• Keine Ergebnisse gefunden

7 Expositionsrelevante Faktoren

7.5 Hilfsmittel und Schutzvorkehrungen

7.5.2 Persönliche Schutzausrüstung

Die Begehungen haben gezeigt, dass persönliche Schutzausrüstung selten gemäß den Vorgaben der Sicherheitsdatenblättern angewendet wird.

In den Krankenhäusern wurden vom Reinigungspersonal überwiegend Chemikalienhandschuhe getragen. Beim Kanisterwechsel an der Waschmaschine für das Pro-Mop-System und bei Arbeiten in den zentralen Sterilisationsabteilungen wurden Einweghandschuhe verwendet. An diesen Einsatzorten überwiegen Hygieneaspekte bei der Wahl der Schutzkleidung; die Einweghandschuhe werden mehrmals täglich zwischen Arbeiten mit verkeimten und aufbereiteten Utensilien gewechselt. Da sich der Kontakt mit dem Konzentrat auf Reste am Gebinde-verschluss und gelegentlichen Spritzern aus der Entnahmelanze beschränkt und die Handschuhe häufig gewechselt werden, kann vermutet werden, dass die Einweghandschuhe hier ausreichenden Schutz gewähren.

Tab. 7.16 Persönliche Schutzausrüstung

* im Hygienebereich geschlossene Schuhe; im Industriesektor Sicherheitsschuhe

** M = Mundschutz; V = Vollmaske; () Verwendung nur von einigen Mitarbeitern

PA

Lange Ärmel Lange Hose Sicherheits-/ geschossene Schuhe* Atemschutz** Schutzbrille Chemikalien- handschuhe Einweghand- schuhe Arbeitshand- schuhe

1 - manuelles Auflösen von Konzentratpulver

a - Nutzung bereits abgemessener Mengen in Kleingebinden 2

Krankenhaus-flur/-zimmer

Brust x x (M) x

b - Abmessung der benötigten Menge aus Großgebinden 2

Schwestern-zimmer

Brust x M x x

c - Befüllung von Ansatzbehältern mit Konzentrat 12

Produktions-halle

Brust/

Augen

x x x V x 2 - manuelle Verdünnung

a - mit Dosierhilfe 2 Spülstelle

Klinikstation

Bauch x x x

4 Stationsküche Bauch x x x

b - ohne Dosierhilfe 2 Spülstelle

Station

Bauch x x M x x

2 Schwimmhalle Oberschen-kel

x x x

4 Stationsküche Bauch x x

3 - Dosierung flüssiger Konzentrate an automatischen Dosierstationen a - (manuelle) Entnahme von Konzentrat an automatischen Dosierstation 2 Spülstelle

Station

Brust x x x

4 Küche Brust

Tab. 7.16 (Fortsetzung)

Lange Ärmel Lange Hose Sicherheits-/ geschossene Schuhe* Atemschutz** Schutzbrille Chemikalien- handschuhe Einweghand- schuhe Arbeitshand- schuhe

b - Wechsel von Konzentratbehältern an automatischen Dosierstationen 2 Waschkeller

Unterschen-kel/Füße

4 Küche Unterschen-kel/Füße

c - Befüllung von Ansatzbehältern mit Konzentrat 2 Zentrale

Sterilisation

Bauch x x M x x

10 Dachboden Oberschen- kel/Bauch

Bei industriellen Anwendungen werden beim Umgang mit Bioziden neben der normalen Arbeitskleidung (lange Hose, langes Hemd, ggf. Arbeitsanzug/Overall) für den Wechsel von Konzentratbehältern an automatischen Dosierstationen ver-schiedene Typen von Handschuhen getragen.

Die Wahl der Handschuhe hängt allerdings zumeist davon ab, welche Arbeiten vorher oder nachher durchgeführt werden, da der Wechsel von Kanistern mit flüs-sigen Bioziden meistens nur wenige Minuten in Anspruch nimmt.

Auch beim Umfüllen von Kanistern in einen Ansatzbehälter wurden in beiden beobachteten Fällen über die Standard-Arbeitskleidung hinaus lediglich nicht zertifizierte Arbeitshandschuhe getragen. Mitarbeiter einer Bautenschutzfirma teilten mit, dass das Tragen von Chemikalienschutzhandschuhen im Sommer zu einer extremen Schweißentwicklung führen würde, was die Handhabung des Arbeits-gerätes stark erschweren würde, im Winter hingegen gäben die Handschuhe keinen ausreichenden Kälteschutz, was sich wiederum negativ auf die Arbeitsabläufe auswirke.

