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Der relative Bruterfolg häufiger Brutvögel in Hecken

1 Vorhaben und Zielsetzung

5.5 Indizierung des relativen Bruterfolgs

5.5.2 Der relative Bruterfolg häufiger Brutvögel in Hecken

Aus den Fangzahlen der artspezifisch festgelegten Zeiträume wurden Quotienten (I) aus dem Verhältnis Jungvögel/Altvögel (dj/nd) gebildet, die in Tab. 15 für die fünf Jahre des Hecken-programms dargestellt sind.

Bei der Summierung der jährlich erfassten Jung- und Altvögel zeigte sich, dass 1996 das einzige Jahr im Untersuchungszeitraum war, in dem eine Abnahme des Jungvogelanteils zum Vorjahr vorlag. Sowohl 1995 als auch 1997 stieg das Verhältnis der Jungvögel zu den Altvögeln um jeweils etwa 25 % zum Vorjahr an. 1998 war trotz der Zunahme des Vorjahres nochmals eine Erhöhung des Jungvogelanteils festzustellen, so dass der insgesamt höchste Wert von 1,82 für den relativen Bruterfolg erreicht wurde.

Tab. 15: Indizierung des Bruterfolgs über das Verhältnis gefangener Jungvögel zu den Altvögeln (I), als Index aus dj/nd Fänglingen (unter Einschluss aller Erstfänge sowie der in Vorjahren beringten Vögel) und die prozentuale Veränderung dieses Index zum Vorjahr (% VJ). MW bezeichnet den Mittelwert des Index und unter N ist die Anzahl erfasster Individuen über alle Untersuchungsjahre angegeben.

1994 1995 1996 1997 1998

Art I I % VJ I % VJ I % VJ I % VJ MW N

Mönchsgrasmücke 1,32 1,14 -14 0,72 -37 1,13 57 1,43 27 1,15 1759

Gartengrasmücke 0,58 0,43 -26 0,29 -33 0,58 100 0,81 40 0,49 508

Dorngrasmücke 0,6 1,11 85 0,66 -41 0,94 42 0,75 -20 0,82 450

Klappergrasmücke 0,29 1 245 0,19 -81 0,58 205 0,52 -10 0,46 218

Nachtigall 2,75 1,4 -49 3,5 150 1,2 -66 1,66 133

Singdrossel 1,42 0,85 -40 1 18 0,36 -64 1,39 286 0,92 229

Rotkehlchen 1,65 1,08 -35 0,54 -50 1,73 220 1,53 -12 1,2 361

Heckenbraunelle 1,3 1,43 10 0,9 -37 1,19 32 2,12 78 1,37 644

Sumpfrohrsänger 0,8 0,85 6 0,42 -51 0,48 14 0,59 23 0,55 352

Gelbspötter 0,75 0,7 -7 0,48 -31 0,75 56 1,58 111 0,78 130

Zilpzalp 2,29 4,64 103 3,06 -34 3,5 14 3,24 -7 3,34 2594

Fitis 1,65 1,97 19 1,79 -9 1,55 -13 1,49 -4 1,67 715

Amsel 0,34 0,77 126 0,57 -26 0,54 -5 0,7 30 0,58 524

Goldammer 0,24 0,85 254 0,74 -13 1,31 77 2,05 56 1,1 560

Kohlmeise 2,81 2,87 2 2,13 -26 2,9 36 3,21 11 2,7 2436

Blaumeise 3,17 2,67 -16 3,56 33 3,15 -12 5,06 61 2,88 1054

Buchfink 0,22 0,59 168 0,63 7 1,08 71 0,35 -68 0,55 258

Feldsperling 0,44 2,43 452 0,57 -77 0,33 -42 0,23 -30 0,6 463

Summe aller Arten 1,34 1,66 24 1,26 -24 1,57 25 1,82 16 1,54 13388

Aus Tab. 15 geht hervor, dass 1996 für die meisten Grasmücken-Arten (Ausnahme Dorn-grasmücke) die geringste Jungvogel/Altvogel Proportion errechnet wurde. Weil auch Rot-kehlchen, Heckenbraunelle, Sumpfrohrsänger, Gelbspötter und Kohlmeise in diesem Jahr den geringsten Anteil von Jungvögeln aufwiesen, hatten 1996 insgesamt acht Arten ihren gering-sten relativen Bruterfolg. 1995 erreichten dagegen mit Dorn- und Klappergrasmücke, Amsel, Sumpfrohrsänger, Zilpzalp, Fitis und Feldsperling sieben Arten ihre jeweils höchste Jung-vogel-Altvogel Proportion. In 1995 hatten die meisten Arten den höchsten relativen Bruterfolg über den Untersuchungszeitraum, obwohl der absolut höchste Index-Wert 1998 erreicht wurde. In 1996 hatten dagegen die meisten Arten ihren niedrigsten I-Wert, so dass 1996 auch bei der Betrachtung einzelner Arten als das Jahr mit dem schlechtesten Bruterfolg gelten muss. 1997 stieg der 'relative Bruterfolg' insgesamt wieder an. Nur Amsel und Singdrossel, Feldsperling und Fitis zeigten noch eine negative Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr. Für den Fitis war von 1995 bis 1998 ein steter Rückgang des Jungvogelanteils festzustellen. 1998 zeigten mit Mönchs- und Gartengrasmücke, Heckenbraunelle, Gelbspötter, Goldammer und Kohlmeise sechs Arten ein Maximum. Nachtigall, Fitis und Feldsperling dagegen hatten ihren geringsten 'relativen Bruterfolg'. Nach 1995 tritt 1998 somit ein weiteres Jahr auf, in dem für viele Arten der höchste Bruterfolgs-Index erreicht

wird, wobei auch drei Arten mit ihren niedrigsten I-Werten dagegen stehen. Mit der Summierung des 'relativen Bruterfolgs' über die 16 häufigsten Heckenvögel wird die Dynamik der Reproduktivität über den Untersuchungszeitraum sichtbar (Abb. 12).

