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Ausgabeverhalten von „Fahrradausflüglern“

4 Vergleich des ökonomischen Effektes des Fahrradtourismus mit anderen touristischen

2.4 Ausgabeverhalten von „Fahrradausflüglern“

„Fahrradausflüglern“

Die folgende Analyse stützt sich bei der monetären Komponente der Berechnungen auf Befragungsgebnisse des Jahres 2004 (dwif 2005–2007) und er-gänzt die bereits im Kapitel zum Wirtschaftsfaktor Fahrradtourismus (Kapitel III) gelieferten Ausgaben-werte der Fahrradausflügler um verhaltensorien-tierte Informationen.

Fragen zum Ausgabeverhalten der Tagesreisen-den wurTagesreisen-den in Tagesreisen-den Erhebungsjahren 2005 und 2006 nicht mehr gestellt. Eine fundierte Aktualisierung der Daten ist nicht möglich, da Veränderungen beim Aus-gabeverhalten nicht analysiert wurden. Eine reine In-flationierung wurde gerade vor diesem Hintergrund nicht durchgeführt. Da es in diesem Kapitel haupt-sächlich darum geht, die einzelnen Sparten beim Aus-gabeverhalten der Fahrradausflügler im Vergleich darzustellen, wurde bewusst darauf verzichtet, die Ausgabenwerte um die Mehrwertsteuererhöhung im Jahr 2007 anzupassen. Abweichungen in der absolu-ten Ausgabehöhe pro Kopf und Tag sind demnach ausschließlich auf den veränderten Mehrwert-steuersatz (statt 16 % nunmehr 19 %) zurückzufüh-ren. Im Kapitel III zum Wirtschaftsfaktor Fahrradtou-rismus wurde dieser Schritt der Anpassung an die Mehrwertsteuererhöhung vorgenommen, um bei der Zusammenführung mit den Bruttoumsätzen durch übernachtende Fahrradtouristen in Bezug auf die Mehrwertsteuer die gleiche Datenbasis zu gewähr-leisten. Ausgewiesen werden nur die am Zielort bzw.

an den Zielorten getätigten Ausgaben. Nicht berück-sichtigt sind deshalb vor allem Ausgaben, die vor An-tritt sowie nach Beendigung der Tagesreise getätigt wurden, sowie alle Kosten für die An- und Abreise6.

6 Eine Ausnahme bilden hierbei lediglich Fahrtkosten, die – z. B.

bei Busreisen oder Veranstaltungsbesuchen – in einer Pauschale enthalten sind und nicht herausgerechnet werden können.

Abb. 16: Verteilung der Tagesreisen mit fahrradtouris-tischer Relevanz nach Wochentagen – gerundete Werte

An den Sonn- und Feiertagen ist fast bei jeder zwölften Tagesreise Fahrradnutzung eingeschlossen.

An diesen Tagen ist die Konkurrenz durch andere An-lässe und Aktivitäten, wie insbesondere Shopping oder Veranstaltungsbesuche, mit großer Sicherheit geringer. Die besondere Rolle der Sonn- und Feiertage in dieser Hinsicht ist aber wohl auch in den traditio-nellen Verhaltensweisen der Ausflügler begründet.

An den Werktagen liegen die Anteilswerte sehr einheitlich zwischen 2,5 und 3,4 %. Nur der Mittwoch fällt hier ein wenig aus dem Rahmen, was sich – aller-dings nur zum Teil – auch daraus erklärt, dass auf die-sen Tag keiner der „festen“ Feiertage entfällt, die dann der Rubrik „Sonn- und Feiertage“ zugeordnet wurden.

An den Samstagen ist die oben angesprochene Konkurrenz des Fahrradtourismus zu anderen For-men des Tagesreiseverkehrs besonders klar erkenn-bar. Die Läden und Einkaufszentren in den Städten er-leben hier den stärksten Andrang und auch

überdurchschnittlich viele Veranstaltungen werden ganz bewusst auf den Samstag gelegt.

0%

1%

2%

3%

4%

5%

6%

7%

8%

9%

10%

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonn- und Feiertag

Zahl der Tagesreisen insg. in Mio.

Fahrrad-touristische Tagesreisen in Mio.

Anteil an insg. in %

259 327 385 374 490 759 810

6,6 8,3 13,1 10,4 13,6 33,0 68,0

2,5 2,5 3,4 2,8 2,8 4,3 8,4

Quelle: dwif 2005-2007, eigene Berechnungen

Es ist davon auszugehen, dass die spezifischen Verhal-tensmuster von Fahrradtouristen Auswirkungen auf die Höhe und Struktur der getätigten Ausgaben nach-vollzogen werden sollen. ben. Es sind aber auch noch andere Zusammenhänge vorstellbar, deren Auswir-kungen im Folgenden nachvollzogen werden sollen.

