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6 Vergleich der Fangergebnisse mit den Daten der Revierkartierungen

10.8 Prädationsmuster

Anhand von Ausraubraten an Kunstnestern sollte herausgefunden werden, welche Neststand-orte ein erhöhtes Prädationsrisiko bedingen. Zu Beginn der Hauptbrutzeit (4.-8. Mai 1998), zwei Wochen später (18.-22. Mai) und zwischen dem 16.-20. Juni wurden zweimal 377 Kunstnester an Hecken ausgebracht, im Juni folgten nochmals 162 Nester. Die zweite Ausbringung ist eine Replikation der ersten, im Juni wurden andere Standorte für die Kunstnester ausgewählt.

Die benutzen Nester waren selbstgefertigte Drahtkörbchen aus wabenförmigem, grünem Zaundraht mit 20 mm Maschenweite, die jeweils an einer 0,6 mm starken Betonstahlstange befestigt und in der Höhe verstellbar waren (Abb. 23). In die Körbchen wurde feines Stroh eingedreht und jeweils ein Wachtelei eingelegt. Die Eier der Zwergwachtel Coturnix japonica wurden von einem Geflügelzüchter bezogen. Der ockerfarbene Grund mit braun-schwarzer Fleckung ließ die Eier in den Nestern unauffällig erscheinen. Die Maße der Wachteleier lagen bei 350 mm (min 315 - max 390 mm, S=0,2) * 267 mm (min 250 – max 285 mm, S=0,1) für 24 ausgemessene Eier.

Die Ausbringung der Nester erfolgte in Abständen von jeweils 10 m, auf beiden Heckenseiten gegenseitig um 5 m versetzt. Jedes Nest konnte durch die Stange unabhängig von umgeben-den Strukturen in jeweils etwa 0,5 m Höhe und 0,5 m vom Gehölzrand eingerückt an der Hecke plaziert werden. Damit sollte in etwa der Nestortwahl von Grasmückenarten, Hecken-braunelle und Goldammer entsprochen werden. Mit der systematischen Ausbringung der Nester entlang der Hecken ergab sich eine zufällige Auswahl von Neststandorten.

Abb. 23: Zur Anschauung freigestellte Kunstnester vor der Plazierung in der Hecke

Die Nester wurden jeweils einmal nach drei Tagen und dann abschließend nach sieben Tagen kontrolliert. Erhaltene Eier wurden nach Ablauf der Woche wieder eingesammelt.

Mit diesem Ansatz sollten zwei Fragen behandelt werden, erstens: Gibt es Unterschiede der Nestverlustraten in Abhängigkeit des Fortschritts der Brutzeit? Zweitens: Welche Neststand-ortparameter bieten den besten Schutz vor Nesträubern?

Zum Vergleich relativer Häufigkeiten wurde der Z-Test (SACHS 1992) angewendet, die Analyse der wichtigsten Neststandortvariablen erfolgte anhand einer schrittweise vorwärts durchgeführten binären Logistischen Regression mit SPSS Version 10.07. Das Aufnahme-kriterium für Variablen wurde auf p<0,05, für die Eliminierung einer Variablen aus dem Modell wurde mit p<0,1 festgelegt. In die Analyse wurden 496 Nester einbezogen, für die folgende Parameter jeweils am Neststandort erhoben wurden:

Heckenhöhe und Heckenbreite [m, 0,5 m Messgenauigkeit]

Heckendichte [vier Klassen, 1 m² großer Karton mit Rot-Weiß-Karo zur Abschätzung der Geästdichte in Brusthöhe zwischen Heckenmitte und –rand]

Nestsichtbarkeit von oben und von den Seiten [vier Klassen, 1 dm² Karton mit Rot-Weiß-Karo à 1 cm² zur Abschätzung von vier Sichtbarkeitsklassen jeweils 0,5 m über bzw.

von vier Seiten des Nests. Die Nestsichtbarkeit von der Seite wurde aus vier Werten gemittelt und einer der vier Klassen zugeordnet.]

Vegetation um das Nest [drei Klassen zur Einschätzung der Wahrnehmbarkeit des Kunstnestes vom Heckenrand in Abhängigkeit zur Vegetation vor dem Nest; Nest fast frei von umgebender Vegetation bis Nest fast vollständig von Vegetation verdeckt.]