In einer Produktionsstätte der Nahrungs- und Genussmittelindustrie goss sich ein Mitarbeiter vor einigen Jahren den Inhalt eines 25-Liter-Kanisters Biozidkonzentrat beim Umfüllen in den Ansatzbehälter auf Beine und Füße. Abgesehen von Handschuhen trug er keine Schutzkleidung. Er wechselte Schuhe und Socken nach dem Unfall nicht und merkte die Verätzungen erst so spät, dass eine Haut-Transplantation erforderlich wurde. Laut Aussage des Betroffenen führte dieser Unfall zwar zu einer erneuten Unterweisung der Mitarbeiter, jedoch nicht zu einer konsequenteren Anwendung der vorhandenen Schutzausrüstung. Auch er selbst

„passt jetzt besser auf“, legt aber keine Schutzkleidung an, da der Aufwand für das An- und Ablegen von Schutzkleidung in keinem Verhältnis zur Umgangsdauer mit dem Konzentrat stehe.

Bei der Entnahme von Konzentraten der Produktart 4 und beim Wechsel von Biozid-Kanistern an Spülmaschinen wird in den beobachteten Szenarien keine Schutz-kleidung getragen, da sich der Umgang auf einen Knopfdruck zur Dosierung einer geringen Konzentratmenge in eine Sprühflasche und auf das Umstecken von tropf- und spritzfreien Anschlüssen an der Einspeisungsstelle für die Spülmaschine beschränkte.

Beim Umgang mit festen Konzentraten in großer Menge und bei erkennbarer Staubentwicklung wurde von den Mitarbeitern Atemschutz getragen, beim Umgang mit flüssigen Desinfektionsmittelkonzentraten wurde in einem Fall ein Hygiene-mundschutz verwendet.

7.5.3 Hautschutz

Während die Bademeister/-wärter im Schwimmzentrum nicht über Hautprobleme klagten, gaben einige Schwestern und Reinigungskräfte in einer Klinik an, Hautbeschwerden zu haben oder von Hautproblemen von Kollegen zu wissen. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese Hautprobleme nicht auf den Umgang mit Biozid-Konzentraten zurückgeführt werden.

Ursache scheint vielmehr das generelle Arbeiten im feuchten Milieu zu sein.

Reinigungskräfte tragen in der Regel während der gesamten Schicht Handschuhe und haben Kontakt mit Wasser, feuchten Wischtüchern, Lappen oder ähnlichem. Sie führen ihre Hautprobleme darauf zurück, in den Handschuhen ständig feuchte Hände zu haben. Innenhandschuhe aus Baumwolle werden nur von wenigen Mitarbeitern mit Neigung zu Allergien getragen. Diese Innenhandschuhe sind jedoch laut Aussage der Befragten ebenfalls in kurzer Zeit durchnässt.

Barrierecremes werden zwar in den Kliniken zur Verfügung gestellt, in der Regel jedoch nicht verwendet, da die meisten Mitarbeiter das Gefühl eingecremter Hände in den Gummihandschuhen als unangenehm empfinden.

In allen Kliniken existieren Hautschutzpläne. Nach Beendigung der Tätigkeiten wird der Hautschutz jedoch mit großen individuellen Unterschieden gehandhabt. Einige Reinigungskräfte benutzen keine der zur Verfügung gestellten Pflegeprodukte, dafür unterschiedlich häufig verschiedene in Drogerien erhältliche Pflegecremes, andere greifen auf das Angebot des Arbeitgebers zurück.

Da das Pflegepersonal und die Mitarbeiter in der automatisierten Sterilisations-abteilung häufig rückfettendes Händedesinfektionsmittel verwenden, benutzen sie nach eigenen Angaben sehr selten Handpflegecremes.

Auch bei den übrigen Anwendern waren biozidbedingte Hautprobleme selten. Die Verwendung der betrieblich zur Verfügung gestellten Hautschutzmittel und die private Hautpflege wird auch hier individuell sehr verschieden gehandhabt.

7.6 Expositionsrelevante Faktorenkombinationen

Anhand der ausgeführten Erkenntnisse zu den verschiedenen expositionsrelevanten Faktoren können Szenarien mit besonders günstigen und solche mit besonders ungünstigen Faktorenkombinationen im Hinblick auf die Exposition bei normalem Umgang sowie bei potenziellen Unfallsituationen abgeleitet werden.

Ungünstige Faktorenkombinationen sind:

- Festes Konzentrat – große Mengen

- Flüssiges Konzentrat – mittlere Mengen (5 bis 30 l) – Umfüllen des Kanister-inhalts in Ansatzbehälter

- Flüssiges Konzentrat – mittlere Mengen (5 bis 30 l) – Stellage für den Kanister an der automatischen Dosierstation über Bauchhöhe

- Flüssiges Konzentrat – große Mengen – Umsetzen einer langen Entnahmelanze