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3. Material und Methode

3.2. Methode

3.2.1. Klinische Allgemeinuntersuchung der Fohlen

Alle Fohlen wurden einmal wöchentlich bis zu einem Alter von fünf Monaten klinisch untersucht. Dabei erfolgten eine Beurteilung von Haltung, Verhalten und Habitus, sowie das Saugverhalten der Fohlen, anhand des Füllungszustandes des Euters der Mutterstute und die rektal gemessene Körperinnentemperatur. Darüber hinaus wurden Kotkonsistenz, Nabel und Füllung der Gelenke beurteilt und auf Verletzungen geachtet.

Im Anschluss an die klinische Allgemeinuntersuchung erfolgte stets eine Untersuchung des Respirationstraktes.

3.2.2. Klinische Untersuchung des Respirationstraktes

Bei der speziellen Untersuchung des Respirationstraktes wurde zunächst die Menge und Konsistenz des Nasenausflusses, durch Palpation die Größe, Konsistenz und Schmerzhaftigkeit der Mandibularlymphknoten beurteilt, sowie eine Auskultation der Trachea und der Lunge vorgenommen. Auf der linken und der rechten Thoraxseite wurde die Lunge jeweils kranioventral, in der Mitte und kaudodorsal über mindestens zwei Atemzüge auskultiert und auf eine verstärkte Intensität und pathologische Nebengeräusche wie Rasseln oder Giemen geachtet. Eine vermehrt abdominale Atmung, Nüsternblähen, das Einsinken der Interkostalräume oder spontaner als auch auslösbarer Husten wurden als deutliche Anzeichen einer Erkrankung des Atmungsapparates gesehen.

Die Befunde wurden auf Untersuchungsbögen dokumentiert. Um eine objektive Beurteilung des gesamten Respirationstraktes zu erhalten, bekam jedes Symptom eine Punktzahl, welche zum Schluss addiert den „klinischen Score“ (nach OHNESORGE et al., 1998) ergab (siehe Tab.1). Anhand dieses Scores ergab sich der Erkrankungsgrad der Fohlen. Ein Gesamtscore von 0 bis 1 wurde als gesund beurteilt. Fohlen mit einem klinischen Score von 2 bis 3 wurden als geringgradig, mit einem Wert von 4 bis 6 als mittelgradig und Scorewerte ab 7 oder mehr als hochgradig erkrankt bezeichnet.

Tab.1: Klinischer Score zur Beurteilung des Schweregrades der klinischen respiratorischen Symptome (modifiziert nach OHNESORGE et al., 1998)

Merkmal Befund Punktzahl

Atemfrequenz < 80 Atemzüge pro Minute 0

> 80 Atemzüge pro Minute 1

Nein 0

Nasenausfluss serös, seromukös 1

Purulent 2

nicht auslösbar 0

Hustenauslösung Mehrfach 1

Spontan 2

Lnn. Mandibulares Ohne besonderen Befund 0

Vergrößert 1

Nein 0

Ruhedyspnoe Einsinken der Interkostalräume oder/und Nüsternblähen 3 Lungenauskultation vesikulär, vesikulär verschärft 0 Rasseln, Knistern, Giemen 2 Tracheaauskultation Ohne besonderen Befund 0

Rasseln 2

klinischer Score 0 – 13

3.2.3. Labordiagnostische Untersuchung

Im Rahmen der wöchentlichen Untersuchung wurde die Leukozytenzahl im Blut der Fohlen bestimmt. Mit Hilfe eines Blutanalysegerätes „SYSMEX KX 21N“ (Sysmex Deutschland GmbH, Hamburg) wurde die Leukozytenzahl nach dem elektrischen Widerstandsprinzip bestimmt und in Zellen pro µl im Blut angegeben.

3.2.4. Spezielle Untersuchung des Respirationstraktes

Bei den Probanden dieser Studie erfolgte beim Auftreten folgender Symptome einmal wöchentlich eine sonographische Untersuchung der Lunge bei den Fohlen

Leukozytose von über 13.000 Zellen pro µl Blut

hochgradig verschärfte Atemgeräusche, Rasseln, Giemen bei der Auskultation von Trachea und Lunge

Tachypnoe in Verbindung mit Nüsternblähen und abdominaler Atmung rektal ermittelte Körperinnentemperatur über 39,0°C

Husten

purulenter Nasenausfluss Apathie und Saugunlust Kümmern

Zusätzlich erfolgte außerhalb dieser Routineuntersuchung mindestens zweimal täglich ein Beobachtungsrundgang in den Laufställen und auf den Weiden. Wurden dabei Symptome einer Atemwegserkrankung festgestellt, erfolgte eine klinische und anschließend eine ultrasonographische Untersuchung des betroffenen Fohlens.

