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Kapitel 4 Analysegegenstand und Methoden

4.3 Methoden

4.3.2 Interview

4.3.2.3 Datenauswertung durch Transkription

Videointerviews werden zum Zwecke einer besseren Aufbereitung der Information üblicherweise transkribiert. Von Kowal/O’Connell (2000:438) wird Transkription wie folgt beschrieben:

Unter Transkription versteht man die graphische Darstellung ausgewählter Verhaltensaspekte von Personen, die an einem Gespräch (z.B. einem Interview oder einer Alltagsunterhaltung) teilnehmen.

64 Mit einer privaten Kameraausrüstung und einer einzigen Kamera eine Einstellung zu finden, die vier gebärdende, sich „austauschende“ Menschen gleichzeitig und „gut verständlich“ erfassen kann, ist eine große Herausforderung und wäre eventuell mit einer zweiten Kamera, auf jeden Fall aber nur mit einer/m Kamerafrau/Kameramann (die/der nicht zur Verfügung stand) möglich gewesen.

65 Die anderen TranslatorInnen leben entweder in einem anderen Bundesland oder waren zum Zeitpunkt der Analyse nicht am ITAT beschäftigt.

Kapitel 4 Analysegegenstand und Methoden

Da es aber in der Gebärdensprache bis heute noch nicht gelungen ist, eine Gebrauchsschrift zu entwickeln (vgl. Werth/Sieprath 2002:361), wurde die Form der Glossenstranskription (vgl. Hofstätter 2003) angewandt, wobei – wie in dieser Arbeit hervorgeht – das Video als

„verschriftlichte Form“ des gebärdensprachliches Interviews angenommen wird. Da Transkripte laut Kowal und O’Connell (2000:438) als „Ergänzung“ und nicht als „Ersatz“

dienen sollen, fiel die Entscheidung auf eine zusammenfassende Verschriftlichung in deutscher Schriftsprache. Diese Verschriftlichung kann als Erweiterung des Gedächtnisprotokolls und des Leitfadens angesehen werden. Auf die detaillierte Glossentranskription wurde bei spezifischer Beantwortung von Analysefragen zurückgegriffen.

Diese Daten wurden in die folgende Textanalyse eingearbeitet und auch bei Erarbeitung der Herausforderungen eingeflochten.

Kapitel 5 Die Analyse

5.1 Darstellung des Analysevorgangs

Für die folgende Analyse werden die Tabellen zum lautsprachlichen Dolmetschen und schriftsprachlichen Übersetzen (40 Parameter) sowie die Tabellen zum Gebärdensprachdolmetschen und „-übersetzen“ (11 Parameter) herangezogen. Die Kategorie Theaterdolmetschen wird, wie bereits erwähnt, ausgenommen, da diese sowohl in der schriftsprachlichen als auch in der gebärdensprachlichen Literatur als Hybridform angesehen wird und somit die Analyse verfälschen würde. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden zunächst die Merkmale der Laut- und Schriftsprachtranslation aufgelistet und analysiert, denen jene des Gebärdensprachdolmetschens und „-übersetzens“

folgen. Diese Vorgehensweise wurde gewählt, um die laut- bzw. schriftsprachlichen und gebärdensprachlichen Parameter gesondert von einander analysieren zu können und so u.a.

Verwirrung beim Lesen vorzubeugen.

Ob ein Parameter mit dem Vorgang dieser Webseitentranslation übereinstimmt oder nicht, wird anhand eines ✓ (trifft zu) oder ✘ (trifft nicht zu) neben dem jeweiligen Merkmal gekennzeichnet. Zusätzlich zu den Ergebnissen aus der Textanalyse werden in der rechten äußeren Spalte die Ergebnisse aus dem Interview aufgelistet. Die durch das Interview ermittelten Erkenntnisse, das heißt, ob das Lautsprach- bzw. Gebärdensprachdolmetschen oder Schriftsprach- bzw. „Gebärdensprachübersetzen“ zutrifft, werden in dieser Spalte durch das jeweils zutreffende Kürzel „LS-Dm; GS-Dm; SS-Üs; GS-Üs“ mit einem ✓ versehen. Falls ein Parameter aufgrund der Analyse und des Interviews genauerer Ausführungen bedarf, werden diese Anmerkungen zur Unterstützung einer besseren inhaltlichen Übersicht direkt nach dem zutreffenden Parameter angefügt. Danach folgen die nach 1.4.4 kategorisierten Herausforderungen und Besonderheiten der untersuchten Webseitentranslation. Den Abschluss dieses Kapitels stellt eine kritische Betrachtung der Analyse dar.

