3 Handlungsempfehlungen
3.4 Beschilderung
Die Wegweisung für Radwege sollte als kundenorien-tierte Besucherinformation und als Teil der touris-tischen Servicekette in der Besucherinformation auf-gefasst werden. Diese umfasst ein stimmiges Miteinander von Reiseberichten, Informations- und Kartenmaterial, Internetpräsentation, etc. Ziel einer an den Bedürfnissen der Touristen orientierten Weg-weisung muss es sein, über Zuständigkeitsgrenzen hinweg, durchgehende Informationsketten anzu-bieten – beginnend an der Autobahnabfahrt, dem Bahnhof oder dem Schiffsanleger bis zur gesuchten Ortschaft oder dem gesuchten Zielobjekt.
Entscheidendes Glied in der Kette der Besucher-information ist die Beschilderung der Radwege mit Hinweisen auf Orte, touristisches Angebot und Infra-struktur sowie touristische Routen. Diese Beschilde-Notwendige Informationsbausteine für Radtouristen
sind:
Bei Radwanderrouten:
Eindeutiger Routenname
Beschreibung der Beschilderung (Farbe und Form bzw. Logo auf den Schildern) Angaben zu Fahrbahnbelägen (nur Asphalt oder auch Feldweg)
Angaben zur Streckenlänge und zu Höhen-differenzen
Angaben zum Schwierigkeitsgrad Benennung der Start-Ziel-Orte sowie wei-terer Orte auf der Strecke
Benennung von Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen in erreichbarer Umgebung rund um die Radroute
Benennung von (radfreundlichen) Gastro-nomie- und Beherbergungsbetrieben mit Öffnungszeiten und Ruhetagen
Hinweise auf wichtige weitere Servicean-gebote (Reparaturservice, Radeltaxi etc.) Bei Mountainbikerouten (zusätzlich):
Höhenprofil Reliefbeschreibung
Diese Informationen sollten sich auf den Websites der Touristinformationen zum Download finden lassen, wo sie um etwaige Links auf weiterführende Informa-tionen ergänzt werden können. Darüber hinaus müs-sen sie inhaltsgleich mit den hinterlegten Daten et-waiger GPS-gestützter Navigationssysteme sein. Der Interessent soll auf den Seiten der Tourismusorganisa-tionen ausreichend InformaTourismusorganisa-tionen zur Wahl der Des-tination erhalten, sei es durch eigene Inhalte oder durch fundierte Verlinkungen.
Idealerweise werden die Informationen zum Fahrradtourismus innerhalb einer Region oder sogar eines Bundeslandes nach einheitlichen Vorgaben er-stellt, sodass ein gleich bleibendes Layout den Gästen die Orientierung erleichtert. Darüber hinaus bietet ein standardisiertes Erfassungssystem auch die Mög-lichkeit, individuelle Zusammenstellungen und Aus-drucke zu erstellen.
Ein wichtiges Informationsmedium für Fahrrad-touristen vor Ort stellen auch Informationstafeln an Fahrradwegen dar, die Auskunft geben über wich-tige und sehenswerte Einrichtungen, Öffnungszeiten, wichtige Kontaktadressen und auch Übersichtspläne
Integrierte Beschilderung
Vielerorts v.a. in den bevorzugten Erholungs- und Fe-riengebieten bestehen komplexe Routen- und Be-schilderungssysteme für unterschiedliche Nutzer-gruppen (Wanderer, Touren-Radfahrer,
Mountainbiker, Reiter, Nordic-Walker). Sukzessive sind so häufig Schilderwälder gewachsen, die die Ori-entierung der Gäste erschweren und hohe
Betriebskosten verursachen.
In diesen Fällen kann eine integrierte Beschilde-rung sinnvoll sein, in der alle Informationen zu Rou-ten, Touren und spezifischen Aktivitäten mit der Ziel-wegweisung zu Orten und Sehenswürdigkeiten in einem System zusammengeführt werden. Die Markt-forschung zu den Präferenzen der Radfahrer (vgl.
Kap. 5) belegt deutlich die sehr breiten Interessen und Aktivitäten der Radfahrer. Insofern sind Querbezüge in der Beschilderung (und nicht etwa ausschließlich auf das Radfahren begrenzte Beschilderungen) markt- und kundengerecht.
