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Rechtliche Grundlagen 1. Verwaltungsvereinbarung

Abschlussbericht des Freistaates Sachsen

1.1. Rechtliche Grundlagen 1. Verwaltungsvereinbarung

Die in Art. 52 und Art. 52 a PflegeVG getroffenen grundsätz-lichen Reglungen wurden durch eine zwischen dem Bund und allen neuen Bundesländern geschlossene Verwaltungs-vereinbarung konkretisiert. Die erste Verwaltungsvereinba-rung (VerwaltungsvereinbaVerwaltungsvereinba-rung über die GewähVerwaltungsvereinba-rung von Finanzhilfen des Bundes an die Länder für Investitionen in Pflegeeinrichtungen im Beitrittsgebiet gemäß Artikel 52 Abs. 2 S. 4 des PflegeVG) sowie hierzu erlassene Änderungs-vereinbarungen bilden mit den den Investitionsmaßnahmen zugrunde liegenden landesrechtlichen Regelungen des Sächsischen Pflegegesetzes (SächsPflegeG) vom 25.03.1996 (SächsGVBl. Nr. 7 vom 29.03.1996, S. 106) sowie der Pflege-heimverordnung (PflhVO) vom 10.08.1996 (SächsGVBl. Nr. 16 vom 30.08.1996 S. 361) den rechtlichen Rahmen für die Um-setzung des Förderprogramms im Freistaat Sachsen.

Nach Art. 52 PflegeVG stellte der Bund für Investitionen in Pflegeeinrichtungen im Beitrittsgebiet in den Jahren 1995 bis 2002 umfangreiche Finanzhilfen zur Verfügung. Er ge-währte den Beitrittsländern jährlich Finanzhilfen i. H. v. mehr als 409 Mio.€ zur Verbesserung der Qualität der ambulanten, teil- und vollstationären Versorgung der Bevölkerung und zur Anpassung an das Versorgungsniveau an das übrige

Bun-3 Gründliche Kur für alte Pflegeheime – Neugestaltung der Alten-pflegeheime im Freistaat Sachsen 1990 bis 2000, S. 17.

desgebiet. Im Gesamtzeitraum von 1995 bis 2002 wurden insgesamt 3,272 Mrd. EUR bereitgestellt.

Das Bundesministerium für Gesundheit wies die Finanzhilfen den Ländern abhängig von ihrer Einwohnerzahl zu, so dass der Freistaat Sachsen bis 2002 insgesamt rund 968,18 Mio.

Euro erhalten hat.

Die Finanzhilfen durften ausschließlich zur Finanzierung von Fördermaßnahmen nach Art. 52 PflegeVG, d. h. zur Her-stellung, Anschaffung, Wiederbeschaffung, Ergänzung, In-standhaltung oder Instandsetzung der für den Betrieb von Pflegeinrichtungen notwendigen Gebäude und sonstigen abschreibungsfähigen Anlagegüter verwendet werden. Zu-gleich war die Förderung der Erstausstattung der Pflegeein-richtungen mit den betriebsnotwendigen Wirtschaftsgü-tern möglich.

Die Finanzhilfen des Bundes betrugen bis zu 80 v. H. der öf-fentlichen Förderung einer Investitionsmaßnahme; die Län-der stellten sicher, dass mindestens 20 v. H. Län-der öffentlichen Investitionsmittel aus Mitteln des Landes oder der Gemein-den aufgebracht wurGemein-den.

Die Länder waren verpflichtet, ein entsprechendes ein- oder mehrjähriges Investitionsprogramm aufzustellen und fort-zuschreiben, in dem die Art und Anzahl der Fördervorha-ben sowie die erforderlichen Finanzhilfen des Bundes, der Landesmittelanteil sowie die einzusetzenden Eigen- und Fremdmittel der Träger ersichtlich waren.

Mit der Verwaltungsvereinbarung wurde ein weiteres we-sentliches Ziel verfolgt: in den mit Finanzhilfen des Bundes geförderten Einrichtungen sollten die Pflegebedürftigen von der Umlage der Investitionskosten im Rahmen der ge-sonderten Berechnung freigestellt werden. Zugleich sollten die geförderten Investitionsmaßnahmen die Träger der Sozi-alhilfe zu entlasten.

