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Kategorie 3: Dosierung flüssiger Konzentrate an automati- automati-schen Dosierstationen

4 Identifikation der relevanten Produktarten

6.4 Kategorie 3: Dosierung flüssiger Konzentrate an automati- automati-schen Dosierstationen

Diese Form der Biozidbereitstellung ist Standard im industriellen Sektor und gewinnt auch im Dienstleistungsbereich immer mehr an Bedeutung. Für die Flächen- und Küchendesinfektion ist neben dem Wechsel der Gebinde an den automatischen Stationen nur noch selten die Entnahme des Konzentrats durch Knopfdruck in das Zielgefäß notwendig, in den meisten Fällen wird durch Zudosierung in den Wasserstrahl bei der Entnahme direkt die Gebrauchslösung bereitgestellt. In der Industrie (und tlw. im Handwerk) erfolgt die Entnahme und Dosierung über eine elektronische Steuerung.

Daher stellt der Wechsel von Konzentratgebinden an diversen automatischen Dosierstationen den am Häufigsten festzustellenden Umgang mit Biozidkonzentraten dar, wobei an wechselnden Arbeitsplätzen auch das Umfüllen von flüssigen Konzentraten in Ansatzbehälter eine große Rolle spielt.

6.4.1 Kategorie 3a: Entnahme an automatischen Dosierstationen

Die Nutzung automatischer Dosierstationen beschränkt den Umgang mit dem Konzentrat darauf, das Zielgefäß, einen Eimer oder eine Flasche, unter die Dosieranlage zu halten und per Knopfdruck an der Station die benötigte Konzentratmenge bzw. in der Dosieranlage verdünnte Gebrauchslösung einzufüllen.

Aufgrund der Begehungen scheint letzteres der häufigere Fall zu sein.

Kontaktmöglichkeiten mit dem Biozid ergeben sich durch die Gestaltung der Abgabevorrichtung an der Dosierstation. Dies können fest installierte Hähne sein, die maximal seitlich bewegt werden können. Teilweise erfolgt die Abgabe des Biozids auch über einen Schlauch.

Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Während ein beweglicher Schlauch die Gefahr birgt, an ihm haftendes Biozid bei der Überführung in das Zielgefäß oder bei

dem Entfernen aus dem Zielgefäß aufgrund seiner Elastizität zu verspritzen, kann bei einem starren System der hohe Abstand zum Gefäßboden zum Verspritzen des Konzentrats (bzw. der Gebrauchslösung) sowie zu Schwierigkeiten bei der Handhabung führen.

In Industriebetrieben erfolgt die Biozidentnahme aus den automatischen Dosier-stationen ebenfalls automatisch, indem mit Hilfe einer technischen Steuerung eine definierte Produktmenge zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls automatisch über eine Entnahmelanze in das Zielsystem gepumpt wird.

Eine automatische Dosierstation erleichtert die Abmessung des Konzentrats und vermindert das Expositionsrisiko bzw. beschränkt es auf den Wechsel der Konzentratbehältnisse an der Dosierstation.

6.4.2 Kategorie 3b: Wechsel von Konzentratbehältern an Dosierstationen

Der Ablauf dieser Tätigkeit war in den beobachteten Szenarien produktarten-übergreifend ähnlich. Hauptfaktoren für die Exposition sind die Länge der Entnahmelanze und die Position des Gebindes. Da es sich bei den zu wechselnden Behältern um sperrige, mehr als 5 kg schwere Kanister handelt, ist eine bodennahe Position der Gebinde in Hinblick auf die Arbeitssicherheit empfehlenswert. Obwohl daher ein Arbeiten über Kopf als besonders unfallträchtig angesehen werden muss (das geöffnete Gebinde kann aus der Hand rutschen und das Konzentrat kann sich buchstäblich über den Mitarbeiter ergießen), wurden bei den Begehungen auch Abstellflächen für 5-l-Kanister in Augenhöhe oder höher angetroffen.

