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Postalische Befragung

7   Vorgehen und Ziele der empirischen Untersuchungen

7.1   Postalische Befragung

Mit dem Ziel, mittels einer Fragebogenaktion in der Region Sachsen-Anhalt den Stand der forstlichen Zertifizierung genauer zu erheben und auf Basis des „regionalen Stimmungsbildes“ sowohl zertifizierter als auch nicht zertifizierter Betriebe in der Region die formulierten Thesen zu hemmenden und fördernden Aspekten der Zertifizierung zu prüfen, wurden zunächst die methodischen Grundlagen zur Datenerhebung (Fragebögen) und der vorgesehenen Auswertung (Interpretationsgrundlagen) erarbeitet.

Da Aufbau und Struktur der Fragebögen zum einen an die Zielstellung und zum anderen im Sinne des zu erzielenden Erfolgs (Rücklaufquote) einigen grundlegenden Anforderungen gerecht werden mussten, wurden diese nach einem ersten Entwurf mit Mitgliedern der projektbegleitenden Expertengruppe sowie mit ausgewählten Testbetrieben einem Pre-Check unterzogen und entsprechend der Hinweisen dieser Gruppen angepasst. Zu den Grundanforderungen an die Fragebögen zählten unter anderem:

– Verständlichkeit und Wortwahl, – geringer Umfang,

– Vollständigkeit hinsichtlich der geplanten Auswertung,

– „Freiheitsgrade“ zur Beantwortung und „Suggestionsfreiheit“.

Um eine möglichst hohe Rücklaufquote in der Fragebogenaktion zu erreichen, wurde diese zum einen durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen begleitet, zum anderen erfolgte der Versand und die Verteilung der Fragebögen an die entsprechenden Zielgruppen mit Unterstützung regionaler Verbände und Stakeholder.

Aufbau und Struktur des jeweils 4-seitigen Fragebogens wurden mit dem Ziel einer zertifizierungssystem- und zielgruppenübergreifenden Vergleichbarkeit der Rückläufe zunächst grundlegend gleich gestaltet. Er umfasste Fragen zum Stand der Zertifizierung (zertifiziert/ nicht zertifiziert), ggf. der Art des Zertifikates, zu Aufwand und Nutzen der Zertifizierung aus betrieblicher Sicht.

Diese allgemein zu ermittelnden Angaben wurden durch einen Bereich zu allgemeinen Angaben, die für eine statistische Auswertung der Ergebnisse (Demografie der Stichprobe) erforderlich waren, ergänzt. Insbesondere die in diesem Bereich verankerten Fragen führten zu einer zielgruppenspezifischen Individualisierung der Fragebögen, so dass jeweils für die Waldeigentümer, die Forstunternehmen und die Verarbeiter/Händler geringfügige Spezifika im Fragebogen gegeben waren.

Einige ausgewählte Beispiele sollen den Aufbau des Fragebogens, die formulierten Fragen und die individualisierten Bereiche illustrieren.

Beispiel 1: Befragung der Waldeigentümer nach dem Stand der Zertifizierung und der Art des Zertifikats (vgl. Abb. 17).

Projektbericht: Vergleich forstlicher Zertifizierungssysteme 47 Vorgehen und Ziele der empirischen Untersuchungen

Abb. 17 Auszug aus dem Fragebogen für Waldeigentümer (Frage 1)

Beispiel 2: Befragung der forstlichen Dienstleistungsunternehmen nach dem Stand der Zertifizierung und der Art des Zertifikats (vgl. Abb. 18).

Abb. 18 Auszug aus dem Fragebogen für forstliche Dienstleistungsunternehmen (Frage 1)

Beispiel 3: Befragung der Zielgruppe Verarbeiter/Händler nach dem Stand der Zertifizierung und der Art des Zertifikats (vgl. Abb. 19).

Projektbericht: Vergleich forstlicher Zertifizierungssysteme 48 Vorgehen und Ziele der empirischen Untersuchungen

Abb. 19 Auszug aus dem Fragebogen für die Holzverarbeiter und Händler (Frage 1)

Bei allen Befragten wurde darüber hinaus (falls zutreffend) erhoben, wie der aktuelle Status der Zertifizierung ist (vgl. Beispiel 4: für forstliche Dienstleistungsunternehmen und Holzhändler in Abb. 20), wann die erstmalige Zertifizierung erfolgte und aus welchen Gründen.

