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Produktart 11: Schutzmittel für Kühl- und Verfahrenssysteme

4 Identifikation der relevanten Produktarten

5.4 Begehungsergebnisse nach Produktarten

5.4.4 Produktart 11: Schutzmittel für Kühl- und Verfahrenssysteme

Konzentrate dieser Produktart wurden über automatische Dosiervorrichtungen direkt dem Kühlkreislauf zudosiert. Es wurde jeweils eine Produktionsstätte der Glas-/Keramik-Industrie und der Nahrungs- und Genussmittelherstellung besichtigt.

Glas-/Keramik-Produktion

In dieser Produktionsstätte wurden Konzentrate an zwei Stellen den Kühlsystemen zugeführt. Dort wurde den Liefergebinden über Entnahmelanzen jeweils ein organisches Biozid und Hypochloritlösung entnommen, sodass sich der Umgang mit dem Konzentrat auf den Wechsel der Kanister beschränkte. Dazu werden die Lanzen manuell von den leeren in die vollen Gebinde transferiert. Lt. Aussage des Mitarbeiters werden dabei Chemikalienhandschuhe und eine Schutzbrille getragen.

Nahrungs- und Genussmittelindustrie

Hier wurden ebenfalls zwei Einspeisungsstellen besichtigt. Dosiervorrichtung, Gebindegröße und Umgang mit dem Konzentrat waren in einem Fall analog zu den bereits beschriebenen.

An einer Einspeisungsstelle wurde das Konzentrat von einem Mitarbeiter aus mehreren 25-Liter-Kanistern in einen großen Ansatzbehälter manuell zusammen geschüttet. Dabei werden diverse Handschuh-Typen getragen. Weitere Schutz-kleidung wird meistens nicht angelegt, da der Arbeitsschritt nur wenige Minuten andauert und weniger Zeit in Anspruch nimmt als das An- und Ablegen der Schutz-kleidung. Bei diesem Arbeitsschritt erfolgte keine Verdünnung, die Konzentrate werden aus dem Ansatzbehälter über eine Entnahmelanze automatisch in das Kühlsystem dosiert. Das Zusammenschütten dient dazu, die Häufigkeit der

Kanister-wechsel zu verringern.

Die direkte Entnahme aus einem größeren Originalgebinde war aufgrund der beengten Platzverhältnisse nicht möglich. Bei der Ausführung dieses Szenarios kam es in der Vergangenheit bereits zu einem Unfall durch Verschütten des Konzentrats.

Bei extremer Verkeimung werden Biozide auch per Hand über Einfüllöffnungen direkt in das System eingefüllt. Anwendungsort und -art konnten jedoch nicht besichtigt werden, da diese Fälle in der Regel nur sporadisch auftreten und somit eher als

„Störfälle“ anzusehen sind.

5.4.5 Produktart 12: Schleimbekämpfungsmittel

In der Papierherstellung werden den Prozesswässern in der Papiermaschine Biozide zudosiert, da aufgrund des hohen Anteils von für Mikroorganismen leicht verwertbarer organischer Substanz ansonsten eine Schleimbildung erfolgt. Dieser Prozess wird durch die (umweltpolitisch gewollte) Kreislaufführung und damit Wiederaufbereitung von Prozesswasser weiter begünstigt, da eine Reduktion der organischen Substanz auf das Niveau von Frischwasser nicht vollständig möglich ist.

Aufgrund von Adaptionsmechanismen der Mikroorganismen ist in diesem Industrie-zweig ein häufiger Wechsel der Wirkstoffe erforderlich, was die Festinstallation optimierter Systeme erschwert, da quasi kontinuierlich neue Produkte (mit vielfach auch neuer Anwendungstechnik) getestet werden. Darüber hinaus ist insbesondere bei Hochwässern, die eine höhere organische Fracht im Rohwasser bedingen, eine manuelle Zudosierung direkt in das System notwendig.

Papierhersteller 1

In diesem Unternehmen wurden drei Systeme an verschiedenen Papiermaschinen beobachtet, bei denen die Einspeisung immer über automatische Dosierstationen erfolgte.

An den Papiermaschinen 1 und 2 sowie an der Streichmaschine 1 werden soge-nannte Brominatoren der Fa. Kolb eingesetzt, die mit festem, pulverförmigem Konzentrat beschickt werden. In einer Testanlage wurde ein Biozidpulver eingesetzt, das in sogenannte Brominatoren eingefüllt wurde, wo es mit Wasser verdünnt und dann automatisiert in das System eingespeist wird. Zur Befüllung dieser Bromina-toren wird das Konzentratpulver zunächst von den 850-kg-Big-Bags in einen Zylinder geschüttet und von dort aus über einen Einfüllstutzen in die Brominatoren eingefüllt.

