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Produktart 11: Schutzmittel für Kühl- und Verfahrens- Verfahrens-systeme

4 Identifikation der relevanten Produktarten

4.11 Produktart 11: Schutzmittel für Kühl- und Verfahrens- Verfahrens-systeme

Diese Produktart beschreibt Produkte zum Schutz von Wasser und anderen Flüssig-keiten in Kühl- und Verfahrenssystemen gegen Befall durch Schadorganismen wie z. B. Mikroben, Algen und Muscheln. Sie umfasst auch Produkte, die bei der Erdölförderung gegen die Entwicklung von Schwefelbakterien eingesetzt werden.

Wesentliche Anwendungsbereiche sind

- Behandlung von Kühlwasser in Kraftwerken,

- Behandlung von Kühlwasser in Industriellen Kühlanlagen, - Ölförderung.

Die niederländische Pestiziddatenbank (http://www.ctb.agro.nl/) listet 155 Produkte unter dieser Produktart.

Viele der dort gelisteten Produkte werden durch entsprechende (i.d.R. automatische) Dosierung der Produkte in den Kühlflüssigkeitskreislauf dosiert, wodurch die gewünschte Zielkonzentration erreicht wird. Ein separater Verdünnungsschritt entfällt dabei. Aus diesem Grunde handelt es sich bei diesen Produkten nicht um Konzentrate im engeren Sinne.

Ergebnisse:

Es werden in der Regel Konzentrate eingesetzt.

Die Dosierung in das Kühlsystem erfolgt über automatische Dosiervorrichtungen.

Der Verdünnungsschritt fällt mit dem Anwendungsschritt zusammen.

Diese Produktart ist für die Ermittlung von best-practice-Anwendungen geeignet.

In BAuA (2005) wird darauf hingewiesen, dass stoßweise Dosierungen teilweise manuell durchgeführt werden. Der Regelfall ist jedoch vermutlich der Einsatz von Dosierpumpen.

Das „Manual of Decisions“ (Europäische Kommission 2004) erwähnt Tetra-(hydroxymethyl)-Phosphoniumsulfat (THPS) als Biozid für den Einsatz bei der Erdöl-förderung. LARSON et al. (2000) beschreiben die Erfahrungen mit dem Einsatz von THPS auf den Erdölfeldern Skjold und Gorm in der dänischen Nordsee.

DOWNWARD und TALBOT (1997) beschreiben THPS als „neues industrielles Biozid mit geringer Umwelttoxizität. Der Einsatz bei der Ölförderung wird dabei jedoch nicht erwähnt.

Herr Dr. Kohler (Obmann der DWA-Arbeitsgruppe Kraftwerke und sorgungsbetriebe) erläuterte, dass in großen Kraftwerken der Energiever-sorgungsunternehmen (> 100 MW) Biozide nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Gelegentlich wird Hypochlorit-Lösung eingesetzt. Relevant ist seiner Meinung nach ein Biozideinsatz lediglich bei kleinen Kraftwerken, z. B. Biomasse-Heizkraftwerken mit einer Nennleistung von rund 20 Megawatt und einem Durchsatz von 40 bis 50 t/h.

Er schätzt den Anteil an Konzentraten bei der Produktart 11 als konstant sehr hoch ein („generell werden Konzentrate den Kühlsystemen zudosiert“).

Dabei sei der Biozideinsatz bei Industriekraftwerken, Abfallverbrennungsanlagen und Biomasse-Kraftwerke deutlich höher als bei Großkraftwerken der öffentlichen Versorgung. Er weist außerdem auf den Biozideinsatz bei Kühlkreisläufen in der Gebäudetechnik hin. Hier würde die Vielzahl der (kleinen) Systeme zu einer insgesamt bedeutsamen Anwendung führen. Hier ist ebenfalls eine automatische Dosierung üblich. Die Wartung dieser Anlagen erfolgt zumeist durch Spezialfirmen oder zumindest speziell geschultes Personal.

Expositionspotenziale sieht er bei industriellen sowie den haustechnischen Prozessen, wobei das Risiko mit der Größe des Systems bzw. des Betriebes abnehme. Untersuchungsbedarf bestehe am ehesten bei den haustechnischen Prozessen, gefolgt von industriellen Prozessen. Die großen Kraftwerke der Energieversorger hätten hier schon umfangreiche Vorkehrungen getroffen, und seien im Arbeitsschutz eher vorbildlich.

Herr Dr. Schäfer (VCI) wies darauf hin, dass die chemische Industrie als Anwender von Bioziden nicht repräsentativ sei, da aufgrund der Natur der Branche eine hohe Sensibilisierung und auch im Durchschnitt höhere Fachkompetenz für den Umgang mit Gefahrstoffen bestehe.