Im Freistaat Sachsen allerdings war schon bald deutlich ge-worden, dass die Finanzmittel des Bundes nicht ausreichen würden, um den gesamten, sehr hohen Investitionsbedarf in Höhe von 1,84 Mrd. € abzudecken, damit möglichst viele

Abb. 3 Ländervergleich – Aufteilung der Finanzhilfen des Bundes im Zeitraum 1995 bis 2002 in Mio. € (gesamt 3,272 Mrd. €)

Quelle: § 1 Abs. 1 der Verwaltungsvereinbarung zu Art. 52 PflegeVG Freistaat Thüringen

527,65

Sachsen-Anhalt 583,69 Freistaat Sachsen 968,18 Mecklenburg-Vorpommern 389,40

Brandenburg 530,11

Berlin 269,96

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

Abb. 4 Ländervergleich – Einwohnerzahl und Bevölkerungsanteil von über 65-Jährigen im Jahr 1994 (Einwohnerzahl = Grundlage für die Verteilung der Finanzhilfen des Bundes gem. Art. 52 II S. 1, 1. HS PflegeVG – Königsteiner Schlüssel)

Einwohner gesamt 65 und älter

Freistaat Thüringen

Sachsen-Anhalt Freistaat

Sachsen Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg

Berlin 5.000 4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0

3.477

2.535

4.596

1.837

2.769

2.525

475,2

330,5 219,8

760,3

416,5 370,9

pflegebedürftige Menschen in den Genuss geförderter Pfle-ge- und Betreuungsangebote kommen konnten.

Um dieses Ziel zu erreichen, mussten die Träger an den Inves-titionskosten beteiligt werden – einem Vorhaben, dem der Bund dann in der Protokollerklärung zu § 5 Abs. 1 der Verwal-tungsvereinbarung vom 02.08.1996 dankenswerterweise auch zustimmte.

Danach konnten in Sachsen die Pflegebedürftigen der derten Einrichtungen mit bis zu 20 v. H. der Kosten der geför-derten Investitionsmaßnahme belastet werden dürfen. Die-se Möglichkeit der Umlagefähigkeit eines Eigenanteils von bis zu 20 v. H. auf die pflegebedürftigen Bewohner wurde schließlich 1999 verbindlich auch für alle anderen Bundes-länder in der Zweiten Änderungsvereinbarung zur Verwal-tungsvereinbarung geregelt.

Damit war es im Freistaat Sachsen möglich, eine deutlich größere Anzahl von Fördervorhaben zu realisieren als dies bei einer Vollfinanzierung aus öffentlichen Mitteln möglich gewesen wäre. Dies wird auch im direkten Vergleich der An-zahl der Fördervorhaben, die in den einzelnen Bundeslän-dern in das Investitionsprogramm aufgenommen wurden, sehr deutlich.

Die für den Freistaat Sachsen zur Verfügung gestellten Fi-nanzhilfen des Bundes wurden bis zum Ende der Laufzeit des Programms im Jahr 2002 durch Bewilligungsbescheide für mit dem Bund abgestimmte Fördervorhaben gebunden.

Mit der Dritten Änderungsvereinbarung zur Verwaltungs-vereinbarung, unterzeichnet vom Freistaat Sachsen am 08.11.2006, wurde beschlossen, dass die eingerichteten Verwahrkonten nach einer bereits genehmigtem Verlänge-rungszeitraum zum 31.12.2008 endgültig geschlossen wer-den. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Abforderung von Bun-desmitteln zur abschließenden Finanzierung der mit dem Bund abgestimmten Investitionsmaßnahmen noch möglich.

1.1.2. Landesrecht

Nach § 9 SGB XI sind die Länder für die Vorhaltung der pfle-gerischen Versorgungsstruktur verantwortlich. In Umset-zung des SGB XI wurde am 29.03.1996 das Sächsische Pfle-gegesetz (SächsPflegeG) vom 25. März 1996 im Sächsischen Gesetz- und Verordnungsblatt (GVBl. S. 106) veröffentlicht.

Durch § 2 SächsPflegeG wurde die Gewährleistungspflicht für die Versorgungsstruktur auf die Landkreise und kreisfrei-en Städte übertragkreisfrei-en. Die Investitionsplanung oblag nach

§ 4 SächsPflegeG dem Sächsischen Staatsministerium für So-ziales. Hierdurch wurde gewährleistet, dass die Fördermittel des Bundes und des Landes regional gleichmäßig verteilt wurden. Der Koordinierungsausschuss für Investitionen in der Altenpflege (KOA) begleitete in Sachsen Planung und Vollzug des Investitionsprogramms, um eine sachgerech-te Partizipation aller besachgerech-teiligsachgerech-ten Entscheidungs- und Leis-tungsträger sicherzustellen. Der Ausschuss setzte sich aus 16 stimmberechtigten Mitgliedern zusammen.