Um eine bessere Übersichtlichkeit zu gewährleisten, wurden die Tabellen in Anlehnung an Salevskys Definition (siehe 2.3.1) in drei Kategorien gegliedert: AT- und ZT-basierende Parameter; den Arbeitsplatz bzw. das Arbeitsumfeld beschreibende Merkmale;

Translationsstrategien und Prozessabläufe. Die Auflistung der Parameter innerhalb dieser Kategorien erfolgt nicht alphabetisch, sondern basiert auf einer inhaltsbezogenen Gruppierung.

Kapitel 5 Analyse

5.2 Analyse anhand der laut- und schriftsprachlichen Parameter

5.2.1 Auf AT und ZT basierende Parameter

dargeboten AT fixiert, permanent vorliegend und beliebig

oft wiederholbar

SS-Üs:✓

In diesem Fall bedarf es keiner weiteren Ausführungen zur Analyse, da durch die Darstellung des Arbeitsauftrages und des AT in Kapitel 4 ersichtlich ist, dass der AT fixiert, permanent vorliegend und beliebig oft wiederholbar war.

ZT nicht beliebig oft

„übersetzerischen Zugang“ zu wählen und den ZT mehrmals zu be- und erarbeiten.

Die mehrmalige Korrektur bzw. Veränderung des ZT erfolgte in der Vorbereitungszeit vor dem Filmen des ZT (mit Ausnahme der Schnittbearbeitung des Technikers, die erst nach Fertigstellung der Aufnahme begann). Nach der gemeinsamen Vorbereitung oblag dem angehenden gehörlosen Linguisten die aktive Wiedergabe des ZT. Bei Bedarf, aufgrund von Fehlern wie „den Faden verlieren“ u.ä., konnte der ZT wiederholt gebärdet bzw. Fertigstellung des ZT in Graz, erarbeitet und danach an das TranslatorInnenteam weitergeleitet (vgl. Reiss 2009a). Der ZT wurde im Gegensatz dazu an der Universität Graz am Institut für theoretische und angewandte Translationswissenschaft von den

TranslatorInnen analysiert, bearbeitet und ungefähr drei Monate später auf Video aufgenommen.

Ad-hoc-Bewertung des AT – Notwendigkeit des

schnellen Antizipierens der

Textstruktur

Zeit für AT-Analyse (Makro- und Mikroanalyse des AT)

SS-Üs:✓

Aufgrund der zur Verfügung stehenden Zeit für die AT-Analyse sah der Arbeitsvorgang bei dieser Translation im Gegensatz zum Dolmetschen wie folgt aus: Zuerst wurde die Makroanalyse (u.a. Durchlesen des gesamten Textes) durchgeführt und danach die Mikroanalyse begonnen. Diese beinhaltete u.a. das Diskutieren über Gebärdenvarianten aber auch die Fragestellung, wie die deutsche Sprache adäquat in der ÖGS dargestellt werden könnte (vgl. Hofstätter/Stalzer 2009). Dies wurde bei der Textanalyse deutlich, die zeigte, dass beispielsweise der deutsche Satz (Appendix OJM Absatz 266) verglichen zur ÖGS-Version (0:20-0:35) wie folgt aussieht:

„Obwohl schon im Mittelalter auf dem Gebiet des Burgenlandes Juden ansässig waren, ist eine kontinuierliche jüdische Besiedlung erst ab dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts zu verzeichnen“.

