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3 Handlungsempfehlungen

3.12 Radreisen

Handlungsempfehlung für

Radreiseveranstalter

Das Angebot an Fahrradreisen in Veranstalterkata-logen ist sehr vielfältig und lässt zumindest hinsicht-lich der regionalen Differenzierung kaum Wünsche offen. Unklarheit besteht jedoch häufig im Bezug auf die Frage, ob die Veranstalter in den Reisepaketen wirklich die von den Fahrradtouristen tatsächlich ge-wünschten Bausteine kombinieren. Zur Klärung die-ser Frage wurde eine Sonderfrage in der zeitgleich mit dieser Grundlagenuntersuchung laufenden Fahrradreisestudie des Marktforschungsinstitutes Trendscope geschaltet. Um die Belastbarkeit der Be-fragungsergebnisse sicherzustellen, wurden gezielt Antworten von Probanden berücksichtigt, die grund-sätzlich ein Interesse an Pauschalreisen zeigten oder sogar ihre letzte Reise mit einem Reiseveranstalter durchgeführt hatten.

Abb. 95: Reisedauer der Radreisen

Entsprechend den Auswertungen der Reiseangebote verschiedener Radreiseveranstalter (siehe Kapitel V.3.5) dauert die Mehrzahl der Radreisen maximal eine Woche bzw. nur unwesentlich länger. Längere Radreisen, bis zu zwei Wochen Dauer, werden von Reiseveranstaltern so gut wie gar nicht angeboten, obwohl eine Dauer von 8 bis 14 Tagen bei Pauschalr-adreisen häufig gewünscht wird. Kurzreisen mit ein bis drei Übernachtungen, ein beispielsweise für Städ-tereisen gerne gewählter Zeitrahmen, spielen derzeit im Angebot von Veranstaltern nahezu keine Rolle. Da andererseits feststeht, dass sich Kurzreisen und Wo-chenendtrips mit dem Fahrrad hoher Beliebtheit er-freuen, stellt sich die Frage, ob hierfür von den Reisen-den einfach keine Unterstützung durch Veranstalter gesucht wird oder ob es an entsprechenden Angebo-ten fehlt. Vor allem für Internetangebote lässt sich hieraus durchaus ein Marktpotenzial ableiten. Kurz-fristig verfügbare Radpauschalen(z. B. bei sich ab-zeichnenden Schönwetterwochenenden und ganz nach dem Vorbild von Last-Minute-Angeboten) könnten durchaus nachgefragt werden. Der Erfolg von Pauschalangeboten wird jedoch letztlich, abgese-hen natürlich von der Destination selbst wie vom Preis, von der Attraktivität des Programmpaketes ab-hängen. Abbildung 96 zeigt, dass, je nach bevor-zugtem Fahrradtyp, unterschiedliche Vorlieben bei der Nachfrage festzustellen sind.

Reisenden, die Veranstalter bevorzugen, ist der Wunsch nach „fahrradfreundlichen Unterkünf-ten“ gemeinsam. Rund zwei Drittel der Befragten le-gen Wert darauf. Allein hieraus sollten die Veranstal-ter die Konsequenz ziehen und bei ihrem

60%

35%

4%

15-21 Tage 1%

8-14 Tage 4-7 Tage

2-3 Tage länger als 21 Tage 0%

n=273

Quelle: trendscope 2008, Zusatzfragen des dwif

Quartiereinkauf auf entsprechende Eignungsnach-weise in Form von streng kontrollierten Gütesiegeln Wert legen. Dies sollte aber nicht dazu führen, dass Veranstalter eigene Gütesiegel einführen, sondern sie sollten sich markteingeführter Klassifizierungssyste-me bedienen (ADFC- oder DEHOGA/DTV-Gütesiegel, sofern diese entsprechende Fahrradeignungsge-sichtspunkte in Zukunft in ihre Kriterienkataloge mit aufnehmen).

Auch Gepäcktransfer gehört, quasi als Pflicht-baustein, zu jeder Fahrradreisepauschale, da 54 bis 59

%, je nach Fahrradtyp, dies explizit wünschen. Ein Transportservice für das Fahrrad, beispielsweise zur Überbrückung größerer Distanzen oder an einzelnen Tagen, ist hingegen eher für „Normalradler“ und we-niger für sportlich ambitionierte Rennrad- oder Mountainbike-Touristen ein Thema.

