• Keine Ergebnisse gefunden

Gruppe 2: Azithromycin/Rifampicin, n = 33)

5.3 Patienten und Aufnahmekriterien

Die hier beschriebene Untersuchung wurde auf einem Warmblutgestüt in Norddeutschland an 70 Warmblutfohlen in einem Alter von 31 bis zu 150 Tagen durchgeführt. In beiden Gruppen schied jeweils ein Fohlen durch Tod aus der Untersuchung aus. In Gruppe 1 (Tulathromycin, n = 37) waren die Daten von acht Fohlen, in Gruppe 2 (Azithromycin / Rifampicin, n = 33) die Daten von zwei Fohlen aufgrund einer Umstellung der Therapie nicht bis zum Ende der Untersuchung verwertbar und wurden nur bis zum Zeitpunkt der Therapieumstellung berücksichtigt.

Alle Fohlen, die in dieser Untersuchung berücksichtigt wurden, wurden zwischen dem 21. Februar und dem 21. Juni 2004 auf dem Gestüt geboren. Bei der Aufnahme der Fohlen in die Untersuchung wurde keine Randomisierung vorgenommen, da die Lieferung des Azithromycin zweimal verzögert wurde. Die Daten der Fohlen wurden unabhängig hiervon verglichen, da alle Fohlen unabhängig vom Erkrankungszeitpunkt gleichen Bedingungen unterlagen. Alle Fohlen, deren Daten in dieser Untersuchung verwendet wurden, erkrankten zwischen Anfang Juli und Anfang August 2004. Die Bedingungen sind insofern für alle Fohlen vergleichbar, da mit ihnen bis auf die in 3.1.4 genannten Fohlen mit den Nummern 18, 23 und 30 nach der gleichen Vorgehensweise verfahren wurde. Nachdem sie in einem Alter von zehn Tagen aus dem Abfohlbereich in Laufställe verbracht wurden, standen sie ab einem Alter von fünf Wochen während der heißesten und staubigsten Monate Juli und August auf der Weide. Der Erkrankungszeitraum deckt sich mit der allgemeinen Beobachtung, dass Infektionen der unteren Atemwege bei Fohlen, im besonderen die Rhodococcus equi-Pneumonie, vor allem in den heißen Sommermonaten auftritt (MAGNUSSON, 1923; PRESCOTT, 1987; HOFFMAN et al., 1993b). Das Alter der Fohlen, die in die Studie aufgenommen wurden, wurde auf maximal fünf Monate begrenzt, da Lungenabszesse verbunden mit einer klinischen Symptomatik meist bei Fohlen unter sechs Monaten auftreten (BARTON und HUGHES, 1980; LAVOIE et al., 1994).

In diese Studie wurden alle Fohlen aufgenommen, die bei der sonographischen Lungenuntersuchung mindestens einen Lungenabszess im definierten Sinne zeigten.

Es liegen zur Zeit noch keine Erkenntnisse vor, ob eine Bronchopneumonie bei Fohlen trotz nachgewiesener Lungenabszesse subklinisch verlaufen und wieder vollständig funktionell ausheilen kann. Da in dieser Studie keine unbehandelte Kontrollgruppe verwendet wurde, fehlt eine Aussage über die Zahl der Fohlen, die nach Feststellung eines Abszesses bei nur geringgradiger klinischer Symptomatik auch ohne Therapie nach einer Verbesserung der klinischen und sonographischen Befunde entlassen worden wären.

5.4 Diagnostik

Der Verdacht eines Lungenabszesses bestand in dieser Studie, sobald Befunde bei der klinischen Untersuchung des Atmungsapparates und eine Erhöhung der Zahl der Leukozyten im Blut ohne näherliegenden Ursache festgestellt wurden. Die Verdachtsdiagnose wurde durch eine nachfolgende sonographischen Untersuchung der Lunge bestätigt. Insgesamt ist die klinische Untersuchung das einfachste und erste Verfahren in der Frühdiagnostik der Rhodococcus equi-Pneumonie durch den Tierarzt. Bei der Bewertung der Ergebnisse einer solchen Untersuchung müssen allerdings immer die Erfahrung des Untersuchers sowie die äußerlichen Bedingungen berücksichtigt werden, da hier vor allem bei der Auskultation deutlich unterschiedliche Ergebnisse resultieren können (OHNESORGE et al., 1998).

PRESCOTT et al. (1989) setzen auf einem von Rhodococcus equi endemisch betroffenen Betrieb als frühdiagnostische Maßnahme eine zweimal wöchentliche klinische Untersuchung ein. Zeigt ein Fohlen Husten, eine Temperatur von über 39,0° C und eine Atemfrequenz von über 40 Atemzügen pro Minute, so wird eine Rhodococcus equi-Pneumonie vermutet. Bestätigt wird diese Vermutung, wenn das jeweilige Fohlen auf die antimikrobielle Therapie anspricht. Im Gegensatz zu PRESCOTT et al. (1989) wurden in der vorliegenden Untersuchung Fohlen schon als auffällig gewertet und weitergehend untersucht, wenn nur einer von mehreren vorgegebenen Parametern bei der klinischen Untersuchung oder die Werte der Leukozyten im Blut außerhalb der Norm lagen. Diese Vorgehensweise bedingt, dass

in der vorliegenden Untersuchung ein Großteil der Fohlen beider Gruppen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung mit einem klinischen Score von null bis zwei als gesund oder nur geringgradig erkrankt bewertet wurden. Es gibt bisher noch keine Erkenntnisse darüber, ob und bis zu welcher Anzahl wenige Lungenabszesse bei Fohlen subklinisch abheilen können. Es ist also möglich, dass in dieser Untersuchung auch Fohlen therapiert wurden, die auch ohne Therapie ohne offensichtliche klinische Symptome gesund geworden wären.