„SCHON DAMALS MITTEL+ALTER BURGEN+LAND SCHON JUDEN ANSÄSSIG IX-oben (erhobener re-Zeigefinger) JUDEN DURCH ANSÄSSIG+++ NEIN ERSTE AB 1730 UNGEFÄHR“.

Somit ist zu erkennen, dass das „obwohl“ des deutschen Satzes in der ÖGS mit einem

„SCHON“ und einem Index „IX-oben“, der hier als „ABER“ zu verstehen ist, „übersetzt“

wird, da so der Inhalt des deutschen Satzes unter Beachtung der Regeln der ÖGS-Grammatik passend umgesetzt werden kann. Das Gleiche gilt für die Translation des Satzteiles „erst ab dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts“. Da diese Satzkonstruktion als solche in der Gebärdensprache nicht existiert, wurde hier die Variante „ERSTE AB 1730 UNGEFÄHR“ gewählt. Sie entfernt sich damit zwar weitgehend vom deutschen Satz, kann jedoch als adäquate Translation angesehen werden, da dies bis jetzt die angemessene Taktik darstellt, wie in der ÖGS mit Zahlenangaben dieser Art umgegangen wird.

Zum Thema Herausforderungen bei der gemeinsame Mikro- und Makroanalyse gaben die beiden Interviewten als (nicht im analysierten Text vorkommendes) Beispiel das Verb

„thront“ an, das in der Gebärdensprache mit „SITZEN“ gebärdet wird. Diese lexikalische

66 Im Appendix befindet sich der AT der Translation. Dieser ist in Absätze unterteilt, die durchnummeriert wurden. Auf die Absätze wird mit Hilfe der Nummerierung Bezug genommen.

Kapitel 5 Analyse

Gebärde entspricht semantisch jedoch nicht dem Wort „thront“. Mit Hilfe einer gemeinsamen Mikroanalyse wurde jedoch, durch Anwendung verschiedenster Strategien wie Veränderung der Körperhaltung und Mimik, eine „neue“ Gebärde mit der gewünschten Konnotation erarbeitet (vgl. Hofstätter/Stalzer 2009). An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die beiden TranslatorInnen den intensiven Austausch unter ErstsprachlerInnen sehr genossen und als unvergleichliche Bereicherung und Erweiterung ihres translatorischen und sprachlichen Wissens beschrieben (vgl. ibid.).

ein sich verändernder

Hier kann, wie auch aus dem interview klar hervorgeht, keine Zuordnung der Parameter zu der einen oder anderen Kategorie erfolgen. Einerseits ist in diesem Fall klar ersichtlich, dass der Gehörlose als Translator ebenso der „Repräsentant des Textes67“ ist. Es wurde ihm aber kein dezidiertes Feedback der Gehörlosengemeinschaft gegeben, dass der Text mit ihm persönlich in Verbindung gebracht wurde, weil er diesen Text darbietet. Da der Gehörlose des Öfteren für gebärdensprachliche Videos vor der Kamera steht und verschiedenste Translationsaufträge annimmt, gibt es grundsätzlich hin und wieder Feedback von Gehörlosen. Diese Rückmeldungen halten sich aber in Grenzen und beschränken sich meist auf das Kompliment, dass „sehr gut gebärdet wurde“

(Stalzer/Hofstätter 2009). Interessant ist jedoch, dass von den hörenden TranslatorInnen auf der Webseite keine Rede ist, wohingegen der gehörlose Techniker und der gehörlose

67 Es wäre aber gleichfalls interessant zu erforschen, ob Gehörlose auch übersetzten Texten ihr „Gesicht leihen“, ohne sie selbst übersetzt zu haben, wobei hier Fragen zur Vorgangsweise aufgrund des Mangels eines allgemein gültigen Notationssystems wieder auftauchen.

