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2. Literaturübersicht

2.3. Prophylaxe der R. equi-Pneumonie des Fohlens

2.3.1. Management und Haltungsbedingung

In Gestüten mit einer hohen Anzahl an Zuchtstuten und Fohlen, sowie einem erhöhtem Durchgangsverkehr mit Landmaschinen und Tieren, besteht ein höheres Risiko, dass die Rhodokokkose zu einem Bestandsproblem wird. Daher gilt es in diesen Betrieben die Haltung und das Management zu optimieren, um die Fohlen vor einer Infektion mit dem Erreger zu schützen. Durch eine frühe gezielte Behandlung erkrankter Fohlen soll die Ausscheidung von R. equi und folglich die Kontamination in der Umwelt reduziert werden. Langfristig soll dadurch der Infektionsdruck gesenkt werden (COHEN et al., 2002; CHAFFIN et al., 2003).

Früherkennungsprogramme haben sich hinsichtlich der Reduktion von Fohlenverlusten bewährt. In Zuchtbetrieben mit endemischer Rhodokokkose wird empfohlen, jedes Fohlen regelmäßig zu untersuchen. Dazu gehört eine Adspektion des Tieres, die Lungenauskultation, die Temperaturkontrolle, die Bestimmung der Blutleukozytenzahl und des Plasmafibrinogengehaltes, sowie eine röntgenologische- und sonographische Lungenuntersuchung (COHEN et al., 2000; GIGUÈRE et al., 2003). Werden bei diesen Untersuchungen auf eine R. equi-Erkrankung hinweisende Befunde erhoben, (z.B. vermehrt gefüllte Gelenke, Lethargie, Nasenausfluss)sollte schnellstmöglich mit der Therapie begonnen werden, um die Letalität zu senken (PRESCOTT et al., 1989).

In Gestüten mit endemischer R. equi-Pneumonie sind Hygienemaßnahmen, ein konsequentes Impfprogramm gegen Herpes, Influenza und Tetanus sowie ein Entwurmungsprogramm als sinnvoll zu sehen (CHAFFIN et al., 2003), obwohl COHEN et al. (2005) diesen Maßnahmen keine entscheidende Bedeutung zuspricht.

Es ist auf jeden Fall empfehlenswert erkrankte Fohlen mit den Mutterstuten separat zuhalten, da sich der Erreger im Fohlenkot vermehren kann (GIGUÈRE, 2001;

COHEN et al., 2002). Darum sollte grundsätzlich in diesen Betrieben Staub durch Beregnung der Treibwege und durch Pflege der Grasnarbe vermieden werden. Auch die Reduzierung der Herdengröße, ein Rotationssystem auf den Weiden und ein Auskoffern von kontaminierten Paddocks werden empfohlen (FALCON et al., 1985;

COHEN et al., 2002; CHAFFIN et al., 2003). Insgesamt kann aber durch Optimierung von Haltung und Management das Auftreten von R. equi-Pneumonien bei den Fohlen eines Gestütes mit endemischer Rhodokokkose nicht verhindert werden (CHAFFIN et al., 2003). Daher ist die Entwicklung einer Prophylaxe, bei der die Fohlen eine Immunität gegen den Erreger R. equi aufbauen könnten, von großem Interesse. Dies wurde bereits mit unterschiedlichem Erfolg versucht durch die Übertragung schützender Antikörper an die Fohlen oder durch eine aktive Immunisierung der Fohlen in vereinzelten Berichten.

2.3.2. Mutterschutzimpfung

Versuche, die Mutterstuten zu impfen, um über die kolostrumvermittelten R. equi-spezifischen Antikörper die Fohlen vor einer Rhodokokkose zu schützen, ergaben unterschiedliche Ergebnisse. Durch Impfung von Stuten mit einem R. equi-Totimpfstoff wurde der spezifische Antikörpergehalt im Kolostrum der Mutterstuten erhöht. Bei den dazugehörigen Fohlen wurde dann ebenfalls ein hoher Gehalt an spezifischen Antikörpern im postkolostralem Serum ermittelt, welche jedoch die Fohlen nicht vor einer R. equi-Pneumonie schützen konnten (MADIGAN et al., 1991;

TRISKATIS, 2004). Nach Impfung der Mutterstuten mit einem Lebendimpfstoff zeigte sich ebenso ein Anstieg der R. equi-Antikörper beim Fohlen. Nach experimenteller Infektion konnte aber auch hier kein signifikanter Unterschied von Erkrankungs- und Überlebungsraten zwischen der Kontrollgruppe und den Fohlen von geimpften Mutterstuten festgestellt werden (MARTENS et al., 1992).

