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Referate erstellen und vortragen

Im Dokument Wissenschaftliches Arbeiten (Seite 33-39)

Neben dem Verschriftlichen von wissenschaftlichen Erkenntnissen, ist deren Präsentation von ähnlich großer Bedeutung. Während des Studiums werden Sie in mehreren Modulen dazu aufgefordert sein, Referate zu halten. Darüber hinaus bekommen Sie möglicherweise auch die Gelegenheit, Ihre Abschlussarbeit auf einer Konferenz oder einer Tagung präsentieren zu können. Wie Sie sich am besten darauf vorbereiten können und welche Dinge es hierbei zu beachten gibt, soll in diesem Kapitel erläutert werden.

8.1 Vorbereitung eines Referates

Die Entscheidung, ob Ihr Referat erfolgreich wird oder nicht, steht und fällt mit Ihrer Vorbereitung. Entsprechend sollten Sie genügend Zeit einplanen. Bevor Sie mit der Ausarbeitung starten, ist es hilfreich, sich zunächst folgende konkrete Fragen zu stellen (vgl. Townsend 2015: 10-14):

1. WARUM gebe ich den Vortrag?

Möchte ich mein Publikum bzw. meine Zuhörer/-innen informieren? Will ich sie überzeugen? Halte ich den Vortrag, weil ich meine Position verteidigen muss?

2. WER ist mein Publikum?

Welches Vorwissen bringen meine Zuhörer/-innen mit? Welche Erwartungshaltung haben sie?

3. WAS sind meine Kernaussagen?

Bitte beschränken Sie sich hier auf maximal vier bis fünf Aussagen – mehr werden Ihre Zuhörer/-innen nicht behalten.

Über all diesen Fragen steht zudem eine zentrale Kernfrage:

Was sollen meine Zuhörer/-innen am Ende mit nach Hause nehmen?

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Da Sie aufgrund eines begrenzten Zeitfensters nicht jedes kleinste Detail Ihrer Erkenntnisse präsentieren können, sollten Sie sich auf die wichtigsten Fakten konzentrieren. Voss (2017: 139) schlägt hierfür die sogenannte „Muss-Soll-Kann-Methode“

vor. Hiermit können Sie den Inhalt Ihrer Präsentation in folgende Kategorien gliedern (vgl.

Tabelle 6):

Tabelle 6: Muss-Soll-Kann-Methode (vgl. Voss 2017:139)

Beschreibung

Muss Grundlegende Informationen für das Verständnis der Zuhörer/-innen:

Einleitung, theoretische Ansätze, Erhebung und Fragetechnik, zentrale Ergebnisse und Ableitungen

Soll Nicht zwingende Informationen, aber hilfreich beim Verständnis:

Erklärende Abbildungen, Hintergrundinformationen, Vergleiche oder Beispiele

Kann Bereithalten als Zeitpuffer und/oder Zusatzinformation:

Charts mit weiteren Informationen, tiefere Beispiele oder Erklärungen

8.2 Gliederungs- und Gestaltungstipps für Referate

Nachdem Sie Ihre Literatur ausgewählt haben, geht es an die Gliederung und Gestaltung Ihres Vortrages.

Gliederung

Ähnlich wie eine schriftliche Arbeit gliedert sich ein Vortrag ebenfalls in Einleitung, Hauptteil und Schluss. Für die konkrete Ausarbeitung sei auf das BIKER’B Schema von Townsend (2015) verwiesen. Die Abkürzung BIKER’B steht für:

Bang Introduction Key points Examples Recap Bang

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B

ang

Mit dem ersten „Bang“ wecken Sie das Interesse Ihrer Zuhörer/-innen. Hierfür eignet sich beispielsweise eine an die Zuhörer/-innen gerichtete Frage, ein Zitat, ein aktuelles Ereignis oder eine reißerische Überschrift eines Zeitungsartikels.