Ähnlich nutzt GIGUÈRE (2003a) allein das Vorliegen einer Leukozytose auf einem Betrieb mit einer hohen Prävalenz von Rhodococcus equi als Hinweis auf das Vorliegen einer Rhodokokkose. KNOTTENBELT (1993) arbeitet auf einem Gestüt in Zimbabwe mit einer zweimal täglichen Temperaturkontrolle als erste frühdiagnostische Maßnahme. Ist diese für 12 Stunden über 39,0° C, so schließt er weitere klinische und hämatologische Untersuchungen an. In seiner Untersuchung stellt die erhöhte Körpertemperatur ebenso wie bei GIGUÈRE (2003a) die Leukozytose im Blut eine gute Methode in der Frühdiagnostik der Rhodococcus equi-Pneumonie dar. Der fatale Verlauf einer abszedierenden Bronchopneumonie bei Fohlen, die ohne frühdiagnostische Maßnahmen erst mit hochgradigen Lungenveränderungen dem Tierarzt vorgestellt werden, macht eine möglichst frühe Erkennung der Pneumonie und die rasche Einleitung der gezielten Behandlung von Fohlen mit Lungenabszessen notwendig (PRESCOTT et al., 1985). Aus diesem Grund wurden in der vorliegenden Untersuchung alle Fohlen, bei denen durch die Ultraschalluntersuchung der Lunge die Verdachtsdiagnose einer abszedierenden Bronchopneumonie bestätigt wurde, mit Tulathromycin oder Azithromycin in Kombination mit Rifampicin behandelt.

Ein kultureller Erregernachweis wurde in dieser Untersuchung nicht durchgeführt, da grundsätzlich die Wirksamkeit von Tulathromycin bei der Behandlung von Lungenabszessen unterschiedlicher Ursache bei Fohlen untersucht wurde. Der kulturelle Nachweis der Erreger aus dem Tracheobronchialsekret ist zwar zur Zeit der Standard in der ätiologischen Abklärung einer Bronchopneumonie bei Fohlen, allerdings liegt die Sensitivität bei dieser Methode insbesondere beim Nachweis von Rhodococcus equi nur bei 54 % (MEYER-HAMME, 2004).

Bei einer Untersuchung an experimentell infizierten Fohlen, bei denen post mortem Rhodococcus equi nachgewiesen wurde, erreichten MARTENS et al. (1982a) keinen zuverlässigen Nachweis von Rhodococcus equi aus ante mortem entnommenem Tracheobronchialsekret. Die klinische Symptomatik und der röntgenologische Nachweis von Lungenveränderungen stellten in dieser Untersuchung eine zuverlässige Methode zur Diagnostik einer Rhodococcus equi-Pneumonie beim Fohlen dar. LAVOIE et al. (1994) sehen den röntgenologischen Nachweis eines Lungenabszesses bei jungen Fohlen nicht als sicheren Hinweis auf das Vorliegen einer Rhodococcus equi-Pneumonie. In einer Untersuchung an 40 Pferden, davon 32 Fohlen bis zu einem Alter von sechs Monaten, wiesen die Autoren nach einem röntgenologischen Nachweis von Lungenabszessen in der folgenden bakteriologischen Untersuchung mit gleicher Häufigkeit neben Rhodococcus equi auch Streptococcus zooepidemicus nach. ZERTUCHE und HILLIDGE (1987) bestätigen den röntgenologischen Nachweis eines Lungenabszesses als relativ sichere Aussage im Hinblick auf das Vorliegen einer Rhodococcus equi-Pneumonie.

Bei einem Vergleich der bildgebenden Verfahren in der Diagnose von Lungenabszessen wird eine sonographische Untersuchung der Lunge ebenso wie die röntgenologische Untersuchung des Thorax als aussagekräftiges Verfahren in der Diagnostik einer abszedierenden Bronchopneumonie bei Fohlen angesehen (RAMIREZ et al., 2004). Als einziger Nachteil wird aufgeführt, dass zentrale und craniale Lungenbereiche nicht bewertet werden können (REEF, 1998; COHEN et al., 2000). In Übereinstimmung mit MARTENS et al. (1982b) und HILLIDGE und ZERTUCHE (1987) wurde in der vorliegenden Untersuchung ein bildgebendes Verfahren zur Diagnose von Lungenabszessen bei Fohlen eingesetzt. Die Ultraschalluntersuchung wurde hier dem Röntgen vorgezogen, da diese Methode eine gute Aussage über pleuranahe Lungenveränderungen (REEF, 1998; ALTHAUS, 2004) mit der Flexibilität einer auch im Laufstall durchzuführenden mobilen Untersuchungsmethode verbindet.