Für die Beschilderung nach FGSV-Standard be-deutet dies eine Verlagerung des Radfahrer-Symbols aus der Zielwegweisung in das Kurzschild (s.o.). Emp-fohlen wird auch die Angabe der Maßeinheit „km“.
Alle anderen Vorgaben der FGSV bleiben unberührt und sollten in der integrierten Beschilderung zur An-wendung kommen.
Abb. 90: Schilderwald und Lösungsansatz der „Inte-grierten Beschilderung“
Quelle: BTE 2008, eigene Darstellung
rung soll bundesweit einheitlich eine schnelle Ori-entierung erlauben. In Zusammenarbeit mit den Nachbarländern Dänemark, Niederlande, Schweiz, Polen und Tschechien soll das System zukünftig auch international durchgesetzt werden.
Zugunsten einer einheitlichen Orientierung ist für individuelle Gestaltungen der Reisegebiete oder Fernwege auf dieser Beschilderung kein Platz. Indivi-duelle Merkmale finden sich in Prospekten, im Inter-net, auf den Routensymbolen und ggf. auf Informati-onstafeln.
Beschilderungsregeln liegen mit dem „Merkblatt zur wegweisenden Beschilderung für den Radver-kehr“ der FGSV (Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen) vor (Nationaler Radverkehrsplan 2002-2012, FahrRad!). Eine Reihe von Bundesländern hat differenzierte Handlungsanleitungen zur Anwen-dung des FGSV-Standards verfasst.
Beschilderung nach FGSV-Standard
Der FGSV-Standard weist Radwege getrennt von den übrigen Freizeitwegen aus. Das Vollschild nennt Ziel-orte, Entfernungen und – über Piktogramme – touris-tische Informationen zum Zielort (Museum, Gastge-werbe, Bahnhof, etc.). Empfehlenswert erscheint für die Entfernungsangabe der Zusatz „km“. Von der Ziel-wegweisung getrennt zeigen Kurzschilder den Ver-lauf touristischer Routen an.
Der FGSV-Standard erlaubt die Ausführung in grün oder in rot auf weißem Grund. Der Standard hat nicht den Status einer rechtlichen Vorgabe, wird aber häufig von Fördermittelgebern vorausgesetzt. Damit ist der Standard faktisch vorgegeben.
Abb. 89: Vollschild nach FGSV-Standard mit einge-hängtem Routenhinweis
Quelle: BTE 2008, eigene Darstellung
Integriertes System in Ortschaften/
im ortsnahen Bereich
Integriertes System in Ortschaften/
im ortsnahen Bereich
einander abgestimmte Infrastruktur wahrgenommen werden können. Ziel einer an den Bedürfnissen der Touristen orientierten Wegweisung muss es sein, über Zuständigkeitsgrenzen hinweg durchgehende Informationsketten anzubieten – beginnend an der Autobahnabfahrt, dem Bahnhof oder dem Rastplatz bis zur gesuchten Ort-schaft oder zum gesuchten Zielob-jekt.
Ein integriertes System besteht aus Infotafeln und Wegweisern, die sich in ihrer Funktion und in ihrem Infor-mationsgehalt ergänzen.