Dazu gehörten:

Quelle: http://www.bmg.bund.de / Stand 01.01.2008

Abb. 5 Ländervergleich – Anzahl der Projekte im Förderprogramm

350

250 300

200

150

100

50

0 53

180

127

332

173 160

Freistaat Thüringen

Sachsen-Anhalt Freistaat

Sachsen Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg

Berlin

Anzahl der Projekte in den einzelnen Bundesländern

• fünf Vertreter der in der Liga zusammengeschlossenen Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege

• zwei Vertreter der Pflegekassen

• ein Vertreter der Vereinigungen der privaten Altenpfle-geheime

• zwei Vertreter des Sächsischen Städte- und Gemeinde-tages

• zwei Vertreter des Sächsischen Landkreistages

• ein Vertreter des Kommunalen Sozialverbandes Sachsen (früher Landeswohlfahrtsverband Sachsen)

• zwei Vertreter des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales

• ein Vertreter der Oberfinanzdirektion Chemnitz

Vertreter der Landesdirektionen (ehemals Regierungspräsi-dien) als zuständige Bewilligungsbehörden nahmen mit be-ratender Stimme an den Ausschusssitzungen teil.4

Ferner regelte das SächsPflegeG in § 12 Abs. 1, dass rückwir-kend ab 01.06.1994 die jeweils hälftige Aufbringung der Investitionsmittel i. S. von Art. 52 Abs. 2 S. 2, 2. HS PflegeVG durch den Freistaat Sachsen sowie durch die Landkreise und kreisfreien Städte erfolgte. Nicht zuletzt enthielt das SächsPflegeG5 eine Ermächtigung, durch Rechtsverordnung die genauen Fördermodalitäten, insbesondere die Art und Höhe der Förderung, die Finanzierungsart, die förderfähi-gen Aufwendunförderfähi-gen sowie Näheres zum Förderverfahren und zu den zuständigen Behörden zu regeln. Im Zuge dieser Ermächtigung wurde die Pflegeheim-Verordnung (PflhVO)

4 Vgl. Bekanntmachung des Sächsischen Staatsministeriums für Sozia-les, Gesundheit und Familie über den Koordinierungsausschuss für Investitionen in der Altenpflege vom 16.09.1998, Sächsisches Amts-blatt Nr. 41 vom 08.10.1998, S. 730.

5 § 13 Abs. 2 SächsPflegeG

vom 10.08.1996 formuliert, die rückwirkend zum 01.07.1996 in Kraft trat.

Im Freistaat Sachsen betrug die öffentliche Förderung ein-schließlich des kommunalen Finanzierungsanteils bei vollstationären Pflegeeinrichtungen 80 v. H.

teilstationären Pflegeeinrichtungen und

Einrichtungen der Kurzzeitpflege 90 v. H.

Einrichtungen der Behindertenhilfe 100 v. H.

der als zuwendungsfähig anerkannten Aufwendungen.

Neben dem Investitionsprogramm zu Art. 52 PflegeVG un-terstützte der Freistaat Sachsen aus Landesmitteln im Pfle-gebereich zudem die Förderung von Nutzungsentgelten (§

8 SächsPflegeG), Schuldendienstlasten (§ 9 SächsPflegeG), ambulanten Pflegediensten und reichte darüber hinaus eine Pauschalförderung (§ 7 SächsPflegeG) aus.

Mit dem Gesetz zur Umsetzung des Gesetzes zur Einord-nung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetzbuch vom 14.

Juli 2005 wurden sowohl das Sächsische Pflegegesetz als auch die Pflegeheimverordnung vor dem Hintergrund des beendeten Bewilligungszeitraums für Fördermaßnahmen nach Art. 52 PflegeVG teilweise außer Kraft gesetzt. Nur die Vorschriften, die das nähere Verfahren zur gesonderten Be-rechnung von Investitionsaufwendungen gem. § 82 Abs. 3 SGB XI bestimmten, behielten weiterhin ihre Gültigkeit.