Auch ein Tourguide gehört für viele mit zum ge-wünschten Programm. Während dies bei der mit Ab-stand größten Gruppe, den Trekkingradreisenden, von jedem Zweiten gewünscht wurde, stimmte „nur“

ein Drittel der Mountainbikenutzer diesem Wunsch zu. Wenn 40 % der Rennradnutzer eine geführte Radreise wünschen, so ist dies vermutlich als Wunsch nach professioneller (oder sogar prominenter) Beglei-tung zu interpretieren.

Signifikante Unterschiede zeigen sich bei der Nachfrage nach Wellnessbestandteilen einer Fahrr-adreise. Während dies für sportliche Radler (Rennrad) und in leicht abgeschwächter Form für Mountain-bikenutzer durchaus ein Thema ist, legt nur jeder siebte „normale“ Fahrradtourist hierauf explizit Wert.

Insbesondere die Kombination mit Massagen und Entspannungsbädern ist bei eher sportlichem Rad-fahren, zumal wenn längere Tagesetappen zurückge-legt werden, ein gefragtes Zusatzelement.

Entsprechend dem breiter angelegten Interes-sensspektrum, legen Trekkingradler besonders viel Wert auf ein attraktives Reise- und auch Rahmen-programm. Sie unternehmen Radreisen eben nicht nur wegen des Radfahrens, sondern sie wollen auch die Region intensiver kennenlernen, Sehenswürdig-keiten besuchen und die eine oder andere Freizeitge-staltungsmöglichkeit wahrnehmen.

Allen Fahrradtouristen gleich wichtig ist die Ver-pflegung, die durchaus gerne Lokalkolorit aufweisen darf und zu der es umfangreiches und gutes Informa-tionsmaterial geben sollte.

Betrachtet man die Antworten der Befragten, die bei ihrer letzten Reise tatsächlich mit einem Reiseveran-stalter unterwegs waren (vgl. Abbildung 97), so fällt auf, dass die Reisebegleitung und auch der

Pannen-fahrradfreundliche UnterkunftGepäcktransfer

geführte Radreise

Reiseprogram m

Infomaterial Verpflegung Transpor

tservice

Servicestatio nen

Mietrad Wellnessangebot

e

Rahmenprogram m

Sonstige s

Pannenservice

Trekkingrad-Reise (n = 418) Mountainbike-Reise (n = 219) Rennrad-Reise (n = 138) 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70% 64% 66%

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43%

34%39% 42%

19%17%

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32%

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25%28%

15%

24%

39%

13%11%

25%

3%8%

2%

Mehrfachnennungen möglich

Quelle: trendscope 2008, dwif 2008

Abb. 96: Wunschbausteine einer Pauschalreise nach Radtypen

Neben den dargestellten Bausteinempfehlungen der Radurlauber können folgende weitere Aspekte bei der Optimierung von Radreisen über Veranstalter dienlich sein.

Zielgruppengerechte Angebote

Der Versuch, mit einem Angebot möglichst alle denk-baren Interessenten zu überzeugen, ist zum Scheitern verurteilt. Aus diesem Grunde sollten Veranstalter den Mut haben, klar und eindeutig die jeweilige avi-sierte Zielgruppe, die am besten zu dem Angebot passt, auch zu benennen. Eine Möglichkeit zur Diffe-renzierung ist dabei der Fahrradtyp. Spezifische An-gebote für Mountainbike- und für Rennradfahrer soll-ten dies unbedingt bereits in der Überschrift zu erkennen geben.

Auch sollte von Anfang Klarheit darüber beste-hen, für welche Altersgruppe das jeweilige Angebot konzipiert wurde, wenngleich es hier bei der

Bu-chung durchaus zu einer VermisBu-chung der Alters-gruppen kommen kann, die in voller Kenntnis des An-gebotskonzeptes erfolgt. Wenn ein rüstiger

„Mittfünfziger“ gerne in einer Gruppe mit sportlich aktiven 20- bis 30-Jährigen mitradeln will, so sollte das kein Problem darstellen.

Von einer Reisemüdigkeit im höheren Alter kann nicht gesprochen werden. Die aktive Generation Fünfzig plus stellt einen Wachstumsmotor im Touris-mus dar, von dem auch der RadtourisTouris-mus profitieren kann. Entsprechend den Ergebnissen des Qualitäts-monitors Deutschland-Tourismus zählt bei den über 60-Jährigen das Radfahren zu den drei beliebtesten Aktivitäten im Urlaub. Zielgruppengerechte Ange-bote, z. B. kürzere Tagesetappen, Verbindung zu Kul-tur, Kulinarik und Wellness, sind für die aktiven Äl-teren nötig, um diesem Zukunftsmarkt gerecht werden zu können.