2.4.2 Detailbetrachtung

Für nachstehende Analyse werden erneut die Ein-flussfaktoren ausgewählt, die bereits bei den vorher-gehenden Analysen im Mittelpunkt standen.

Regionale Untergliederungen:

Differenziert wird nach der Art des touristischen Prä-dikates des Reisezieles.

Es sind keine gravierenden Unterschiede zu beobach-ten. Lediglich tendenziell lässt sich feststellen, dass

das Niveau der Ausgaben in den mehr städtisch geprägten Zielorten, zu denen ja auch die „sons-tigen Orte“ zum größten Teil zu zählen sind, un-ter dem der Kur- und Erholungsorte liegt;

sich nur die Heilbäder7 stärker vom Durch-schnittswert abheben.

7 Mineral- und Moorbäder, heilklimatische Kurorte, Kneippheilbä-der und SeeheilbäKneippheilbä-der

2.4.1 Gesamtbetrachtung

Zur besseren Einschätzung werden zwei Vergleichs-gruppen gebildet:

die Gesamtheit aller Tagesreisen

Tagesreisen, die der Ausübung einer ganz spezi-ellen Aktivität gedient haben. Dazu zählen – ne-ben Fahrradfahrten im weitesten Sinne – Wan-derungen, Schwimmbadbesuche, sportliche Betätigungen usw.

Mit Blick auf die im Mittelpunkt des Interesses stehen-de Zielgruppe sind vor allem zwei Beobachtungen von Bedeutung:

Die Gesamtausgaben der „Fahrradtouristen“

liegen um 45 % unter dem Gesamtdurch-schnitt. Sie zählen damit nicht zu den ausgabe-freudigen Tagesreisenden, sondern geben sogar noch deutlich weniger aus als andere Gruppie-rungen, die ebenfalls zu jenen Tagesreisenden zu zählen sind, die am Zielort einer ganz be-stimmten Aktivität nachgehen.

In erster Linie sind es die Ausgaben für sonstige Einkäufe, wie z. B. Reiseandenken, Bekleidung, Schmuck usw., die für die negative Abweichung vom Durchschnittswert verantwortlich sind.

Aber auch bei den Eintritts- bzw. Nutzungsge-bühren für Sport-, Spiel- und Unterhaltungsein-richtungen zeigen sich deutliche Unterschiede.

Besuch von

Lokalen sonstig

e Einkäufe

Eink auf von Lebensmitteln

Pauschal

-arrangements

Sport, Spiel, Unterhaltung u. Ä.

sonstige Leistungen

Verkehrsmit tel vor Ort

Tagesreisende insgesamt (28,50 Euro) Tagesreisende, die eine spezielle Aktivität ausüben (19,80 Euro) Tagesreisende mit Fahrradnutzung (15,70 Euro)

0 € 4 € 8 € 12 € 16 €

9,10 € 9,60 € 8,90 € 13,50 €

3,50 €

2,60 € 1,80 €1,70 € 2,00 € 0,90 € 1,00 € 2,40 €3,30 €

0,90 € 0,50 € 0,20 € 0,30 € 0,20 € 0,10 €

Quelle: dwif 2005-2007, eigene Berechnungen

Abb. 17: Ausgabeverhalten der Tagesreisenden mit fahrradtouristischer Relevanz im Vergleich – Ausgaben pro Person in Euro – gerundete Werte

Die Samstage heben sich deutlich ab. Die Detaila-nalyse verdeutlicht, dass es erneut die Ausgaben für sonstige Einkäufe sind, die den Unterschied ausma-chen; sie betragen im Durchschnitt:

2,10 Euro an den Werktagen (Montag bis Freitag) und sogar nur 1,80 Euro an Sonn- und Feierta-gen;

immerhin 5,60 Euro an Samstagen, was doch eine signifikante Abweichung vom gesamten Durchschnittswert (2,60 Euro) für sonstige Ein-käufe darstellt.

Bei allen übrigen Ausgabearten sind dagegen über-haupt keine grundlegenden Unterschiede festzustel-len. Auch die Jahreszeit hat im Übrigen keinen ent-scheidenden Einfluss auf das Ausgabeverhalten, sodass auf einen gesonderten Ausweis verzichtet wer-den kann.

Distanzempfindlichkeit:

Im Unterschied dazu zeigt es sich, dass sich die Ent-fernung zwischen Ausgangs- und Zielort der Ta-gesreise sehr stark auf das Ausgabeverhalten aus-wirkt.

