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Produktart 2: Desinfektionsmittel für den privaten und öffentlichen Bereich

4 Identifikation der relevanten Produktarten

4.2 Produktart 2: Desinfektionsmittel für den privaten und öffentlichen Bereich

Diese Produktart umfasst Teile des Desinfektionsbereichs im Gesundheitswesen, in Haushalten, Desinfektionsmittel für Schwimmbadwasser, Klimaanlagen und Wäsche sowie von Abfällen.

Wesentliche Anwendungsbereiche sind

- öffentlicher und privater Gesundheitssektor, - Pflegeeinrichtungen,

- Privathaushalte.

Produkte der Produktart 2 können u. a. sein:

- Flächendesinfektionsmittel, - Raumdesinfektionsmittel, - Bettendesinfektionsmittel,

- Desinfektionsmittel für Schwimmbadwasser, - Desinfektionsmittel für Abfälle und Abwässer, - Desinfektionsmittel für Klimaanlagen,

- Desinfektionsmittel für Wäsche,

- Bilgen- und Ballastwasserdesinfektionsmittel.

Das Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene Freiburg schätzt den Anteil von Konzentraten im professionellen Bereich bei konstanter Tendenz als hoch ein, während im Privatbereich überwiegend gebrauchsfertige Produkte eingesetzt würden. Aufgrund ihrer Brennbarkeit werden alkoholbasierte Produkte, die unver-dünnt eingesetzt werden, als problematisch angesehen. Folgende Anwendungs-bereiche werden als bedeutsam in Bezug auf den Einsatz von Konzentraten genannt:

- Flächendesinfektion,

- Raumdesinfektion (aber insgesamt eher selten), - Bettendesinfektion (aber Tendenz abnehmend), - Desinfektion von Schwimmbadwasser,

- Desinfektion von Abfällen und Abwässern (sehr seltene Anwendung), - Desinfektion von Klimaanlagen (sehr seltene Anwendung),

- Desinfektion von Wäsche.

Besondere Expositionspotenziale werden bei den Bereichen - Flächendesinfektion,

- Raumdesinfektion (Inhalation von Formaldehyd), - Bettendesinfektion (bei manueller Ausführung) und - Desinfektion von Wäsche (im Privatbereich)

gesehen.

Untersuchungsbedarf wird bei der Flächendesinfektion und der Wäschedesinfektion im Privatbereich gesehen. Als besonders untersuchungsrelevante Wirkstoffe werden quaternäre Ammoniumverbindungen und Chlorverbindungen eingeschätzt. Zwei weitere Befragte teilen diese Einschätzung tendenziell.

Die AG Technische Hygiene an der Charitè Berlin schätzt den Anteil von Konzentraten im professionellen Bereich bei konstanter Tendenz als hoch ein. Sie hält die o.g. Anwendungsarten mit Ausnahme von Abfall-, Abwasser- sowie Klima-anlagendesinfektion ebenfalls für bedeutsam im Umgang mit Konzentraten.

Wirkstoffabhängige Untersuchungserfordernisse werden jedoch nicht gesehen.

Das „wfk-Forschungsinstitut für Reinigungstechnologie e.V.“ hingegen schätzt den Anteil von Konzentraten bei der Produktart 2 eher als gering ein, bei weiter abnehmender Tendenz. Eine Bedeutung für die Konzentratverwendung wird bei der - Flächendesinfektion,

- Desinfektion von Schwimmbadwasser, - Desinfektion von Abfällen und Abwässern, - Desinfektion von Wäsche sowie bei der

- Bilgen- und Ballastwasserdesinfektion gesehen.

Besondere Expositionspotenziale werden bei den Bereichen - Flächendesinfektion,

- Desinfektion von Schwimmbadwasser, - Desinfektion von Klimaanlagen

gesehen.

Untersuchungsbedarf bestehe in allen Anwendungsbereichen. Als besonders untersuchungsrelevante Wirkstoffe werden neben den bereits genannten quaternären Ammoniumverbindungen auch Aldehyde, Phenole und ggf. Silber genannt.