In der Sterilisationsabteilung eines Krankenhauses war die Entnahmelanze (hier für den Spülmittelwechsel, kein Biozid) ca. einen Meter lang. Daher war beim Umsetzen eine Armbewegung über den Kopf hinaus erforderlich. Das Risiko, die Lanze beim Umsetzen zu verkanten und somit Material zu verspritzen, ist besonders für kleine Personen hoch. Darüber hinaus sind Kontakte mit der kontaminierten Lanze aufgrund ihrer Länge leichter möglich.

Zwischen den einzelnen Szenarien bestanden außerdem Unterschiede in der verwendeten Schutzausrüstung. In einigen Fällen wurde keine Schutzbrille ver-wendet. Die zu verwendenden Handschuhe entsprachen nicht immer den Anfor-derungen.

Für den Wechsel von Konzentratbehältern an Spülmaschinen wurde von der Firma Johnson Diversey ein System „Safepack“ entwickelt, das von dem Gastronomie-betrieb und in einem Krankenhaus eingesetzt wird.

Das Konzentrat wird in einem Plastikbeutel geliefert, der sich in einem Pappkarton befindet. Der Plastikbeutel ist mit einem Gewinde versehen. Bei einem Gebinde-wechsel wird der Pappkarton an einer perforierten Stelle aufgerissen, das Gewinde herausgezogen und auf das Gegenstück der Spülmaschine geschraubt.

Das Personal hat daher weder bei der Dosierung selbst noch beim Gebindewechsel Kontakt mit dem Konzentrat. Beim Abschrauben des Gewindes am Konzentrat-behälter wird ein Austritt der Substanz durch einen Kugelverschluss verhindert;

gleiches gilt für Entkoppelung des restentleerten Gebindes. Eine Verwechselung der Anschlüsse für verschiedene Produkte (z. B. Desinfektionsmittel, Spülmittel) ist nicht möglich, da die Gewinde farblich gekennzeichnet sind und mechanisch nur einander

zugehörige Gewinde aufeinander passen.

Das System wurde entwickelt, um einen optimalen Arbeitsschutz von gering bis gar nicht geschulten Teilzeitpersonals zu gewährleisten und die Verbrauchsmengen gering zu halten. Das System wird beispielsweise in großen Imbiss- und Gastronomieketten, in Lebensmittelmärkten und einigen Großküchen eingesetzt.

In der Papierindustrie werden große, ca. einen Kubikmeter fassende Container in so genannten „Mutter-Tochter-Systemen“ verwendet. Dabei wird das ausgewechselte Gebinde an Schläuche angeschlossen, worüber das Konzentrat entweder in den Ansatzbehälter herab fällt oder mit Hilfe von Pumpvorrichtungen dorthin transferiert wird. Diese Systeme ermöglichen eine kontinuierliche Bereitstellung von Konzentraten auch während eines Gebindewechsels. Der expositionsrelevante Arbeitsschritt besteht daher hier wie beim direkten Anschluss an eine Dosieranlage aus dem Umstecken von Schläuchen, wobei hier kein Wechsel von Entnahmelanzen notwendig ist und somit die Expositionsgefahr durch Kontakt mit der Lanze entfällt.

Dennoch besteht das Risiko, dass Konzentrat aus den Schlauchenden verspritzt. In einem Szenario wurde das Konzentrat mit einer Fasspumpe umgefüllt, deren Lanze nach Abschluss des Pumpvorgangs mit Wasser gespült wurde.

Es werden Schutzbrillen und Handschuhe getragen. In mehreren Fällen waren die Handschuhe jedoch für den Umgang mit Bioziden nicht geeignet.

6.4.3 Kategorie 3c: Befüllung von Ansatzbehältern mit flüssigem Konzentrat

Wegen beengter Platzverhältnisse wurde in einer Produktionsstätte der Nahrungs- und Genussmittelindustrie hinter einem Silo ein 100 Liter fassender Ansatzbehälter aufgestellt, aus dem Biozidkonzentrat in einen Kühlwasserkreislauf dosiert wird.

