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2.2 Diagnostik von intrakraniellen Erkrankungen

2.2.3 Röntgenologische Untersuchung des Schädels

Nach VANDEVELDE und FANKHAUSER (1987) kann die Röntgenuntersuchung des Kopfes von Bedeutung bei der Diagnostik neurologischer Störungen sein. Bei Frakturen, Knochentumoren und angeborenen Mißbildungen kann mit röntgenologisch erfaßbaren Veränderungen gerechnet werden; hingegen sind zur Erkennung von organischen Erkrankungen des Gehirns und der Meningen oft spezielle Untersuchungen notwendig (VANDEVELDE u. FANKHAUSER 1987). Übersichtsröntgenaufnahmen sind bei den meisten Krankheiten des Gehirns nicht lohnenswert (OLIVER et al. 1987) und dienen nur zum anfänglichen "Screening" bei Verdacht auf eine intrakranielle Erkrankung (TUCKER u.

GAVIN 1996). Einen Vorteil der konventionellen Röntgentechnik sehen FORREST und THRALL (1995) in den relativ geringen Kosten und in ihrer weiten Verbreitung.

2.2.3.1 Grundlagen

Standardaufnahmen des Schädels sind die laterale und dorsoventrale beziehungsweise ventrodorsale Projektion (OLIVER et al. 1987, VANDEVELDE u. FANKHAUSER 1987, BURK u. ACKERMAN 1991, BRAUND 1994, TUCKER u. GAVIN 1996, OWENS u.

BIERY 1999). Die laterale Aufnahme dient vor allem der Untersuchung von Nase und

Hirnschädel, während mit der dorsoventralen Projektion sich am besten Unterkiefer, Hirnschädel, Jochbögen, Kiefer− und Mittelohrregion darstellen lassen (BURK u.

ACKERMAN 1991). Die radiographische Anatomie des Schädels mit seinen über 40 Kno−

chen ist sehr komplex, da sich im Röntgenbild viele Knochen überlagern und der Schädel in viele Kompartimente aufgeteilt ist, was die Interpretation von Schädel−Röntgenaufnahmen erschwert (OLIVER et al. 1987, WHEELER 1989, BURK u. ACKERMAN 1991, FORREST u. THRALL 1995, OWENS u. BIERY 1999). In diesem Zusammenhang nennt NEUBERTH (1993) den Begriff der Superpositionsbilder. Eine exakte symmetrische Lagerung ist essentiell, da durch Vergleich der bilateral symmetrisch vorliegenden Strukturen erkrankte von nicht erkrankter Seite unterschieden wird (VANDEVELDE u. FANKHAUSER 1987, BURK u. ACKERMAN 1991). Selbst die geringste Verlagerung hat Einfluß auf die Auswertbarkeit der Röntgenaufnahmen (TUCKER u. GAVIN 1995). Für eine optimale Lagerung ist vielfach eine tiefe Sedation oder Allgemeinnarkose notwendig (OLIVER et al.

1987, VANDEVELDE u. FANKHAUSER 1987, BAILEY 1990, BRAUND 1994, TUCKER u. GAVIN 1996, OWENS u. BIERY 1999). Über die Möglichkeiten der digitalen Radiographie im Bereich der Schädeldiagnostik berichten EBERMAIER et al. (1999).

2.2.3.2 Ergebnisse und Interpretation

Da neurale Elemente beim konventionellen Röntgen nicht sichtbar sind, sind auch die Übersichtsröntgenaufnahmen des Schädels bei den meisten Hirnerkrankungen unauffällig und speziellere Techniken nötig (OLIVER et al. 1987, FEENEY et al. 1991). Veränderungen knöcherner Strukturen lassen sich hingegen leicht erkennen, treten aber bei primären intrakraniellen Störungen selten auf (FEENEY et al. 1991). Der Prozeß muß durch knöcherne Abweichungen wie Knochenproliferation oder −lyse und Abweichungen der Schädelform erkennbar sein (BRAUND 1994). Bei der Neuroradiographie liegt also der Schwerpunkt auf der Betrachtung knöcherner Strukturen, die sich in unmittelbarer Nähe zu neurologischen Strukturen befinden (OLIVER et al. 1987).