Gebärdende explizit angeführt werden (vgl. OJM [2009a]). Das bedeutet, dass der Text von zwei der vier TranslatorInnen gesondert existiert. Durch die Präsenz des Gehörlosen, der den ZT gebärdet, entsteht jedoch eine Verbindung zwischen Translator und Translat, wie das etwa auch bei einer Dolmetschung der Fall ist. Aus diesem Grund werden hier (zumindest ein) Translator und der ZT direkt miteinander in Verbindung gebracht. In diesem Fall treffen also beide Parameter zu, auch wenn sie zunächst gegensätzlich erscheinen. Dieser Parameter könnte also in Bezug auf die Gebärdensprache in der Mitte des Übersetzungs-Dolmetsch-Kontinuums nach Stone angesiedelt werden (vgl. Kapitel 3, 3.2). Diesen Parameter gilt es in Zukunft noch genauer zu beobachten und in Zusammenhang mit dem Parameter der Notation zu erforschen.

Dieser Parameter unterscheidet sich vom Parameter „ZT beliebig oft wiederhol- und korrigierbar“, da es hier nicht um die Korrektur, sondern um das „Weiterbestehen“ des ZT geht. Dies ist bei dieser „Gebärdensprachübersetzung“ der Fall, denn der ZT ist wiederholt im Internet abrufbar und auf DVD gespeichert. Natürlich kann argumentiert werden, dass das Video im Internet nur so lange existiert, bis es entfernt wird, doch ist dies ebenso bei Büchern der Fall, wenn diese etwa vergriffen sind oder/und keine weitere Auflage gedruckt wird. Beide Formen des Textes können bei Bedarf reproduziert und wieder zur Verfügung gestellt werden.

oftmals weit verbreitet SS-Üs:✓

Tab 6: Lautsprachdolmetschen und Schriftsprachübersetzen:

Auf AT- und ZT-basierende Parameter

Dieser Parameter steht mit dem vorigen in Verbindung und auch hier ist das schriftsprachliche Merkmal auf das untersuchte Gebärdensprachtranslat zutreffend. Bisher wurden Dolmetschungen üblicherweise nicht auf einem Speichermedium festgehalten, da die Verbreitung nach der ZT-Produktion meist nicht das Ziel der Dolmetschung oder im Sinne der DolmetscherInnen ist. Auch wenn sich diese Situation heute langsam ändert, da beispielsweise Dolmetschungen für die Europäische Union oder etwa gefilmte Vorträge mit DolmetscherInnen immer häufiger auch nachträglich im Internet zugänglich sind, so werden diese Dolmetschungen doch meist nicht als eigenständige Texte verbreitet, sondern

Kapitel 5 Analyse

im Zusammenhang mit ihrem AT, weshalb die Dolmetschung wiederum auch tatsächlich als Dolmetschung genutzt wird und dadurch nicht den gleichen Ansprüchen wie eine Übersetzung unterliegt, sondern „nur“ das Verständnis des AT ermöglichen muss. Daher wird die Erscheinung einer solchen Dolmetschung nicht in der selben Form „publik gemacht“ wie die Veröffentlichung eines „eigenständigen Textes“. Die

„Gebärdensprachübersetzung“, wie beispielsweise die der Webseite des OJM, ist hingegen nicht nur im Internet zugänglich, sondern dessen Existenz ist den InteressentInnen (in diesem Falle den gebärdensprachkompetenten KundInnen) auch mehr oder weniger (wie nach Erscheinen eines Buches) bekannt. Darüber hinaus existiert eine DVD und somit der ZT auch ohne AT, der bei Bedarf ebenso weiterverbreitet und als Text vervielfacht werden könnte.

In der ersten Kategorie weisen demnach sieben von acht Parametern eindeutig auf eine Übersetzung hin. Der Parameter „Übersetzungen existieren gesondert von den ÜbersetzerInnen“ trifft nur zum Teil zu und ist somit ein Parameter, bei dem sich die Merkmale des Übersetzens und die des Dolmetschens überschneiden.