Abb. 20: Gesamtausgaben der Fahrradtouristen nach der Entfernung zwischen Ausgangs- und Zielort der Tagesreise – gerundete Werte

Die Abhängigkeit ist unübersehbar, denn die Höhe der getätigten Ausgaben nimmt mit steigender Dis-tanz kontinuierlich zu. In den Ergebnissen treten die Unterschiede zwischen den beiden Untergruppen der Radausflügler im Nahbereich und derer mit weiter entfernten Zielen klar zutage:

Die typische „Radtour“, die sich im Nahbereich abspielt und bei der die Aktivität „Radfahren“

eindeutig im Vordergrund steht, ist mit relativ geringen Ausgaben verbunden.

 Abb. 18: Gesamtausgaben der Fahrradtouristen nach

dem Prädikat des Zielortes – gerundete Werte

durchschnittliche Gesamtausgaben insgesamt 15,70 €

0 € 5 € 10 € 15 € 20 € 25 €

Montag

mit Feitag Samstag Sonn- und

Feiertag 15,10 €

19,45 €

14,00 €

Quelle: dwif 2005-2007, eigene Berechnungen

7,00 € 10,10 €

13,90 € 16,60 €

34,10 € 36,30 €

0 € 10 € 20 € 30 € 40 €

bis 5 km 6-25 km 26-50 km 51-100 km 101-200 km mehr als 200 km

Quelle: dwif 2005-2007, eigene Berechnungen

durchschnittliche Gesamtausgaben insgesamt 15,70 € 21,10 €

16,80 €

15,40 €

14,70 € durchschnittliche Gesamtausgaben

insgesamt 15,70 €

0 € 5 € 10 € 15 € 20 € 25 €

Heilbäder

Luftkur- und Erholungso rte

Grstädte sonstige Or

te

Quelle: dwif 2005-2007, eigene Berechnungen

Zeitliche Untergliederungen:

Von Interesse ist insbesondere, ob der Wochentag Einfluss auf die Höhe der Ausgaben nimmt:

Abb. 19: Gesamtausgaben der Fahrradtouristen nach dem Wochentag der Tagesreise – gerundete Werte

3.1 Herkunft und Besuchserfahrung

Fahrradurlauber in Deutschland stammen zu 95 % aus Deutschland. Lediglich 5 % kommen aus dem Ausland, überwiegend aus den Niederlanden und, in deutlich geringerem Umfang, aus der Schweiz. Als in-ländischer Quellmarkt nimmt Nordrhein-Westfalen eine herausgehobene Position ein. Nicht nur die große Bevölkerungszahl, sondern vor allem die weit überproportionale Neigung, Fahrradradurlaub im In-land zu verbringen, sind hierfür als Ursache zu nen-nen.

Umgekehrte Relationen lassen sich in Bayern, Ba-den-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen fest-stellen, unter deren Einwohnern Fahrradurlauber derzeit nur unterproportional für Reiseziele im In-land begeistert werden können. Da keine Hinweise darauf vorliegen, dass Fahrradurlaub in diesen Bun-desländern signifikant weniger beliebt wäre, lässt sich dies nur mit einer höheren Affinität zu auslän-dischen Reisezielen erklären (vermutlich in den je-weils angrenzenden Nachbarländern).

Ein erster Hinweis auf die Qualität der fahrradtouristi-schen Angebote zeigt sich in der Tatsache, dass 46 % der Gäste bereits häufiger eine bestimmte Region be-sucht haben. 34 % waren zum ersten Mal dort. Das Vor-urteil, dass Radurlauber stets neue Destinationen su-chen, lässt sich, jedenfalls auf Deutschland bezogen, kaum aufrechterhalten. Deutsche Reiseregionen scheinen in puncto Servicequalität und Gästebetreu-ung schon erfolgreich zu arbeiten, denn gerade die Stammgäste zeigen eine, im Vergleich zu anderen Ur-laubergruppen, außergewöhnlich hohe Wiederbe-suchsabsicht (Note 1,3 auf einer 6 Noten umfassenden Skala, statt 1,5 bei Nichtfahrradurlaubern). Fahrradur-lauber zeigten sich auch als Erstbesucher stärker an-getan von ihrem Aufenthalt, sodass sie auch in hö-herem Maße wieder kommen wollen (Note 2,9 gegenüber Note 3,1 bei Nichtfahrradurlaubern). Ein möglicher Erklärungsgrund hierfür könnte in der in-tensiveren Urlaubsvorbereitung (Information) der Fahrrad fahrenden Erstbesucher liegen, die „Produk-tenttäuschungen“ weniger wahrscheinlich werden lässt.

Werden Distanzen von mehr als 100 km (ein-fache Fahrt) überbrückt, stellt Radfahren nur noch eine Aktivität unter mehreren dar. Bestim-mend für die Höhe der getätigten Ausgaben ist dann das Gesamtprogramm, das im Zuge der Ta-gesreise abgewickelt wird. Dementsprechend liegen dann auch die Ausgaben deutlich höher.

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