Bei einer über mehrere Jahre laufenden Studie wurden 800 Mutterstuten mit einem R. equi-Totimpfstoff geimpft. Es konnte in der Zeit von 1992 bis 1995 dadurch die

Letalität von 3 auf 1,2 % gesenkt werden (BECÙ et al., 1997). Aus diesen Studien ist allerdings nicht zu erfahren, in welcher Weise die Haltung und das Management der Tiere auf den verschiedenen Gestüten erfolgte.

2.3.3. Hyperimmunplasma bei Fohlen

Die Verabreichung von Anti-R. equi-Hyperimmunplasma an Fohlen als Prophylaxemaßnahme wurde bereits von den Erstbeschreibern der Fohlenrhodokokkose untersucht (MIESSNER u. WETZEL, 1923).

Dabei besteht die Möglichkeit Serum von adulten Pferden, die bereits eine Infektion mit R. equi erfolgreich überstanden haben, zu gewinnen (SCHMIEDHOFFER u.

LAPOK, 1922), oder von erwachsenden Pferden, die mit einem R. equiTot oder -Lebendimpfstoff immunisiert wurden. Weiterhin wurde beobachtet, dass infundiertes Hyperimmunplasma Fohlen einen besseren Schutz bei einer experimentellen Infektion bietet, als die Immunisierung durch Kolostrum (MARTENS et al., 1989, 1992; MADIGAN et al., 1991). In einer klinischen Studie wurde sieben Fohlen ein kommerzielles Hyperimmunplasma transfundiert und weiteren elf Fohlen ein spezifisches Anti-R. equi-Hyperimmunplasma mit aufgereinigten Immunglobulien gegen die Virulenzfaktoren VapA und VapC verabreicht. Beide Versuchsgruppen zeigten weniger klinische Symptome und in der Sektion geringere Lungenveränderungen als die Kontrollgruppe. Aus diesen Ergebnissen ist abzuleiten, dass den virulenz-assoziierten Proteinen eine besondere Bedeutung in der Infektiösität von R. equi eingeräumt werden sollte (HOOPER-McGREVY et al., 2001).

Ebenso wichtig wie der Inhalt des Hyperimmunplasmas, scheinen auch der Zeitpunkt und die Häufigkeit der Infusion ausschlaggebend zu sein. Die Infusion des Hyperimmunplasmas sollte vor der ersten Exposition mit dem Erreger stattfinden.

Dazu wurde in einer Untersuchung in einem Gestüt mit endemischer Rhodokokkose eine einmalige Infusion von Hyperimmunplasma bis zum 60. Lebenstag als ausreichend angesehen (MADIGAN et al., 1991). Für Gestüte mit hoher Prävalenz von R. equi-Erkrankungen und hoher Letalität wird eine Infusion mit Hyperimmunplasma am ersten Lebenstag und in der dritten Lebenswoche vorgeschlagen (COHEN et al., 2000). Die Infusion eines Hyperimmunserums am ersten und zehnten bis zwölften Lebenstag hatte keinen Einfluss auf die Erkrankungsrate (SCHULTE, 2005). Für eine endgültige Aussage über die Wirksamkeit von Hyperimmunplasma bei Fohlen gibt es bislang keine größere Studie mit standardisierten Geburtsbedingungen. Das gilt auch für die Zusammensetzung des angewendeten Plasmas. Denn sowohl Plasma als auch Serum enthalten neben den Antikörpern auch unspezifische immunologisch wirksame Faktoren (wie z.B.

Interferon, Lymphokine, Fibronectin, Komplementfaktoren) die zur Ausbildung einer Schutzwirkung gegen eine Erkrankung mit R. equi-Erregern beitragen (MARTENS et al., 1989).

2.3.4. Impfung der Fohlen

Eine wirksame Impfung gegen R. equi beim Fohlen ist zurzeit nicht verfügbar. Über die prophylaktische Wirksamkeit von spezifischem Hyperimmunplasma gegen die Rhodokokkose der Fohlen liegen auch bei der aktiven Immunisierung von Fohlen unterschiedliche Ergebnisse vor. Der Einsatz eines Totimpfstoffs bei Fohlen wird als wirkungslos beschrieben (BECÙ et al., 1997; PRESCOTT et al., 1997b).