Aus der Überschrift der Fahrradpauschale sollte auch leicht zu erkennen sein, wo die Besichtigungs-schwerpunkte der Fahrradreise liegen. Sind es vor-nehmlich Bauwerke einer bestimmten Epoche (z. B.

Radeln auf den Spuren der Romanik) oder stehen Schlösser und Gärten einer Region mit Mittelpunkt.

Durch diese Vorabinformationen werden auch Pro-service sowie die Möglichkeit, ein Fahrrad zu mieten,

signifikant häufiger als Beweggründe genannt wur-den als bei Individualreisenwur-den. Letztere legten hin-gegen deutlich größeren Wert auf Transportservice, Wellnessbausteine und andere Rahmenprogramme-lemente.

mit Veranstalter (n = 162) ohne Veranstalter (n = 345) 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

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70%

62%60% 59%

37% 37%

31% 33% 33% 32% 32% 31% 32%

28%

35%

25% 24% 23%

13% 14%

23%

11%

20%

4% 5%

fahrradfreundliche UnterkunftGepäcktransfe

r geführte

Radreise

PannenserviceReiseprogram m

Infomaterial Verpflegun g

Transportservic e

Servicestatio nen

Mietrad Wellnessangebot

e

Rahmenprogram m

Sonstig es

Quelle: trendscope 2008, dwif 2008

Mehrfachnennungen möglich

Abb. 97: Wunschbausteine einer mit/ohne Veranstalter gebuchten Radreise

duktenttäuschungen minimiert und letztlich wird so ein höherer Zufriedenheitsgrad erreicht.

Schwierigkeitsgrad

Wichtig ist in jedem Fall die korrekte Information über den Schwierigkeitsgrad der Fahrradreise. Nicht nur die Angabe der exakten Länge der Tagesetappen, sondern auch der zu überwindende Höhenunter-schied (nicht nur Angabe der Höhenmeter, sondern auch des Höhenprofils) und der Fahrbahnbelag soll-ten standardmäßig bei allen Fahrradpauschalen an-gegeben sein.

Angaben zur Unterkunft

Die Unterkunft ist einer der entscheidenden Punkte im Verlauf einer Reise. Dementsprechend viel Wert legen Touristen im Vorfeld darauf, möglichst genau zu erfahren, wo sie während der Reise untergebracht sind. Hier sollten Veranstalter am besten mit kon-kreten Namen von Beherbergungsbetrieben aufwar-ten, sodass der Gast im Vorfeld auch die Möglichkeit hat, sich über die Unterkunft näher zu informieren.

Ersatzweise sollte zumindest die garantierte Qualität der Betriebe angegeben werden (Zahl der DEHOGA- oder DTV-Sterne). Für Fahrradreisen erscheint es dar-über hinaus nahezu zwingend, dass die angebotenen Unterkunftsbetriebe über eine entsprechend nachge-wiesene Eignung (z. B. Bett & Bike) verfügen.

Kombinationsangebote

Eine Erkenntnis dieser Studie ist, dass Fahrradurlau-ber nur in den seltensten Fällen in ihrem Urlaub aus-schließlich Fahrrad fahren wollen. Gerade die Kombi-nation von Radfahren und Wandern erfreut sich großer Beliebtheit. Warum also nicht Angebote un-terbreiten, die beide Aktivitäten gezielt miteinander kombinieren? Die meisten Fahrradregionen verfügen ebenfalls über eine hervorragende Wanderwegein-frastruktur und daher könnte hier das eine mit dem anderen verbunden werden. Ein weiterer Ausgleich zum Radfahren stellt die Besichtigung kultureller Ein-richtungen und Sehenswürdigkeiten dar. Kombinati-onsangebote mit kulturellen Führungen oder Besich-tigungstouren können hier also auf positive Resonanz stoßen.

Pauschalreiseangebote sind oft zeitlich limitiert.

Warum also nicht die Saisonspezifika in die Pro-grammpakete aktiv einbauen? „Spargeltouren mit dem Rad“ oder „Weinlese per Fahrrad“ – so oder ähn-lich ließen sich sicherähn-lich viele individuelle Pakete schnüren, die auf spezifische Interessenlagen bei po-tenziellen Gästen abzielen würden.

Eine besondere Erfolgswahrscheinlichkeit ver-sprechen Kombinationen von Radtouren mit kulina-rischen Erlebnissen. Radurlauber haben sich als be-sonders interessiert an kulinarischen Köstlichkeiten erwiesen. Schlemmerradreisen, bei denen nicht nur eine spezifische regionale Küche, sondern vielleicht sogar einzelne (Star-)Köche im Mittelpunkt stehen, können hier für zusätzliche Angebote sorgen.