5.2.2 Den Arbeitsplatz und das Arbeitsumfeld betreffende Parameter

Da keine direkte Interaktion zwischen dem AT-Produzenten und dem Zielpublikum stattfand und auch die TranslatorInnen in keinen „Gesprächsverlauf“ involviert sind (vgl.

Reiss 2009a, Hofstätter/Stalzer 2009), ist auch hier der SS-Üs-Parameter zutreffend.

i. d. R. anwesendes technischen Aufgaben und Schnittarbeit erledigte bzw. als „Zielpublikum“ vor dem Aufnehmen fungierte. Außerdem war bei der ZT-Aufnahme auch eine der hörenden

TranslatorInnen anwesend, die das Gebärdete auf Inhalt, Mimik, Ablauf etc. während der Produktion überprüfte und für den reibungslosen Ablauf der ZT-Produktion gegebenenfalls

„Gebärden zuwarf“ (vgl. Hofstätter/Stalzer 2009). Diese beiden TeamkollegInnen fungierten insofern aber nicht als „klassisches Zielpublikum“, als sie schon im Vorhinein über Inhalt, Ablauf etc. Bescheid wussten und am Translat selbst mitgearbeiteten hatten.

Diese Zusammenarbeit fällt nicht unter den Parameter „Zielpublikum“, sondern unter den nun folgenden Parameter „RevisorInnen“. Das bedeutet, dass das Zielpublikum und die TranslatorInnen während der „Übersetzung“ nicht miteinander „interagieren“. Selbst nach der „Veröffentlichung der Übersetzung“ blieb der Austausch zwischen TranslatorInnen und Zielpublikum in Bezug auf das Translat gering (vgl. Hofstätter/Stalzer 2009).

Kontrolle von KollegInnen und ArbeitgeberInnen;

„one-(wo)man-show“

RevisorInnen an der Seite der ÜS (Feedback-

und Kritikeinholung)

SS-Üs:✓

Dieser Parameter unterscheidet sich vom vorhergehenden insofern, als zuvor das Zielpublikum und dessen Feedback während der Textproduktion behandelt wurden und im Vergleich dazu nun das Feedback von KollegInnen und ArbeitgeberInnen diskutiert wird.

In diesem Fall wird in einem „gesicherten“ Umfeld mit anderen TranslatorInnen im Team gearbeitet. Der gebärdende Gehörlose übersetzte den Text in Zusammenarbeit mit den zwei hörenden TranslatorInnen. Der gehörlose Techniker fungierte danach als

„Testzielpublikum“. Nachdem auch seine Anmerkungen eingearbeitet wurden, begann die Aufnahme, bei der neben dem gehörlosen Gebärdenden zwei TeamkollegInnen (gehörlos und hörend) beteiligt waren (vgl. Hofstätter/Stalzer 2009). Wiederum wurde der Austausch zwischen den unterschiedlichen ErstsprachlerInnen im Team als sehr befruchtend empfunden, da gewisse Konnotationen eines deutschen Wortes oder Satzes und deren Umsetzung in die ÖGS nur gemeinsam erarbeitet werden konnten (vgl. Hofstätter/Stalzer 2009).

Arbeitssituation ist

nicht änderbar Arbeitssituation ist

änderbar SS-Üs:✓

Die Translationsarbeit im Team wurde vornehmlich an der Universität geleistet. Die TranslatorInnen bearbeiteten den Text aber auch zu Hause bzw. hätten ihren Arbeitsplatz, abgesehen von der Videoaufnahme selbst (wobei im Ernstfall auch ein Wechsel des Aufnahmesettings möglich gewesen wäre), jederzeit verändern können (vgl.

Hofstätter/Stalzer 2009). Aus diesem Grunde ist das Merkmal „Arbeitssituation ist

Kapitel 5 Analyse

Diese beiden Parameter werden ohne weitere Anmerkungen präsentiert, da sie keiner Erklärung bedürfen und für sich selbst sprechen.