Saum vorhanden oder nicht [binär, Krautsaum wurde als vorhanden angesehen, wenn Feldnutzung oder Wegbau nicht unmittelbar an die Gehölzstruktur der Hecke heran-reichten.]

Saumbreite und Saumhöhe [m, Breite des Krautsaums wurde zwischen Gehölzrand der Hecke in 0,5 m Höhe und dem Beginn der Nutzflächen gemessen, die Höhe wurde in der Mitte des Krautsaums gemessen, als Entfernung zwischen einer auf der Vegetation aufliegenden Pappscheibe und dem Boden. Die mittig von einem Stab geführte Pappfläche wurde zu diesem Zweck auf die Vegetation fallen gelassen. Messpunkte waren Bodenoberfläche und Höhe der Pappscheibe am Führungsstab.]

Exposition [acht Himmelsrichtungen wurden jeweils binär erfasst.]

Die Erfassung und Beschreibung aller Variablen in Bezug auf das einzelne Nest setzt voraus, dass keine übergeordneten Ereignisse auf die Ausraubwahrscheinlichkeit eines Nestes wirken.

Es ist aber durchaus realistisch anzunehmen, dass bestimmte Nesträuber nur in bestimmten Hecken vorkommen und darin dann sehr viele Nester finden und in anderen Hecken gar nicht danach suchen. Um zu überprüfen, ob Nester 'heckenweise' ausgeraubt werden, wurde überprüft, ob ein Nest mit höherer Wahrscheinlichkeit ausgeraubt wird, wenn das Nachbarnest ausgeraubt wurde (Logistische Regression, SPSS 10.07). Dazu wurde mit einer neuen unabhängigen Variablen 'Nachbar' beschrieben, ob eines der unmittelbar benachbarten Nester ausgeraubt worden ist.

Um den Einfluss von Heckenstrukturen, Landschaftsparametern und Auswirkungen von Nutzungsformen auf die Prädation von Kunstnestern zu analysieren, wurden 1999 in 41 Hecken jeweils sechs Nester (drei je Seite) für eine Woche exponiert. Der Abstand zwischen den Nestern betrug 25 m, ansonsten erfolgte die Positionierung der Kunstnester wie im Vorjahr. Mit einer Logistischen Regression wurden die wichtigsten Variablen zur Klassifizie-rung extrahiert, die Irrtumswahrscheinlichkeit für eine aufzunehmende Kriteriumsvariable wurde auf p<0,1 heraufgesetzt, um mehr als nur eine unabhängige Variable in das Modell aufnehmen zu können. Die abhängige Variable wurde binär beschrieben, als Hecke komplett ausgeraubt oder nicht.

Im Einzelnen wurden für 41 Hecken folgende 23 Variablen aufgenommen:

Neben den zur Strukturkartierung aufgenommenen Heckenstrukturen Länge, Breite, Krautsaum, Überhälter und Heckendichte (Beschreibung siehe Abschnitt 10.1) wurden

Kern [m; Breite des von Bäumen überwachsenen Bereichs der Hecke],

Mantel [m; Breite der Strauchausprägung, Bereich zwischen Kern und Krautsaum] und Doppelhecke [binär, Hecke doppelreihig wegsäumend ausgeprägt oder nicht]

aufgenommen. Alle metrisch erfassten Heckenstrukturen wurden an den Neststandorten direkt erhoben (keine Luftbildauswertung).

Neben den zur Strukturkartierung aufgenommenen Landschaftsparametern Siedlungsnähe, Waldnähe, Wegedichte, Heckenabundanz, Heckenverbund, Acker und Brache (Beschreibung siehe Abschnitt 10.1) wurden folgende weitere Variablen aufgenommen:

Wiese, Weide oder Wald [%; an Hecke grenzende Flächennutzung],

Straße, Weg, Garten, Gebäude oder Graben [binär; an Hecke grenzend vorhanden oder nicht].

Um eine Vorauswahl zu treffen wurden nur Variablen mit p<0,4 zur Aufnahme in das Modell ausgewählt. Mit den verbliebenen 11 Variablen (Breite mit p=0,286, Kern 0,284, Mantel 0,071, Heckendichte 0,177, Doppelhecke 0,188, Siedlungsnähe 0,060, Waldnähe 0,090, Wegedichte 0,029, Wald 0,074, Straße 0,240, Weg 0,272) wurde eine Logistische Regression (binär, schrittweise vorwärts und zur Überprüfung der Validität schrittweise rückwärts) durchgeführt.

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