I

ntroduction

In die Einleitung Ihres Vortrages gehört, dass Sie sich kurz vorstellen. Je nach Dauer des Vortrages ist es im Anschluss sinnvoll eine Gliederung zu präsentieren, damit die Zuhörer/-innen wissen, was sie erwartet. In jedem Fall sollten Sie jedoch in Ihr Thema einführen und dessen Bedeutung herausstellen. Dazu gehört, dass Sie Ihre Fragestellung und/oder Hypothesen erwähnen, denen Sie in Ihrem Vortrag nachgehen werden.

K

ey points

Dieser Teil ist der eigentliche Hauptteil Ihres Vortrages. Wie zuvor erwähnt, sollte er nicht mehr als vier bis fünf Kernaussagen umfassen. Diese verteilen sich auf den theoretischen Hintergrund, das methodische Vorgehen und Ihre Ergebnisse.

E

xamples

Erklären Sie Ihre Erkenntnisse anhand von Beispielen. So wird Ihr Gesagtes für Ihre Zuhörer/-innen anschaulicher und verständlicher.

R

ecap

Bevor Sie zum finalen „Bang“ kommen, fassen Sie noch einmal die wichtigsten Ergebnisse zusammen und nehmen einen inhaltlichen Rückbezug zu Ihrer eingangs aufgestellten Frage bzw. Hypothese.

B

ang

Das letzte „Bang“ ist das Finale Ihres Vortrages und sollte einen Rückbezug zum Beginn darstellen. Hier können Sie ebenfalls ein Bild oder ein Zitat verwenden. Weiterhin ist es möglich, erneut eine Frage zu stellen, die Sie als Ausblick und/oder Einstieg in die sich anschließende Diskussion nutzen können.

„...nehmen wir

30 Gestaltung

Bevor Sie mit der Gestaltung Ihres Vortrages beginnen, erkundigen Sie sich, welche Medien Ihnen für Ihren Vortrag zur Verfügung stehen. Sollten Sie sich bspw. für eine Präsentation mit PowerPoint entscheiden, beachten Sie bitte folgende allgemeine Hinweise:

• Planen Sie pro Folie im Durchschnitt 1 Minute ein.

• Behandeln Sie pro Folie nur ein Thema, da Ihr Referat sonst zu unübersichtlich wird.

• Weniger ist mehr! Halten Sie Freiflächen und Ränder, das entspannt die Wahrnehmung.

• Verwenden Sie Stichpunkte und keine ganzen Sätze.

• Versuchen Sie möglichst nicht mehr als 6 bis 8 Zeilen auf eine Folie zu bringen und halten Sie auch hier genügend Abstand zwischen den Zeilen.

• Verwenden Sie eine 16pt Schriftgröße, damit auch die Zuhörer/-innen in der letzten Reihe noch etwas lesen können.

• Nutzen Sie keine Serifenschrift. Diese ist zum Lesen von langen Texten sehr gut geeignet, bei einem Vortrag erschwert sie jedoch das Lesen.

• Achten Sie auf Groß- und Kleinschreibung, es erleichtert ebenfalls das Lesen.

• Kennzeichnen Sie Ihre Folien mit Seitenangaben, Überschriften und Nummerierungen.

Das hilft bei der Orientierung.

• Setzen Sie Animationen sparsam ein. Zuviel „Hineinrotieren“ und „Einfliegen“ lenkt vom eigentlichen Thema ab und wirkt unprofessionell.

• Und auch bei Präsentationen gilt:

Jeglicher Text, jegliche Abbildungen und Graphiken, die Sie übernommen haben und die nicht von Ihnen stammen, sind mit Quellenangaben zu belegen.

8.3 Referat vortragen

Seien Sie am Tag Ihres Referates rechtzeitig vor Ort, um sich selbst nicht zusätzlich unter Druck zu setzen. Kontrollieren Sie die Technik und achten Sie darauf, dass alle Zuhörer/-innen eine freie Sicht haben.