VARGA et al. berichten 1997 in einer Feldstudie über zwölf Monate an 38 Fohlen und Stuten von einem Formalin-inaktivierten R. equi-Impfstoff allein und in Kombination mit einer Equines-Herpes-Virus-2-Vakzine (EHV-2). Die Stuten wurden sechs und zwei Wochen vor der Geburt mit drei Milliliter des entsprechenden Impfstoffes intramuskulär (i.m.) geimpft. Die dazugehörigen Fohlen wurden drei, fünf und sieben Wochen nach der Geburt mit der gleichen Impfstoffzusammensetzung i.m. geimpft. Dabei kam es zur Reduzierung von Morbidität und Letalität bei den Fohlen. Die geimpften Fohlen zeigten gegenüber der Kontrollgruppe keine klinischen Symptome einer R. equi-Pneumonie und serologisch wurde ein höherer Antikörpertiter im Blut der Fohlen festgestellt.

Mit einem oral verabreichten R. equi-Lebendimpfstoff konnte keine Immunität erreicht werden, die bei experimenteller Infektion sowohl eine Erkrankung verhinderte als auch eine schnelle Beseitigung des Erregers aus der Lunge bewirkte (CHIRINO-TREJO et al., 1987). In einer weiteren Studie wurden vier Fohlen durch orale Applikation mit zwei Milliliter eines Lebendimpfstoffes mit dem virulenten Stamm ATCC 33701 am zweiten, siebten und 21. Lebenstag geimpft. Danach erfolgte eine intratracheale Infizierung mit einem virulenten R. equi-Stamm. Die Fohlen der Kontrollgruppe erkrankten an der R. equi-Pneumonie innerhalb von 14 Tagen nach der Infektion. Dagegen zeigten die immunisierten Tiere keine klinischen Symptome und zwei Wochen nach der Infektion auch keine pathologischen Lungenbefunde.

Damit wurde gezeigt, dass der orale Weg für eine Immunisierung mit virulenten R.

equi-Stämmen nicht immunsuppressiv wirkt und dass Fohlen im Alter von drei

Wochen eine schützende Immunantwort aufbauen können (HOOPER-McGREVY et al., 2005).

Es gibt Bedenken gegen den Einsatz von Lebendimpfstoffen in endemischen mit R.

equi belasteten Gestüten, da es im Fohlendarm möglicherweise zu einer Vermehrung des Erregers kommen kann. Um dieses Risiko zu minimieren, ist es notwendig schwach virulente Mutanten zu entwickeln, die dennoch einen ausreichenden Schutz den Fohlen bieten können.

Im Mittelpunkt der Entwicklung neuer Impfstoffe stand in den letzten Jahren das virulenz-assoziierten Protein A (VapA), das im Mäusemodell eine verstärkte Th1-Antwort hervorruft (PRESCOTT et al., 1997a). Darüber hinaus induziert VapA in Pferden die Bildung schützender VapA-Antikörper, die in experimentell mit R. equi infizierten Mäusen zu einer dosisabhängigen Eliminierung des Erregers aus allen Geweben führt (FERNANDEZ et al., 1997).

Eine DNA-Vakzine kombiniert mit VapA, die bei erwachsen Ponys gleichzeitig intradermal und intranasal verabreicht wurde, führte zum Anstieg von Antikörpern gegen VapA im Serum und in der Bronchoalveolären-Lavage-Flüssigkeit (BALF) (LOPEZ et al., 2003). Zellen aus der BALF zeigten in vitro eine signifikant höhere Proliferationsrate nach einer erneuten Auseinandersetzung mit dem VapA als nach der Infektion mit unspezifischen R. equi-Antigen. Dieser Impfstoff steigert bei Fohlen nicht die zelluläre Immunität sondern erhöht den Antikörpergehalt gegen VapA im Serum und in der BALF. Im Vergleich zu einem Lebendimpfstoff, bewirkten aber weder die DNA-Vakzine noch das VapA in Mäusemodellen einen ausreichenden Schutz bei einer experimentellen Infektion.

2.4. Das Immunsystem des Fohlens im Zusammenhang mit