Frau Heise der Firma FLOWCHEM Chemikalien Prozess Management, Düsseldorf, bestätigte, dass Biozide für Kühlflüssigkeiten in Konzentratform über automatisch in die Systeme dosiert würden. Allerdings gäbe es auch im Hinblick auf den Arbeits-schutz unterschiedliche Ausgestaltungen der Dosieranlagen.

Personen sind daher nur bei Kanisterwechsel gegenüber dem Konzentrat exponiert.

Diese Verfahrensweise wird in erster Linie von großen Unternehmen angewandt.

Insbesondere in kleineren Unternehmen werden Konzentrate noch manuell in das Ansatzgefäß übertragen und von dort aus automatisiert in den Kühlkreislauf gegeben. In seltenen Fällen wird die Ansatzlösung selbst auch manuell in das Kühl-system transferiert. Für kleine Kühlkreisläufe, an denen aufgrund geringer biologischer Aktivität die Anwendung von organischen Bioziden vermieden werden kann und andererseits wegen beengter Platzverhältnisse eine automatische Zudosierung von Chlordioxid nicht möglich ist, wird eine Konzentrat-Tablette in kleinen Fläschchen aufgelöst und manuell dem Kühlkreislauf zugegeben.

Nach den Erfahrungen der Fa. FLOWCHEM werden beim Umgang mit Bioziden der Produktart 11 in allen Betrieben immer Handschuhe und fast immer Sicherheits-schuhe getragen. Atemschutzmasken werden oft in kleinen und mittleren Unternehmen nicht getragen. Insbesondere in Stress-Situationen kann die Verwen-dung des Konzentrats auch „schnell nebenbei“ erfolgen, was häufig mit der Vernachlässigung der Schutzmaßnahmen und zu unkonzentrierten Handlungen einher geht („Theorie und Praxis“). Unfälle mit unterschiedlich schweren Folgen sind bekannt. Die Intensität der Folgen korreliert mit dem (Nicht-)Anwenden von – sowohl verhaltens- als auch kleidungsspezifischen – Schutzvorkehrungen. Insgesamt fehle vielfach das Bewusstsein für die mit dem Biozideinsatz verbundenen Gefahren.

Frau Heise teilte weiterhin mit, dass bei einem separaten Verkauf der Dosieranlagen seitens der Kunden eine größere Sorgfalt im Umgang mit Anlage und Produkt an den Tag gelegt würde, als wenn eine Dosierungsanlage „inklusive“ bereitgestellt würde.

Aus Kostengründen würden jedoch vor allem von kleineren und mittelständischen Unternehmen niedrigpreisige Biozid-Produkte gekauft, die von Vertretern ohne entsprechendes anlagen- und sicherheitstechnisches Know-how verkauft werden.

Der Fachverband Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate: Wasser- und Abwassertechnik, Kühltürme beim VDMA, Frankfurt/Main verwies auf die Hersteller von Kühltürmen und stellte außerdem das VDMA-Einheitsblatt 24649 „Hinweise und Empfehlungen zum wirksamen und sicheren Betrieb von Verdunstungskühlanlagen“

(Mai 2005) zur Verfügung.

Darin empfiehlt der VDMA die „Installation einer geeigneten Entkeimungsanlage mit automatischem oder kontinuierlichem Betrieb (z. B. Bioziddosieranlage) vor Inbe-triebnahme mit regelmäßiger Wartung und Kontrolle danach“ (Kap. 5.2 Allgemeine Systemerfordernisse).

In Abschnitt 5.3.2 „Kontrollen“ des Einheitsblattes wird ausgeführt, dass bei

„Anhäufung von Schmutz und Schlamm“ die Anlage zu reinigen ist und, wenn erfor-derlich, das System zu spülen und mit Frischwasser zu füllen ist. Bei Inbetriebnahme ist eine Biozidschockbehandlung durchzuführen.

Den Informationen einiger Anbieter von Wasseraufbereitungstechnik ist allerdings zu entnehmen, dass auch die Stoßdosierung über ein technisches Dosierungssystem erfolgt (z. B. ProMinent Dosiertechnik GmbH, Heidelberg oder EWKS Wassertechnik GmbH, Augsburg).

Informationen über den Konzentrateinsatz bei raumluft-technischen Anlagen konnten nur sehr eingeschränkt ermittelt werden. Lediglich eine Firma bietet explizit Konzentrate für den Einsatz in solchen Anlagen an (JUDO Wasseraufbereitung GmbH, Winnenden). Bei dem dort vorgestellten Produkt „JKL 35“ handelt es sich um ein Produkt der Firma Henkel KgaA, Düsseldorf. An Inhaltsstoffen sind im Sicherheitsdatenblatt gelistet: 2-Propanol, Alkyl-Oxazolidin und Chlor-Methyl-Isothiazolin Derivat.

Insgesamt bestätigte sich, dass die Produktart 11 zur Darstellung von „best practice“

Beispielen in größeren Industriebetrieben geeignet scheint.