Flüssigkeit gefüllt. Bei chronischen Verläufen wird von einer Fibrosierung der Lunge berichtet (ELLISALDE et al., 1980).

Pathohistologisch liegen bei einer Rhodococcus equi-Pneumonie in den Alveolen Makrophagen vor, deren Zytoplasma mit unterschiedlich vielen, grampositiven Stäbchenbakterien ausgefüllt ist (MARTENS et al., 1982b). Liegen intrazellulär viele Bakterien vor, so zeigen die Makrophagen sich apoptotisch und geschwollen, sowie karyorrhektisch (MARTENS et al., 1982b). Bei der lichtmikroskopischen Untersuchung zentrifugierter Aufbereitungen von Bronchialabstrichen und bronchioalveolärer Spülproben weist LACHMANN (1993) vor allem Riesenzellen und eine Vielzahl von Makrophagen, die grampositive Kokken enthalten, nach.

LÜHRMANN et al. (2004) zeigen, dass ursächlich VapA zytotoxisch auf die Makrophagen einwirkt und zwar in Form einer Nekrose, nicht in Form einer Apoptose.

Im Dünndarm von Fohlen mit Rhodococcus equi–bedingtem Durchfall beschränken sich die makroskopischen Veränderungen auf eine Proliferation der Peyerschen Platten, im Dickdarm fällt eine ödematöse Verdickung der Mukosa mit gelb-grünen Foci, sowie eine Proliferation der assoziierten Darmlymphknoten auf (CIMPRICH und ROONEY, 1977). Mikroskopisch lassen sich eine Zottenatrophie und nekrotische Veränderungen in der Submukosa und den mesenterialen Lymphknoten feststellen.

In der Lamina propria der Dickdarmmukosa liegen PAS-positive Makrophagen mit eingeschlossenen grampositiven Kokken vor (CIMPRICH und ROONEY, 1977;

PRESCOTT et al., 1980).

2.2.7 Diagnostik

Die Diagnose der Rhodococcus equi-Pneumonie stellt sich problematisch dar, da einerseits die klinische Symptomatik keine eindeutige Diagnose erlaubt, und anderseits Fohlen Lungenveränderungen so lange kompensieren können, dass sie erst in einem sehr späten Erkrankungsstadium für den Besitzer oder das Pflegepersonal auffällig werden (FALCON et al., 1985; PRESCOTT et al., 1989;

GIGUÈRE und PRESCOTT, 1997). Für eine erfolgversprechende Therapie ist aber eine möglichst frühe Diagnose unerlässlich (PRESCOTT und SWEENEY, 1985).

Erkrankte Fohlen zeigen eine große Variation der klinischen Symptome. In einem frühen Erkrankungsstadium liegt bei der klinischen Untersuchung meist nur ein Parameter außerhalb der Norm (PRESCOTT et al., 1989). Außerdem korrelieren die Befunde der Auskultation oft nicht zuverlässig mit der Schwere der Lungenveränderungen (FALCON et al., 1985; GIGUÈRE und PRESCOTT, 1997).

Auf endemisch betroffenen Aufzuchtbetrieben empfiehlt sich deshalb zur Früherkennung der Rhodococcus equi-Pneumonie beim Fohlen die Kombination einer klinischen Untersuchung mit der Bestimmung hämatologischer Parameter und mit weiterführenden diagnostischen Maßnahmen bei Verdacht auf eine Erkrankung.

Sinnvolle Parameter einer Routineuntersuchung sind die rektale Körpertemperatur, die Beurteilung von Haltung und Verhalten, die Auskultation von Lunge und Trachea und die Beurteilung von Atemfrequenz und –typ (PRESCOTT et al., 1989;

KNOTTENBELT, 1993). Bei der Untersuchung hämatologischer Parameter ist die Bestimmung der Leukozytenzahl mit einem Grenzwert von 13.000 Leukozyten pro µl der Bestimmung des Fibrinogen zur Frühdiagnose der Rhodococcus equi-Pneumonie überlegen (GIGUÈRE et al., 2003a). Eine positive Korrelation zwischen einer Leukozytose im Blut und dem möglichen Vorliegen einer Rhodokokkose gilt allerdings nur für Aufzuchtbetriebe, in denen Rhodococcus equi mit hoher Prävalenz vorliegt (GIGUÈRE et al., 2003a). Als weiterführende Untersuchung sind zur Unterstützung einer Frühdiagnose der Rhodococcus equi-Pneumonie bildgebende Verfahren geeignet (O’BRIEN und BILLER, 1997). Die bei einer röntgenologischen Untersuchung sichtbaren Veränderungen reichen von einer im akuten Stadium verstärkten interstitiellen Zeichnung bis zu einer deutlich alveolären Zeichnung mit

jeweils wenig abgesetzten regionalen Konsolidationen, nodulären und cavitären Läsionen (FALCON et al., 1985; GIGUÈRE und PRESCOTT, 1997). Im Gegensatz zur sonographischen Untersuchung der Lunge sind bei der röntgenologischen Untersuchung auch pleuraferne und craniale Lungenbereiche zu beurteilen (REEF, 1998). Die Ultraschalluntersuchung des Thorax stellt eine weitere Möglichkeit zu Frühdiagnostik dar (ALTHAUS, 2004), da in den meisten Fällen einer Rhodococcus equi-Pneumonie auch das im Ultraschall erfasste pleuranahe Lungengewebe Veränderungen aufweist (REEF, 1991; REEF, 1998). Als weiteres bildgebendes Verfahren eignet sich die Computertomographie z.B. zur Lokalisation von Abdominalabszessen (WION et al., 2001).