Das typische Röntgenbild eines angeborenen Hydrozephalus zeigt eine symmetrisch erweiterte Schädelhöhle mit gewölbter Form und kortikaler Verdünnung des knöchernen Schädeldachs (OLIVER et al. 1987, WHEELER 1989, BURK u. ACKERMAN 1991,

OWENS u. BIERY 1999). Die Innenseite des Schädeldaches stellt sich durch Abflachung der vorspringenden Knochenkämme sehr glatt dar (BURK u. ACKERMAN 1991, OWENS u.

BIERY 1999). Ein weiterer Befund sind offene Fontanelle und Hirnnähte (BURK u.

ACKERMAN 1991, OWENS u. BIERY 1999). Der Schädel kann aber insbesondere beim erworbenen Hydrozephalus und in frühen Stadien auch röntgenologisch unverändert erscheinen (OLIVER et al. 1987, BURK u. ACKERMAN 1991, OWENS u. BIERY 1999).

Bei der okzipitalen Dysplasie handelt es sich um eine Entwicklungsmißbildung des Hinterhauptsbeines, die überwiegend bei Zwerghunderassen vorkommt (WHEELER 1989, BURK u. ACKERMAN 1991, OWENS u. BIERY 1999). Das Foramen magnum ist erweitert mit dem Hauptdefekt am dorsalen okzipitalen Rand (OlLIVER et al. 1987, OWENS u.

BIERY 1999).

Nach OLIVER et al. (1987) weist ein Hund mit einer Agenesie des Kleinhirnwurms ein abgeflachtes Hinterhauptsbein auf, während bei einer Katze mit Kleinhirnhypoplasie eine verringerte Größe der kaudalen Schädelgrube auffällig ist.

Frakturen können bereits durch benachbarte Weichteilschwellungen und subkutane Emphyseme auffallen (WHEELER 1989, OWENS u. BIERY 1999). Die häufigsten Frakturen des Schädels sind klein, linear und nicht verlagert (BURK u. ACKERMAN 1991, OWENS u. BIERY 1999) und damit schwierig zu diagnostizieren (OLIVER et al. 1987).

Frakturfragmente, vor allem von Schädeldach und Seitenwänden ausgehend, können aber auch in die Schädelhöhle eingedrückt sein (BURK u. ACKERMAN 1991). Hirntraumen können auch ohne Fraktur auftreten und zu neurologischen Störungen führen (OLIVER et al.

1987, BURK u. ACKERMAN 1991).

Primäre und metastatische Hirntumore sind normalerweise auf Übersichtsröntgen−

aufnahmen des Schädels nicht sichtbar (FORREST u. THRALL 1995, OWENS u. BIERY 1999). Eine Ausnahme bei den primären Hirntumoren stellen die Meningeome dar; einige Meningeome mineralisieren und werden dadurch auf dem Röntgenbild erkennbar (OLIVER et al. 1987, OWENS u. BIERY 1999). Diese Tumoren können ebenfalls röntgenologisch darstellbare Hyperostosen umgebender Schädelknochen bewirken (OLIVER et al. 1987, BURK u. ACKERMAN 1991, OWENS u. BIERY 1999). In Ausnahmefällen können Meningeome auch Osteolysen verursachen (OLIVER et al. 1987, BURK u. ACKERMAN 1991). Mineralisation und Hyperostosen werden eigentlich nur bei Katzen, nicht aber bei Hunden beobachtet (BURK u. ACKERMAN 1991).

Zu den sekundären intrakraniellen Neoplasien, die röntgenologisch erkannt werden können, gehört das Osteosarkom. Es ist im Röntgenbild durch Knochenlyse, periostale Proliferation und Weichteilschwellung der Umgebung gekennzeichnet (OWENS u. BIERY 1999). Gut abgegrenzt und mit einer sklerotischen Verdickung zeigt sich hingegen das Osteom (OLIVER et al. 1991, OWENS u. BIERY 1999). Weichteiltumore verhalten sich oft invasiv und führen zu Knochendestruktion und −proliferation (OWENS u. BIERY 1999). Neoplasien in der Nasen− und Stirnhöhle zeigen sich im Röntgenbild zunächst nur als fleckige oder diffuse Verdichtungen, können im weiteren Verlauf abgesehen von der Lyse knöcherner Strukturen der Nasenhöhle auch die Lamina cribrosa des Siebbeins zerstören und in die Schädelhöhe eindringen (OWENS u. BIERY 1999). Dieses Verhalten des Tumors mit Übergreifen in die vordere Schädelgrube ist nach BURK und ACKERMAN (1991) charakteristisch für Adenokarzinome.