Der Bundesfachverband Öffentliche Bäder e.V. teilte mit, dass im Anwendungs-bereich Flächendesinfektion fast ausschließlich Konzentrate eingesetzt würden.

Ergebnisse:

Die Bedeutung von Konzentraten bei der Produktart 2 ist eher hoch.

Besonders relevant sind die Flächendesinfektion sowie die insbesondere im Klinikbereich anzutreffenden Anwendungen wie Bettendesinfektion, Raumdes-infektion, Wäschedesinfektion.

Dem Bereich Klimaanlagendesinfektion scheint eher untergeordnete Bedeutung zuzukommen.

4.2.1 Flächendesinfektionsmittel

Das Robert-Koch-Institut listet insgesamt 39 Produkte zur Flächendesinfektion auf (RKI, 2003). Dabei kommen folgende Wirkstoffe zum Einsatz:

- Phenol oder Phenolderivate (5 Produkte),

- Chlor, organische oder anorganische Substanzen mit aktivem Chlor (3 Produkte), - Perverbindungen (4 Produkte),

- Formaldehyd und/oder sonstige Aldehyde bzw. Derivate (27 Produkte).

Die Recherche bei den Herstellern dieser Produkte zeigte, dass der überwiegende Teil der Produkte als Konzentrat vermarktet wird.

4.2.2 Desinfektionsmittel für Wäsche

Das Robert-Koch-Institut listet 19 Produkte zur Wäschedesinfektion auf (RKI, 2003).

Dabei kommen folgende Wirkstoffe zum Einsatz:

- Phenol oder Phenolderivate (5 Produkte),

- Chlor, organ. oder anorgan. Substanzen mit aktivem Chlor (3 Produkte), - Formaldehyd und/oder sonstige Aldehyde bzw. Derivate (9 Produkte), - Amphotensid (2 Produkte).

Es handelt sich dabei zum überwiegenden Teil um dieselben Produkte, die bereits als Flächendesinfektionsmittel gelistet sind. Eine Ausnahme bilden die amphotensidbasierten Produkte (Franko-DES und Tensodur 103). Hierbei handelt es sich ebenfalls um Konzentrate.

4.2.3 Bettendesinfektionsmittel

Bei der Desinfektion von Betten ist zu unterscheiden zwischen der meist dezentral vorgenommenen Scheuer- und Wischdesinfektion des Bettgestells, der (Bett-) Wäschedesinfektion und der (in der Regel) thermischen zentralen Desinfektion ganzer Betten.

Die GUV-Regel „Desinfektionsarbeiten im Gesundheitsdienst“ (GUV R 206, 2001) nennt als Produkte, die bei der Flächendesinfektion von Betten zur Anwendung kommen:

- Formaldehyd, Glutardialdehyd und sonstige Aldehyde bzw. Derivate, - Phenolderivate,

- quaternäre Ammoniumverbindungen, - Biguanide sowie

- Alkylamine/Alkylaminderivate.

Es ist davon auszugehen, dass überwiegend Konzentrate eingesetzt werden.

KRÄNKE (1993) beschreibt die Formaldehyd- und Glutardialdehyd-Exposition während zentraler und dezentraler Bettendesinfektion.

VAN DER MÜHLEN (1999) setzt sich kritisch mit der routinemäßigen Flächen-desinfektion von Betten auseinander.

4.2.4 Raumdesinfektionsmittel

Das Robert-Koch-Institut benennt als einziges Verfahren die Verdampfung oder Vernebelung von verdünnten Formaldehyd-Lösungen mit geeigneten Apparaten (RKI, 2003).

Die Firma Kesla (Wolfen) benennt für ihr peressigsäurebasiertes Produkt Wofasteril(R) ebenfalls den Anwendungsbereich „Raumdesinfektion“.

In jedem Fall ist davon auszugehen, dass ein Umgang mit Konzentraten zur Herstel-lung der Gebrauchslösungen erfolgt.