Infotafeln enthalten eine oder meh-rere Karten, in denen das touristische Angebot im räumlichen Zusammen-hang sowie die Netzstruktur der ver-schiedenen Freizeitrouten deutlich wird. Hier ist auch der Platz für erläu-ternde Texte z. B. zu Regionen oder Bauwerken und es besteht die Mög-lichkeit, über bestimmte
Wegeeigen- Touristische Serviceketten in der
Besu-cherinformation und Wegweisung
Die Schilder und Infotafeln sollen so installiert wer-den, dass sie vom Gast als eine in sich schlüssige, auf-Tab. 33: Empfehlung zur Beschilderung von Radwegen
eigenständige Markierung für Radfahrer (FGSV-Standard)
integrierte, benutzerübergreifende Beschilde-rung (Anwendung des FGSV-Standards für alle Freizeitrouten, aber: Radwegweisung über
eingehängte Kurzschilder) Vorteile maximale Klarheit für Radfahrer
vergleichsweise leicht umsetzbar (Fahrradspezifisch, nicht vernetzt)
einheitliche Beschilderung für alle wichtigen Freizeitnut-zungen
kundenorientierte Sichtweise (wird den vielschichtigen Interessen der Besucher – auch der Radfahrer – gerecht) reduziert den Schilderwald (alle Ziele, alle Routen, alle Aktivitäten an einem Pfosten) und spart damit Bau- und Erhaltungskosten
Nach-teile
parallele Systeme für Wandern, Nordic Walking, Reiten etc. notwendig (nebeneinander stehende Beschilde-rungssysteme mit jeweils eigener Logik)
abstimmungsintensiv, komplex
beson-ders ge-eignet für
Radfernwege
Regionen, in denen Radrouten ein überwiegend eigen-ständiges System bilden
Regionen, in denen das Radfahren gegenüber anderen Nutzungen klar im Vordergrund steht
isolierte (lokale) Projekte, die schnell und mit überschau-barem Aufwand realisiert werden sollen
Tourismusräume mit eng verwobenen Angeboten für Radfahrer, Wanderer, etc. (auf gemeinsamen Wegen bzw. zahlreichen gemeinsamen Kreuzungspunkten) Tourismusräume mit unzeitgemäßem Schilderwald, die ihre Besucherlenkung insgesamt überarbeiten und neu ordnen
tourismusaktive Region/ Destination (lokale Lösung nicht sinnvoll)
Abb. 91: Durchgehende Besucherlenkung und -information
Quelle: BTE 2008, eigene Darstellung Quelle: BTE 2008, eigene Darstellung
So wird eine Fahrradtour zu einer GPS-Datei:
Für eine Tourismusorganisation gibt es drei Wege, eine GPS-Datei (die verschiedene Formate haben kann) zu erstellen:
Steht ein GPS-Gerät zur Verfügung, kann die Fahrradtour abgefahren und die aufgezeichnete Strecke anschließend vom Gerät auf einen PC und dann ins Internet übertragen werden. Eine Nachbearbeitung der Daten am PC ist zweckmä-ßig (Namen für Waypoints statt Nummern, Er-gänzung von fehlenden Waypoints etc.), denn die Bearbeitung am Handgerät während der Aufzeichnung ist mühselig.
Die Fahrradtour wird digital am PC geplant.
Dazu ist eine digitale Karte erforderlich und ein Programm, mit dem die Tour auf der Karte per Mausklick „abgefahren“ wird. Meistens werden Karte und Programm gleich als Paket angebo-ten. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass die Tourdaten gleich mit ergänzenden Informa-tionen wie z. B. Höhenprofil, Ortsbezeichnungen etc. vervollständigt werden können.
Wenn es für die Region bereits einen internetba-sierten Radroutenplaner gibt, kann auch dieser genutzt werden, um Radtouren für den eigenen Ferienort zu erstellen. Die Qualität der Daten hängt dabei vom Entwicklungsstand des Planers ab (ggf. können nur vorgegebene Strecken ge-wählt werden, die Routen können auch gleich auf der Internetseite des Planers veröffentlicht werden etc. vgl. Kapitel VI.3).
Leihgeräte anbieten: Für Unerfahrene ist das Thema GPS mit seiner Geräte-, Begriffs- und Dateivielfalt komplex. Hier kann eine Destination ihren Gästen helfen, indem sie fertig konfigurierte Geräte zum Aus-leihen anbietet. Inzwischen sind die Geräte so leis-tungsfähig, dass schon einfache Modelle für diesen Zweck ausreichen (Anschaffungspreis unter 100,–
Euro). In einer 10 bis 15-minütigen Einführung kön-nen die Grundfunktiokön-nen erklärt werden. Anschlie-ßend sollte eine kurze Testfahrt folgen und
auftretende Fragen sollten sofort geklärt werden. Die GPS-Anfänger unter den Gästen, dürfen sich später in der freien Landschaft nicht alleingelassen fühlen.
Zweckmäßig ist auch eine Notfalltelefonnummer.
schaften zu informieren, wie beispielsweise über die Eignung für in ihrer Mobilität
einge-schränkte Personen.
Wegweiser dienen der Orientierung im Vorbei-gehen oder Vorbeifahren. Ein Verweilen vor dem Wegweiser soll nicht erforderlich sein. Die hierzu notwendige Übersichtlichkeit wird durch eine standardisierte Form und inhaltliche Gestal-tung erreicht. Auch ist es wichtig, die Informati-onsfülle auf den Schildern sowie die Anzahl von Schildern an einem Wegweiser begrenzt zu hal-ten.