Interaktionen

Der AT-Produzent des Translats setzte sich mit der Ansprechperson für Wissenstransfer-Gebärdensprache in Verbindung, die sich daraufhin mit dem Translationsteam besprach.

Der Rest der Interaktion (wie die Zusendung der zu übersetzenden Texte) passierte via E-Mail (vgl. Reiss 2009a). Erst nach Abschluss der Umgestaltung der Webseite fand ein persönlicher Kontakt am ITAT durch einen Besuch des AT-Proudzenten statt (vgl.

Hofstätter/Stalzer). Es ist auch anzumerken, dass die direkte Interaktion durch ein Treffen und den direkten Kontakt mit den TranslatorInnen, wie es hier der Fall war, eher eine

Dieser Parameter spricht für sich selbst und bedarf keiner weiteren Erklärungen.

weitere

Der untersuchte AT des Translats wurde zwar elektronisch via E-Mail verschickt jedoch als ein geschriebenes Dokument angehängt, das in ausgedruckter Form bearbeitet wurde (vgl. Stalzer/Hofstätter 2009). Aus diesem Grund trifft die Beschreibung des AT „on paper“ zu, auch wenn hier zum Teil „electronical sources“ verwendet wurden.

DolmetscherInnen als

Auch dieser Parameter weist darauf hin, dass diese Translationsaufgabe eher einer Übersetzung ähnelt, da die TranslatorInnen keine direkten KommunikationspartnerInnen darstellen.

Tab 7: Lautsprachdolmetschen und Schriftsprachübersetzen: Den Arbeitsplatz und das Arbeitsumfeld betreffende Merkmale

Die Bezahlung der Translationsaufgabe erfolgte durch eine vereinbarte Pauschale, die durch vier geteilt wurde. Dieses Entgelt wäre aber ohne Anstellung aller Beteiligten am selben Institut, die ihre gemeinsame freie Zeit für die Translation nutzten, nicht rentabel gewesen. Neben der Translations- und Filmarbeit am Institut darf auch die einwöchige Schnitt- und Komprimierungsarbeit nicht vergessen werden (vgl. Hofstätter/Stalzer 2009).

Somit stimmen in dieser Kategorie von elf Parametern, den Arbeitsplatz und die Arbeitssituation betreffend, elf mit dem SS-Üs und keine mit dem LS-Dm überein.

Kapitel 5 Analyse

5.2.3 Translationsstrategien und Prozessabläufe

Lautsprach-dolmetschen

Webseiten- Analyse

Schriftsprach-übersetzen

Webseiten-

Analyse Interview spontane Ordnung von

Textsegmenten systematische Ordnung

von Textsegmenten SS-Üs:✓

Der Translationsverlauf sah laut den Befragten folgendermaßen aus: Der gesamte AT wurde gelesen und für die Translation an die Zielsprache angepasst, wobei (aufgrund des guten und logischen Aufbaus der AT) die gleiche Reihenfolge der Absätze wie beim schriftsprachlichen Text eingehalten wurde. Eine wie im Parameter beschriebene

„Ordnung von Textsegmenten“ fand deshalb statt, da vor der Translation systematisch überlegt wurde, ob und wo eine Umschichtung von Textsegmenten von Nöten sein könnte.

D.h. auch wenn keine Umschichtung von Textsegmenten stattfand, wurden diese analysiert und deren Bearbeitung in Betracht gezogen. Bei diesem analysierten Translat wurden im Endeffekt nur Textsegmente innerhalb eines Satzes, d.h. der Satzbau, für ein besseres Verständnis und als Anpassung an den Satzbau und die Grammatik der ÖGS, verändert (vgl. Hofstätter/Stalzer 2009). Dies zeigt sich im Vergleich des folgenden deutschen Satzes (Appendix OJM Absatz 6) mit der Translation in die ÖGS:

„Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden auf dem Gebiet des heutigen Südburgenlands unter dem Schutz der Fürsten bzw. Grafen Batthyány die drei jüdischen Gemeinden Rechnitz, Güssing und Stadtschlaining und die auf heute ungarischem Boden liegenden zwei Gemeinden Körmend und Nagykanizsa“.