Etwa zweimal pro Woche wird der Behälter mit je zwei Gebinden mit einem Fassungsvermögen von 25 Litern befüllt. Eine zwar vorhandene Fasspumpe wird in der Regel aus Zeitgründen nicht verwendet. Da das Biozid ohne Hilfsmittel wie beispielsweise Trichter umgefüllt wird und die Bewegungsmöglichkeit am Ansatzgefäß stark eingeschränkt ist, liegt die größte Expositionsgefahr darin, das Konzentrat zu verschütten und dabei z. B. die eigenen Füße zu treffen. Ein solcher Unfall ist bereits einmal passiert. Im Normalfall besteht eine dermale Exposition durch Kontakt mit dem kontaminierten Gebinde nach Beendigung des Umfüll-vorgangs sowie Tropfen- und Spritzerbildung. Besonders betroffen sind die Hände, jedoch sind auch die Vorderseiten der Beine und die Bauchpartie gefährdet.

Seit dem genannten Unfall werden von den Mitarbeitern flüssigkeitsdichte Sicher-heitsschuhe und Handschuhe getragen. Jedoch hängt die Art der getragenen Handschuhe zumeist von den vorherigen Tätigkeiten ab, d. h. der Arbeiter benutzt die Handschuhe, die er gerade bei sich hat. Der Handschuhwechsel gestaltet sich ebenfalls individuell. Adäquate Schutzausrüstung ist im Betrieb vorhanden und für jeden zugänglich; „zur Zeitersparnis“ wird sie aber nicht verwendet.

Biozide zur Hausschwammbekämpfung wurden ebenfalls in einen Ansatzbehälter umgefüllt, der Behälter mit Wasser aufgefüllt und die verdünnte Lösung anschließend in eine Verpressungsspritze gepumpt.

Bei dem beobachteten Szenario wurde aus 10-Liter-Gebinden umgefüllt. Da aus-reichend Bewegungsfreiraum zur Verfügung stand und kleinere Gebinde verwendet wurden, war hier die Expositionsgefahr geringer als im zuvor beschriebenen Fall. Ein Risiko, den kompletten Kanisterinhalt zu verschütten, kann jedoch bei dieser Art des Umgangs mit dem Konzentrat ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Es wurde

berichtet, dass durchaus auch 30-Liter-Kanister verwendet würden, um häufige Wegstrecken zur Bereitstellung der Konzentrat-Gebinde zu vermeiden. Die Gefahr, bei der Handhabung dieser großen Gewichte abzurutschen und Konzentrat zu verschütten, ist entsprechend groß. Darüber hinaus wurde mitgeteilt, dass „kleinere Mengen“, d. h. „der erste Schwall“ beim Umfüllen aus den großen Gebinden „schon mal daneben geht“. Unfälle durch über Beine und Füße geschüttetes Konzentrat hätten aber noch nicht stattgefunden.

In der Sterilisationsabteilung eines Krankenhauses wurde ein Biozid zur Gerätedesinfektion in ein fest in die Arbeitsfläche eingelassenes Becken bis zu einer Kennzeichnung im Becken eingefüllt. Das Konzentrat wurde mit Wasser bis zu einer weiteren Kennzeichnung im Becken aufgefüllt. Die Arbeitsschritte entsprechen dem Befüllen von Ansatzbehältern im gewerblichen Bereich, der Unterschied liegt in den verwendeten Konzentratmengen und darin, dass der Ansatzbehälter fest installiert ist.

6.4.4 Kategorie 3d: Betankung

Hierbei handelt es sich um das Umfüllen von einem Tankfahrzeug in einen stationären Tank. Die Arbeitsschritte beschränken sich auf das An- und Entdocken des Betankungsschlauchs. Kontaktgefahr besteht allenfalls durch Handkontakt mit Biozidresten im Tankschlauch und an verschmutzten Gewinden; die Kontaktzeit beschränkt sich auf weniger als eine Minute pro Vorgang (gemeint ist der tatsächliche Kontakt mit der Substanz, nicht die möglicherweise längere Exposition gegenüber trocknendem Konzentrat auf den Handschuhen, während diese anbehalten werden).

Diese Kategorie wurde nur einmal beobachtet und wird in der Praxis eher selten eingesetzt.