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Projekt “Jugendhilfe mit Perspektiven (JumP)”

Im Dokument Geschäftsbericht 2011 (Seite 100-103)

Einnahmen nach Bezugsquellen 2011 in %

3.6 Presseerklärungen im Jahr 2011:

3.7.3 Projekt “Jugendhilfe mit Perspektiven (JumP)”

Im Rahmen des von Aktion Mensch und terre des hommes geförderten Projektes wurden junge Flüchtlinge – Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene – im gesamten Gebiet von Niedersachsen in den relevanten Bereichen (Aufenthalt, Integration, Jugendhilfe, Bildung und Ausbildung) beraten und unterstützt. Die einjährige Förderung der lokalen Beratungsstelle für Stadt und Landkreis Hildesheim sowie Stadt und Region durch die UNO - Flüchtlingshilfe lief am 31.05. aus. Danach gingen die lokalen Aktivitäten im Ge-samtprojekt auf.

Im Zentrum des Projektes stand die direkte Hilfe und Beratung der jungen Flüchtlinge sowie der Unterstützer, Mitarbeiter von Beratungsstellen und dem gesamten Spektrum der Jugendhilfe (Jugendämter, Jugendhilfeeinrichtungen, Inobhutnahmestellen). Im

zweiten Projektjahr wurden mehr als 140 Flüchtlinge beraten und unterstützt. Wie auch im ersten Jahr stand die Beratungsarbeit in den Arbeitsschwerpunkten “Beratung und Unter-stützung von jungen Flüchtlingen bei der Beantragung und Durchsetzung von Maßnah-men aller Art, die eine gesellschaftliche Integration befördern und ihrer besonderen Le-benslage gerecht werden” (Aufenthalts- und Asylproblematiken, Konflikte in Schu-le/Ausbildung und im persönlichen Umfeld) sowie “unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF)” im Vordergrund. Besonders bei den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (v.a. aus Afghanistan) gab es mit über 60 unterstützten Personen eine deutliche Zunah-me des Beratungsbedarfs.

Es wurde dabei deutlich, dass die im Projekt angebotenen Aktivitäten nicht ausreichen, den Bedarf für diese Zielgruppe vollständig zu decken. Außerdem zeigte sich, dass die Strukturen im Bundesland Niedersachsen für UMF weiterhin unbefriedigend bleiben.

Ausbau der Netzwerkarbeit und breitere Angebote, insbesondere in ländlichen Regionen, werden dringend benötigt, um die festgestellten Defizite (Unterbringung, Beratung, Vor-mundschaften, direkte Hilfen u.a.m.) zu beheben.

Eine zentrale Problematik im Umgang mit UMF bleibt die Altersfestsetzung, die in Nieder-sachsen regelhaft durch Handwurzelröntgen durchgeführt wird: Nach unserer Einschät-zung wird die angegebene Minderjährigkeit bei mehr als 50% der Betroffenen revidiert.

Damit wird eine jugendgerechte Behandlung dieser jungen Menschen umgangen. Einige Klageverfahren bezüglich der Altersfestsetzung und damit verbundener Vormundschafts-bestallung und Feststellung des Jugendhilfebedarfs wurden 2011 erfolgreich beschieden.

Auch die Schutzquote für UMF, insbesondere aus Afghanistan, ist mit ca. 40% recht hoch.

Bezüglich des neuen Bleiberechtes für junge geduldete Flüchtlinge gemäß §25a haben wir gemeinsam mit dem Caritasverband f.d. Diözese Hildesheim und der LAG der freien Wohlfahrtsverbände einen Informationsflyer für potentiell Begünstigte veröffentlicht und verteilt. Daneben wurde ein Brief verfasst, in dem Schulen, und Lehrer über die Bleibe-rechtsregelung und vor allem über die schulspezifischen Aspekte der Regelung informiert wurden. In der Beratungspraxis gab es dem allgemeinen Trend in Bund und Ländern ent-sprechend nur wenig Nachfrage von potentiell begünstigten jungen Flüchtlingen. Die Be-kanntmachung der Regelung bei potentiell Begünstigten bleibt vor diesem Hintergrund eine wichtige Aufgabe von Beratungsstellen und Initiativen.

Der Arbeitsbereich „junge straffällige Flüchtlinge“ wurde unter anderem mit der Durchfüh-rung der Veranstaltung „Rückenwind – Wege aus der Jugendkriminalität bei Flüchtlingen und Migranten“ am 13.09.2011 in Hannover zur Diskussion gestellt, Alternativmodelle wurden vorgestellt. Neben den üblichen Interessierten aus der Flüchtlingssozialarbeit und Jugendhilfe wurde die Veranstaltung auch von MitarbeiterInnen der Bewährungshilfe be-sucht.