-0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6

1994 1995 1996 1997 1998

Summierung über n=16 Arten in 25 Hecken für N=11.871 Fänglinge

Jungvögel/Altvögel

% Veränderung

Abb. 12: Der „relative Bruterfolg“ aus dem Verhältnis der Jung- zu den Altvögeln als Summierung über 16 Arten mit N=11.871 Fänglingen aus 25 Hecken und die jeweilige prozentuale Veränderung zum Vorjahr (Arten wie in Tab. 15, ohne Feldsperling und Blaumeise).

Der geringe Bruterfolg vieler Arten 1996 wird deutlich. Die Jahre 1995, 1997 und 1998 zeigen ein einheitliches Niveau von etwa 1,4 Jungvögeln auf einen Altvogel. Anhand der Bruterfolgs-Indizes ist nur ein Vergleich über die Jahre oder zwischen verschiedenen Gebieten, aber keine qualifizierende Aussage darüber möglich, ob der Bruterfolg einer Art ausreichend ist, um die Mortalität der Population auszugleichen.

In Abb. 12 ist der Feldsperling ausgenommen, weil diese Art sehr unstet gefangen wird und infolgedessen sprunghafte Bestandszahlen zeigen kann, die nicht den tatsächlichen Brut-bestand widerspiegeln. Bei der Blaumeise ist nicht auszuschließen, dass eine unbestimmte Anzahl von Nestlingen zu den diesjährigen Fänglingen gezählt worden ist, so dass auch diese Art hier ausgeschlossen wurde.

Die Darstellung einer über die Arten summierenden Graphik kann zum optischen Vergleich mit den artspezifischen Mustern einzelner Heckenbrüter herangezogen werden (Abb. 13).

Dadurch bietet sich eine einfache Möglichkeit, festzustellen inwiefern einzelne Arten Abweichungen von dem allgemeinen Verlauf des 'relativen Bruterfolgs' zeigen.

Mönchsgrasmücke

Abb. 13: Der „relative Bruterfolg“ aus dem Verhältnis der Jung- zu den Altvögeln für Mönchs- und Dorngrasmücke, Amsel und Goldammer aus 25 Hecken und die jeweilige prozentuale Veränderung zum Vorjahr, für N der Arten siehe Tab. 15.

E: Die in Abb. 13 dargestellten Arten hatten 1996 die größte negative Abweichung zum Vorjahr und stimmen darin mit der Summierung über alle Arten (Abb. 12) überein. Der 'relative Bruterfolg' von Mönchsgrasmücke und Goldammer verdoppelte sich zwischen 1996 bis 1998, während bei Amsel und Dorngrasmücke 1995 das erfolgreichste Brutjahr war. Nach der schlechten Brutsaison 1996 zeigte nur die Amsel 1997 nochmals einen Rückgang im 'relativen Bruterfolg', während 1998 die Dorngrasmücke die einzige Art war, die eine negative Abweichung zum Vorjahr aufwies.

D: Diese Beispiele zeigen, dass die brutökologischen Bedingungen in den Hecken für die Arten unterschiedliche Auswirkungen haben können: Durch Unterschiede im Beginn des Brutgeschäfts können Witterungsbedingungen je nach Vogelart in anderer Weise wirken, unterschiedliche Anpassungen an einen in Hecken sehr hohen Prädationsdruck erzeugen unterschiedliche Verluste und die Arten nutzen ein spezifisches Nahrungsangebot, das anthropogen bedingt sehr starken Veränderungen unterliegen kann.

Die Bedeutung der Indizierung des Bruterfolgs liegt darin, dass Habitate auf der Basis ihrer populationsökologischen Funktion verglichen und bewertet werden können und nicht allein durch die Anzahl anwesender Individuen, was einen erheblichen qualitativen Unterschied darstellt. Die Jahre 1995, 1997 und 1998 zeigten die höchsten Werte für den relativen

Bruterfolg von Singvögeln in Hecken. 1996 wurden dagegen die meisten Erstfänge an adulten Vögeln gemacht (Tab. 11). Aufgrund der Anzahl registrierter Individuen würde man davon ausgehen, dass 1996 das erfolgreichste Jahr war, weil die Vogeldichte am höchsten war. Die Untersuchung des relativen Bruterfolgs zeigte aber, dass die Produktivität der höheren Anzahl von Altvögeln 1996 nicht in proportional zu den Vergleichsjahren war. Die Anzahl von Jungvögeln war 1996 geringer als 1997 und 1998 (Tab. 49). An diesem Beispiel zeigt sich die Bedeutung und die Notwendigkeit eines integrierten Erfassens von Vogelpopulationen, wenn es um die Bewertung von Bestandsverläufen oder die Beurteilung von Habitaten geht.