4.2.5 Desinfektion von Schwimmbadwasser

Die Behandlung von Schwimmbadwasser ist für öffentliche Bäderbetriebe in der DIN 16943-1 geregelt. Es werden Chlor, Ozon und Chlorabspalter eingesetzt.

Dagegen ist das Produktspektrum im privaten Bereich wesentlich breiter (vgl. BAuA 2005, Kurzexpertise zur Produktart 2, Tabelle 2).

In diesem Anwendungsfall werden zwar weitgehend konzentrierte bzw. im Fall von Chlor- und Ozongas reine Stoffe eingesetzt. Allerdings kann nicht von einem Einsatz von Konzentraten im engeren Sinne gesprochen werden, da der Verdünnungsschritt identisch ist mit dem Anwendungsschritt – das Konzentrat bzw. der Reinstoff wird durch die Anwendung verdünnt.

Aus diesem Grund wird dieser Anwendungsbereich von der weiteren Betrachtung ausgenommen.

4.2.6 Desinfektionsmittel für Abfälle und Abwässer

Das Robert-Koch-Institut sieht ausschließlich thermische Verfahren zur Abfall-desinfektion vor (RKI, 2003).

Für die chemische Desinfektion benennt die GUV Regel „Desinfektionsarbeiten im Gesundheitsdienst“ bei spezieller Indikation (z. B. Ausscheidungen am Kranken-bett) den Einsatz von Kalklauge, Chloramin T sowie von Phenolderivaten. Diese Pro-duktgruppen sind bereits in der Tabelle 2.2 „Wäschedesinfektion, Flächendes-infektion (Scheuer-WischdesFlächendes-infektion), DesFlächendes-infektion von Ausscheidungen“ der RKI-Liste mit diesem speziellen Verwendungszweck aufgeführt.

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, DWA, (ehemals ATV) beschreibt im Merkblatt ATV-M 205 „Desinfektion von biologisch gereinigtem Abwasser“ (1998) die Verfahren Chlorung, Ozonierung, UV-Bestrahlung, Gamma-Bestrahlung und thermische Desinfektion.

Dieser Anwendungsbereich ist daher in Hinblick auf den Einsatz von Konzentraten nicht relevant.

4.2.7 Desinfektionsmittel für Klimaanlagen

In BAuA (2005) wird ausgeführt, dass bei Luftbefeuchtern „oftmals oxidative (Chlor, Chlordioxid, Wasserstoffperoxid) sowie nicht-oxidative Biozide“ zugesetzt werden (Kurzexpertise zur Produktart 2, Seite 26).

Bei einem Hersteller (Bode Chemie) wurde ein Produkt mit der expliziten Verwen-dung bei Luftbefeuchtungsanlagen in Klimaanlagen (Ebotec® MG) aufgefunden. Es wird als „aldehyd- und phenolfrei“ beworben (http://www.bode-chemie.de/), weiter-gehende Unterlagen des Herstellers liegen jedoch nicht vor.

In einem Gespräch mit einem Mitarbeiter einer auf die Wartung von Klimaanlagen spezialisierten Werkstatt wurde verifiziert, dass für die Desinfektion von Kfz-Klimaanlagen ausschließlich Sprays eingesetzt werden.

Dieser Anwendungsbereich erscheint daher für die weiteren Untersuchungen wenig relevant.

4.2.8 Bilgen- und Ballastwasserdesinfektionsmittel

Bei den meisten Verfahren zur Bilgenwasserbehandlung handelt es sich um Klärtechniken, z. B. unter Einsatz von Membran- oder Elektrooxidationstechniken.

Diese fallen somit nicht unter den Geltungsbereich der Biozidrichtlinie (http://www.sincerus.de/schifffahrt.php).

Daher wurde dieser Anwendungsbereich für die weiteren Untersuchungen als wenig relevant eingeschätzt.

4.3 Produktart 3: Biozid-Produkte für die Hygiene im