Dieser, wie auch der Arbeitsbereich „junge Frauen/ Mädchen“ konnte in 2011 weniger stark bearbeitet werden als geplant. Es zeigte sich, dass in beiden Arbeitsschwerpunkten die Betroffenen vorzugsweise die traditionellen Beratungsstellen/ Fachorganisationen (ohne Flüchtlingsbezug) aufgesucht haben. Die Unterstützungsaktivitäten in einem Fall

von innerfamiliärer Gewalt waren besonders zeitintensiv. Es zeigte sich ähnlich wie in einem Fall des vorhergehenden Projektjahres, dass trotz der Gefahrenlage für Frau und Kinder die zuständigen Behörden nur zögernd tätig wurden und einem Umzug der Be-troffenen in eine andere Kommune auf Grund aufenthaltsrechtlicher und finanzieller Überlegungen erheblichen Widerstand entgegensetzte.

Eine außergewöhnliche Aktivität war die Unterstützung von kranken bzw. verletzten af-ghanischen Kindern, die ihm Rahmen der Aktivitäten des Vereins “Kinder brauchen uns”

zur Behandlung nach Deutschland gekommen sind, sowie deren Pflegeeltern. Der Verein ist mehr und mehr in die Kritik geraten, vor allem einige Gastfamilien erhoben schwere Vorwürfe (fehlende Unterstützung, ungeklärte Personensorge, mangelnde Kommunikati-on, undurchsichtige Partner, dubiose Auswahlverfahren und Adoptionen u.v.m.). Auch gab es staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen den Verein. Die Situation um “Kinder brauchen uns” ist aber bis heute ungeklärt.

Im zweiten Projektjahr wurden die Kooperationsstrukturen im Rahmen z.B. des landes-weiten Netzwerkes “Jugendhilfe für Flüchtlinge” weiter ausgebaut. Diesmal ging es um eine qualitative Verbesserung der Zusammenarbeit, die Anzahl der Kooperationspartner blieb dagegen konstant: Einzelfälle konnten verstärkt arbeitsteilig z.B. in Kooperation mit Jugendämtern bearbeitete. Gleichzeitig konnte mit der fortgeschrittenen Vernetzung die Vermittlungspraxis vorangetrieben und gestärkt werden. Die Kooperationsstrukturen kön-nen auch nach Ende des Projektes genutzt werden und so Nachhaltigkeit entfalten.

Die Arbeitsgruppe AG UMF Niedersachsen hat sich auch 2011 regelmäßig zu Arbeits-treffen getroffen hat. In der AG sind 11 Organisationen/ Institutionen (Jugendämter der Stadt Braunschweig und Grafschaft Bentheim, Clearingstelle Norden/Norddeich, Sozial-dienst der LAB Braunschweig, Vormünder, Rechtsanwälte und Januscz-Korczak-Verein) vertreten. Die Arbeiten zu einem Konzept für den Verfahrensablauf von Inobhutnahme und Clearing bei UMF, das sich an die niedersächsischen Jugendämter richtet, konnten abgeschlossen werden. Daneben wurden Grundfragen und exemplarische Einzelfragen diskutiert

Am 27.09.2011 fand im Rahmen der “AG UMF Niedersachsen” in Kooperation mit dem

“Nds. Landesamt für Soziales, Jugend und Familie” die Tagung „Unbegleitete minderjäh-rige Flüchtlinge in Niedersachsen“ in Hannover statt. Mit 29 Personen aus verschiedenen Jugendämtern und Jugendhilfeeinrichtungen wurden Probleme des Inobhutnahme- und Clearingverfahren in Niedersachsen diskutiert. Erste Schritte in Richtung eines gemein-samen Vorgehens der Jugendhilfe wurden dabei gemacht. Das Landesamt sorgte danach für die Verteilung der Veranstaltungsergebnisse (inkl. des von der AG erarbeiteten Leitfa-dens) an die übrigen niedersächsischen Jugendämter.

Die Kooperationen auf lokaler (AG Integration) und bundesweiter Ebene (Bundesfachver-band-UMF und terre des hommes) wurden fortgesetzt und gefestigt.

Im Januar 2012 wurde die Zeitschrift „Junge Flüchtlinge auf der Suche nach LEBENsent-würfen“, die unter anderem das Inobhutnahme- und Clearingverfahren für UMF, die Blei-berechtsregelung gemäß §25a AufenthG sowie verschiedene Einzelschicksale themati-sierte, mit einer Auflage von 1000 Exemplaren veröffentlicht.

JumP ist am 30.01. 2012 ausgelaufen. Am 01.05. begann die Arbeit eines neuen Projek-tes „Weitblick – Begleitung und Patenschaften für junge Flüchtlinge“, das wiederum durch die Aktion Mensch und terre des hommes gefördert wird. Dieses neue Projekt soll u.a. zur Behebung der bei den vorangegangenen Aktivitäten festgestellten Defizite beim Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen beitragen.

Im Dokument Geschäftsbericht 2011 (Seite 100-103)