Sowohl die klinische, als auch die Blut-, Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung der Lunge erlauben allerdings auch bei Kenntnis des epidemiologischen Status eines Aufzuchtbetriebes keine sichere ätiologische Diagnose. Bei Fohlen mit Lungenabszessen weisen LAVOIE et al. (1994) und MEYER-HAMME (2004) neben Rhodococcus equi auch Streptococcus equi ssp. zooepidemicus nach.

ELLENBERGER et al. (1984c) und TAKAI und TSUBAKI (1985) nutzen serologische Methoden zur Diagnose einer Rhodococcus equi-Pneumonie und zur Beurteilung der epidemiologischen Verhältnisse auf Aufzuchtbetrieben. Im allgemeinen aber gilt die spezifische Antikörperbestimmung als wenig zuverlässig für eine Diagnose der Rhodococcus equi-Pneumonie, da auch klinisch gesunde Fohlen Antikörper gegen virulente Isolate von Rhodococcus equi und eine Serokonversion zeigen (TAKAI et al., 1996; MARTENS et al., 2002; GIGUÈRE et al., 2003b, TRISKATIS 2004). Seit 1984 (ELLENBERGER et al., 1984c) werden ELISAs mit unterschiedlichen Antigenpräparationen zum Nachweis spezifischer Antigene gegen Rhodococcus equi eingesetzt. TAKAI und TSUBAKI (1985) und HIGUCHI et al. (1997) bewerten einen ELISA mit Antigenmaterial des Stammes ATCC 6939 gekoppelt mit einem kulturellen Nachweis von Rhodococcus equi im Kot bzw. einer klinischen Untersuchung als hilfreiches Mittel zur Frühdiagnostik der Rhodokokkose bei Fohlen. Im Gegensatz dazu können MARTENS et al. (2002) bei einem Vergleich fünf verschiedener serologischer Testverfahren keinen Unterschied zwischen klinisch gesunden und erkrankten Fohlen feststellen.

Die Gewinnung von Tracheobronchialsekret ist die am besten geeignete Methode zur Probengewinnung für den Nachweis von Rhodococcus equi (ARDANS et al., 1986; MEYER-HAMME, 2004). Rhodococcus equi wird von ARDANS et al. (1986) bei erkrankten Fohlen in keinem Falle aus einem Kehlkopfabstrich nachgewiesen, die Sensitivität des Nachweises von Rhodococcus equi aus Nasentupfern liegt mit 29 % deutlich unter den 63 %, die beim Nachweis aus Tracheobronchialsekret erreicht werden (MEYER-HAMME, 2004). Obwohl viele englischsprachige Autoren die transtracheale Aspiration zur Gewinnung von Tracheobronchialsekret nutzen (ARDANS et al., 1986; HILLIDGE, 1986; HILLIDGE, 1987), zeigt sich die nasotracheale Aspiration als eine gute und weit weniger invasive Alternative (HASHIKURA et al., 2000).

Zum Nachweis von Rhodococcus equi stehen die kulturelle Isolation auf Selektivmedien, die PCR (Polymerase Chain Reaction) oder verschiedene ELISAs (Enzyme Linked Immuno Assays) zur Verfügung. MEYER-HAMME (2004) weist bei 54 % der Fohlen, bei denen sonographisch ein Lungenabszess nachgewiesen wurde, Rhodococcus equi aus dem Tracheobronchialsekret nach. ANZAI et al.

(1997) weisen bei experimentell infizierten Fohlen immer Rhodococcus equi in der Kultur nach, während bei ARDANS et al. (1986) nur 30 % aller Fohlen, bei denen ein positiver kultureller Nachweis gelingt, auch wirklich eine Pneumonie entwickeln. Die Kultur wird von ANZAI et al. (1997) als weniger sensitiv bewertet als eine PCR, die mit VapA Gen als Antigenpräparation arbeitet. HEYERS (2005) vergleicht den kulturellen Nachweis des Erregers aus Tracheobronchialsekret mit zwei PCR-Ansätzen. Er erzielt im kulturellen Nachweis eine Sensitivität von 52 %, bei den beiden PCR aber nur eine Sensitivität von 40 bzw. 33 %. In der Spezifität zeigen sich die PCR–Ansätze mit 83 % der Kultur (70 %) überlegen.