Die ÖGS-„Übersetzung“ (1:42-2:26) lautet wie folgt:

„IX-oben (erhobener re-Zeigefinger) HEUTE SÜD+BURGENLAND IX-dort DAMALS UNGEFÄHR 18 JAHR+HUNDERT DAMALS WAS IX-oben (erhobener li-Zeigefinger) IX-dort FÜRST AUCH ODER GRAF b-a-t-t-h-y-á-n-y DAMALS IX-FÜRST fürst-SCHUTZ-südburgenland IX-BURGENLAND BURGENLAND DAMALS DREI GEMEINDEN ENTSTANDEN {li: ERSTENS re: WAS r-e-c-h-n-i-t-z li: ZWEITENS re:

g-ü-s-s-i-n-g li: DRITTENS re: STADT+s-c-h-l-a-i-n-i-n-g} {li: DREI-(Aufzählung bleibt) re: NOCH 2 WO IX-rechts} HEUTE GEHÖRT-ZU UNGARN INHALT NAME WAS {li:

ERSTENS-Aufzählung re: k-ö-r-m-e-n-d UND li: ZWEITENS re: n-a-g-y-k-a-n-i-z-s-a“.

Die Neuordnung von Textsegmenten bedeutet in diesem Fall das Vorziehen der Ortsangabe an den Anfang des Satzes, was bei einem langen Satz wie diesem für das Verständnis wichtig ist. In diesem Fall und in der gesamten Translation ist als eine der Lösungsstrategien die Verwendung des Indizes, der in der Glossentranskription als „IX-oben (erh„IX-obener re-Zeigefinger)“ dargstellt wurde, zu erkennen. Diese Gebärde mutet wie

ein „ABER“ an, hat aber – wie auch in der gesprochenen Sprache – die Funktion des so genannten „Luftholens“, wenn ein Gliedsatz eingefügt oder ein Beistrich beim Vorlesen intoniert oder aber einfach ein neues Thema eingeführt wird. Auffällig ist auch das mehrmalige Einfügen der Zeitangabe DAMALS, sowie die nochmalige Wiederholung der Gebärde FÜRST, um den folgenden Gliedsatz (wie in der ÖGS üblich) mit dem Subjekt zu beginnen.

Darüber hinaus war es ein zentrales Ziel beim Erstellen der gebärdeten Translation, flüssig und ohne Unterbrechung zu gebärden, damit innerhalb eines Absatzes nicht zwei Versionen durch Schnittarbeit verbunden werden müssen. Eine solche ZT-Produktion setzt jedoch eine analytische Betrachtung der Textsegmente voraus, um sich u.a. den ZT besser bzw. auswendig merken zu können (vgl. Hofstätter/Stalzer 2009). Daher trifft auch in diesem Fall der SS-Üs-Parameter auf die hier „übersetzte“ Webseite zu.

kürzere Dolmetsch-

einheiten lange

Übersetzungs-einheiten SS-Üs:✓

Der ganze Text wurde nach dem Durchlesen in die ÖGS „übersetzt“ (vgl.

Hofstätter/Stalzer 2009). In diesem Fall ist für genauere Ausführungen auf den vorigen Parameter in dieser Kategorie, die „systematische Ordnung von Textsegmenten“, zu verweisen, da auch diese beiden Parameter eng miteinander in Verbindung stehen. Auf jeden Fall wurden für diesen Translationsauftrag lange „Übersetzungseinheiten“ bearbeitet, was ebenso mit der schon angesprochenen Makro- und Mikroanalyse einhergeht, und wodurch der zu „übersetzende“ Text vor der tatsächlichen Translation genau analysiert wird. Somit können lange Textsegmente auf einmal „übersetzt“ werden, da hier nicht auf SprecherInnen o.ä. gewartet werden muss, um den Text weiter zu bearbeiten.

Textkomprimierung

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