Der Mitarbeiter trägt dabei Chemikalienhandschuhe, einen Einweg-Overall, Sicher-heitsschuhe und eine Vollmaske.

Das System wird seit längerem getestet und optimiert.

Derzeit wird eine Festinstallation zur Optimierung des Systems und des Arbeits-schutzes geprüft.

An den Papiermaschinen 3 und 4 sowie an der Streichmaschine 2 wird seit Januar 2007 ein neuer Betriebsversuch bei laufender Produktion mit einem flüssigen Konzentrat durchgeführt, das über ein Mutter-Tochter-System bereit gestellt wurde.

Dabei wurde das neue Gebinde mit Hilfe eines Gabelstaplers auf eine Plattform gestellt und die Zuleitung zum Reservoir umgesteckt. Dabei trägt der Mitarbeiter

einen Einweg-Schutzanzug für Chemikalien, Sicherheitsschuhe, Chemikalien-handschuhe und eine Schutzbrille.

Ziel ist insbesondere die Senkung des Biozideinsatzes durch die neue Technik. Da sich das System noch in den Anfängen der Versuchsphase befindet, ist noch keine Festinstallation der Konzentratbehälter eingerichtet.

Aufgrund der vernetzten Wasserkreisläufe werden die Effekte von System-umstellungen erst stark zeitverzögert sichtbar, was eine lange Versuchsdauer bedingt.

Zu den genannten Bioziden wird kurz vor der Einspeisung in die Produktions-maschinen Hypochlorit dosiert, das über einen Tankwagen angeliefert wird und über eine Einspeisestelle in der Außenwand in einen Tank umgefüllt.

Papierhersteller 2

Bei dieser Papierfabrik werden flüssige Konzentrate verwendet, die in 1-m³-Kanistern (composite-IBC, V = 1 060 l) angeliefert werden und in Ansatzbehälter umgefüllt werden. Dabei werden unterschiedliche Systeme verwendet.

Zum einen wird das Konzentrat aus dem Originalgebinde im Chemikalienlager über eine Pumpe in Ansatzbehälter aus Glas gepumpt, die sich im Keller eines Nebenge-bäudes befinden. Diese Ansatzbehälter werden mit verschiedenen Bioziden befüllt, welche in verschiedene Produktionsprozesse über automatische Dosierstationen eingespeist werden. Die Befüllung der Ansatzbehälter erfolgt „unter Wasser“, d. h., das Konzentrat wird unterhalb der Flüssigkeitsoberfläche im Ansatzbehälter eingespeist, um Ausgasungen zu vermeiden. Die Ansatzbehälter mit den Dosier-stationen sind mit Kunststofflamellen eingehaust, um verdunstungsbedingte inhalative Belastungen des Personals zu vermeiden. Der Umgang mit dem Konzentrat besteht hier aus dem Umsetzen alter und neuer Konzentratkanister und Umschrauben der Schläuche für die Befüllung der Ansatzbehälter.

An anderer Stelle wurde zum Zeitpunkt der Begehung ein neues Produkt getestet.

Dort wurde der Inhalt eines Großgebindes in ein gleich großes, gleichartiges Gebinde umgefüllt, das mit der Entnahmevorrichtung ausgestattet war. Für den Umfüllprozess wurde das neue Gebinde mit einem Gabelstapler antransportiert und der Inhalt über eine Pumpe umgefüllt. An dieser Stelle wurden zwei Produkte „Dilurit GM active“ und „Dilurit GM cat“ unabhängig voneinander dem Prozesssystem zugeführt. Erst nach der Einspeisung reagieren die Substanzen „in situ“ zum wirksamen Biozid.

Beim Wechsel und Umschluss der Kanister werden Sicherheitsschuhe, Schutzbrille und Chemikalienhandschuhe getragen.

Bei Stillstand der Produktion während der Anlagenwartung werden keine Biozide durch das System geleitet. Zu dieser Zeit werden dem System Biozide per Hand über die Bütte zudosiert (nicht beobachtet), um eine Faulgasbildung durch mikrobiellen Umsatz von organischen Resten im System zu verhindern. Dazu steigt ein Mitarbeiter eine schmale Treppe hinauf und zieht einen 15-Liter-Kanister mit Biozidkonzentrat über einen Flaschenzug hinauf und dosiert das Biozid durch Umschütten über eine Einfüllstelle mit einem Durchmesser von 30 bis 40 cm direkt in das Produktionssystem. Dieser Vorgang findet je nach Wartungsbedarf zwischen zwei- und zehnmal pro Jahr statt.

6 Expositionsszenarien