Abb. 20 Frage nach dem Status der Zertifizierung

Die Erfassung der Gründe der Zertifizierung bzw. Nichtzertifizierung basiert auf der Erfassung des psychologischen Konstruktes der sog. „Einstellung“ zu einem Untersuchungsgegenstand (Einstellungsobjekt). Bei dem psychologischen Konstrukt

„Einstellung“ handelt es sich allgemein um eine dauerhafte (über einen längeren Zeitraum bestehende) und allgemeine (da sich die Einstellung auf mehr bezieht, als nur auf ein vorrübergehendes Ereignis) Beurteilung von Menschen, Objekten oder Themen die dem Prinzip der Konsistenz folgt [vgl. Solomon et al. 2001, S. 153 - 154].

Fragebogen Waldbesitz

Fragebogen forstliche Unternehmer und

Unternehmen der Holzver-arbeitung und nachgelagerter Bereiche

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Die „Einstellung“ der befragten Betriebe zur Zertifizierung wurde anhand zunächst vorgegebener, auf Basis der Thesen und der Pre-Checks des Fragebogens erstellter Antwortmöglichkeiten ermittelt. Diese sollten auf Basis der Entscheidung „Trifft zu“

bzw. „Trifft nicht zu“ beantwortet werden.

Beispiel 5 zeigt exemplarisch die entsprechende Frage aus den Fragebogen für die Waldeigentümer (vgl. Abb. 21).

Abb. 21 Frage zur Erhebung von Gründen einer Zertifizierung

Analog erfolgte, wie Abb. 22 als Beispiel 6 zeigt, die Abfrage der Gründe einer Nichtzertifizierung.

Abb. 22 Frage zur Erhebung von Gründen der Nichtzertifizierung

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Neben Fragen zu den Gründen der Zertifizierung/Nichtzertifizierung wurde eine Frage zur Erhebung des realen (zutreffend für zertifizierte Betriebe) oder geschätzten (zutreffend für nichtzertifizierte Betriebe) internen Aufwands der Zertifizierung (Vorbereitung der Zertifizierung, Auditierung, Nachbereitung, Fortlaufende Dokumentation gemäß der Zertifikatsvorgaben) formuliert. Zur Beantwortung war eine Klassifikation in „gering“, „mittel“ und „hoch“ vorzunehmen (vgl. Beispiel 7 in Abb.

23).

Abb. 23 Frage nach der Aufwandseinschätzung im Prozess der Zertifizierung

Um einerseits den für den Fragebogen gewünschten „Freiheitsgraden“ zur Beantwortung und der „Suggestionsfreiheit“ sowie des Verhinderns von Antworten, die soziale Erwünschtheit implizieren Rechnung zu tragen und andererseits die Konsistenz der Antworten bezüglich der Gründe der Zertifizierung/Nichtzertifizierung prüfen zu können, wurde die Möglichkeit gegeben, in einem Bereich ohne vorformulierte Antworten bestehende positive und negative Assoziationen mit einer forstlichen Zertifizierung jeweils „frei“ zu formulieren (vgl. Beispiel 8 in Abb. 24).

Abb. 24 Frage nach positiven und negativen Assoziationen mit forstlicher Zertifizierung

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Im Fragekomplex „Allgemeines“ wurden die o.g. Angaben zum Betrieb (z.B.

Gründungsjahr, Mitarbeiteranzahl, angebotene Dienstleistungen, technische Ausstattung u.a.), für die Ermittlung der Demografie der Stichprobe und spätere statistische Auswertungen erfragt (vgl. Beispiel 9 in Abb. 25).

Abb. 25 Fragenkomplex Allgemeines (Auszug aus dem Fragebogen der Waldeigentümer)

Mit dem Ziel, die teilnehmenden Betriebe bedarfsweise über die Ergebnisse der Untersuchung informieren zu können schloss der Fragebogen mit einer entsprechenden Frage zum Informationswunsch.

Abb. 26 Angabe zum Informationswunsch

alternativ für Kommunen:

„Ich antworte als kommunaler Waldbesitzer…“

alternativ für den Bund:

„Ich antworte für den Bundeswald…“

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Einhergehend mit der Frage nach dem Informationswunsch wurde, vor dem Hintergrund der Ermittlung potenzieller Interviewpartner für weitere Befragungen auch die Frage nach der Bereitschaft zur Mitwirkung an weiteren Datenerhebungen formuliert (vgl. Abb. 26).