!

31 Wenn es dann losgeht…

• Versuchen Sie klar, deutlich und langsam zu sprechen. Auch wenn Sie selbst den Eindruck haben, dass Sie bereits langsam sprechen – bleiben Sie dabei.

• Vermeiden Sie unnötige Fremdwörter und Fachbegriffe. Sollten Sie nicht ohne auskommen, erklären Sie diese bitte.

• Bauen Sie bewusst kurze Pausen in Ihren Vortrag ein. Diese helfen nicht nur Ihnen, sondern auch Ihren Zuhörer/-innen, das zuvor Gesagte oder Gezeigte kurz wirken zu lassen.

• Sollten Sie in Ihrem Vortrag Abbildungen und/oder Tabellen verwenden, erläutern Sie diese bitte. Es wirkt irritierend, wenn Sie Daten an die Wand projizieren und gleichzeitig über etwas anderes sprechen.

• Stellen Sie sich nicht mit dem Rücken zu Ihren Zuhörenden wenn Sie eine Abbildung oder Tabelle erklären.

• Versuchen Sie Augenkontakt zu halten und dabei möglichst alle Zuhörer/-innen anzuschauen.

8.4 Fragerunde

Am Ende Ihres Referates haben der/die Dozent/-in sowie Ihre Zuhörer/-innen die Möglichkeit, Ihnen Fragen zu Ihrem Vortrag zu stellen. Hierauf können Sie sich insofern vorbereiten, als dass Sie sich bereits während der Ausarbeitung Ihres Referates überlegen, welche möglichen Nachfragen zu Ihrem Thema kommen könnten. Sollten Sie am Ende der Vorbereitung möglicherweise noch Zeit übrig haben, erstellen Sie ruhig noch ein oder zwei Zusatzfolien, die sich auf die von Ihnen antizipierten Nachfragen beziehen. Dies wirkt nicht nur professionell, sondern zeigt insbesondere, dass Sie sich mit dem Thema beschäftigt haben und sich in Ihr Publikum hineinversetzt haben.

Sollten Ihnen kritische Fragen entgegengebracht werden, versuchen Sie diese nicht persönlich oder als Kritik an Ihrer Person zu verstehen. Nutzen Sie diese als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung und zur Professionalisierung.

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8.5 Die Sache mit dem Lampenfieber…

Vor einer Gruppe von Menschen zu sprechen fällt nicht allen leicht. Einige sind hierbei mehr aufgeregt, andere weniger. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass eine gründliche und rechtzeitige Vorbereitung hilft, die Aufregung zu verringern. Hierzu gehört:

Üben! Üben! Üben!

Darüber hinaus kann es helfen, wenn Sie den Einstieg und das Ende Ihrer Präsentation auswendig lernen (vgl. Brezina und Grillenberger 2005: 91). So müssen Sie sich an diesen Stellen keine Gedanken mehr darüber machen, ob Sie die richtigen Worte finden. Sollte Ihnen das zu unsicher sein, drucken Sie sich Einleitung und Schluss aus und legen Sie sie vor sich auf das Pult. So können Sie im schlimmsten Fall Ihre Notizen ablesen.

Versuchen Sie einen sicheren und festen Stand beim Vortragen zu haben und suchen Sie Blickkontakt zu freundlichen Gesichtern.

Und vergessen Sie bei alledem nicht: Glauben Sie an sich! Denn:

„Es ist ein großer Unterschied, ob Sie sagen ‚Ich kann [Hervorhebung im Original] eine Rede halten‘ oder ‚Ich kann nicht [Hervorhebung im Original] vor Publikum sprechen‘. Sie werden nämlich in beiden Fällen Recht behalten. Also entscheiden Sie sich für die Aussage, die Ihnen weiterhilft!“ (Brezina und Grillenberger 2005: 89)

(Milewalk 2017)

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