Die ultrasonographische Untersuchung der Lunge wurde am stehenden Fohlen, das von zwei Hilfspersonen fixiert wurde, mit dem Ultraschallgerät „Sonovet 2000“ (Fa.

Kretztechnik AG, Tiefenbach, Österreich) durchgeführt. Das tragbare akkubetriebene Ultraschallgerät mit einem 7,5 MHz Linearscanner von 6,5 cm Länge und 1,7 cm Breite, ermöglichte bei den Fohlen eine optimale Untersuchung in den Intercostalräumen. Untersucht wurden beide Thoraxseiten von dorsal nach ventral vom 14. bis 3. Intercostalraum, der dorsal vom Musculus longissimus dorsi, kranial vom Musculus triceps brachii, ventral vom Herz und kaudo-ventral vom Zwerchfell begrenzt wird. Der Schallkopf wurde senkrecht zur seitlichen Bauchwand gehalten, so dass die Schallechos der Haut und der Pleura waagerecht auf dem Bildschirm zu sehen waren.

Das Untersuchungsfeld wurde beidseitig mit Alkohol (2-Propanol 99%, Pharma-Depot GmbH, Versmold) entfettet und anschließend wurde Ultraschallgel (BLR Sonic Ultraschallgel, Waldeck, Münster) aufgetragen.

Die Dokumentation der Befunde erfolgte in speziell angefertigten Befundbögen (siehe Abb.12), wobei der Thorax beidseitig in 27 Beurteilungsfelder eingeteilt wurde.

Die Ultraschallbefunde wurden auf dem Monitor mit der vorhandenen Scala direkt genau abgemessen und Veränderungen von mindestens 10 mm Durchmesser als

Abszess und unter 10 mm als pneumonische veränderte Bereiche bezeichnet.

Später wurden pro Fohlen die Durchmesser aller Abszesse zusammen addiert und damit der Abszess-Score ermittelt, um das Ausmaß der Lungenveränderungen zu quantifizieren. Mit den Parametern Anzahl der Abszesse und Abszess-Score wurde der Schweregrad der Lungenveränderungen bestimmt.

3.2.5. Beurteilung der Befunde der Fohlen

Im Anschluss an die klinische und gegebenenfalls sonographische Untersuchung erfolgte die Beurteilung der Befunde jedes Fohlens.

Als erkrankt galten die Fohlen, bei denen Husten, Fieber, verschärfte Atemgeräusche und/oder eine Blutleukozytose festgestellt und sonographisch Lungenabszesse diagnostiziert wurden. Als gesund wurden die Fohlen beurteilt, die frei von klinischen Symptomen einer Atemwegserkrankung waren und bei denen sonographisch keine Lungenabszesse ermittelt wurden.

Behandelt wurden nur die Fohlen ab einem Abszess-Score von über 50 mm, einer Leukozytenanzahl im Blut von über 18.000 G/l, Fieber, Giemen oder Rasseln bei der Auskultation von Lunge und Trachea. Danach erfolgte eine Nachuntersuchung, ob die Fohlen keine Befunde mehr in der klinischen oder sonographischen Untersuchung hatten. Wurden Symptome für eine Erkrankung noch ermittelt, erfolgte entweder bei geringen Befunden eine Weiterbehandlung für nochmals zwei Wochen oder bei schwereren Befunden eine Umstellung auf eine andere Antibiothika-Kombination.

Probanden mit einem Abszess-Score unter 50 mm, einer Leukozytenzahl im Blut unter 18.000 G/l und frei von klinischen Symptomen einer Atemwegserkrankung, wurden nicht behandelt, sondern zweimal wöchentlich klinisch und ultrasonographisch untersucht. Kam es hier bei zu einer Besserung der klinischen Symptome, zu einem Absinken der Leukozytenanzahl im Blut unter 13.000 G/l und waren keine Lungenbefunde sonographisch mehr darstellbar, so galt das Fohlen als genesen (siehe Dissertation GRAVERT, 2006) und wurde wieder in die wöchentliche Untersuchung eingegliedert.