Last-Minute-Radreisen

Gerade für Kurzentschlossene würden diese Ange-bote eine willkommene Erweiterung der Angebotspa-lette darstellen. Vorzugsweise richtet sich der Appell an Regionen bzw. an Unterkünfte, die eine Erkun-dung der Region per Rad von einem Standort aus an-bieten wollen. Um diese Pauschalen schnell und effi-zient an den Gast bringen zu können, sind gut gepflegte Adressdateien mit den relevanten Kunden-informationen ein wichtiges Hilfsmittel.

Newsletter

Manche Veranstalter und Regionen mit Veranstalter-funktion verbreiten schon seit einiger Zeit mit Erfolg Newsletter an ihre Gäste. Im Sinne einer perfekten Kundenpflege sollten auch Fahrradreiseveranstalter dazu übergehen, ihren Kunden oder Interessenten Wissenswertes zum Fahrradreisemarkt zukommen zu lassen. In diesen Newslettern könnten dann auch ge-zielt die oben angesprochenen Last-Minute-Angebote unterbreitet werden. Unter Berücksichtigung spezi-fischer Informationen zu den einzelnen Beziehern der Newsletter könnten sogar individuelle „Maßange-bote“ erstellt werden. Voraussetzung hierfür ist aller-dings der Aufbau und die sorgfältige Pflege von aus-sagekräftigen Kundendatenbanken.

rungsschutz ausreichend ist. Hierzu zählen auch die Ei-gentümer bzw. die für die Sicherungspflicht der Wege zuständigen Institutionen (i. d. R. die Kommunen) sowie Anbieter von fahrradtouristischen Pauschalen wie z. B.

Veranstalter und touristische Marketingorganisationen.

Nachfolgende Checklisten zeigen verschiedene Versicherungslösungen für die wesentlichen Risiken der genannten Einrichtungen/Personen und dienen als Ori-entierungsleitfaden. Letztlich jedoch ist für einen adä-quaten Versicherungsschutz stets eine individuelle Risi-koprüfung unabdingbar, damit tatsächlich eine risikogerechte Absicherung gewährleistet ist.

Tab. 35: Checkliste für Kommunen

Situation relevante Versicherung(en)

Die neue Eigenschaft bzw. das neue Rechtsverhältnis, das durch zur Ver-fügung stellen von Radwegen und öffentlichen Einrichtungen für Radtou-risten entsteht, ist im Rahmen der bestehenden Haftpflichtdeckungen der Kommune (Betriebs-, Haus- und Grundbesitzer-, Verkehrswege-Haft-pflichtversicherung …) bereits mitversichert.

Ggf. muss für das neue Verkehrswege-Risiko im Zusammenhang mit dem Radtourismus eine Zusatzdeckung installiert werden.

Abschluss/Ergänzung von Haftpflichtversiche-rungen für die neue Eigenschaft/ das neue Rechts-verhältnis

Die Kommune tritt selbst als Reiseveranstalter auf (Definition Reiseveranstalter: s. §§ 651a ff. BGB).

Personen- und Sachschaden-Haftpflichtversiche-rung für Reiseveranstalter

Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung für Reiseveranstalter

Abschluss/Ergänzung von Haftpflichtversiche-rungen für die neue Eigenschaft/ das neue Rechts-verhältnis

Die Kommune vermietet eigene Fahrräder. Abschluss/Ergänzung einer Betriebs-haftpflichtver-sicherung

Fahrrad-Kasko-Versicherung

Tab. 36: Checkliste für Anbieter/Veranstalter fahrradtouristischer Reisen

Situation relevante Versicherung(en)

Reiseveranstalter

(Definition Reiseveranstalter: s. §§ 651a ff. BGB).

Personen- und Sachschaden-Haftpflichtversicherung für Reiseveranstalter Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung für Reiseveranstalter Insolvenzversicherung

Der Reiseveranstalter hat eine eigene Betriebsstät-te bzw. einen eigenständigen Bürobetrieb.

TAS-Komplettschutz für Bürobetriebe

(Sach-Inhaltsversicherung inklusive erweiterter Gefahrendeckung und Er-tragsausfallversicherung, Glasbruch, Schäden an technischer Betriebsein-richtung, Betriebshaftpflichtversicherung

Optional: Rechtsschutzversicherung